Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
- H.-H. Skolem
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Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Wenn ein Mensch stirbt, lässt er eine Welt zurück. Hinterlässt Freunde, Familie, manchmal Kollegen, Nachbarn und Bekannte. Zumindest, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat.
Doch was oder wen lässt ein 10-jähriger Junge zurück? Seine Eltern? Schulkameraden? Freunde aus der Jugendgruppe? Sein Lieblingsstofftier?
Diese Trauerfeier war keine alltägliche für Skolem. Lange hatte er an der Rede gearbeitet. Hatte alle Informationen, die ihm die Eltern des kleinen Kyle mitgeteilt hatten, in dieser Rede untergebracht. Hatte mit Freunden, Lehrern und Verwandten gesprochen. Und jetzt stand er hier, an dem Grab des Jungen, vor sich die Eltern und die gesamte Trauergemeinde. Skolem rief sich den Text in Erinnerung, den er für diesen Moment erdichtet hatte. Schon wollte er mit den ersten Worten beginnen, als er inne hielt.
Das war falsch. Er spürte es in den Tiefen seiner Knochen, fühlte es in jeder Faser seines Leibes. Und so begann er zu sprechen – frei und aus dem Bauch heraus. Er lässt Worte funkeln - Perlen, die wie Sternenstaub aufwehen. Er lässt verbale Melodien fließen, lässt kleine Wunder in den Herzen der Anwesenden geschehen. Und tatsächlich: er rührt sie - und er schürt sie - und er zerreißt sie Wort für Wort und Ton für Ton. Bis ein jeder glaubt, sein Herz zerspringt. Und genau in diesem Moment sammelt er sie um das Grab und zeigt ihnen, wie sie mit ihrer Trauer umgehen können. Mit dieser unendlichen Trauer, dieser unwägbaren Last. So setzt er sie wieder zusammen, baut sie auf und beendet schließlich die Andacht.
Nachdem er sich verabschiedet hatte, geht Skolem ein paar Schritte über den Friedhof. Sobald er allein ist, holt er den silbernen Flachmann heraus, doch nimmt er nicht nur einen Schluck. Er setzt an ... und trinkt - trinkt den Whiskey wie Wasser. Leert den Flachmann bis über die Hälfte in nur einem Zug. Dann lässt er nicht nur einen Tropfen, sondern einen ganzen Schwall daraus auf den Boden niedergießen. Und mit Trauer in der Stimme spricht er die ewigen Worte.
Wie in Trance tragen ihn seine Füße über den Todesacker. Bis er nach fast einer halben Stunde ziellosem Umherlaufens um eine Kurve biegt und einen jungen Mann vor einem der Gräber stehen sieht. Irgendwie wirkt dieser fehl am Platz - so bunt gekleidet. Und doch erscheint er sehr bedächtig.
Skolem verlangsamt seinen Schritt, bis er schließlich eine Bank in der Nähe erreicht. Dort lässt er sich nieder und seinen Blick über die Gräber in der näheren Umgebung schweifen.
Doch was oder wen lässt ein 10-jähriger Junge zurück? Seine Eltern? Schulkameraden? Freunde aus der Jugendgruppe? Sein Lieblingsstofftier?
Diese Trauerfeier war keine alltägliche für Skolem. Lange hatte er an der Rede gearbeitet. Hatte alle Informationen, die ihm die Eltern des kleinen Kyle mitgeteilt hatten, in dieser Rede untergebracht. Hatte mit Freunden, Lehrern und Verwandten gesprochen. Und jetzt stand er hier, an dem Grab des Jungen, vor sich die Eltern und die gesamte Trauergemeinde. Skolem rief sich den Text in Erinnerung, den er für diesen Moment erdichtet hatte. Schon wollte er mit den ersten Worten beginnen, als er inne hielt.
Das war falsch. Er spürte es in den Tiefen seiner Knochen, fühlte es in jeder Faser seines Leibes. Und so begann er zu sprechen – frei und aus dem Bauch heraus. Er lässt Worte funkeln - Perlen, die wie Sternenstaub aufwehen. Er lässt verbale Melodien fließen, lässt kleine Wunder in den Herzen der Anwesenden geschehen. Und tatsächlich: er rührt sie - und er schürt sie - und er zerreißt sie Wort für Wort und Ton für Ton. Bis ein jeder glaubt, sein Herz zerspringt. Und genau in diesem Moment sammelt er sie um das Grab und zeigt ihnen, wie sie mit ihrer Trauer umgehen können. Mit dieser unendlichen Trauer, dieser unwägbaren Last. So setzt er sie wieder zusammen, baut sie auf und beendet schließlich die Andacht.
Nachdem er sich verabschiedet hatte, geht Skolem ein paar Schritte über den Friedhof. Sobald er allein ist, holt er den silbernen Flachmann heraus, doch nimmt er nicht nur einen Schluck. Er setzt an ... und trinkt - trinkt den Whiskey wie Wasser. Leert den Flachmann bis über die Hälfte in nur einem Zug. Dann lässt er nicht nur einen Tropfen, sondern einen ganzen Schwall daraus auf den Boden niedergießen. Und mit Trauer in der Stimme spricht er die ewigen Worte.
Wie in Trance tragen ihn seine Füße über den Todesacker. Bis er nach fast einer halben Stunde ziellosem Umherlaufens um eine Kurve biegt und einen jungen Mann vor einem der Gräber stehen sieht. Irgendwie wirkt dieser fehl am Platz - so bunt gekleidet. Und doch erscheint er sehr bedächtig.
Skolem verlangsamt seinen Schritt, bis er schließlich eine Bank in der Nähe erreicht. Dort lässt er sich nieder und seinen Blick über die Gräber in der näheren Umgebung schweifen.
- Adrian Williams
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Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Ja, er war bunt gekleidet. Es war einfach seine Art. Er hatte kaum andere Dinge im Schrank. Und die jetzt zu tragen wäre geschmacklos gewesen. Dennoch fühlte er sich nicht bunt, sondern eher grau. Ein kneifendes Gefühl lag in seiner Brust, die Schwere seines Herzens.
Adrian stand vor dem Grabstein und starrte mit unbewegter Miene hinab auf die Inschrift.
Nicole Williams
geb. Tremblay
14.08.1973 - 29.10.2023
Immer in unseren Herzen
Vor dem Stein stand ein Keramikkürbis, aus dessen Augen das flackernde Licht einer LED wie gespenstisches Kerzenlicht blinkte. Dazu eine kleine Gummifledermaus und eine Schüssel mit Süßigkeiten. "Ich weiß, es is noch zu früh, aber wir haben schonmal für dich gesammelt." sagte eine kleine Stimme, mit heraus gedrücktem Enthusiasmus.
Das Zerren in Adrians Brust arbeitete sich langsam nach oben, während seine Gedanken zurück in die Vergangenheit flogen. Er wusste nicht, woran er hätte denken sollen. Auch mit ihr sprechen, als wäre sie noch hier? Es gelang ihm nicht, daran zu glauben. Als er die Tränen bereits wie einen Kloß im Hals aufziehen spürte, war da plötzlich ein Zittern an seiner Hand. Sein Blick blieb auf den Grabstein gerichtet. Er brauchte nicht hinzusehen, wollte nicht hinsehen. Es wäre der letzte Schlag, der nötig war um seinen emotionalen Turm zum Einsturz zu bringen. Stattdessen ging er in die Hocke und zog das kleine Wesen, dessen Hand er hielt, eng an sich heran. Er umschlang das nun schluchzende und bebende Etwas mit seinen Armen und hielt ihren Kopf gegen seine Schulter gepresst.
Auch seine Augen waren feucht. Aber er wollte sich nicht erlauben, es ausbrechen zu lassen. Sie war fort. Aber er war noch hier, hatte ihre Verpflichtung geerbt. Und er würde sie nicht enttäuschen, auch wenn er gerade jetzt ziellos in die Ferne starrte. Er würde stark bleiben, für sie, für sie beide. "Ich bin hier." er schluckte, lockerte seine verkrampft werdende Umarmung um Sicherheit statt eigenen Schmerz auszustrahlen. Aber er hatte keine Ahnung, ob es funktionierte. Vermutlich nicht, denn jetzt drückte sie zurück, auch wenn ihr Schluchzen eher stärker als schwächer wurde.
Adrian stand vor dem Grabstein und starrte mit unbewegter Miene hinab auf die Inschrift.
Nicole Williams
geb. Tremblay
14.08.1973 - 29.10.2023
Immer in unseren Herzen
Vor dem Stein stand ein Keramikkürbis, aus dessen Augen das flackernde Licht einer LED wie gespenstisches Kerzenlicht blinkte. Dazu eine kleine Gummifledermaus und eine Schüssel mit Süßigkeiten. "Ich weiß, es is noch zu früh, aber wir haben schonmal für dich gesammelt." sagte eine kleine Stimme, mit heraus gedrücktem Enthusiasmus.
Das Zerren in Adrians Brust arbeitete sich langsam nach oben, während seine Gedanken zurück in die Vergangenheit flogen. Er wusste nicht, woran er hätte denken sollen. Auch mit ihr sprechen, als wäre sie noch hier? Es gelang ihm nicht, daran zu glauben. Als er die Tränen bereits wie einen Kloß im Hals aufziehen spürte, war da plötzlich ein Zittern an seiner Hand. Sein Blick blieb auf den Grabstein gerichtet. Er brauchte nicht hinzusehen, wollte nicht hinsehen. Es wäre der letzte Schlag, der nötig war um seinen emotionalen Turm zum Einsturz zu bringen. Stattdessen ging er in die Hocke und zog das kleine Wesen, dessen Hand er hielt, eng an sich heran. Er umschlang das nun schluchzende und bebende Etwas mit seinen Armen und hielt ihren Kopf gegen seine Schulter gepresst.
Auch seine Augen waren feucht. Aber er wollte sich nicht erlauben, es ausbrechen zu lassen. Sie war fort. Aber er war noch hier, hatte ihre Verpflichtung geerbt. Und er würde sie nicht enttäuschen, auch wenn er gerade jetzt ziellos in die Ferne starrte. Er würde stark bleiben, für sie, für sie beide. "Ich bin hier." er schluckte, lockerte seine verkrampft werdende Umarmung um Sicherheit statt eigenen Schmerz auszustrahlen. Aber er hatte keine Ahnung, ob es funktionierte. Vermutlich nicht, denn jetzt drückte sie zurück, auch wenn ihr Schluchzen eher stärker als schwächer wurde.
- H.-H. Skolem
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- Registriert: Di 2. Sep 2025, 18:15
Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Skolem beobachtet den jungen Mann weiter, nimmt jetzt erst wahr, dass er ein kleines Mädchen an seiner Hand hält. Die Worte, die sie miteinander sprechen, versteht er nicht, dazu ist er zu weit entfernt. Aber das Schluchzen in der Stimme des Mädchens kann er deutlich wahrnehmen. Und auch den Schmerz fühlen, der damit einhergeht. Er nimmt noch einen kräftigen Zug aus dem Flachmann und erhebt sich dann. Langsam und bedächtig schreitet er auf die beiden zu, achtet dabei aber darauf, genug Geräusche auf dem Kiesweg zu machen, dass sie ihn hören können, denn er möchte sie nicht erschrecken.
Als er nah genug herankommt, um die Inschrift auf dem Grabstein lesen zu können, ahnt er Schlimmes. Bedächtig nähert er sich den zwei Trauernden und bleibt mit etwas Abstand neben dem jungen Mann stehen. Ohne ihn anzuschauen, fragt er nur mit warmer, ruhiger Stimme in den leeren Raum hinein: "Eure Mutter?"
Als er nah genug herankommt, um die Inschrift auf dem Grabstein lesen zu können, ahnt er Schlimmes. Bedächtig nähert er sich den zwei Trauernden und bleibt mit etwas Abstand neben dem jungen Mann stehen. Ohne ihn anzuschauen, fragt er nur mit warmer, ruhiger Stimme in den leeren Raum hinein: "Eure Mutter?"
- Adrian Williams
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- Registriert: Do 18. Sep 2025, 16:29
Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Die nahenden Schritte wirkten wie ein Dämpfer für das Beben in dem kleinen Körper. Adrian spürte, wie sich die Kleine zusammennahm um ihre Trauer zu verstecken. Sie wischte sich mit dem Ärmel schniefend über die Augen.
Auch er selbst fasste sich noch etwas mehr. Es war gut, so einen äußeren Reiz zu haben um sich dem Abgrund nicht ganz hinzugeben. Noch im hocken zog er ein Taschentuch hervor und drückte es dem Mädchen in die Hand, die eilig begann, sich damit zu bearbeiten. Sie legte in letzter Zeit viel Wert darauf, wie sie wahrgenommen wurde.
Dann erhob Adrian sich, mit dem Körper Deckung für seine Schwester bietend und drehte sich dem Fremden zu.
"Ja..." um die unangenehme Stille zu füllen, fügte er hinzu "Heute ist ihr Todestag." auch wenn der Mann das schon selbst gelesen hatte.
Hinter ihm kam schließlich ein junges Mädchen mit roten Augen zum Vorschein. Sie trug einen schwarzen Zopf und eine dünne, rote Übergangsjacke. Jetzt fixierte sie Skolem mit unsicherem Blick irgendwo zwischen Furcht und Trotz.

Auch er selbst fasste sich noch etwas mehr. Es war gut, so einen äußeren Reiz zu haben um sich dem Abgrund nicht ganz hinzugeben. Noch im hocken zog er ein Taschentuch hervor und drückte es dem Mädchen in die Hand, die eilig begann, sich damit zu bearbeiten. Sie legte in letzter Zeit viel Wert darauf, wie sie wahrgenommen wurde.
Dann erhob Adrian sich, mit dem Körper Deckung für seine Schwester bietend und drehte sich dem Fremden zu.
"Ja..." um die unangenehme Stille zu füllen, fügte er hinzu "Heute ist ihr Todestag." auch wenn der Mann das schon selbst gelesen hatte.
Hinter ihm kam schließlich ein junges Mädchen mit roten Augen zum Vorschein. Sie trug einen schwarzen Zopf und eine dünne, rote Übergangsjacke. Jetzt fixierte sie Skolem mit unsicherem Blick irgendwo zwischen Furcht und Trotz.

- H.-H. Skolem
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Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Mit ruhiger, andächtiger Stimme spricht Skolem: "Ich bin zu lange in diesem Bereich beschäftigt, als dass ich nicht wüsste, wie albern dieses "mein Beileid" ist und klingt. Es sagt mehr über diejenigen aus, die es von sich geben, denn es zeigt eben, dass sie sich nie wirklich mit Verlust oder dem Tod auseinandergesetzt haben."
Skolem greift in sein Jackett, holt seinen silbernen Flachmann heraus und nimmt einen Schluck. Dann bietet er Adrian das Gefäß an. "Möchtest du? Ich bin übrigens Skolem. Und nein, keine Angst, ich bin kein Perversling, der hier rumlungert, um junge Leute anzusprechen - ich arbeite hier. Bin Bestatter und leite Trauerfeiern und Beerdigungen." Er fischt eine Visitenkarte aus dem Etui und reicht sie dem jungen Mann vor sich.
Dann widmet er sich dem jungen Mädchen hinter Adrian. Er geht in die Hocke, schaut sie an und spricht: "Und wer bist du, junge Dame? Bestimmt bist du nur hier, weil sich dein Bruder (Skolem weiß es nicht, interpretiert das Bild aber so) nicht allein auf den Friedhof traut, oder?" Damit lächelt er sie an und fischt einen Cookie aus seiner anderen Jacketttasche. "Magst du?"
Skolem bietet ihr den Keks an, schaut davor aber kurz zu dem jungen Mann auf, als wollte er sein Einverständnis einholen. Und er hoffte, dass der junge Mann verstand, dass Skolem nur das Selbstbewusstsein des Mädchens stärken und ihr etwas Mut machen wollte.
Skolem greift in sein Jackett, holt seinen silbernen Flachmann heraus und nimmt einen Schluck. Dann bietet er Adrian das Gefäß an. "Möchtest du? Ich bin übrigens Skolem. Und nein, keine Angst, ich bin kein Perversling, der hier rumlungert, um junge Leute anzusprechen - ich arbeite hier. Bin Bestatter und leite Trauerfeiern und Beerdigungen." Er fischt eine Visitenkarte aus dem Etui und reicht sie dem jungen Mann vor sich.
Dann widmet er sich dem jungen Mädchen hinter Adrian. Er geht in die Hocke, schaut sie an und spricht: "Und wer bist du, junge Dame? Bestimmt bist du nur hier, weil sich dein Bruder (Skolem weiß es nicht, interpretiert das Bild aber so) nicht allein auf den Friedhof traut, oder?" Damit lächelt er sie an und fischt einen Cookie aus seiner anderen Jacketttasche. "Magst du?"
Skolem bietet ihr den Keks an, schaut davor aber kurz zu dem jungen Mann auf, als wollte er sein Einverständnis einholen. Und er hoffte, dass der junge Mann verstand, dass Skolem nur das Selbstbewusstsein des Mädchens stärken und ihr etwas Mut machen wollte.
- Adrian Williams
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Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Eine steile Falte stand auf der Stirn des jungen Mannes mit den gefärbten Haaren. Er hörte dem altmodisch gekleideten Kerl zu, versuchte zu ergründen, weshalb sie dieses Gespräch führten. Als er den Verdacht ablehnte, ein Perversling zu sein, fühlte Adrian sich allerdings ertappt. Sein Gesichtsausdruck glättete sich, sein Blick wich Skolem einen Moment lang aus, klammerte sich an der Visitenkarte fest.
"Danke." er wies den Flachmann kopfschüttelnd von sich. Alkohol, schön und gut. Aber nicht vor dem Grab seiner Mutter, während er auf seine Schwester aufpasste, aus dem Flachmann eines Fremden. Dann beobachtete er, wie Skolem sich dem Mädchen zuwandte. Eine gewisse Anspannung war noch da, aber sie war alt genug um das selbst zu handeln - jedenfalls würde sie ihm das andernfalls lautstark erklären.
Die Kleine wich ein ganz klein wenig zurück und funkelte den Bestatter zunächst abwehrend an. Irgendwie schien sie zu erwarten, dass ihr nicht gefallen würde, wie er mit ihr reden würde. Ihr Blick wanderte bei seinen Worten zu Adrian hoch, der sich Mühe gab, keine Miene zu verziehen. Dann begann ihre feindselige Maske zu bröckeln und sie guckte schnell zur Seite, als könnte sie ihr Grinsen dadurch verbergen. Dann guckte sie wieder verstohlen zu Skolem.
"Ja, auch. Aber ich hab auch meiner Mom was zu Halloween gebracht." sie streckte ihm fachmännisch die Hand entgegen und nahm dabei die Gelegenheit wahr, beiläufig den angebotenen Cookie zu greifen. "Danke. Ich bin Cathy, Herr Skolem. Meine Mom..." ihre Lippen wurden schmaler, sie schaute traurig zum Grab hinüber. "... meine Mom fand Halloween immer mega gut. Hat mit uns eine Woche vorher Kostüme gemacht und die Wohnung geschmückt... und einen Kuchen als Kürbis gebacken. Dann ist sie an Halloween mit uns um die Häuser gezogen." mittlerweile standen ihr Tränen in den Augen, die in einer Mischung aus Verlust und freudiger Erinnerung an den Grabstein geheftet blieben. Sie lächelte. "Sie hat immer die Candy Corns gegessen. Hat immer gesagt, dass sie sich schon das ganze Jahr drauf gefreut hat." sie lachte kurz auf, musste dabei aber schniefen und drückte sich das Taschentuch ins Gesicht, das sie noch immer in der Hand hatte. "Jetzt isst Adrian die immer." sie deutete auf ihren älteren Begleiter ohne hinzusehen. "Aber wissen sie was?" ihr Grinsen, halb gezwungen und halb siegreich, wurde breiter "Sie fand die genauso scheiße wie ich. Wollte mir nur die guten Sachen übriglassen." Adrian zuckte mit den Schultern, sah etwas angespannt aus. "Also ich find die schmecken..." - "...wie gammliges Sandpapier!" sie lehnte sich zu ihrem neuen Zuhörer vor "Die haben sich mal drüber unterhalten, Herr Skolem. Dachten, ich krieg's nicht mit. Aber ich bin nich blöd!"
Adrian versuchte sich an einem Lächeln, als würde er den Humor in der Situation sehen. Aber es starb schneller als eine Eintagsfliege. Das Ganze war einfach nur peinlich und seltsam.
"Danke." er wies den Flachmann kopfschüttelnd von sich. Alkohol, schön und gut. Aber nicht vor dem Grab seiner Mutter, während er auf seine Schwester aufpasste, aus dem Flachmann eines Fremden. Dann beobachtete er, wie Skolem sich dem Mädchen zuwandte. Eine gewisse Anspannung war noch da, aber sie war alt genug um das selbst zu handeln - jedenfalls würde sie ihm das andernfalls lautstark erklären.
Die Kleine wich ein ganz klein wenig zurück und funkelte den Bestatter zunächst abwehrend an. Irgendwie schien sie zu erwarten, dass ihr nicht gefallen würde, wie er mit ihr reden würde. Ihr Blick wanderte bei seinen Worten zu Adrian hoch, der sich Mühe gab, keine Miene zu verziehen. Dann begann ihre feindselige Maske zu bröckeln und sie guckte schnell zur Seite, als könnte sie ihr Grinsen dadurch verbergen. Dann guckte sie wieder verstohlen zu Skolem.
"Ja, auch. Aber ich hab auch meiner Mom was zu Halloween gebracht." sie streckte ihm fachmännisch die Hand entgegen und nahm dabei die Gelegenheit wahr, beiläufig den angebotenen Cookie zu greifen. "Danke. Ich bin Cathy, Herr Skolem. Meine Mom..." ihre Lippen wurden schmaler, sie schaute traurig zum Grab hinüber. "... meine Mom fand Halloween immer mega gut. Hat mit uns eine Woche vorher Kostüme gemacht und die Wohnung geschmückt... und einen Kuchen als Kürbis gebacken. Dann ist sie an Halloween mit uns um die Häuser gezogen." mittlerweile standen ihr Tränen in den Augen, die in einer Mischung aus Verlust und freudiger Erinnerung an den Grabstein geheftet blieben. Sie lächelte. "Sie hat immer die Candy Corns gegessen. Hat immer gesagt, dass sie sich schon das ganze Jahr drauf gefreut hat." sie lachte kurz auf, musste dabei aber schniefen und drückte sich das Taschentuch ins Gesicht, das sie noch immer in der Hand hatte. "Jetzt isst Adrian die immer." sie deutete auf ihren älteren Begleiter ohne hinzusehen. "Aber wissen sie was?" ihr Grinsen, halb gezwungen und halb siegreich, wurde breiter "Sie fand die genauso scheiße wie ich. Wollte mir nur die guten Sachen übriglassen." Adrian zuckte mit den Schultern, sah etwas angespannt aus. "Also ich find die schmecken..." - "...wie gammliges Sandpapier!" sie lehnte sich zu ihrem neuen Zuhörer vor "Die haben sich mal drüber unterhalten, Herr Skolem. Dachten, ich krieg's nicht mit. Aber ich bin nich blöd!"
Adrian versuchte sich an einem Lächeln, als würde er den Humor in der Situation sehen. Aber es starb schneller als eine Eintagsfliege. Das Ganze war einfach nur peinlich und seltsam.
- H.-H. Skolem
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- Registriert: Di 2. Sep 2025, 18:15
Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
"Cathy - das ist ein wundervoller Name." Und für einen kleinen Moment blickt Skolem zur Seite, scheint sich sammeln zu müssen und unterdrückt eine Träne.
"Natürlich bist du nicht blöd, das hab ich sofort gesehen" sagt Skolem mit einem fast traurigen Lächeln. "Und deshalb weißt du ja auch, dass gerade an Halloween die Verbindung zu unseren Lieben noch viel stärker ist, als sonst. Was ist denn deine liebste Süßigkeit?"
Dann wendet er sich wieder dem jungen Mann zu, blickt zu ihm auf. "Ich hoffe, ich belästige euch hier nicht oder gehe euch auf die Nerven. Doch wenn du und deine Schwester mögen, würde ich euch gerne dazu einladen, eine kleine Andacht zum Gedenken an eure Mutter mit mir zu feiern. Nichts Großes, nur ein kleines Zeichen des Respekts und der Ehre."
"Natürlich bist du nicht blöd, das hab ich sofort gesehen" sagt Skolem mit einem fast traurigen Lächeln. "Und deshalb weißt du ja auch, dass gerade an Halloween die Verbindung zu unseren Lieben noch viel stärker ist, als sonst. Was ist denn deine liebste Süßigkeit?"
Dann wendet er sich wieder dem jungen Mann zu, blickt zu ihm auf. "Ich hoffe, ich belästige euch hier nicht oder gehe euch auf die Nerven. Doch wenn du und deine Schwester mögen, würde ich euch gerne dazu einladen, eine kleine Andacht zum Gedenken an eure Mutter mit mir zu feiern. Nichts Großes, nur ein kleines Zeichen des Respekts und der Ehre."
- Adrian Williams
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- Registriert: Do 18. Sep 2025, 16:29
Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
"Huh?" machte die Kleine nur und guckte ihren großen Bruder zweiflerisch an. Die Verbindung zu ihren Lieben?
Aber Skolem richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf Adrian, sodass Cathy keine Stellung zu dieser leicht unheimlichen Äußerung beziehen brauchte. Darüber ging auch die Frage nach ihrer Lieblingssüßigkeit unter.
Der junge Mann schüttelte den Kopf. Er hatte sich wirklich irgendwie belästigt gefühlt, war in eine Abwehrhaltung gegangen, als Skolem sie angesprochen hatte. Und jetzt, wo der empathisch genug war das anzusprechen, fühlte Adrian sich deswegen ein bisschen schlecht.
"Nein, ist schon gut. Sorry, wenn ich 'n bisschen steif reagiert hab. Ist nicht mein bester Tag im Jahr." er blickte zur Erklärung kurz zum Grabstein hinüber. "Und..." sein Blick streifte seine kleine Schwester, die er in besonderem Maße nicht irgendwelchen unpassenden Kommentaren über den Tod ihrer Mutter hatte aussetzen wollen. Aber das konnte er in ihrer Gegenwart schlecht laut aussprechen "Anderen zu erklären, wie das ist und mit deren Mitleid umzugehen... macht's nur noch anstrengender. Es ist immer, als müsste man die Leute trösten oder sich entschuldigen, weil sie so viel Mitleid mit einem haben müssen. Dabei isses denen eigentlich..." er bremste sich kurz ein, zuckte mit den Schultern "...nich' so wichtig. Also ist ja auch normal..." er lächelte aus Höflichkeit "Darum ist es ziemlich gut, was sie gesagt haben. Danke."
Adrian dachte einen Moment über das Angebot einer kleinen Andacht nach, ehe er sprach. "Das ist echt nett von Ihnen. Ich... was meinst du Cathy?" er guckte sie ernst an. Ihre Meinung war hier genauso wichtig wie seine. Sie nickte stumm, weil sie sowieso schon wusste, dass Adrian ja sagen wollte. Er schaute zurück zu Skolem "Okay, wir sind dabei. Aber was haben Sie vor?"
Aber Skolem richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf Adrian, sodass Cathy keine Stellung zu dieser leicht unheimlichen Äußerung beziehen brauchte. Darüber ging auch die Frage nach ihrer Lieblingssüßigkeit unter.
Der junge Mann schüttelte den Kopf. Er hatte sich wirklich irgendwie belästigt gefühlt, war in eine Abwehrhaltung gegangen, als Skolem sie angesprochen hatte. Und jetzt, wo der empathisch genug war das anzusprechen, fühlte Adrian sich deswegen ein bisschen schlecht.
"Nein, ist schon gut. Sorry, wenn ich 'n bisschen steif reagiert hab. Ist nicht mein bester Tag im Jahr." er blickte zur Erklärung kurz zum Grabstein hinüber. "Und..." sein Blick streifte seine kleine Schwester, die er in besonderem Maße nicht irgendwelchen unpassenden Kommentaren über den Tod ihrer Mutter hatte aussetzen wollen. Aber das konnte er in ihrer Gegenwart schlecht laut aussprechen "Anderen zu erklären, wie das ist und mit deren Mitleid umzugehen... macht's nur noch anstrengender. Es ist immer, als müsste man die Leute trösten oder sich entschuldigen, weil sie so viel Mitleid mit einem haben müssen. Dabei isses denen eigentlich..." er bremste sich kurz ein, zuckte mit den Schultern "...nich' so wichtig. Also ist ja auch normal..." er lächelte aus Höflichkeit "Darum ist es ziemlich gut, was sie gesagt haben. Danke."
Adrian dachte einen Moment über das Angebot einer kleinen Andacht nach, ehe er sprach. "Das ist echt nett von Ihnen. Ich... was meinst du Cathy?" er guckte sie ernst an. Ihre Meinung war hier genauso wichtig wie seine. Sie nickte stumm, weil sie sowieso schon wusste, dass Adrian ja sagen wollte. Er schaute zurück zu Skolem "Okay, wir sind dabei. Aber was haben Sie vor?"
- H.-H. Skolem
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- Registriert: Di 2. Sep 2025, 18:15
Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
"Nun, zuerst möchte ich wirklich gerne wissen, was du am liebsten naschst" sagt Skolem an Cathy gewandt und wartet ihre Antwort ab.
Danach blickt er beide abwechselnd an und bittet sie, sich mit ihm im Kreis um das Grab bzw. den Grabstein zu stellen und die Hände zu reichen. Immer mit der rechten Hand die linke des rechten Nachbarn von oben greifend und mit der linken Hand die rechte Hand des Partners zur Linken von unten. Denn so sind sie in einem geschlossenen Kreis verbunden. Dann bittet Skolem sie, die Augen zu schließen und gemeinsam mit ihm zu atmen. Vorsichtig und langsam gibt er einen Atemrhythmus vor, der den beiden angemessen ist und stimmt sich so mit ihnen auf einen gemeinsamen Atem ein.
Dann beginnt er langsam und andächtig zu sprechen: "Ich möchte euch heute nichts davon erzählen, wie ihr füreinander da sein könnt, um mit der Trauer umzugehen, das habt ihr sicherlich schon viel zu oft gehört. Statt dessen möchte ich, dass ihr eure Gedanken, euer Empfinden, all eure Energie auf eure Mum lenkt und euch vorstellt, wie es jetzt für sie ist." Und Skolem beginnt erst zu summen, dann leise zu singen:
"Vielleicht kannst du jetzt fliegen
auf den Wolken gleiten wie im Schlaf
auf uns schauen, die hier geblieben
durch unsere Herzen gleiten, in einem Boot aus Schlaf.
Vielleicht hast du jetzt vergessen
wie der Wind sich dreht, wie man gewinnt
vielleicht musst du jetzt nicht mehr wissen
wie man Jahre zählt und über Schatten springt
...."
https://www.youtube.com/watch?v=1R2LQbEeOdE
Nach dem Lied atmet er erneut einige gemeinsame Atemzüge mit den beiden. Dann fährt er ruhig und bedächtig fort:
"Alles ist miteinander verbunden - und niemals seid ihr ohne eure Mum. Sie wird immer bei euch sein, solange ihr in euren Herzen einen Platz für sie bereit haltet."
Dann führt er sie langsam aus der Meditation wieder zurück in das hier und jetzt.
Danach blickt er beide abwechselnd an und bittet sie, sich mit ihm im Kreis um das Grab bzw. den Grabstein zu stellen und die Hände zu reichen. Immer mit der rechten Hand die linke des rechten Nachbarn von oben greifend und mit der linken Hand die rechte Hand des Partners zur Linken von unten. Denn so sind sie in einem geschlossenen Kreis verbunden. Dann bittet Skolem sie, die Augen zu schließen und gemeinsam mit ihm zu atmen. Vorsichtig und langsam gibt er einen Atemrhythmus vor, der den beiden angemessen ist und stimmt sich so mit ihnen auf einen gemeinsamen Atem ein.
Dann beginnt er langsam und andächtig zu sprechen: "Ich möchte euch heute nichts davon erzählen, wie ihr füreinander da sein könnt, um mit der Trauer umzugehen, das habt ihr sicherlich schon viel zu oft gehört. Statt dessen möchte ich, dass ihr eure Gedanken, euer Empfinden, all eure Energie auf eure Mum lenkt und euch vorstellt, wie es jetzt für sie ist." Und Skolem beginnt erst zu summen, dann leise zu singen:
"Vielleicht kannst du jetzt fliegen
auf den Wolken gleiten wie im Schlaf
auf uns schauen, die hier geblieben
durch unsere Herzen gleiten, in einem Boot aus Schlaf.
Vielleicht hast du jetzt vergessen
wie der Wind sich dreht, wie man gewinnt
vielleicht musst du jetzt nicht mehr wissen
wie man Jahre zählt und über Schatten springt
...."
https://www.youtube.com/watch?v=1R2LQbEeOdE
Nach dem Lied atmet er erneut einige gemeinsame Atemzüge mit den beiden. Dann fährt er ruhig und bedächtig fort:
"Alles ist miteinander verbunden - und niemals seid ihr ohne eure Mum. Sie wird immer bei euch sein, solange ihr in euren Herzen einen Platz für sie bereit haltet."
Dann führt er sie langsam aus der Meditation wieder zurück in das hier und jetzt.
- Adrian Williams
- Beiträge: 138
- Registriert: Do 18. Sep 2025, 16:29
Re: Manchmal kommt es anders, als man denkt ... (Adrian, Skolem)
Cathy sah Skolem an, blinzelte ein paar Mal. Vielleicht wollte sie nicht so recht glauben, dass ihn das wirklich interessierte. Dann aber sagte sie knapp. "Hershey's." und guckte ihn fragend an. Warum?
Sie folgten seiner Anweisung und platzierten sich um das Grab herum, sorgsam darauf achtend, dass weder ihre Geschenke, noch die Erde des Grabes irgendwie gestört wurden. Adrian warf seiner Schwester einen aufmunternden Blick zu und verzog den Mund zu einem "Kopf hoch"-Ausdruck. Aber Cathy runzelte nur die Stirn, guckte dann nach vorn und schloss die Augen, voll konzentriert auf die kleine Zeremonie: Sie brauchte niemanden, der ihr emotional das Händchen hielt.
Adrian atmete einmal durch und widmete sich ebenfalls der Anleitung von Skolem.
Es gelang ihm sogar, sich dank des gefühlvollen Gesangs auf diese geistige Reise einzulassen. Sich für einen Moment vorzustellen, seine Mom wäre noch irgendwo da draußen. Es entwickelte wirklich etwas Tröstendes, sie noch einmal zu sehen. Nicht mit dem Fokus auf ihren Tod, sondern darauf, dass sie noch etwas tat und erlebte. Dennoch wurde das Herz schwer. All das erlebte sie allein, abgeschnitten von ihnen und umgekehrt. Es gab keinen Weg, wie sie ihnen selbst hätte davon berichten können, niemals.
Die abschließenden Worte Skolems kitteten diesen Riss in die schwarze Abyss der Verzweiflung. Manchmal war es wirklich das Beste, einfach an etwas zu glauben. Auch, wenn man es sich nur einredete. Adrian stellte sich immer wieder vor, seine Mutter könnte irgendwie noch sehen was er hier tat. Dass er ihr Andenken und Erbe niemals vergessen und Cathy niemals alleinlassen würde. Dass sie stolz auf ihn sein würde.
Er drückte die Hand seiner Schwester stärker. Diesmal, weil er selbst Halt suchte. Seine Augen waren noch geschlossen. Cathy schielte erst misstrauisch zu ihm hinüber. Dass er nicht so aussah, als wolle er mal wieder ihr Knight in Shining Armor sein, verstörte sie. Sie drückte die Hand vorsichtig zurück.
Schließlich endete die Meditation und alle hatten ihre Augen wieder geöffnet. Adrian starrte vor sich hin, als wäre sein Geist noch woanders. In seinem Kopf rotierten alle möglichen Ereignisse der letzten Zeit.
Cathy schaute bedrückt auf die Halloweensachen am Boden zu ihren Füßen. Die Zeremonie hatte sie nicht trauriger gemacht, eher geholfen ihre Gefühle in den Vordergrund zu holen und sich darin zu versenken. Es fühlte sich richtig an, aber auch schwer wie ein Bleimantel.
"Danke, Sir. Das war schön." sagte Adrian schließlich flach, aber höflich.
"Sie können gar nich so schlecht singen." stellte Cathy zweifelhaft schmeichelnd fest.
Sie folgten seiner Anweisung und platzierten sich um das Grab herum, sorgsam darauf achtend, dass weder ihre Geschenke, noch die Erde des Grabes irgendwie gestört wurden. Adrian warf seiner Schwester einen aufmunternden Blick zu und verzog den Mund zu einem "Kopf hoch"-Ausdruck. Aber Cathy runzelte nur die Stirn, guckte dann nach vorn und schloss die Augen, voll konzentriert auf die kleine Zeremonie: Sie brauchte niemanden, der ihr emotional das Händchen hielt.
Adrian atmete einmal durch und widmete sich ebenfalls der Anleitung von Skolem.
Es gelang ihm sogar, sich dank des gefühlvollen Gesangs auf diese geistige Reise einzulassen. Sich für einen Moment vorzustellen, seine Mom wäre noch irgendwo da draußen. Es entwickelte wirklich etwas Tröstendes, sie noch einmal zu sehen. Nicht mit dem Fokus auf ihren Tod, sondern darauf, dass sie noch etwas tat und erlebte. Dennoch wurde das Herz schwer. All das erlebte sie allein, abgeschnitten von ihnen und umgekehrt. Es gab keinen Weg, wie sie ihnen selbst hätte davon berichten können, niemals.
Die abschließenden Worte Skolems kitteten diesen Riss in die schwarze Abyss der Verzweiflung. Manchmal war es wirklich das Beste, einfach an etwas zu glauben. Auch, wenn man es sich nur einredete. Adrian stellte sich immer wieder vor, seine Mutter könnte irgendwie noch sehen was er hier tat. Dass er ihr Andenken und Erbe niemals vergessen und Cathy niemals alleinlassen würde. Dass sie stolz auf ihn sein würde.
Er drückte die Hand seiner Schwester stärker. Diesmal, weil er selbst Halt suchte. Seine Augen waren noch geschlossen. Cathy schielte erst misstrauisch zu ihm hinüber. Dass er nicht so aussah, als wolle er mal wieder ihr Knight in Shining Armor sein, verstörte sie. Sie drückte die Hand vorsichtig zurück.
Schließlich endete die Meditation und alle hatten ihre Augen wieder geöffnet. Adrian starrte vor sich hin, als wäre sein Geist noch woanders. In seinem Kopf rotierten alle möglichen Ereignisse der letzten Zeit.
Cathy schaute bedrückt auf die Halloweensachen am Boden zu ihren Füßen. Die Zeremonie hatte sie nicht trauriger gemacht, eher geholfen ihre Gefühle in den Vordergrund zu holen und sich darin zu versenken. Es fühlte sich richtig an, aber auch schwer wie ein Bleimantel.
"Danke, Sir. Das war schön." sagte Adrian schließlich flach, aber höflich.
"Sie können gar nich so schlecht singen." stellte Cathy zweifelhaft schmeichelnd fest.