Erwachen am Karfreitag [SL]

[Masamune]

Kurz wanderten seine Augen über die Tattoos und das schrille Outfit. Was der Samurai darüber dachte blieb hinter einer sachlichen Fassade verborgen. Aber offensichtlich war es nicht seins, sonst hätte er sie sicher darauf angesprochen.

"Akashayana." Eine Wiederholung des Wortes. Dann ein Nicken. Mit dem Konzept konnte er etwas anfangen. Und auch, wenn eine Meisterin den strikten alten Traditionen der Samurai widersprach - Frauen waren keine Krieger - so hatte sein Vater ihm schon früh beigebracht, dass das Geschlecht in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen sollte. Wenn die Traditionen überdauern sollen, dann brauchte es jeden Schüler und jede Schülerin.

"Ich freue mich darauf Meron-sensai kennen lernen zu dürfen."

Dann schaute er neugierig auf.

"Sphäre der Kräfte. Welches ist deine Spezialität? Welche Spähren gibt es?"

Nur um im nächsten Moment dankbar zu nicken.

"Viel gibt es nicht zu erzählen. Mein Vater folgte den Wegen des Samurai und ich wanderte sehr jung schon in seinen Fußspuren. Meine Geschwister haben sich nie wirklich dafür interessiert. Er ist Bänker... sie Wissenschaftlerin irgendwo hier in den Staaten. Für mich sind die alten Lehre eine Passion geworden. Leider verstarb mein Vater früh. Und vor ein paar Jahren ist meine Mutter krank geworden. In Japan braucht man ein großes Dojo um Geld zu verdienen. Hier reicht ein kleineres Dojo aus. Also habe ich gespart, die Sprache gelernt und bin vor einem Jahr mit meiner Mutter her gekommen. Seitdem arbeite ich, um ihre Behandlung zu finanzieren."

[Mystiker]

Trish ging auch auf die Tattoos nicht weiter ein. Nickte aber, als er das Wort Akashayana wiederholte. "Das mit deinem Vater tut mir leid und deiner Mutter wünsche ich gute Besserung." begann sie ihre Antwort, nachdem Kiyoshi geendet hatte. Dann fuhr sie fort. "Meron ist eine Strenge Lehrerin. Lass dich von ihrem Äußeren nicht täuschen." Trish lehnte sich auf dem Sofa zurück und begann an ihren Fingern abzuzählen.

"Insgesamt gibt es neun Sphären. Korrespondenz, Entropie, Kräfte, Leben, Materie, Verstand, Ursprung, Geist und Zeit." Sie wackelte mit dem letzten Daumen den sie nicht gehoben hatte. "Es gibt einige die glauben es gäbe eine zehnte Sphäre. Aber mir wäre kein Magus bekannt, der diese beherrscht."

Sie schmunzelte. "Die Sphäre der Korrespondenz beschäftigt mit dem Raum. Die der Entropie mit Verfall und Schicksal, Wahrscheinlichkeiten etc. Die der Kräfte mit allen Formen von Energie. Leben und Materie erklären sich eigentlich von selbst. Verstand ebenso." Sie tippte sich an den Kopf. "Ursprung ist zum manipulieren von Quintessenz selbst. Allein diese Macht in sich aufnehmen zu können, benötigt diese Sphäre. Geist konzentriert sich auf das Umbra. Eine Geisterwelt hinter dem Schleier unserer Realität. Und die Sphäre der Zeit...nunja...ist auch recht selbsterklärend denke ich." sie schmunzelte erneut. "Um auf deine Frage zu antworten. Meine Spezialitäten sind die Sphären der Zeit und der Materie."

[Masamune]

Masamune wiederholte die Sphären mehrmals und brauchte bei einigen Durchläufen nochmal eine Gedankenstütze. Dann beim vierten Anlauf brachte er sie alle zusammen. Es gab soviel zu lernen.

Der Samurai faltete die Hände auf den Knien, sodass die Handflächen nach oben zeigten.

"Was ist deine Geschichte? Wie bist du damals erwacht, Trish-san?"

Und noch etwas lag dem Krieger auf der Seele: "Kann man heraus finden, warum die Angreifer nach mir gesucht haben?"

[Mystiker]

Die Maga wartete bis ihr Gast sich mit den Sphären sicher war. Dann schlug sie ein Bein über das andere und lies sich bequem im Sofa zurück sinken. "Erwarte nicht alle Sphären sofort zu beherrschen. Die Meisten beherrschen anfangs nur ein paar und ich kenne niemanden der jemals alle Sphären gemeistert hätte."

Ihre Haltung änderte sich auch nicht, als sie fortfuhr. "Mein Erwachen war ziemlich unspektakulär. Ich war damals..." sie schien einen Moment überlegen zu müssen. "17...oder 18...irgendetwas in dem Dreh. Ich war in einem Club feiern und während ich getanzt habe, vergessen im Beat, vergessen in der Bewegung ist es passiert. Es war...eher ein fließender Übergang und hat sich ziemlich natürlich angefühlt." sie zuckte mit den Schultern. "Den meisten Neulingen geht es aber eher wie dir. Es ist ein Schockmoment oder ein Moment großen Stresses, der das Erwachen auslöst." traurig schüttelte sie mit dem Kopf. "Ich wünsche jedem eher ein Erwachen wie bei mir.

Auf seine letzte Frage hin seufzte sie erneut. "Das...ist eine Frage, die du vielleicht Meron stellen solltest. Mir fällt spontan keine Möglichkeit ein, außer vielleicht einen von dem Trupp der dich angegriffen hat zu befragen. Ob die aber wirklich wissen wieso sie dich einkassieren sollten?" erneut ein Schulterzucken. "Die andere Möglichkeit wäre dich an deiner Vergangenheit zu erinnern, ob irgendwo etwas geschehen ist, was so besonders ist, dass es für die Technokratie interessant sein könnte." sie zuckte noch einmal mit den Schultern.

[Masamune]

"Das Leben ist ohnehin ein Streben nach Perfektion und das Lernen endet erst mit unserem Tod. Jeden Tag übe ich die selben Bewegensabläufe, wie ich sie sicher schon tausende Male getan habe... und doch finde ich immer etwas, was ich besser gemacht habe, als am Tag zuvor." Voller Ruhe berichtete Masamune aus seinem Alltag. Einer, der sich jetzt sicher drastisch ändern wird, wie ihm langsam verständlich wurde.

"Was ist damals passiert? Hat sich die Zeit verändert? Hattest du plötzlich neue Tanzschuhe?" Die Worte an sich konnte man sicher sarkatisch interpretieren, aber die Stimme klang ernsthaft interessiert. Kein Hohn oder Spott lag ihnen inne.

"Das werde ich tun."

Er zuckte mit den Schultern. "Ich wusste bis gerade nicht einmal, dass es die Technokraten gibt. Geschweige denn, was für sie interessant sein könnte. Vielleicht wollen Sie an einen meiner Schüler? Aber warum greifen sie ihn dann nicht selber auf? Ich habe sonst recht wenig... und was ich kann, können Andere auch, wenn nicht sogar besser."

[Mystiker]

Sein bisheriger Ablauf des Lebens, oder Tages schien Trish mit einer unbewegten Miene hinzunehmen. "Ich bewundere manchmal Leute wie dich, oder Meron für diese Regelmäßigkeit. Ich habe das meiste gelernt, während ich versucht habe nicht zu explodieren." sie zuckte mit den Schultern.

"Wobei meine erste Erfahrung gar nicht so explosiv war...eher...Augenöffnend. Ich habe diesen Moment des Erkennens und des Erwachens gefühlt, als würde er Stunden andauern. Ich war vollkommen in mich selbst, die Musik und den Tanz versunken. Es gab nur mich, die Musik, die Bewegung...und dann plötzlich jemand vierten. Es hat sich einfach richtig angefühlt. Am Ende war es nur ein Moment. Drei oder vier Sekunden, aber für mich war es stundenlange Magie." beschrieb die Maga ihre Erfahrungen mit leicht verklärtem Blick.

Schließlich aber zuckte sie mit den Schultern. "Wer weiß was in deiner Vergangenheit liegt, oder an deinem Körper...deinem Avatar anders ist? Es mag viel sein. Weißt du eigentlich wie er aussieht? Hast du ihn schon gesehen?"

[Masamune]

Der Japaner lächelt sachte und nickte dann. "Du hast Recht. Ich beneide dich ein wenig, um dein... Erwachen."

Er schaute ein wenig auf den Tisch vor sich und runzelte die Stirn im Versuch sich zu erinnern.

"Die Szene in der Gasse... ist verschwommen. Da sind die Angreifer, die etwas sagen. Und ich hörte noch eine Stimme. Eine Frau. Und alles was dann passierte... es fühlte sich an, wie Reflexe. Schläge, die ich schon tausendfach ausgeführt habe... aber dann waren sie doch nicht von mir. Es ging so schnell... und als ich lief. Ich hatte das Gefühl, dass mich die Augen eines Tieres angesehen haben. Es war unter dem Müll der Gassen verkrochen. Die Augen leuchteten, aber mehr als die Spitze einer Schnauze habe ich nicht gesehen. Ist er das? Mein Avatar? Kann man ihn... bewusst betrachten? Ist er jetzt gerade hier und lauscht?"

[Mystiker]

Sie nickte. "Klingt als wäre dein Avatar in dieser Iteration weiblich und hätte sich eine Tierform gegeben. Avatare sind etwas sehr persönliches. Ich sehe meinen Avatar, dort in der Ecke." sie zeigte in die gegenüberlegende Ecke im Raum, wo Kiyoshi allerdings rein gar nichts sehen konnte. "Avatare können zwar mit der Ursprungssphäre für alle sichtbar gemacht werden, aber ich beherrsche dies nicht...somit...bleibt dein Avatar erstmal dein Geheimnis. Was vielleicht auch ganz gut ist. Es kann sein, dass er sich dir erst zeigt, wenn ich nicht mehr dabei bin. Manche sind schüchtern." sie lächelte mild.

"Was du aber verstehen solltest, dass es kein "Der Avatar ist nicht hier und hört deswegen nicht zu." gibt. Der Avatar ist du. Ihr seit ein Wesen. Er ist nur ein Splitter deiner Seele mit einem Bewusstsein, welches nun erwacht ist. Möglicherweise nach Jahrhunderte langem Schlaf. Keine Sorge sie übernehmen im Normalfall die Erinnerungen, nur nicht unbedingt die aus ihren vorherigen Inkarnationen." Trish tippte sich nachdenklich auf die Lippen. Ahja. Und sie passen sich im Aussehen an den Magus an. Es kann also sein, dass er sich mit der Zeit verändert. Vergiss nicht er ist nur eine Seelenprojektion. Nichts was man berühren könnte, geschweige denn was ich sehen kann."

[Masamune]

Und noch mehr Informationen. Masamune schwirrt der Kopf.

"Er ist ich... Inkarnation... Die Thesen zur Wiedergeburt sind mir aus dem Buddhismus bekannt. Ich war also auch in einem vorherigen Leben ein... Magier?"

Doch schließlich verbeugte er sich im Seiza fast mit dem Kopf auf den Boden.

"Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Trish-san. Ebenso danke ich dir für die Informationen. Es ist alles ein wenig viel für einen Abend... und schon sehr spät. Gibt es etwas, mit dem ich deine Güte aufwiegen kann?"

[Mystiker]

Trish legte leicht den Kopf schief. "Vielleicht...eher hatte dein Avatar schon andere Inkarnationen...du...möglicherweise. Aber das hängt nicht unbedingt zusammen." sie zuckte mit den Schultern. "Ich hole dir ein Kopfkissen und eine Decke. Wenn du deine Schuld bei mir abtragen willst dann...stirb einfach nicht, ja?"

Mit diesen Worten verschwand die Frau in den hinteren Teil des Hauses und lies den Samurai vorerst allein in diesem chaotischen Wohnzimmer zurück. Die letzten Worte waren mit Hoffnung und Trauer getränkt gewesen. Gleichzeitig aber auch eine Warnung.

Nach wenigen Minuten kam sie zurück und hatte nun auch die Lederhose gegen eine bequeme Jogginghose getauscht. "Das Bad ist da hinten. Wenn was ist, ich bin oben. Wasser ist in der Küche und..." sie zuckte mit den Schultern." Schlaf gut."

Dann verschwand sie in Richtung der Treppe und ging nach oben. Eine kurze Zeit später ertönte oben das Rauschen von Wasser.