Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
"Sie fühlen sich einsam? Dann dürfen Sie jederzeit gerne zu mir kommen und mit mir reden. Dafür bin ich ja da."
Hifumi lächelt freundlich - ganz hatte sie wohl noch nicht die Hoffnung aufgegeben Elena ihre Sekte schmackhaft zu machen.
"Das letzte Mal etwas vollbracht, was beinahe unmöglich erschien..." Nachdenklich fingert Hifumi an ihrer pinken Gebetskette. "Es war eigentlich nicht unmöglich, aber doch bemerkenswert.
Ich habe mit zusammen mit einer meiner Glaubensschwestern jemanden im Krankenhaus besucht, eine Frau die zu einer Abspaltung meines Tempels gehört. Sie war schwer krank, ihre Genesungsaussichten schienen schlecht, es war wohl so dass die junge Frau lange vor ihrer Zeit dahinsiechen und sterben würde.
Ich und meine Schwester haben ihr angeboten, für ihre Genesung zu chanten, was sie annahm. Also drapierten wir das Gohonzon über ihrem Bett auf, als Fokus unseres Chants, nahmen Zettel mit dem Wunsch der Heilung in die Hand, und begannen alle drei das NMRK zu chanten. Zuerst war da nichts besonderes, aber wir waren auch nicht alleine.
Die zwei anderen Besucher, die im gleichen Krankenzimmer waren, verabschiedeten sich schnell, liefen davon und zeigten uns den Vogel, während die andere Patientin sich die Kopfhörer aufsetzte und uns genervt anfunkelte, ehe sie sich demonstrativ wegdrehte."
Hifumi macht eine kurze Pause, als ob bald etwas neues kommt.
"Nun, wie ich so dastand und chantete, nur mit Gläubigen umgeben, ihre Gemüter bewegt vom Leiden der jungen Fraue, zuckte mir eine Passage des Lotus-Sutra durch den Kopf, das fünfte Kapitel mit dem Gleichnis der Heilkräuter:
Ich bin Tathâgata, der höchste der Menschen, der der gekommen ist, der der gegangen ist und der der zuglich nicht gegangen ist; ich bin in diese Welt gekommen wie eine Gewitterwolke. Ich werde alle Kreaturen erquicken deren Leiber verwelkt sind, die gefesselt sind an die dreifache Welt. Ich werden denen Glückseligkeit bringen die unter Qualen leiden, die Freude der letzten Ruhe.
Und ich hatte sie erstmals verstanden!"
Hifumis Augen nehmen einen leicht fiebrigen Glanz an, und ihre Stimme ist erregt. Es muss ein sehr eindringliches religiöses Erlebnis für die junge Frau gewesen sein.
"Ich hatte die Passage natürlich schon mehrfach gelesen, und in meinem Studium mehrfach analysiert, aber wie ich so dastand hatte ich sie erstmals wirklich verstanden und verinnerlicht! ICH SELBST war wie Tathâgata, ewig kommend, ewig gehend, und ich war wie eine Gewitterwolke in das Dasein der jungen Frau getreten, um sie mit meinem Regen zu erquicken oder mit meinen Blitzen zur letzten Ruhe zu betten. Und das machte mich in diesem Moment zur höchsten unter den Menschen! Ich konnte die Bewegungen des Karmas geradezu mit Händen greifen!"
Sie fängt sich wieder ein und fährt mit nüchterner Stimme fort:
"Der Frau geht es inzwischen natürlich wieder gut."
Dieses Ergebnis schien für die tief indoktrinierte Sektiererin sehr viel weniger bemerkenswert als für die meisten anderen Jungmagi - sie wusste schon vor ihrem Erwachen, dass NMRK das Karma beeinflusste und dass das Karma wiederum die Realität der dreifachen Welt veränderte, egal wie sehr im Paradigma der Technokratie gefangene Außenstehende sie für solch magisches mittelalterliches Denken auslachten, das wie aus der Zeit gefallen wirkte.
"Bemerkenswert war auch, dass... Ach, das erzähle ich Ihnen lieber nicht, Sie halten mich sicher schon für seltsam genug." Hifumi winkt ab und lacht etwas nervös. "Außerdem hat keine der zwei anderen Frauen den Mann gesehen, das habe ich mir sicher eingebildet in meiner religiösen Inbrunst."
Hifumi lächelt freundlich - ganz hatte sie wohl noch nicht die Hoffnung aufgegeben Elena ihre Sekte schmackhaft zu machen.
"Das letzte Mal etwas vollbracht, was beinahe unmöglich erschien..." Nachdenklich fingert Hifumi an ihrer pinken Gebetskette. "Es war eigentlich nicht unmöglich, aber doch bemerkenswert.
Ich habe mit zusammen mit einer meiner Glaubensschwestern jemanden im Krankenhaus besucht, eine Frau die zu einer Abspaltung meines Tempels gehört. Sie war schwer krank, ihre Genesungsaussichten schienen schlecht, es war wohl so dass die junge Frau lange vor ihrer Zeit dahinsiechen und sterben würde.
Ich und meine Schwester haben ihr angeboten, für ihre Genesung zu chanten, was sie annahm. Also drapierten wir das Gohonzon über ihrem Bett auf, als Fokus unseres Chants, nahmen Zettel mit dem Wunsch der Heilung in die Hand, und begannen alle drei das NMRK zu chanten. Zuerst war da nichts besonderes, aber wir waren auch nicht alleine.
Die zwei anderen Besucher, die im gleichen Krankenzimmer waren, verabschiedeten sich schnell, liefen davon und zeigten uns den Vogel, während die andere Patientin sich die Kopfhörer aufsetzte und uns genervt anfunkelte, ehe sie sich demonstrativ wegdrehte."
Hifumi macht eine kurze Pause, als ob bald etwas neues kommt.
"Nun, wie ich so dastand und chantete, nur mit Gläubigen umgeben, ihre Gemüter bewegt vom Leiden der jungen Fraue, zuckte mir eine Passage des Lotus-Sutra durch den Kopf, das fünfte Kapitel mit dem Gleichnis der Heilkräuter:
Ich bin Tathâgata, der höchste der Menschen, der der gekommen ist, der der gegangen ist und der der zuglich nicht gegangen ist; ich bin in diese Welt gekommen wie eine Gewitterwolke. Ich werde alle Kreaturen erquicken deren Leiber verwelkt sind, die gefesselt sind an die dreifache Welt. Ich werden denen Glückseligkeit bringen die unter Qualen leiden, die Freude der letzten Ruhe.
Und ich hatte sie erstmals verstanden!"
Hifumis Augen nehmen einen leicht fiebrigen Glanz an, und ihre Stimme ist erregt. Es muss ein sehr eindringliches religiöses Erlebnis für die junge Frau gewesen sein.
"Ich hatte die Passage natürlich schon mehrfach gelesen, und in meinem Studium mehrfach analysiert, aber wie ich so dastand hatte ich sie erstmals wirklich verstanden und verinnerlicht! ICH SELBST war wie Tathâgata, ewig kommend, ewig gehend, und ich war wie eine Gewitterwolke in das Dasein der jungen Frau getreten, um sie mit meinem Regen zu erquicken oder mit meinen Blitzen zur letzten Ruhe zu betten. Und das machte mich in diesem Moment zur höchsten unter den Menschen! Ich konnte die Bewegungen des Karmas geradezu mit Händen greifen!"
Sie fängt sich wieder ein und fährt mit nüchterner Stimme fort:
"Der Frau geht es inzwischen natürlich wieder gut."
Dieses Ergebnis schien für die tief indoktrinierte Sektiererin sehr viel weniger bemerkenswert als für die meisten anderen Jungmagi - sie wusste schon vor ihrem Erwachen, dass NMRK das Karma beeinflusste und dass das Karma wiederum die Realität der dreifachen Welt veränderte, egal wie sehr im Paradigma der Technokratie gefangene Außenstehende sie für solch magisches mittelalterliches Denken auslachten, das wie aus der Zeit gefallen wirkte.
"Bemerkenswert war auch, dass... Ach, das erzähle ich Ihnen lieber nicht, Sie halten mich sicher schon für seltsam genug." Hifumi winkt ab und lacht etwas nervös. "Außerdem hat keine der zwei anderen Frauen den Mann gesehen, das habe ich mir sicher eingebildet in meiner religiösen Inbrunst."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
- Nichiren
Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Elena seufzte. "Sie scheinen sich das selbst noch nicht zu glauben." sie schüttelte leicht den Kopf. "Der Mann den sie beschreiben war vermutlich ihr Avatar. Der erwachte Seelensplitter, der sie sich als Wirt ausgesucht hat und die Heilung der Frau war deine Form der Magik. Egal, ob sie mir das Glauben oder nicht. Ich glaube ihnen, dass sie dieses "Wunder" gewirkt haben. Sie müssen mir natürlich nicht glauben. Aber es wäre gut, wenn sie ein wenig weiter schauen, als nur bis zu ihrem Glauben. Die Welt ist größer und sie können sie verändern." Offenbar perlte der Kult an Elena ab wie Wasser an einem Lotusblütenblatt.
"Erzählen sie mir ruhig von dem was sie Bemerkenswerter fanden. Ich verspreche das ich sie nicht seltsam finden werde."
"Erzählen sie mir ruhig von dem was sie Bemerkenswerter fanden. Ich verspreche das ich sie nicht seltsam finden werde."
Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
"Sie werden nicht lachen? Versprochen?" Einen Moment zögert Hifumi doch, selbst einer Sektiererin wie ihr war bewußt, wie unglaubwürdig Außenstehende es finden würden.
"In einem dieser Besucherstuhle saß plötzlich Subhuti. Oder besser gesagt, nicht plötzlich. Er saß schon immer da, war schon immer dabei wieder zu verschwinden, und war zugleich schon immer dabei nicht zu verschwinden. Ganz wie Tathâgata. Ein Paradoxon, das sich nur auflöste wenn nicht darüber nachdachte, mu, Void, das Nichts, ganz wie bei den Koans der Zen-Jünger, für die Subhuti eine wichtige Leitfigur ist."
Hifumis Hände verkrampfen sich um die Gebetskette.
"Da erinnerte ich mich wieder, wie sehr ich Zen verachte, und meine Gebetshaltung verkrampfte sich, genau so, während der Gedanke mich vom Ziel meines Chants ablenkte und ich merkte, wie das Karma meinen Fingern entglitt. Da entspannte Subhuti den Griff um seine Gebetskette, lud mich ein es ihm gleich zu tun, und meine Gedanken zu leeren, ausschließlich zu existieren für den Chant und für das Ziel, den ich auf den Zettel geschrieben hatte. Das Ziel, maitri zu verbreiten, die 'liebende Güte', die andere Eigenschaft für die Subhuti berühmt ist.
Instinktiv folgte ich dem Beispiel, und ja, dann ging es wieder, konnte ich das schlechte Karma von der Frau entfernen und ihr gutes Karma zuführen, um sie genesen zu lassen."
Die junge Japanerin atmet nach dieser sehr persönlichen Erzählung tief durch. Ein wenig skeptisch wirkt sie doch.
"Wenn diese Erscheinung mein 'Avatar'... ein Seelensplitter, mich speziell heraussuchend ist, warum nahm er die Erscheinung einer Figur an, die vor allem von Feinden meines Glaubens, den Anhängern von Zen und Tendai, geehrt wird? Eine Verkörperung von Nichiren, von Nissho oder einem der vielen anderen Gurus, die zur heutigen Linie von Nichiren Shoshu geführt haben, wäre doch viel naheliegender gewesen, um mich zu erreichen.
Mu, ist die Form ohne Form, wie Wasser, die sich freimacht von Einschränkungen und nicht einmal darüber nachdenkt, da nachdenken hieße sich einer Form zu unterwerfen. Maitri, die 'liebende Güte', ohne Vorbedingungen, jeder Kreatur zugewandt, steckt bereits im Lotus-Sutra, der buddhistischen Lehre die alle anderen Lehren ersetzt."
Nachdenklich fingert Hifumi an ihrer Gebetskette herum.
"Will mein Avatar mir sagen, dass ich mich nicht so sehr in meiner Form des Buddhismus versteifen sollte? Dass ich mich lockern und in meiner Haltung entpannen sollte? Dass ich mehr darüber meditieren sollte, wie ich meine liebende Güte allen Kreaturen entgegenbringen kann, ungeachtet ihrer Schule des Buddhismus?"
Die junge Japanerin hat etwas von Direktor Skinner, als sie ihren Schluss zieht.
"Nein. Ich denke, es ist der Avatar der falsch liegt."
"In einem dieser Besucherstuhle saß plötzlich Subhuti. Oder besser gesagt, nicht plötzlich. Er saß schon immer da, war schon immer dabei wieder zu verschwinden, und war zugleich schon immer dabei nicht zu verschwinden. Ganz wie Tathâgata. Ein Paradoxon, das sich nur auflöste wenn nicht darüber nachdachte, mu, Void, das Nichts, ganz wie bei den Koans der Zen-Jünger, für die Subhuti eine wichtige Leitfigur ist."
Hifumis Hände verkrampfen sich um die Gebetskette.
"Da erinnerte ich mich wieder, wie sehr ich Zen verachte, und meine Gebetshaltung verkrampfte sich, genau so, während der Gedanke mich vom Ziel meines Chants ablenkte und ich merkte, wie das Karma meinen Fingern entglitt. Da entspannte Subhuti den Griff um seine Gebetskette, lud mich ein es ihm gleich zu tun, und meine Gedanken zu leeren, ausschließlich zu existieren für den Chant und für das Ziel, den ich auf den Zettel geschrieben hatte. Das Ziel, maitri zu verbreiten, die 'liebende Güte', die andere Eigenschaft für die Subhuti berühmt ist.
Instinktiv folgte ich dem Beispiel, und ja, dann ging es wieder, konnte ich das schlechte Karma von der Frau entfernen und ihr gutes Karma zuführen, um sie genesen zu lassen."
Die junge Japanerin atmet nach dieser sehr persönlichen Erzählung tief durch. Ein wenig skeptisch wirkt sie doch.
"Wenn diese Erscheinung mein 'Avatar'... ein Seelensplitter, mich speziell heraussuchend ist, warum nahm er die Erscheinung einer Figur an, die vor allem von Feinden meines Glaubens, den Anhängern von Zen und Tendai, geehrt wird? Eine Verkörperung von Nichiren, von Nissho oder einem der vielen anderen Gurus, die zur heutigen Linie von Nichiren Shoshu geführt haben, wäre doch viel naheliegender gewesen, um mich zu erreichen.
Mu, ist die Form ohne Form, wie Wasser, die sich freimacht von Einschränkungen und nicht einmal darüber nachdenkt, da nachdenken hieße sich einer Form zu unterwerfen. Maitri, die 'liebende Güte', ohne Vorbedingungen, jeder Kreatur zugewandt, steckt bereits im Lotus-Sutra, der buddhistischen Lehre die alle anderen Lehren ersetzt."
Nachdenklich fingert Hifumi an ihrer Gebetskette herum.
"Will mein Avatar mir sagen, dass ich mich nicht so sehr in meiner Form des Buddhismus versteifen sollte? Dass ich mich lockern und in meiner Haltung entpannen sollte? Dass ich mehr darüber meditieren sollte, wie ich meine liebende Güte allen Kreaturen entgegenbringen kann, ungeachtet ihrer Schule des Buddhismus?"
Die junge Japanerin hat etwas von Direktor Skinner, als sie ihren Schluss zieht.
"Nein. Ich denke, es ist der Avatar der falsch liegt."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Elena hörte sie die Beschreibung der jungen Frau ruhig an und nickte an der ein oder anderen Stelle. Sie lachte nicht ein ein einziges Mal, lächelte aber, nachdem Hifumi ihre Erzählung beendet hatte. "Was sie beschreiben ist ein sehr sanftes Erwachen. Ich beneide sie ein wenig darum. Nicht jeder hat so viel Glück." Ihre Hände legte sich flach auf den Tisch vor ihr. "Der Avatar wählt die Erscheinung immer Anhand des Magus selbst aus. Also in diesem Fall orientiert er sich an Ihnen." sie schüttelte leicht den Kopf. "Der Avatar sieht ihr innerstes. Er ist sie. Wie könnte er also falsch liegen? Es ist ihre Wahrnehmung die ihn definiert. Aber." sie hob den Zeigefinger, um Hifumis Aufmerksamkeit vollständig zu bekommen.
"Machen sie nicht den Fehler zu versuchen ihren Avatar zu los zu werden. Ich habe so etwas gesehen. Es ist ein dunkler Pfad der in die Verdammnis führt. Und ich müsste sie dann nicht nur töten, sondern ein Gilgul an ihnen durchführen und das ist nichts was ich gerne täte." Ihre Miene war bei den letzten Worten ernst geworden und in ihren Augen stand die Entschlossenheit, dass sie den Worte welche sie gerade ausgesprochen hatte auch Taten würde folgen lassen.
"Machen sie nicht den Fehler zu versuchen ihren Avatar zu los zu werden. Ich habe so etwas gesehen. Es ist ein dunkler Pfad der in die Verdammnis führt. Und ich müsste sie dann nicht nur töten, sondern ein Gilgul an ihnen durchführen und das ist nichts was ich gerne täte." Ihre Miene war bei den letzten Worten ernst geworden und in ihren Augen stand die Entschlossenheit, dass sie den Worte welche sie gerade ausgesprochen hatte auch Taten würde folgen lassen.
Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
"Aber wenn meine eigene urinnerste Wahrnehmung meinen Avatar formt... Warum dann einer, der Feinde meines Glaubens unterstützt? Sollte mein ureigenster Avatar mich nicht eher in meinem Glauben bestärken?"
Erinnerungen steigen in Hifumi hoch. An ihre ersten Semester in Buddhologie, und ihre Seminare bei Miss Anderson-Fujiwara. Eine japanisch-amerikanische Dozentin, die von außerhalb kam, eine Doktorandin der östlichen Philosophie, die in Amerika gelernt hatte, die sie dazu angestoßen hatte sich mit Konfuzianismus, Taoismus und anderen Schulen des Buddhismus auseinanderzusetzen. Die Widersprüche und Mehrdeutigkeiten hervorhob, anstatt sie zu glätten, wie Hifumis andere Lehrer, und sie dazu einlud sie zu erforschen und sich ihre eigenen Gedanken dazu zu machen, anstatt sich die korrekten Schlüsse vorkauen zu lassen.
Hifumi wußte letzten Endes nicht weiter, als ihrem Priester zu erzählen. Der bestätigte, ja, es gab bereits Beschwerden, vor allem von männlichen Studenten, die planten der Nichiren-Priesterschaft beizutreten, und ja, man habe das im Auge. Bis dahin sollte Hifumi verstärkt für die Klarheit und Reinheit ihrer Lehre chanten, und sich nicht so verwirren lassen.
Im nächsten Semester war Miss Anderson-Fujiwara nicht mehr da, weitergezogen zu einer anderen Universität "um sich weiterzuentwickeln", und war ersetzt worden durch eine andere Dozentin, die sich zwar nicht so breit auskannte, aber dafür die reine Lehre des Nichiren-Buddhismus nicht verwässerte und klare Antworten vorgab, die man auswendig bulimielernen konnte, ganz wie es Hifumi gewohnt war.
Die Knöchel treten weiß hervor, als Hifumi ihre pinke Kunststoffgebetsperlenkette umklammert, und ihre Hände zittern ein wenig. Sie kratzt einen kurzen Moment an der nächsten Bewußtseinsebene, die ihr ein tieferes Verständnis der Realität eröffnen würde, aber dann greift wieder ihre Indoktrination, die ihr einerseits durch ihr magisches Denken das Erwachen überhaupt erst ermöglicht hatte, sie aber andererseits durch ihre Enge und Dogmatik davon abhielt, sich weiterzuentwickeln und mehr aus sich zu machen.
"Ich habe sicher nicht vor Subhuti loszuwerden. Wenn er mir erscheint, will er mir sicher etwas sagen - und selbst wenn ich wollte, ich wüßte nicht wie man sich von jemandem trennt, der zugleich kommt, geht und nicht geht, dessen Zustand nicht greifbar ist wenn man darüber nachdenkt, sondern erst wenn man seine Gedanken vollständig leeren kann und im völligen Einklang mit Mu, dem Nichts ist. So weit bin ich bei weitem noch nicht auf meinem Weg zur Erleuchtung.
Aber wenn ich so weit wäre - was ist dieses Gilgul?"
So weit Hifumi sich auch mit den religiösen Aspekten ihrer Tradition auskennt, auch den obskureren und esoterischeren, so fremd sind ihr noch nach wie vor die magi-spezifischen Begriffe, Ideen und Konzepte.
Erinnerungen steigen in Hifumi hoch. An ihre ersten Semester in Buddhologie, und ihre Seminare bei Miss Anderson-Fujiwara. Eine japanisch-amerikanische Dozentin, die von außerhalb kam, eine Doktorandin der östlichen Philosophie, die in Amerika gelernt hatte, die sie dazu angestoßen hatte sich mit Konfuzianismus, Taoismus und anderen Schulen des Buddhismus auseinanderzusetzen. Die Widersprüche und Mehrdeutigkeiten hervorhob, anstatt sie zu glätten, wie Hifumis andere Lehrer, und sie dazu einlud sie zu erforschen und sich ihre eigenen Gedanken dazu zu machen, anstatt sich die korrekten Schlüsse vorkauen zu lassen.
Hifumi wußte letzten Endes nicht weiter, als ihrem Priester zu erzählen. Der bestätigte, ja, es gab bereits Beschwerden, vor allem von männlichen Studenten, die planten der Nichiren-Priesterschaft beizutreten, und ja, man habe das im Auge. Bis dahin sollte Hifumi verstärkt für die Klarheit und Reinheit ihrer Lehre chanten, und sich nicht so verwirren lassen.
Im nächsten Semester war Miss Anderson-Fujiwara nicht mehr da, weitergezogen zu einer anderen Universität "um sich weiterzuentwickeln", und war ersetzt worden durch eine andere Dozentin, die sich zwar nicht so breit auskannte, aber dafür die reine Lehre des Nichiren-Buddhismus nicht verwässerte und klare Antworten vorgab, die man auswendig bulimielernen konnte, ganz wie es Hifumi gewohnt war.
Die Knöchel treten weiß hervor, als Hifumi ihre pinke Kunststoffgebetsperlenkette umklammert, und ihre Hände zittern ein wenig. Sie kratzt einen kurzen Moment an der nächsten Bewußtseinsebene, die ihr ein tieferes Verständnis der Realität eröffnen würde, aber dann greift wieder ihre Indoktrination, die ihr einerseits durch ihr magisches Denken das Erwachen überhaupt erst ermöglicht hatte, sie aber andererseits durch ihre Enge und Dogmatik davon abhielt, sich weiterzuentwickeln und mehr aus sich zu machen.
"Ich habe sicher nicht vor Subhuti loszuwerden. Wenn er mir erscheint, will er mir sicher etwas sagen - und selbst wenn ich wollte, ich wüßte nicht wie man sich von jemandem trennt, der zugleich kommt, geht und nicht geht, dessen Zustand nicht greifbar ist wenn man darüber nachdenkt, sondern erst wenn man seine Gedanken vollständig leeren kann und im völligen Einklang mit Mu, dem Nichts ist. So weit bin ich bei weitem noch nicht auf meinem Weg zur Erleuchtung.
Aber wenn ich so weit wäre - was ist dieses Gilgul?"
So weit Hifumi sich auch mit den religiösen Aspekten ihrer Tradition auskennt, auch den obskureren und esoterischeren, so fremd sind ihr noch nach wie vor die magi-spezifischen Begriffe, Ideen und Konzepte.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Elenas Augenbrauen hoben sich, bei den Worten der jungen Japanerin. "Sollte er das? Vielleicht sollten sie mit ihm darüber sprechen. Er wird seine Gründe haben, die ich ihnen nicht erklären kann." Die Schwarzhaarige beobachtete die Reaktionen der Kultanhängerin mit unbewegter Miene weiter, bevor sie nach einer kurzen Pause weiter sprach.
"Gilgul ist ein Ritual, welches den Avatar vollständig zerstört. Der Splitter hört auf zu existieren und es gibt keine Widergeburt mehr für diesen Avatar. Er wird aus dem Kreislauf herausgenommen, bevor er weitere Splitter vergiftet." Sie betrachtete ihre rot lackierten Fingernägel, bevor sie wieder zu Hifumi sah. "Meistens stirbt der Magus bei diesem Prozess. Aber nicht immer."
Der Ernst und die Absolutheit mit der Elena diese Dinge erklärte machten irgendwie deutlich, dass sie dieses Ritual möglicherweise schon einmal...oder gar mehrere Male? durchgeführt hatte. "Was würden sie tun, wenn sie jemanden finden würden den sie im Rad des Schicksals als schädlich ansehen?"
"Gilgul ist ein Ritual, welches den Avatar vollständig zerstört. Der Splitter hört auf zu existieren und es gibt keine Widergeburt mehr für diesen Avatar. Er wird aus dem Kreislauf herausgenommen, bevor er weitere Splitter vergiftet." Sie betrachtete ihre rot lackierten Fingernägel, bevor sie wieder zu Hifumi sah. "Meistens stirbt der Magus bei diesem Prozess. Aber nicht immer."
Der Ernst und die Absolutheit mit der Elena diese Dinge erklärte machten irgendwie deutlich, dass sie dieses Ritual möglicherweise schon einmal...oder gar mehrere Male? durchgeführt hatte. "Was würden sie tun, wenn sie jemanden finden würden den sie im Rad des Schicksals als schädlich ansehen?"
Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Hifumi wird kreidebleich und zieht die Augenbrauen hoch, als Elena dieses grausame Ritual beschreibt.
"Dann wird die Seele mitsamt dem Avatar aus dem Zyklus gerissen? Oder wird nach ihrer Wiedergeburt nie mehr in der Lage sein das Karma zu beeinflussen, so wie ich es tun kann seit meinem 'Erwachen'?"
Das klang absolut furchtbar für die fromme Frau, für die magisches Denken, magisches Handeln und Religion so untrennbar verknüpft sind.
"Ich hoffe, ich muss niemals Ihnen - oder irgendjemand anderem - einen Anlass geben, dieses 'Gilgul' an mir auszuführen. Lieber würde ich sterben."
Das war nicht nur eine Floskel, Hifumi meinte es wortwörtlich so. Einer der Vorteile von religiösem Fanatismus war die Furchtlosigkeit vor dem eigenen Tod, da man nicht bloß glaubte, sondern wusste, dass der Tod nicht das Ende war.
"Was ich mit jemandem tun würde, der das Dharma behindert oder schädigt..." Nachdenklich nestelt sie an ihrer Gebetskette. "Das hinge erst einmal davon ab, ob die Person aus Unwissenheit oder Fahrlässigkeit handelt. Eine solche Person sollte belehrt werden und die Möglichkeit zur Besserung bekommen.
Wenn sie dann trotzdem weiter macht, oder schon vornherein mit Vorsatz handelt, und sich auch weder mit Beugen und Brechen noch mit sanfter Gewalt aufhalten lässt..." Ihre Worte hängen im Raum nach, als sie nachdenkt. "Nichiren hätte einen Brief an den Shogun geschrieben, in dem er die Hinrichtung der Person fordert. Aber Sie wirken nicht wie jemand, der sich mit einer gepfefferten Protestnote an den Präsidenten zufrieden geben würde?"
Die Japanerin war kurz vor dem Begreifen, was es hieß eine Chakravanti zu sein, aber noch schreckte sie vor der letzten Konsequenz zurück. Der Gedanke fremdes Leben zu nehmen war der braven Betschwester fremd, wie den meisten gesetzestreuen Menschen.
"Dann wird die Seele mitsamt dem Avatar aus dem Zyklus gerissen? Oder wird nach ihrer Wiedergeburt nie mehr in der Lage sein das Karma zu beeinflussen, so wie ich es tun kann seit meinem 'Erwachen'?"
Das klang absolut furchtbar für die fromme Frau, für die magisches Denken, magisches Handeln und Religion so untrennbar verknüpft sind.
"Ich hoffe, ich muss niemals Ihnen - oder irgendjemand anderem - einen Anlass geben, dieses 'Gilgul' an mir auszuführen. Lieber würde ich sterben."
Das war nicht nur eine Floskel, Hifumi meinte es wortwörtlich so. Einer der Vorteile von religiösem Fanatismus war die Furchtlosigkeit vor dem eigenen Tod, da man nicht bloß glaubte, sondern wusste, dass der Tod nicht das Ende war.
"Was ich mit jemandem tun würde, der das Dharma behindert oder schädigt..." Nachdenklich nestelt sie an ihrer Gebetskette. "Das hinge erst einmal davon ab, ob die Person aus Unwissenheit oder Fahrlässigkeit handelt. Eine solche Person sollte belehrt werden und die Möglichkeit zur Besserung bekommen.
Wenn sie dann trotzdem weiter macht, oder schon vornherein mit Vorsatz handelt, und sich auch weder mit Beugen und Brechen noch mit sanfter Gewalt aufhalten lässt..." Ihre Worte hängen im Raum nach, als sie nachdenkt. "Nichiren hätte einen Brief an den Shogun geschrieben, in dem er die Hinrichtung der Person fordert. Aber Sie wirken nicht wie jemand, der sich mit einer gepfefferten Protestnote an den Präsidenten zufrieden geben würde?"
Die Japanerin war kurz vor dem Begreifen, was es hieß eine Chakravanti zu sein, aber noch schreckte sie vor der letzten Konsequenz zurück. Der Gedanke fremdes Leben zu nehmen war der braven Betschwester fremd, wie den meisten gesetzestreuen Menschen.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Elenas Blick blieb kalt, während sie den Überlegungen der Japanerin lauschte. Auch schien ihr die weichende Farbe im Gesicht ihrer Gesprächspartnerin nichts auszumachen. "Die Seele wird in den Kreislauf zurück geführt. Der Avatar allerdings wird zerschmettert und aus dem ewigen Kreislauf entfernt." kurz schloss die Euthanatoi die Augen, während sie diese Worte wirken lies. "Wenn der Tod ihr Ausweg ist, dann müssen sie ihn wählen, bevor sie ihrem Avatar abschwören und den Dunklen Pfaden folgen. Sobald dies geschehen ist, gibt es keinen Weg zurück mehr." stellte die Maga, immer noch sachlich nüchtern, klar.
Auf die letzte Frage schüttelte sie mit dem Kopf. "Richtig. Würde ich nicht. Der Tod ist immer der letzte Ausweg. Nie eine einfache Lösung. Ausschließlich das letzte Mittel. Manchmal ist der gute Tod aber unvermeidlich, um zu verhindern, dass das Rad ins Stocken gerät, oder er muss genutzt werden, um den Tod anderer zu verhindern, die für das Schicksal und das Rad eine größere Bedeutung haben. Es ist an uns die Fäden entsprechend zu lesen, zu weben und zu zupfen."
Elena zog aus einer kleinen Handtasche eine Visitenkarte, auf der nur eine Telefonnummer stand. Kein Name, keine Firma, keine Adresse. Nur die Nummer war in schwarzen einfachen Zahlen, ohne Schnörkel auf diese Pappkarte gedruckt worden. Sie schob sie über den Tisch zu Hifumi.
"Überlegen sie es sich und rufen mich an." dann erhob sie sich. "Ich denke ihre Betschwestern erwarten sie." Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verlies das Café. Lies die junge Buddhistin mit ihren Gedanken allein.
Auf die letzte Frage schüttelte sie mit dem Kopf. "Richtig. Würde ich nicht. Der Tod ist immer der letzte Ausweg. Nie eine einfache Lösung. Ausschließlich das letzte Mittel. Manchmal ist der gute Tod aber unvermeidlich, um zu verhindern, dass das Rad ins Stocken gerät, oder er muss genutzt werden, um den Tod anderer zu verhindern, die für das Schicksal und das Rad eine größere Bedeutung haben. Es ist an uns die Fäden entsprechend zu lesen, zu weben und zu zupfen."
Elena zog aus einer kleinen Handtasche eine Visitenkarte, auf der nur eine Telefonnummer stand. Kein Name, keine Firma, keine Adresse. Nur die Nummer war in schwarzen einfachen Zahlen, ohne Schnörkel auf diese Pappkarte gedruckt worden. Sie schob sie über den Tisch zu Hifumi.
"Überlegen sie es sich und rufen mich an." dann erhob sie sich. "Ich denke ihre Betschwestern erwarten sie." Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verlies das Café. Lies die junge Buddhistin mit ihren Gedanken allein.
Re: Das Tor zur Glückseligkeit auf dem Kaufhausparkplatz [Hifumi, SL]
Die brave Betschwester wirkt immer noch ein wenig erschüttert davon, wie freimütig die Weiße mit einer Wildfremden wie ihr über das Töten sprach. Sie schaut auf ihre Hände herab, die Handteller zu sich gedreht, stellt sich die manikürten zartgliedrigen Finger mit Blut besudelt vor. Wie könnte sie das anstellen, fertig bringen, wenn sie wollte?
Andererseits rief ihr so verehrter größter Lehrmeister der korrekten Lehre selbst dazu auf, mit Feuer und Schwert diejenigen zu bekämpfen, die sich gegen das Dharma stellten, die das Land daran hinderten weiterzugehen im dritten und letzten Zeitalter des winterlichen Mappho. Und hatte er nicht gesagt, umso mehr man verfolgt würde, umso mehr würde man dem Lotus-Sutra dienen? Wer könnte verfolgter sein als ein Mörder?
Die behütete Hifumi hat tatsächlich über viel nachzudenken, als sie sich wieder auf den Weg zurück macht zu ihren Mitkultistinnen. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen - als YWD-Leiterin musste sie Stärke zeigen, Überzeugung, musste ihre Untergebenen anspornen. Aber hinter ihrer Stirn sieht es ganz anders aus.

Andererseits rief ihr so verehrter größter Lehrmeister der korrekten Lehre selbst dazu auf, mit Feuer und Schwert diejenigen zu bekämpfen, die sich gegen das Dharma stellten, die das Land daran hinderten weiterzugehen im dritten und letzten Zeitalter des winterlichen Mappho. Und hatte er nicht gesagt, umso mehr man verfolgt würde, umso mehr würde man dem Lotus-Sutra dienen? Wer könnte verfolgter sein als ein Mörder?
Die behütete Hifumi hat tatsächlich über viel nachzudenken, als sie sich wieder auf den Weg zurück macht zu ihren Mitkultistinnen. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen - als YWD-Leiterin musste sie Stärke zeigen, Überzeugung, musste ihre Untergebenen anspornen. Aber hinter ihrer Stirn sieht es ganz anders aus.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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