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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Fr 5. Sep 2025, 17:49
von Liam Carpenter
„Ich komme mit den Theologiestudenten selten in Kontakt. Wir haben, wenn überhaupt sehr vereinzelt Überschneidungen in den Kursplänen.“
Das war kein Wunder, traf aber auch auf viele der Studiengänge aus den Sozialwissenschaften zu. Und wenn er ehrlich zu sich selber war, dann hielt er sich von solchen Kontakten häufig alleine aus Selbstschutz fern.

„Auch.“, antwortete Liam nach einem weiteren Moment des Zögerns. Wäre ihm Mateo nicht von Anfang an so sympathisch gewesen hätte er das Gespräch an dieser Stelle sicherlich abgebrochen. Aber er hatte nicht den Eindruck als würde irgendeine Form von Böswilligkeit oder Herabsetzung aus seinen Fragen sprechen. Also entschied er sich in den Austausch zu gehen anstatt Abstand zu suchen.
„Die gewaltsame Christianisierung hat bei fast allen indigenen Stämmen Nordamerikas Narben hinterlassen. Auch bei den Duwamish. Und insbesondere Christen halten uns auch heute gerne noch für barbarische Heiden. Viel häufiger als für meine Herkunft bin ich allerdings für meine Homosexualität verprügelt worden.“
Sie einfach ganz in Ruhe und ungestört zur Hölle fahren zu lassen war für einige Menschen einfach zu viel verlangt.

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Fr 5. Sep 2025, 18:41
von Mateo
Mateo nickte langsam, fast beiläufig, sein Blick kurz auf die Regenbogenhülle gerichtet. „Ah… das erklärt die Hülle,“ sagte er leise, ohne Ironie, ohne Gewicht. Als wäre es nichts Besonderes – und vielleicht genau deshalb bedeutungsvoll.

Dann sah er Liam wieder direkt an. „Es tut mir leid, dass du solche Erfahrungen gemacht hast. Mit Christen, mit Menschen, die glauben, sie hätten das Recht, andere zu verurteilen oder zu verletzen. Aber du brauchst dir bei mir keine Sorgen zu machen. Von mir hast du nichts zu befürchten.“

Er sprach ruhig, aber mit Nachdruck. Nicht als Verteidigung, sondern als Versprechen.

„Als die Spanier die Philippinen kolonisiert haben, haben sie das Christentum gleich mitgebracht. Deshalb sind wir heute das einzige christliche Land in Ost- und Südostasien. Manche Stämme haben sich mit Freude bekehrt – andere wurden bekehrt. Mein eigener Stamm, ganz im Norden, in den Bergen, hat sich lange gewehrt. Es gab Kämpfe. Heftige. Erst spät wurde er missioniert.“

Mateo hielt kurz inne, als würde er die Geschichte in sich spüren. „Heute haben wir Filipinos unseren Frieden damit gefunden. Wir gehen sonntags in die Kirche – und praktizieren gleichzeitig die alten Wege. Für uns ist das kein Widerspruch. Es ist Teil unserer Identität.“

Er lächelte leicht. „Ich glaube, die Kolonialisierung war bei uns früher als in Amerika. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir Filipinos von Natur aus sehr anpassungsfähig sind. Wir nehmen Dinge auf, aber wir vergessen nicht, wer wir sind. So wie bei dem Kampfstil meiner Familie zum Beispiel. Er wurde von Generation zu Generation weitergeben. Er blieb sich treu, aber hat sich trotzdem ständig angepaßt. Als die Spanien kamen, integrierten wir Espada y Daga, Schwert und Dolch. Als sie uns verboten Klingen zu haben, trainierten wir mit Stöcken. Einige Stile behielten die Stöcke bei. In anderen Stilen war der Stock ein Schwert, so dass man es schnell wieder umstellen konnte. Also die Amerikaner kamen, integrierten wir Boxen und als die Japaner kamen, Würfe und Griffe. Mein Kampfil ist ganz anders als der meiner Ahnen und doch ist er der gleiche. Genauso wie ich ganz anders bin, als meine Ahnen und doch genau so wie meine Ahnen.“

Mateo lächelte Liam an. Warm, gewinnend, entschuldigend, tröstend. Er stellte den Becher neben sich. Sein Blick suchte den Liams und er legte eine Hand auf seine Schulter. Warm und sanft. "Aber verstehe mich bitte nicht falsch. Ich wollte seinen Schmerz oder den Schmerz deines Stammes nicht relativieren oder vergleichen. Ich wollte nur einen Teil meiner Herkunft mit dir teilen. Vielleicht kann ich dir ja zeigen, dass nicht alle Christen schlecht sind. Falls ich etwas für dich tun kann, dann sag es mir gerne."

Sein Blick blieb ruhig, offen. Kein Druck. Nur ein Angebot einander kennenzulernen.

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Fr 5. Sep 2025, 20:35
von Liam Carpenter
Liam ging mit seiner Sexualität grundsätzlich sehr offen um. Es war ein einfacher aber sehr effizienter Weg diejenigen aus seinem Leben fern zu halten mit denen er ohnehin nichts zu tun haben wollte. Und in gewisser Weise war es wohl auch ein Test für Mateo. Wenn sich herausstellte, dass er homophobe Ansichten hatte, dann würde er sich ein anderes Patenkind zuteilen lassen. Erfreulicherweise schien Mateo diesbezüglich keine Vorurteile zu haben. Und falls doch verbarg er sie gut.
Allein der Gedanke ihm diesbezüglich eine Täuschungsabsicht zu unterstellen war unfair und fußte lediglich auf seinen Vorurteilen, die da aus ihm sprachen, weshalb Liam ihn sehr nachdrücklich zum Schweigen brachte. Gegen Vorverurteilungen und Generalisierungen war letztendlich niemand ganz gefeit.
Schweigend hörte er Mateo zu und entzog sich letztendlich auch der freundlichen Geste nicht als dieser ihm die Hand auf die Schulter legte. Er wirkte dabei einfach so grundlegend ehrlich.
„Wir kämpfen immer noch. Um unser Land. Um Anerkennung. Um Gehör. Nur dass unsere Waffen mittlerweile nicht mehr Axt, Speer oder Bogen sind, sondern Paragraphen und Politik. Wir können keinen Frieden mehr mit dem Wandel machen. Denn wenn wir das tun gibt es unsere Kultur in ein paar Generationen nicht mehr.“
Dafür war die Welt um sie herum viel zu gierig und die vereinzelten indigenen Inseln in der weißen Mehrheitsgesellschaft zu zersplittert. Bereits jetzt wurde ihr Land trotz aller Lippenbekenntnisse immer weniger.
„Ich glaub das gar nicht, weißt du. Das alle Christen schlechte Menschen sind. Leider verleiden es einem die Unangenehmen die anderen kennenlernen zu wollen. Wenn man sich oft genug die Finger verbrennt fasst man den Ofen irgendwann nicht mehr an.“

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Fr 5. Sep 2025, 20:54
von Mateo
Mateo hörte zu, ohne zu unterbrechen. Die Worte trafen ihn nicht wie Vorwürfe, sondern wie etwas Echtes, etwas, das Gewicht hatte. Er nickte langsam, mit einem Ausdruck, der mehr Verständnis als Zustimmung zeigte.

„Ja… ich hab gehört, dass es hier anders war. Und anders ist. Von Vertreibungen, von Reservaten, von all den Dingen, die passiert sind – und die immer noch passieren.“
Seine Stimme war ruhig, fast nachdenklich.
„Es tut mir leid, dass ich unsensibel war. Es hat sich vielleicht so angehört, als wäre das alles Vergangenheit. So wie bei uns, auf den Philippinen. Aber hier… ist es Gegenwart. Ein Kampf, der noch nicht zu Ende ist.“

Er sah Liam offen an, ohne Ausflüchte.
„Ich verstehe, dass du schlechte Erfahrungen gemacht hast. Und ich verstehe, dass unsere Vergangenheit manchmal Dinge in der Zukunft unmöglich macht. Vertrauen. Offenheit. Neugier.“

Ein kurzes, stilles Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Wenn ich für dich ein Ofen bin, den du nicht mehr anfassen willst… dann versteh ich das. Wirklich. Und wenn es dir unangenehm ist, mich als Patenkind zu betreuen, dann sag es ruhig. Ich würde es dir nicht übel nehmen.“

Er senkte leicht den Blick, nicht aus Scham, sondern aus Respekt.
„Auch wenn ich es ehrlich gesagt sehr schade fände. Denn du wirkst wie jemand, von dem ich viel lernen könnte. Nicht nur über die Uni.“

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Sa 6. Sep 2025, 08:53
von Liam Carpenter
Ein Lächeln wanderte über Liams Gesicht.
„Wir sind alle immer wieder mehr oder weniger unsensibel, weil wir nicht das Leben anderer leben können. Dass du ernsthaftes Interesse zeigst ist mehr als die meisten anderen tun. Wir werden sehen wie lange es dauert bis ich das erste Mal was dummes sage.“
Dann schüttelte er schließlich den Kopf.
„Wenn du keine Vorbehalte hast, dann würde ich mich freuen, wenn du mein Patenkind bleibst. Das Gefühl wollte ich dir auch gar nicht geben.“
Auch wenn er nicht dafür verantwortlich war sie erlebt zu haben lag mit seinen schlechten Erfahrungen produktiv umzugehen in seiner eigenen Verantwortung. Mateo hatte sich ihm gegenüber nichts als freundlich verhalten. Insofern gab es keinen Grund ihn als Patenkind abzulehnen.

„Was machst du in deiner unifreien Zeit?“, erkundigte er sich und versuchte das Gespräch damit wieder in etwas leichtherzigere Bahnen zu lenken nachdem für den Moment alle Katzen ihren Sack verlassen hatten und sich schnurrend in der Sonne räkelten.

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Sa 6. Sep 2025, 11:20
von Mateo
Mateo lächelte zurück, warm und offen.
„Ich bin generell interessiert an meinem Gegenüber. Man sollte offen sein, finde ich. Es gibt so viel, das man voneinander lernen kann – manchmal gerade von denen, die ganz anders sind als man selbst.“

Er lehnte sich leicht vor, der Becher zwischen den Händen.
„Ich habe keine Vorbehalte, wirklich nicht. Ich wollte nur sicherstellen, dass es für dich nicht unangenehm ist. Ich weiß, dass manche Themen schwer sein können – und ich will niemanden in etwas drängen.“

Dann zuckte er leicht mit den Schultern, sein Blick wanderte kurz über den Platz.
„In meiner unifreien Zeit mache ich, wie gesagt, Kampfsport. Ich skate gern, mache auch Parkour – je nachdem, wie die Stadt gebaut ist.“
Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Normalerweise bringe ich mich auch in der Kirchengemeinde ein, und ich singe in einem Chor. Aber hier hab ich noch keinen Anschluss gefunden. Vielleicht ergibt sich das noch.“

Er wirkte nicht enttäuscht, eher hoffnungsvoll.
„Ich versuche gerade, eine Band zu finden oder Trainingsstunden zu geben, um ein bisschen Geld zu verdienen. Aber da bin ich noch nicht wirklich weit gekommen.“

Dann sah er Liam wieder direkt an.
„Und du? Was machst du so, wenn du nicht gerade Patenkinder betreust oder zur Uni gehst?“

Sein Ton war neugierig, aber entspannt – ein echtes Interesse, ohne Druck.

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Sa 6. Sep 2025, 11:48
von Liam Carpenter
„Was das angeht kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Ich hör zwar gerne Musik, hab da aber sonst gar keine Berührungspunkte.“
Diesbezüglich war er reiner Konsument.
„Du musst mal auf die Webseite gucken. Die Uni bietet in dem Bereich bestimmt irgendetwas an. Es gibt hier viele Aktivitäten die allen Fakultäten offenstehen.“
Wenn er sich richtig erinnerte gab es ein Uniorchester und einen Chor. Aber er hatte sich damit nie im Detail beschäftigt, weil es seine eigenen Interessen und Fähigkeiten nicht berührte.
„Ich geh gern schwimmen, tauchen oder Kajakfahren. Ich hab eine Zertifizierung als Forschungstaucher und um die zu behalten muss ich im Jahr eine ganze Menge Pflichttauchgänge vorlegen. Außerdem mache ich Freiwilligendienst bei den Puget Soundkeepern. Das ist eine Umweltschutzorganisation die sich gegen Wasserverschmutzung einsetzt.“
Wasser war einfach sein Element.
„Die Wochenenden verbringe ich meistens bei meiner Familie im Reservat. Ich geh da gerne wandern.“
Und mich von Werwölfen rumschubbsen lassen... aber das konnte er schlecht laut sagen.
Während er in Gedanken seine Termine durchstreifte blieb er an einem Eintrag für Mittwoch Abend hängen.
„Mittwochs treffe ich mich oft mit Kommilitonen zum Spieleabend. Wenn du Lust hast kannst du gerne dazustoßen.“

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Sa 6. Sep 2025, 12:56
von Mateo
Mateo lächelte und nickte.
„Ich denke, ich werde mich schon irgendwie einfinden. Es dauert vielleicht ein bisschen, aber das ist okay. Ich bin ja noch ganz frisch hier.“

Sein Blick wurde lebhafter, als Liam von Wasser sprach.
„Schwimmen, Tauchen, Kajak – das klingt richtig cool. Vielleicht kann man ja mal was zusammen machen? Ich wollte schon immer mal richtig tauchen gehen, aber irgendwie hat sich das nie ergeben. Schnorcheln, ja – aber Tauchen? Noch nicht.“

Er wirkte ehrlich beeindruckt.
„Und eine Zertifizierung als Forschungstaucher? Das klingt ziemlich krass. Du meinst das echt ernst mit dem Thema, oder? Willst du später auch beruflich in dem Bereich arbeiten?“

Mateo lehnte sich etwas zurück, sein Ton wurde neugierig.
„Der Spieleabend klingt auch interessant. Was spielt ihr denn so? Ich kenn mich nicht super aus, aber anschauen würde ich’s mir auf jeden Fall gerne mal.“

Ein kurzer Moment des Innehaltens, dann ein warmes Lächeln.
„Danke übrigens, dass du dir so viel Zeit nimmst. Ich weiß das echt zu schätzen.“

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Sa 6. Sep 2025, 13:25
von Liam Carpenter
„Da lässt sich sicher was arrangieren.“
Er teilte seine Leidenschaft für das nasse Element gerne mit anderen. Außerdem war er überzeugt davon, dass diese Facette der ihrer Umwelt, die Lebensräume und Bewohner darin, kennenzulernen ein Bewusstsein dafür förderte, dass es sich lohnte für ihre Erhaltung zu kämpfen.
Schließlich nickte er.
„Ich würde später gerne in die Forschung gehen. Artensterben, Mikroplastik, Wasserverschmutzung… der Klimawandel allgemein werden uns zukünftig vor große Herausforderungen stellen denen wir derzeit noch nicht ausreichend begegnen können. Ich möchte helfen Technologie zu entwickeln mit denen wir Lebensräume, uns und unsere Umwelt in ihrer Gesamtheit, schützen können.“
Er nippte an seinem Becher und hob dann den Deckel ab und sah hinein. Leer…
„Das kommt ganz drauf an wer kommt und wer welche Spiele dabeihat. Wir sind eine recht lockere Gruppe und finden uns da eher spontan zusammen. Von: Die Sidler von Catan bis ganz klassisch: Skat war fast alles schon dabei. Ich bin super schlecht im Skat. Letzte Woche haben wir Finspan gespielt. Das hat mir gefallen. Da geht’s um Fische.“
Er musste selbst schmunzeln als er das sagte. Natürlich hatte ihm das Spiel Spaß gemacht. Es war wirklich hübsch gestaltet und wer wollte nicht gerne Meeresforscher sein.
„Das mach ich echt gerne. Mir hat das Patenprogramm am Anfang auch sehr geholfen und ich möchte dieses gute Gefühl gerne weitergeben."
Er blickte noch einmal in seinen leeren Becher.
"Was meinst du, wollen wir uns noch einen Kaffee holen?"

Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Verfasst: Sa 6. Sep 2025, 13:56
von Mateo
Mateo lächelte leicht.
„Das würde mich echt freuen.“, sagte er ruhig. „Ich finde tauchen wirklich spannend.“

Er sah Liam an, ein wenig bewundernd.
„Und was deine Zukunftspläne angeht… ich beneide dich ehrlich gesagt ein bisschen. Du hast ein klares Bild davon, was du später machen willst. Forschung, Umweltschutz, Technologie – das ist nicht nur sinnvoll, sondern auch richtig stark. Und du hast schon begonnen, auch weitere qualifikationen zu machen. Echt zielgerichtet.“

Ein kurzer Moment des Schweigens. Dann fuhr Mateo fort, leiser:
„Ich weiß noch nicht, was ich später machen werde. Ich weiß nicht mal, ob ich… ein normales Leben führen kann.“

Kaum hatte er es ausgesprochen, zuckte er zusammen. Sein Blick wich kurz aus, als hätte er sich selbst überrascht. Innerlich gab er sich eine Ohrfeige. *Warum hast du das gesagt?*

Er räusperte sich, versuchte, den Moment zu glätten.
„Aber ja – der Spieleabend klingt super. Ich kenn hier ja noch niemanden, und das wär echt eine gute Gelegenheit, mal Leute kennenzulernen. Ich hab zwar nicht viel Erfahrung mit sowas, aber ich wollte das immer mal ausprobieren.“

Er deutete auf Liams Becher und dann auf seinen eigenen.
„Und Kaffee klingt nach einer sehr guten Idee.“

Ein kleines Lächeln kehrte zurück auf sein Gesicht. Nicht ganz so sicher wie vorher, aber ehrlich.