Emerald City

Arete Wurf für Korrespondenz 1: 2 Erfolge

Der Mund seines Gegenübers klappte nach unten.
Mateo ließ seine Kräfte fließen. Seinen Glauben wirken.

Press verstand nicht genau, was da passierte.
Entweder hatte der Typ eine an der Klatsche.
Oder er tat etwas wirklich Bemerkenswertes.

Es war anders als seine eigenen Tricks.
Aber was Mateo sagte.
Was er sah.
Ergab seltsam Sinn.

Es erinnerte ihn an das, was er tat, wenn er die Realität brach.
Und doch war es anders, teilweise sogar das Gegenteil.

Vielleicht kam Mateo von der anderen Seite?
Oder er nutzte seinen Glauben, um an denselben Quirks zu schrauben wie er.
Oder aber Press interpretierte hier gerade Dinge rein,
über die sein Psychater den Kopf schütteln würde.

Andererseits würde der das eh tun, also konnte er genauso gut fragen.

„Stimmt“, sagte er.

„Aber so wie du’s sagst, hat der hier—“

er hob den NFC-Chip hoch,

„—da nichts zu suchen.
Wäre mies, die Ruhe zu stören, oder?“

Er ließ Mateo nicht aus den Augen.
Betrachtete ihn fasziniert.

„Das war doch ein Jedi-Trick, oder?“

Er lächelte schief.

„Bist aber kein Sith.“

Stellte er fest.
Wenn das wiederum stimmte, was bedeutete das für ihn selbst?
Er musste in jedem Fall aufpassen, nicht erneut der Wut zum Opfer zu fallen.

Mateo sah ihn lange an. Kein Lächeln, kein Zwinkern. Nur dieser ruhige, ernste Blick, der manchmal mehr sagte als Worte.

„Viel zu lernen du hast,“ sagte er schließlich. Dann legte er den Kopf leicht schief und sprach weiter: „Immer zu zweit sie sind. Keiner mehr, keiner weniger. Ein Meister und ein Schüler.“

Er ließ die Worte wirken, als wären sie nicht nur Zitat, sondern Gesetz.

„Wenn ich ein Sith wäre,“ fuhr er fort, „warum gehe ich dann auf die Uni? Warum bin ich allein, ohne Meister?“ Sein Ton war nicht spöttisch, sondern prüfend. Im nächsten Moment lächelte er dann und zwinkerte ihm zu.

„Und wenn ich ein Jedi wäre… warum habe ich dann nur ein Skateboard und einen Pumpkin Spice Latte? Wo ist mein Lichtschwert?“

Ein winziger Funke huschte über Mateos Gesicht, kaum sichtbar. Er dachte kurz daran, wie sein Skateboard manchmal glühte, wenn er die Kraft durch sich fließen ließ. Wie es schnitt, wie es vibrierte. *Bäume fällen könnte ich damit*, dachte er. *Aber das muss er ja nicht wissen.*

„Wenn das hier ein Trick war,“ sagte er dann, „dann war’s kein Jedi-Trick. Sondern Korrespondenz mit dem Göttlichen.“
Er sah Press an und zuckte mit den Schultern.

„Aber wer glaubt schon an Jedi-Tricks? Oder Magie?“
Ein kurzer Moment der Stille.

Dann wandte er den Blick wieder zur Nische.
„Um deine Frage zu beantworten: Nische 4 hat wenig Resonanz. Wenig Leben. Es ist still dort. Und genau deshalb ist es ein guter Ort für den Cache.“

„Naja, Palpatine lernt man ja auch erstmal alleine kennen.“

Er schien nachdenklich.

„Und denke in dieser Realität, wären sie vermutlich auch nicht nur zu zweit, oder?“

Am Anfang ne Feststellung, dann doch ne Frage.

Er zog ne Augenbraue hoch.

„Korrespondenz des Göttlichen?
Finde es fühlt sich eher an wie die Matrix.“

Seine Augen suchten Matteos.

„Hmm, so fühlt es sich für dich an ?
Wie meinst du das ?
Was ist das denn, das Göttliche ?“

Den Cache, hatte er anscheinend vollkommen vergessen.

Mateo nickte langsam, fast bedächtig.
„Da hast du recht. Palpatine lernt man erst allein kennen. Die dunkle Seite kommt nicht mit Einladungskarte.“

Er ließ den Blick durch das Fenster nach draußen schweifen, als würde er prüfen, ob irgendwo ein Sith lauert. Dann sah er wieder zu Press.
„Aber… sehe ich wirklich aus wie Palpatine?“ Ein schiefes Grinsen huschte über sein Gesicht. „Ich mein, true – Machtblitze schießen wär schon cool. Aber das braucht Übung. Und Geduld. Und wahrscheinlich ein paar verbrannte Finger.“

Er lehnte sich zurück und überlegte kurz.
„Und ja, in dieser Realität wären sie wahrscheinlich nicht nur zu zweit. Es ist eine große Stadt. Aber andere zu finden… das ist schwer.“

Sein Ton wurde leiser.
„Jeder sieht seine Realität anders. Für mich ist sie eine Reflexion des göttlichen Liedes. Mit all ihren Resonanzen und Echos. Manchmal klar, manchmal verzerrt. Aber immer da.“

Er sah Press an, ernst, aber nicht belehrend.
„Und was soll das Göttliche sein? Eben das, was von Gott kommt. Dem Ursprung.“

Ein kurzes Schweigen. Dann ein Schulterzucken.
„Aber ich bin kein Tekkie. Ein Tekkie sieht das wahrscheinlich wie die Matrix. Code, Muster, Simulation. Und vielleicht ist das auch nicht falsch. Vielleicht ist es einfach nur… eine andere Sprache.“

Mateo trat zurück in die Mitte der Gasse, drehte sich einmal langsam im Kreis, als würde er die Welt abtasten.
„So hat jeder seine eigene Wahrnehmung. Je nachdem, was er glaubt. Und in welcher Welt er lebt.“

Er blieb stehen, sah Press direkt an.
„Die Frage ist nicht, ob es stimmt. Es gibt da glaube ich kein richtig oder falsch.“

Was bis eben noch eine Vermutung war,
näherte sich in rasender Geschwindigkeit einer Sicherheit.

Skaterboy, verstand was er sagte.
Teilte ähnliche Erfahrungen.
Hatte offensichtlich andere getroffen.

Es gab also andere - Gut, dass lag nahe, aber er hatte eben noch niemanden getroffen.

Irgendwie machte dass das Ganze einfacher - lies ihn offener reden.

Ob Gut oder Böse, war gerade von geringer Relevanz.

“Nerdkultur” kommentierte der innere Beobachter.

Auf Matteos Erklärung hin nickte Press.
Stellte Fragen, die gestellt werden mussten.
Auch wenn sie offenbarten, wie wenig er eigentlich wusste.

“Was genau, sind wir denn?”

Fragte er.

“Und wie kommt es, dass die anderen nichts raffen.”

Mateo lehnte sich leicht vor, die Ellbogen auf dem Tisch, die Finger locker ineinander verschränkt. Die Geräuschkulisse im Starbucks war gedämpft – Gespräche, das rhythmische Zischen der Maschine, ein leises Lied aus den Lautsprechern, das niemand wirklich hörte.

Er sah Press an, ruhig, aufmerksam.
„Wie meinst du das – was wir sind?“

Seine Stimme war nicht herausfordernd, sondern neugierig.
„Ich glaub, jeder sieht die Welt durch seine eigene Brille. Und wie bei jeder Brille: Nur weil du eine rosarote Brille trägst und für dich alles schön und rosarot aussieht, heißt das nicht, dass alle anderen dieselbe Farbe sehen.“

Er ließ den Blick kurz durch das Café schweifen, als würde er prüfen, ob jemand mithörte. Dann wieder zu Press.
„Manche sehen gar nichts. Sie haben keine Brille. Oder sehen nur das, was sie sehen wollen. Andere sehen zu viel und wissen nicht, was sie damit anfangen sollen.“

Mateo trank an seinem Pumpkin Spice Latte.
„Für mich ist die Welt eine Art Echo. Eine Reflexion vom göttlichen Lied. Manchmal klar, manchmal verzerrt. Aber es ist da. Immer.“

Er zuckte leicht mit den Schultern.
„Und warum die anderen nichts raffen? Vielleicht hören sie nicht hin. Vielleicht haben sie nie gelernt, dass es überhaupt was zu hören gibt.“

Ein kurzer Moment der Stille entstand zwischen ihnen. Nicht unangenehm. Eher wie ein Raum, in dem etwas nachklang.

„Aber du stellst Fragen. Das heißt, du hörst oder siehst auch etwas.“

Press warf einen kurzen Blick über die Schulter, stellte sicher das keiner zuhörte.
Dann nickte er.

„Ja, ein Echo, das trifft es ganz gut.“

Es war schwer zu beschreiben.

„Ein beständiges Rauschen, ein Knacken an den Schnittstellen der Realität.“

Seine Schultern schoben sich ein wenig nach oben.

„Wenn der Verstand daran reißt, dann verändert sich etwas.
Dann sind Dinge möglich, die früher ausgeschlossen waren.“

Er schien nach Worten zu suchen.

„Das war nicht immer so, hat irgendwann angefangen,
aber seit dem fühlt es sich so an, als wäre ich ein Fehler in der Matrix.
Als würde ich plötzlich sehen, was anderen verschlossen ist.“

Wieder eine Pause, er war sich nicht sicher ob er es sagen sollte.

„Manchmal denke ich, ich werde einfach verrückt.

Grandiose Wahnvorstellungen mit Kontrollbezug ... Auditive Halluzinationen ... Schizotypische Symptomatik würde man das nennen, wenn man es klinisch analysiert.“

'Und jetzt wirst du das sagen, dass diese Spinner auch immer von sich geben' sagte der Innere Beobachter grinsend.

„Aber ich bin nicht verrückt.
Es ist eher so, als sei die Welt blind.“

Er lächelte.

„Deswegen tut es gut, wenn du ähnliches wahrnimmst .“

'Aha', lachte der Innere Beobachter, 'Jetzt spricht er selbst schon wie ein Therapeut'

Mateo saß still, die Hände locker um seinen Becher geschlossen, obwohl er längst nichts mehr trank. Die Worte von Press hingen in der Luft, wie feiner Staub, der sich nicht setzen wollte.

Er dachte kurz nach.
*Entweder ist er wirklich verrückt… oder meine ursprüngliche Vermutung war richtig.*

Dann sah er ihn an, ruhig, ohne Urteil.
„Ich erinnere mich daran, wie das in der Matrix war. Der augenscheinliche Fehler – der, der nicht ins System passte – war eigentlich der Einzige, der die Realität richtig wahrgenommen hat.“

Seine Stimme war leise, aber klar.
„Nicht der Fehler war verrückt. Die anderen waren blind. Ahnungslos. Gefangen in einer Welt, die ihnen vorgab, echt zu sein.“

Er ließ die Worte kurz stehen, bevor er weitersprach.
„Und du… du hast angefangen zu sehen. Das ist kein Wahn. Das ist ein Riss. Und durch den Riss kommt Licht.“

Mateo lehnte sich leicht vor, sein Blick wurde etwas weicher.
„Gab es einen Moment? Einen Auslöser? Irgendwas Krasses… oder Traumatisches, bei dem das zum ersten Mal passiert ist?“

'Validieren, Spiegeln, Sicherheit vermitteln', kommentierte der innere Beobachter.
'Das macht er richtig gut.'

Manchmal hatte Press Lust, den Wichser aus seinem Kopf zu verbannen.
Wenn sich Realität biegen lies, musste auch das irgendwie möglich sein.

„Ist nur ’ne Metapher.“ ergänzte Press.
„Was es genau ist, weiß ich nicht. Aber so fühlt es sich an.“

'Ah, besser', meldete sich der innere Beobachter.
'Klingt gleich viel weniger irre.'

„Werden wohl auch andere sehen. Ein bisschen wie bei Harry Potter.“

Dann kam Matteos Frage.
Ein Trauma …

Press setzte an, aber die Worte blieben stecken.
Er nickte nur, während ihm die Tränen in die Augen schossen.