Fehler 404 [Liam, Press]

[Liam Carpenter]

Liam passte sich Press Tempo kommentarlos an. Folgte ihm nach oben in sein Zimmer, wo er sich neugierig umsah während sein Laptop den ersten Lebensrettenden Erste-Hilfe-Maßnahmen unterzogen wurde.
„Wow…“, entfuhr es ihm als sein Blick über die Technikinsel an der Wand und dann rüber zum Drucker wanderte. Er kam sich in diesem Moment wie ein Steinzeitmensch vor. Press schien die Art Mensch zu sein deren Ordnungssinn sich auf bestimmte Bereiche ihres Lebens besonders fokussierten. Während sein Schreibtisch der Inspektion eines Oberfeldwebels hätte standhalten können schlich sich um die Couch herum ein kleines bisschen Nachlässigkeit ein. Es war weit entfernt von Unordentlich. Aber man sah ganz deutlich Abstufungen.
Schlißlich fand auch sein Blick den Bildschirm.
„Das sieht auf jeden Fall schon mal besser aus als das was er beim ersten Mal gemacht hat.“
Fehlermeldung. Fehlermeldung. Aus. Irgendwann würde er von diesem Geräusch träumen nicht mehr vom Casinomonster.
Er nahm auf dem freigeräumten Stuhl Platz.
„Ist schon okay. War ein ziemlich dummes Missverständnis. Lass uns einfach nochmal von vorne anfangen.“
Er war kein nachtragender Mensch.
„Im Fünften. Also noch nicht ganz Halbzeit, wenn ich es schaffe in der Regelstudienzeit durchzukommen.“
Da war er sich aktuell nicht so sicher.
„Und du? Was machst du, wenn du nicht gerade Laptops reanimierst?“

[Presston Caldwell]

Der Rechner surrte gleichmäßig weiter; Press stockte einen Moment, sammelte sich.

„Theoretisch studier ich Psychologie und Kognitionswissenschaften.
Theoretisch im dritten Semester, aber praktisch ist das Leben gerade ein Arschloch.“

Er runzelte die Stirn, atmete flach aus.

„Ich komm kaum dazu.
Wenn ich drei Praktika die Woche schaffe, läuft’s schon gut.“

Ein kurzes Grinsen, trotz feuchter Augen—trotzig, lebendig.

„Hilft ja nix.
Halbzeit klingt aber gut. Was studierst du denn?“

[Liam Carpenter]

„Meeresbiologie und Naturschutz.“, antwortete Liam.
„Und man das fühle ich… aktuell geht einfach alles drunter und drüber. Als wäre die Welt plötzlich verrückt geworden."
Oder du Liam. Vielleicht bist auch du verrückt geworden. So ganz wollte er das immer noch nicht ausschließen. Er seufzte. Wie machten das andere Magi… arbeiteten die alle nicht…
„Das klingt ziemlich anspruchsvoll. Was willst du damit später machen?“
Er konnte sich Press nur schwer als Psychiater vorstellen, hatte aber wenig Konzept davon welche Karriere einem ein Psychologiestudium sonst noch ermöglichte.

[Presston Caldwell]

„Jo“ antwortete er.

„Bin mir nicht sicher, ob ich damit mal irgendwas mach.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Am Anfang dachte ich, ich lerne da, wie man mit Leuten richtig umgeht.“
„Hab da manchmal ziemlich Probleme, vor allem wenn mir wer wichtig ist.“

Ein schiefes Grinsen bedeckte sein Gesicht.

„Hat bisher nicht funktioniert.
Jetzt weiß ich, wenn ich was falsch mache, machs aber trotzdem.“

Er seufzte.

„Außerdem, bringt dieser ganze Magiekram, alles durcheinander.“

Wieder schüttelte er die Schultern.
Seine Stimme war ein bisschen belegt.

„Hab meinem Dad versprochenen, dass ich das Studium durchziehe.
Also ziehe ichs durch - Ist das mindeste was ich tun kann.“

Dann schließlich merkte er, dass er mal wieder einen Monolog führte.

„Und bei dir ? Kommst du mit dem ganzen Kram irgendwie klar?“

[Liam Carpenter]

„Ich glaube um mit Leuten richtig umgehen zu lernen brauchst du vor allem Felderfahrung.“, antwortete er.
„Aber du machst auf mich jetzt nicht den Eindruck als bräuchtest du besonders Nachhilfe.“
Press schien ein ganz normaler Typ zu sein. Nicht der Partylöwe der alle Blicke auf sich zog, aber er wirkte jetzt auch nicht wie Jemand der durch sein Verhalten besonders negativ auffiel.
„Was würdest du denn stattdessen später gerne machen?“
Irgendwas mit IT oder Technik schien die naheliegende Antwort zu sein, aber letztendlich war das eine Unterstellung.
Das Seufzen hätte genau so auch über seine Lippen kommen können. Ob er klar kam… irgendwie schon. Ob er gut klar kam… eher nicht.
„Ich hab mich bis jetzt nicht in die Luft gesprengt. Ich schätze das kann man als irgendwie klarkommen interpretieren, aber ehrlicherweise… es gibt Momente in denen ich es hasse. In denen ich gerne einfach aufwachen und einfach nur wieder Liam sein würde. Ohne Magie und Werwölfe und Morde und…“
Er atmete hörbar aus.
„… eben einfach… ohne dass sich mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Aber ich schätze das ist jetzt nicht mehr drin.“

[Presston Caldwell]

Er betrachtete Liam schief.
Nett von ihm - oh man, wenn der wüsste …

Dann dachte er nach.

“Hmm … etwas das anderen hilft, wäre schon gut. Mein Problem ist, dass ich die wahrscheinlich ganzen scheiß Schicksale Abends nicht vergessen würde.“

Und das machte den durchschnittlichen Psychiater kaputt.

“Vielleicht Politik oder IT-Security für ganz normale Leute. Wenn ich Tyson zuhöre, frag ich mich manchmal, ob es sich überhaupt lohnt so weit zu denken. Ob’s nicht am Ende darum geht, das Ganze irgendwie zu überleben.“

Dann stockte er.
Wirkte ehrlich geschockt.

“Moment, sagtest du Werwölfe?“

Wenn er das schon wieder hörte, war ein vernünftiger Job wohl besser.

[Liam Carpenter]

„Ist Tyson dein Mentor?“
Der Name sagte ihm nichts. Aber seine Bekanntschaften abseits der Gruppe der Neuerwachten waren auch ziemlich überschaubar.
„Hast du dich schon für eine Tradition entschieden?“
Er verstand beim besten Willen nicht warum das manchen Leuten so leicht zu fallen schien. Auch wenn er die Dinge mittlerweile ein kleines bisschen klarer sah… so richtig einhundert Prozent gut fühlte er sich mit dem ganzen Thema noch immer nicht. Aber immerhin nicht mehr völlig verloren.
„Ja also… Werwölfe sind… real. Ziemlich sogar. Genau wie Geister. Und… Monster.“
Er überlegte kurz ob es ihm möglich war das irgendwie schonender zu transportieren, aber so richtig schön verpacken ließ sich diese Information irgendwie nicht. Als versuche man Sperrgut in einen Schuhkarton zu quetschen.
„Und ich muss es wissen… schließlich hat mich ein Werwolf an eine Wand geworfen.“
Und das Casinomonster hat dich fast getötet… aber du musst ja nicht gleich mit den ganze großen Katastrophen in das Gespräch einsteigen Liam…

[Presston Caldwell]

„Oh man“, kurz fehlten ihm die Worte.

„Wenn du mir das vor nem halben Jahr erzählt hättest, hätte ich dich für verrückt erklärt.“

Sein Blick verweilte ein wenig in der Vergangenheit.

„Der hat dich gegen die Wand geworfen?“

Verrückt, Liam schien ein harter Hund zu sein.

„Wie bist du dem entkommen?“

Er betrachtete ihn ein wenig ehrfürchtig.

„Oder hast du etwa …“

[Liam Carpenter]

Liam hob abwehrend die Hände. Das was Press das zu implizieren schien hätte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein können.
„Ich musste nicht entkommen. Wir haben gestritten, das war alles. Also gestritten ist eigentlich auch nicht richtig. Wir haben aneinander vorbeigeredet und die Emotionen sind ein bisschen hochgekocht.“
Für einen echten Streit hatte das ganze irgendwie zu wenig Substanz. Trotzdem entschuldigte das eigentlich nicht, dass Mikasi handgreiflich geworden war. Aber betrachtete man den ganzen Kontext konnte er ihm das irgendwie nicht wirklich übel nehmen.
Als ob er ihm überhaupt irgendwas übel nehmen kannst…, kommentierte Lontra, zielsicher mit dem Finger in der Wunde. Und Liam wurde nur deshalb nicht rot, weil er sonst hätte zugegeben müssen, dass sie recht hatte.
„Wir gehören zum selben Stamm.“, fügte er hinzu und es klang so absolut als könne er damit alles erklären. Und in Liams Kopf konnte er das auch.