Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]
Verfasst: Mi 29. Okt 2025, 00:01
"Hm" - brummte Marcus, während er mit den Finger an der Nasenflanke rieb, seine Neugierde schien tatsächlich nun geweckt zu sein und er sah Liam noch einmal genauer an. In seinen Augen war jetzt eindeutig etwas wie Respekt zu erkennen.
"Das klingt durchaus interessant. Auch wenn ich wohl eher den Schreibtisch als Arbeitsbereich bevorzuge, sind praktische Forschungen unerlässlich. Alleine schon um uns Theoretiker zu unterstützen." Er zwinkerte gar einmal kurz mit dem rechten Auge.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Polarmeer spannend ist. Für mich alleine schon aus astronomischer Perspektive und ich gebe zu, ich würde gerne die Polarlichter häufiger sehen..."
Dann nickte er Liam noch einmal zu und bedeutete ihm gerne fortzufahren. Sie schienen sich nun auf Bahnen zu bewegen, die ihm mehr zusagten.
"Wissen Sie, ich sehe es wie Sie. Verständnis ist das, worauf es ankommt und stets zu Grunde liegen sollte. Ohne Verständnis ist alles andere im Grunde nur eine Stocherei im Trüben, ohne das man den Kern der Dinge oder gar die dahinter steckende Ordnung nicht versteht. Und dafür ist auch die Konjunktion von 1186 ein gutes Beispiel. Die Sabäer sahen den Kosmos als hierarchisch und beseelt. Die Planeten gar als intelligente Kräfte, welche die Botschaften des Göttlichen ordneten. Konjunktionen finden alle 20 Jahre zwischen Jupiter und Saturn statt, dort um 1186 trafen sie sich im Sternbild Waage."
Er warf Liam einen bedeutungsvollen Blick zu, als erkläre das alles. Doch recht schnell stellte er fest, dass es wohl dann doch nicht alles sofort auf der Hand lag... Also räusperte er sich erneut.
"Bis zu jenem Zeitpunkt lagen die Konjunktionen im Zeichen des Elements Wasser. Doch in jenem Jahr fand ein Wechsel in die Phase der Luftzeichen statt. Waage, dann Zwillinge und schließlich Wassermann."
Er holte kurz tief Luft und schaute, ob Liam ihm folgte.
"Das heißt, es fand ein neuer Zyklus statt. Für die Sabäer war das kein Detail – es war ein kosmisches Urteil, dass die alte Welt vorbei war.
Die Wasser-Epoche davor war die Zeit der Reinigung, der Geburt von Religionen und kollektiver Bewegungen. Islam, Christentum, sogar die ersten Kreuzzüge. Alles getragen von Vorstellungen der Läuterung, der Taufe, des Blutes.
Mit dem Zeichen der Luft aber änderte sich alles. Luft ist das Element der Ideen, der Sprache, des Unsichtbaren, das dennoch alles durchdringt, doch das Zeitalter der Luft war auch jenes des Glaubensstreites. Was folgte, war geradezu lehrbuchhaft.
In Bagdad und Kairo blühten Übersetzerschulen, die das antike Wissen in arabischer Sprache bewahrten. Wenige Jahrzehnte später übersetzte Toledo diese Schriften ins Lateinische – und bereitete damit die Grundlage für Europas Wiederaufstieg. Genauso kam es zu politischen Umbrüchen.
Kaiser, Könige und Kalifen mussten lernen, dass nicht nur Blut und Münzen Macht verliehen, sondern eben auch die Kontrolle über Geschichten und Rechtfertigungen. Man könnte sagen, dass die Propaganda erfunden war. Und das unsichtbare Reich der Luft entschied über den Thron.
Und, wenn Sie mir den Hinweis erlauben: Schauen Sie in die Chroniken. Kaum drei Jahre später begann der Dritte Kreuzzug. Worte, Dogmen und geistige Deutungen trieben Heere an."
Sein Blick schien in der Ferne abzuschweifen und beinahe wäre er schon in theoretische Grübeleien über jene Konjunktionen und die Folgen abgeglitten, doch riß er sich zusammen, richtete sich kurz auf, blickte Liam wieder an und sagte.
"Herr Carpenter, verstehen Sie? in der neuen Epoche regierten der Geist, die Sprache und die Lehre. Genau das hatten die Sabäer vorhergesagt, als sie die Konjunktion in der Waage lasen. Und genau dies, macht die große Konjunktion besonders. Sie hatten ein Verständnis, dass Ihnen ermöglichte einen Blick auf die Sprache des Kosmos zu erhaschen, dass der heutigen Welt leider verloren zu sein scheint."
Marcus klang bemerkenswerterweise aufrichtig bedauernd darüber. Dann blinzelte er und sagte.
"Oh äh gut, dass die Bibliothek gut sortiert ist. Ich werde sie mir wohl mal genauer nach Geschichte, Mathematik und Astronomie anschauen."
"Das klingt durchaus interessant. Auch wenn ich wohl eher den Schreibtisch als Arbeitsbereich bevorzuge, sind praktische Forschungen unerlässlich. Alleine schon um uns Theoretiker zu unterstützen." Er zwinkerte gar einmal kurz mit dem rechten Auge.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Polarmeer spannend ist. Für mich alleine schon aus astronomischer Perspektive und ich gebe zu, ich würde gerne die Polarlichter häufiger sehen..."
Dann nickte er Liam noch einmal zu und bedeutete ihm gerne fortzufahren. Sie schienen sich nun auf Bahnen zu bewegen, die ihm mehr zusagten.
"Wissen Sie, ich sehe es wie Sie. Verständnis ist das, worauf es ankommt und stets zu Grunde liegen sollte. Ohne Verständnis ist alles andere im Grunde nur eine Stocherei im Trüben, ohne das man den Kern der Dinge oder gar die dahinter steckende Ordnung nicht versteht. Und dafür ist auch die Konjunktion von 1186 ein gutes Beispiel. Die Sabäer sahen den Kosmos als hierarchisch und beseelt. Die Planeten gar als intelligente Kräfte, welche die Botschaften des Göttlichen ordneten. Konjunktionen finden alle 20 Jahre zwischen Jupiter und Saturn statt, dort um 1186 trafen sie sich im Sternbild Waage."
Er warf Liam einen bedeutungsvollen Blick zu, als erkläre das alles. Doch recht schnell stellte er fest, dass es wohl dann doch nicht alles sofort auf der Hand lag... Also räusperte er sich erneut.
"Bis zu jenem Zeitpunkt lagen die Konjunktionen im Zeichen des Elements Wasser. Doch in jenem Jahr fand ein Wechsel in die Phase der Luftzeichen statt. Waage, dann Zwillinge und schließlich Wassermann."
Er holte kurz tief Luft und schaute, ob Liam ihm folgte.
"Das heißt, es fand ein neuer Zyklus statt. Für die Sabäer war das kein Detail – es war ein kosmisches Urteil, dass die alte Welt vorbei war.
Die Wasser-Epoche davor war die Zeit der Reinigung, der Geburt von Religionen und kollektiver Bewegungen. Islam, Christentum, sogar die ersten Kreuzzüge. Alles getragen von Vorstellungen der Läuterung, der Taufe, des Blutes.
Mit dem Zeichen der Luft aber änderte sich alles. Luft ist das Element der Ideen, der Sprache, des Unsichtbaren, das dennoch alles durchdringt, doch das Zeitalter der Luft war auch jenes des Glaubensstreites. Was folgte, war geradezu lehrbuchhaft.
In Bagdad und Kairo blühten Übersetzerschulen, die das antike Wissen in arabischer Sprache bewahrten. Wenige Jahrzehnte später übersetzte Toledo diese Schriften ins Lateinische – und bereitete damit die Grundlage für Europas Wiederaufstieg. Genauso kam es zu politischen Umbrüchen.
Kaiser, Könige und Kalifen mussten lernen, dass nicht nur Blut und Münzen Macht verliehen, sondern eben auch die Kontrolle über Geschichten und Rechtfertigungen. Man könnte sagen, dass die Propaganda erfunden war. Und das unsichtbare Reich der Luft entschied über den Thron.
Und, wenn Sie mir den Hinweis erlauben: Schauen Sie in die Chroniken. Kaum drei Jahre später begann der Dritte Kreuzzug. Worte, Dogmen und geistige Deutungen trieben Heere an."
Sein Blick schien in der Ferne abzuschweifen und beinahe wäre er schon in theoretische Grübeleien über jene Konjunktionen und die Folgen abgeglitten, doch riß er sich zusammen, richtete sich kurz auf, blickte Liam wieder an und sagte.
"Herr Carpenter, verstehen Sie? in der neuen Epoche regierten der Geist, die Sprache und die Lehre. Genau das hatten die Sabäer vorhergesagt, als sie die Konjunktion in der Waage lasen. Und genau dies, macht die große Konjunktion besonders. Sie hatten ein Verständnis, dass Ihnen ermöglichte einen Blick auf die Sprache des Kosmos zu erhaschen, dass der heutigen Welt leider verloren zu sein scheint."
Marcus klang bemerkenswerterweise aufrichtig bedauernd darüber. Dann blinzelte er und sagte.
"Oh äh gut, dass die Bibliothek gut sortiert ist. Ich werde sie mir wohl mal genauer nach Geschichte, Mathematik und Astronomie anschauen."