In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Benutzeravatar
Hifumi
Beiträge: 267
Registriert: Di 2. Apr 2024, 17:24

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

"Dieser Kreislauf des Lebens ist alles Teil des großen Rades, zumindest hier in dieser dreifachen Welt. Gutes Karma heißt nicht nur Wachstum und Gedeihen - auch der Verfall und der Tod gehören dazu. Schlechtes Karma wäre es, diesen Lauf zu behindern, zu stark zu beschleunigen oder gar zu verdrehen oder anzuhalten.

Meine Tradition der Chakravanti und meine Religion von Nichiren-Buddhismus, sie decken sich sehr.

Wie steht es bei dir, Maddy?
Bist du schon näher dran, eine Heimat in der Welt der Magi gefunden zu haben?"


Hifumi wirkt ein wenig beschämt, als sie auf ihren lauten Gedanken angesprochen wird.

"Normalerweise ziehe ich mir so was nie an. Erstens macht ein anständiges Mädchen so etwas einfach nicht, und zweitens nehmen das Männer als Einladung um mit mir zu flirten und mich mit Augen auszuziehen. Das war mir immer unangenehm.

Aber jetzt, wo ich damit stattdessen einem anderen Mädchen damit gefallen kann..."
Sie schüttelt leicht den Kopf. "Das schlimmste ist, ich gefalle mir so. Dabei war ich mein Leben lang ein anständiges Mädchen, keine... keine..."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

Benutzeravatar
Madison Reid
Beiträge: 122
Registriert: Fr 19. Jul 2024, 10:18

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Madison Reid »

"Was Du trägst, bestimmt doch nicht, wer Du bist!" Maddy hatte keine Ahnung mit welchen Kämpfen Hifumi sich auseinandersetzte. Auch hatte sie keine Ahnung davon, wie es war in einem so engen Korsett gefangen zu sein. Maddy hatte eine gänzlich andere Erziehung genossen. Sie hatte immer Raum und Unterstützung erfahren, sich frei zu entfalten. "Wenn Du Dich in dieser Kleidung wohl fühlst, dann profitiert doch auch Dein Innerstes davon. Versteck Dich nicht! Sei wer Du sein möchtest. Sei nicht wer Du sein sollst." Während sie das aussprach, hatte Maddy eine Hand auf Hifumis Schulter gelegt. Federleicht strichen ihre Finger über die dünne Haut am Hals, als Maddy die Hand wieder wegzog. Maddys Spiegelbild verschwand nach rechts aus Hifumis Spiegelblick um sie beide nun endlich in die Wohnung hineinzulassen.

Die Wohnung wirkte im Vergleich zum liebevoll eingerichteten Café sehr spartanisch. Die Backsteinwände waren auch hier zu finden. Zu ihrer linken waren große Fenster, wie man sie aus alten Industriegebäuden kannte. Geradezu war eine Tür und zu ihrer rechten befand sich eine schlichte offene Küche mit Kochinsel davor. Daran grenzte ein Essbereich. Ein großer runder Tisch mit 6 Stühlen stand vor einer weiteren Fensterfront. Im weiteren Fensterverlauf stand ein Schreibtisch. Mitten im Raum stand ein großes petrolfarbenes Stoff-Sofa mit tiefer Sitzfläche, vielen Kissen und einigen Decken. Darauf hatte sich Houdin bereits zu einer Kugel zusammengerollt. Vor dem Sofa stand ein schlichter Couchtisch und davor stand direkt vor der fensterlosen Wand ein Lowboard mit großem Fernseher.

Überall standen Umzugskartons, die entweder gar nicht ausgeräumt waren oder nur zur Hälfte.
Des Weiteren standen einige offene Regale im Raum herum, die noch keinen richtigen Platz gefunden hatten. Vor einem standen Säcke mit Blumenerde, leere Töpfe und vor einem weiteren in Schreibtischnähe standen viele Kartons, die scheinbar durchwühlt waren. In ihnen waren alte abgegriffene Bücher, die dem Tagebuch von Maddy ähnlich waren. Sie waren unterschiedlichster Farben und von unterschiedlichstem Alter. Einige sahen nagelneu aus, während man bei anderen Angst haben musste, dass sie auseinanderfielen, sobald man sie in die Hand nahm. Einzelne Bücher lagen wahllos auf den Regalböden rum und auch auf dem Schreibtisch waren einige davon zu finden.

Alles in allem sah die Wohnung aus, als würde gerade jemand einziehen. Was aber auffiel war, dass naturnahe Materialien die Einrichtung dominierten. Die Holztöne der wenigen Möbel hatten eine ähnlich warme Färbung, wie das Holz unten im Café.

Maddy steuerte die Küche an, holte alles für das Abendessen hervor und während sie begann das Gemüse zu waschen, sprach sie weiter. „Achso!“ Sie lachte leise. „Fühl Dich ganz wie zuhause.“ Dann schnippelte sie leise das Gemüse. „Hmm… Was Du beschreibst vom großen Rad klingt meinen Ansichten ziemlich ähnlich. Aber was ist die dreifache Welt? Ich habe bisher weder etwas über die Tradition, die Du erwähnt hast gehört, noch kenne ich mich besonders gut mit Religionen aus.“ Maddy legte das Messer ab und sah Hifumi ernst an. „Ich habe meinen Platz noch nicht gefunden. Aber ich spüre, dass ich ihm jeden Tag näher komme. Ich sagte ja eben, dass ich jeden Tag Veränderungen wahrnehme. Ich glaube ich akzeptiere langsam, dass die Welt nicht das ist, was ich immer dachte, dass sie es sei.“ Sie hob kurz entschuldigend die Schultern, nahm ihre Arbeit wieder auf, nur um sie kurz danach wieder zu beenden. „Ich habe hier und da wahrgenommen, dass jeder Jungmagi einen Mentor hat. Hast Du auch jemanden?“ Maddy wirkte sehr zerknirscht. „Ich habe nämlich noch keinen…. Und ….ähm…. ich weiß nicht, ob ich vielleicht etwas falsch mache.“ Sie blickte Hifumi mit großen Augen an und wirkte etwas verloren und hilflos. Das Thema schien sie wirklich zu beschäftigen.
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später. (C.George)

Benutzeravatar
Hifumi
Beiträge: 267
Registriert: Di 2. Apr 2024, 17:24

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

"Ich kann dich nicht alleine arbeiten lassen, wenn du für zwei kochst. Hast du irgendwas, womit ich dir zur Hand gehen kann?"

Nachdem sie eine Beschäftigung hat, oder auch nicht, setzt sich die hübsche junge Japanerin seitlich und beginnt zu erzählen.

"Die dreifache Welt, das ist die Welt in der wir Menschen leben, zusammen mit den Tieren und den rastlosen Toten - daher dreifach. Durch gutes Karma können wir in höhere Ebenen wiedergeboren werden, in die Himmel der Devas, und letztendlich die höchste Daseinsform der Formlosigkeit erreichen. Wobei Daseinsform eigentlich nicht das richtige Wort ist, denn an diesem Punkt hat man weder ein Dasein, noch eine Form."

Sie schaut ein wenig betreten auf ihre Hände.

"Zugleich muss man schlechtes Karma vermeiden, denn ansonsten wird man in einer niederen Form wiedergeboren - vielleicht als Tier oder rastloser Toter, oder man landet gar in einer der Höllen.

Für ein Mädchen wie mich ist der Weg ziemlich klar - ich muss mich züchtig kleiden und benehmen, einen Ehemann finden und ihn unterstützen und ihm beistehen, als gutes Eheweib - gehorsam, submissiv und sanft, in meiner natürlichen Rolle als Hausfrau und Mutter aufgehend."


Hifumis Blick senkt sich ein wenig weiter.

"Meine Mentorin Elena Black meint, ich sollte mich von diesen Erwartungen lösen und mehr aus mir machen. Und ich will eigentlich manche von diesen Sachen gar nicht. Auf jeden Fall keinen Mann, und schon gar keinen Mann dem ich mich willig... hnngh... von dem ich mich willig zur Mutter machen lasse."

Da kam wieder die furchtbar verklemmte Hifumi zum Vorschein, der es sehr schwer fiel offen über sexuelle Themen zu sprechen.

"Ich... ich weiß inzwischen über mich, dass ich lieber Mädchen mag. Ich... mag dich, Maddy. Und ich mag es, wenn andere Mädchen mich anziehend finden, so wie ich mich anziehe.

Ich weiß nicht, wie ich da noch ein gutes und anständiges Mädchen sein kann. Ich sollte so nicht empfinden. Ich sollte einfach in meine Rolle passen und in ihr aufgehen, nein, aufblühen! Meine Schwestern schaffen es schließlich auch, und für die muss ich sogar ein Vorbild sein!"
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

Benutzeravatar
Madison Reid
Beiträge: 122
Registriert: Fr 19. Jul 2024, 10:18

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Madison Reid »

Maddy schob Hifumi still die braunen Champignons hinüber, während sie konzentriert zuhörte, was ihr erzählt wurde. Als Hifumi an der Stelle angelangte, die mit „Für ein Mädchen wie mich…“ begann, legte sie ihr Messer aus der Hand und blickte Hifumi verwirrt an. Was meinte sie damit? „… gutes Eheweib?...“ flüsterte sie und doch hörte sie bis zum Ende zu.

Dann wischte sie sich ihre Hände an einem Trockentuch sauber, umrundete die Kücheninsel und ging hinüber zu Hifumi, die noch auf dem Stuhl saß. Maddy nahm sie einfach in die Arme und sagte nichts - vorerst. Stattdessen verdaute sie die Worte von Hifumi, hielt sie einfach nur fest und strich sanft über Hifumis Rücken. Sie wusste nicht, warum sie das tat, nur, dass es ihr ein Bedürfnis war.

Nach einer Weile ließ sie sie los und ging einen kleinen Schritt zurück, hob Hifumis Kinn sanft hoch und lächelte sie an. „Ich weiß nicht, wovon Du da redest, aber Du bist toll so wie Du bist...... Ich habs ja eben schon gesagt…..und wenn Du dich genau so wohl fühlst, dann kann das kein schlechtes Karma sein.“

Dann umrundete sie wieder die Insel und widmete sich weiter dem Gemüse, dieses Mal allerdings etwas nachdenklicher. Sie verstand nicht recht, was Hifumi da erzählte. Sie wusste nichts von den Dingen, denen Hifumi bisher ausgesetzt war.

Sie schnitt erst die Karotte in kleine Streifen, bevor sie leise und nachdenklich weitersprach. „Deine Mentorin, diese Elena….“ Sie guckte kurz zu Hifumi. „… sie hat nicht ganz unrecht, weißt Du?“ Ihr Lächeln war warm. „Hier in Seattle muss man nicht heiraten und sich… ähm…. willig zu einer Mutter machen lassen....... und schon gar nicht, wenn du lieber Mädchen magst.“
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später. (C.George)

Benutzeravatar
Hifumi
Beiträge: 267
Registriert: Di 2. Apr 2024, 17:24

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi genoß die Berührungen ersichtlich und seufzte. Sicher, die Mädchen in der YWD-WG berührten sich auch, wenn sie zusammen chillten, und diese Berührungen hatten auch elektrisierende Wirkung auf Hifumi - aber die junge Japanerin musste diese Wirkung verbergen, musste immer Angst haben dass sie ihr negativ ausgelegt und an die Sektenführung in Kalifornien und Japan berichtet wurden. Schließlich waren die jungen Frauen auf dem Missionstrip, um sich gegenseitig im Glauben zu festigen und auf ihre vorgezeichnete Rolle als gefügige Ehefrau und willige Mutter vorzubereiten - nicht um sich solchen perversen und widernatürlichen Gelüsten hinzugeben, wie sie Hifumi plagten.

"Weißt du, Maddy... Du bist sehr lieb zu mir. Die meisten Leute, die ich kenne, die hätten mich pervers, genannt, gestört, hätten mir gesagt dass ich dafür chanten soll wieder normal im Kopf zu werden."

Und sicher hatte Hifumi oft genug dafür gechantet, dass das Karma ihr einfach den Mister Right zuweisen sollte, bei dessen Anblick ihre Kniee schwach wurden, der sie einfach mal 'richtig' rannahm und der sie 'heilte'. Bloß, so einen Mister Right gab es nicht.
Stattdessen gab es kaum ein attraktives Mädchen, dem gegenüber sie unanständige Gedanken unterdrücken konnte, und bei dem sie ständig auf Zeichen achtete ob sie ähnlich dachte. Die latzhosige Maddy war die erste, bei der sie sich ihren ganzen Mut zusammengenommen hatte.

"Aber da ist noch ein Problem: Mein Visum hängt am Tempel. Ich bin hier auf einem R-Visum als Seelsorgerin. Und ich bin nur eine gute Seelsorgerin, wenn ich ein gutes Vorbild bin. möglichst jung heirate und möglichst gut in meine Rolle als gehorsames Eheweib und willige Mutter füge.

Ich bin bereits 25 Jahre alt, Maddy. Das macht mich jetzt schon zu einem unverkäuflichen Weihnachtskuchen - einem mangelhaften Weib, einer mit der etwas nicht stimmt, wenn sie in dem Alter immer noch unverheiratet und ungeschwängert ist.
Wenn ich nichts anderes unternehme, wird im November der Tempel mir einen Ehemann zuweisen. Und ich habe Angst davor."


Unwillkürlich musste sie auflachen.

"Ich wette, dass es verrückt für dich klingt. Ich habe Nichiren-Studien, buddhistische Theologie und Sozialarbeit studiert, habe eine Menge junger Frauen in der YWD und im Frauenknast die sich an mich als Seelsorgerin wenden - aber um meine eigene Seele, um die kann ich mich mehr schlecht als recht sorgen!"
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

Benutzeravatar
Madison Reid
Beiträge: 122
Registriert: Fr 19. Jul 2024, 10:18

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Madison Reid »

„Nein! ….. Nein, das klingt nicht verrückt auf mich.“ Sie lächelte schief. "Naja, vielleicht.... vielleicht doch... schon ein bisschen." Maddy hatte bereits begonnen das Gemüse anzubraten. „Aber ich muss sagen, dass ich nur die Hälfte von dem verstehe, was Du da sagst.“ Dann schob sie die Pfanne vom Herd und machte sich daran, die Quesadillas zusammenzusetzen. „Du bist doch kein Stück Vieh vom Markt, das man einfach verkaufen kann um dann ohne Deine Meinung zu entscheiden in welchen Stall man Dich stellen soll!“ Sie schien wirklich erbost zu sein über das was Hifumi berichtete. Und trotzdem schmunzelte sie und sah Hifumi eindringlich an. Ihre Stimme senkte sich. „Du bist von pervers wirklich ganz weit entfernt…. und wenn, dann vielleicht eher ein bisschen kinky und das ist irgendwie sexy.“ Sie kicherte, bevor sie wieder ernster wurde. „Nein, mal ehrlich!“ Sie sah sie eindringlich an. „Wie kann ich Dir helfen?“ Maddy übergab einen Teller an Hifumi und bedeutete ihr zum Sofa zu folgen.
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später. (C.George)

Benutzeravatar
Hifumi
Beiträge: 267
Registriert: Di 2. Apr 2024, 17:24

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

"Als alte Jungfer bin ich unvollständig. Jede Frau braucht einen männlichen Haushaltsvorstand, dem sie sich unterordnen kann, sonst ist sie wie eine Ranke ohne Baum. Und wenn ich selbst keinen Baum finden kann oder will, dann weist der Tempel mir eben einen zu."

Die Japanerin lächelte ein wenig schief, während sie an Maddys Seite auf dem Sofa schlüpfte. Die Führung von jemand anderem annehmen kam natürlich für Hifumi - sie war ihr Leben lang dazu erzogen worden, in einer Beziehung gefügig und biegsam zu sein und sich jemand anderem unterzuordnen. Und es fehlte ihr an Selbstsicherheit und Erfahrung, um es anders zu machen.

"Ich bemerke in der Wohnung sehr wenig, was auf männliche Bewohner hinweisen könnte. Deine Tante, war sie je verheiratet?"

Eine Mischung aus Verwunderung und Irritation klang da durch - vielleicht auch mit einem Hauch Bewunderung?

"Elena hilft mir ein wenig, sie hat mir eine Arbeit besorgt mit der ich nicht so abhängig vom Wohlwollen des Tempels bin. Aber es ist noch alles sehr mühsam und prekär, ich baue mir darum - zusätzliche Standbeine auf."

Hifumi durckste da ein wenig herum und sprach nicht so richtig klar aus, was diese Geldquellen waren. Vorsichtig probiert sie von den Mini-Quesadillas, auch um ein anderes Gesprächsthema zu haben.

"Oh, die sind richtig toll! In der Küche bist du mir weit voraus, Maddy. Eigentlich sind alle Frauen, die ich kenne fähiger am Herd als ich. Ich hätte da noch viel zu lernen, bis ich wirklich ein gutes Eheweib wäre."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

Benutzeravatar
Madison Reid
Beiträge: 122
Registriert: Fr 19. Jul 2024, 10:18

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Madison Reid »

Mitten im Bissen stockte Maddy, sah sich um, kaute, schluckte runter und lächelte dann. „Oh..... Ooohhh.... Du meinst diese Wohnung? Nein, hier gibt es keinen Mann! Hier wohne ich ganz alleine. Ich habe das Gebäude von Aunty geschenkt bekommen.“ Sie sah sich noch einmal um und schämte sich fast ein bisschen dafür, dass es noch so spartanisch aussah. „Du fragst, ob Grace verheiratet war?“ Maddy biss noch einmal ab. „Mhmm…. Also ich bin bei ihr aufgewachsen und wenn ich so darüber nachdenke, dann habe ich nie wirklich einen Mann bei ihr gesehen. Sie war in jungen Jahren verheiratet, mit Gilbert.“ Maddy lächelte verträumt und sah dann Hifumi an. „Weißt Du, ich erinnere mich an eine Situation. Ich kam gerade aus der Schule und Grace saß draußen auf dem Balkon ihrer Wohnung und sah einfach geradeaus. Ich hörte wie sie leise „Ach, Gilbert!“ wisperte. Ich hatte es nicht richtig verstanden und bin zu ihr rausgegangen. Da sah sie mich lächelnd an und sagte: „Er war mein Lied, weißt Du? Kein Mensch hat je so sehr in Tönen gedacht wie er. Wenn er lachte, dann klang es wie eine Melodie, die nie aufgeschrieben wurde!““ Maddy machte eine kurze Pause, atmete tief durch und sammelte das Gemüse von ihrem Teller. „Ich habe sie damals einfach nur für verrückt und alt gehalten! Heute tut mir das unendlich leid. Heute verstehe ich viel besser, was sie damals meinte.“ Maddy lächelte Hifumi an. „Sie haben sich wohl bereits im Kinderchor ihrer Gemeinde kennengelernt. Sie sagt, dass sie schon früh gespürt haben, dass sie zusammengehören. Er war übrigens kein Magus. Aber er war spirituell, weltoffen und neugierig. Er hat wohl immer nach dem Sinn hinter den Dingen gefragt. Sie hat mal gesagt, dass er immer ihr weltlicher Anker war. Er starb kurz nach ihrer Hochzeit bei einem Autounfall. Grace hat mal gesagt, dass er ihr Herz für ein ganzes Leben gefüllt hat.“ Maddy winkte ab. „Ich will Dich hier aber nicht mit alten Geschichten langweilen. Möchtet Du noch eins?“ Sie zeigte auf Hifumis leeren Teller.
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später. (C.George)

Benutzeravatar
Hifumi
Beiträge: 267
Registriert: Di 2. Apr 2024, 17:24

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi hörte aufmerksam zu. "Deine Tante muss gutes Karma gehabt haben, schon so früh den richtigen Mann gefunden haben. Es ist traurig, dass die beiden schon so früh in dieser dreifachen Welt auseinandergerissen wurden."

Bei der Frage nach einem Nachschlag zuckte die Japanerin geradezu zusammen. Sie war so verloren in ihren Begierden, angezogen wie eine Dirne und versunken im Zwiegespräch mit einem Mädchen, das sie anziehend fand, dass sie ihre religiösen Pflichten vergessen hatte.
Kerzengerade und steif setzte sie sich auf, und umklammerte ihre Gebetskette.

"Die Lichtstrahlen von Sonne, Mond und Sternen, die unsere Leiber laben, und die fünf Getreide der Erde, die unsere Seelen laben, sind allesamt Geschenke des Ewigen Buddha. Selbst ein Tropfen Wasser oder ein Körnchen Reis sind nichts anderes als das Ergebnis ehrbarer und schwerer Arbeit. Möge dieses Mahl und helfen die Gesundheit von Körper und Geist zu erhalten, und uns die Lehren Buddhas ins Gedächtnis rufen die vier Gefallen zurückzuzahlen -

an die drei Schätze Buddha, Dharma und Sanga;

an unsere Eltern und Ahnen;

an die Nation und Gesellschaft in der wir leben und zu Gast sein dürfen;

und an die gesamte Menschheit.

Möge das Mahl uns erlauben, unsere Kräfte in den hehren Dienst an andere zu stellen."


Die pinken Gebetsperlen begannen zu kreisen, als Hifumi ihren Chant anschloß.

"Nam-Myoho-Renge-Kyo! Nam-Myoho-Renge-Kyo! Nam-Myoho-Renge-Kyo!"

Du bist so eine ehrlose Schlampe, Hifumi. Schlägst dir den Wanst voll mit den Geschenken des ewigen Buddha, und was machst du? Verhöhnst die vier Gefallen, indem du dich gegen dein Dharma als Eheweib und Mutter stellst. Deine Eltern und Ahnen wären zutiefst und zurecht beschämt, dich so zu sehen. Und was sollen deine Gastnation und der Rest von der Menschheit von dir denken, dass du dich so gehen lässt? Schäm dich, Hifumi! Schäm dich!

Die junge Japanerin sank in das Sofa zurück.

"Ich bin doch so eine dumme und lüsterne Schlampe!" entfuhr es ihr. Das entschuldigte nichts, aber wenn sie diese Tatsache anerkannte konnte sie vielleicht beginnen doch noch ein anständiges Mädchen zu werden, eines das in das enge Korsett ihrer Sekte passte und den moralischen Ansprüchen genügte.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

Benutzeravatar
Madison Reid
Beiträge: 122
Registriert: Fr 19. Jul 2024, 10:18

Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Madison Reid »

Gedankenverloren an Grace und ihre warmen Erzählungen in der Vergangenheit murmelte Maddy nur eine leise Zustimmung. „Mhmhm…“

Als Hifumi sich kerzengerade hinsetzte und dann plötzlich ihre Gebetskette umklammerte, spannte Maddy sich ebenfalls etwas an. Sie lauschte den Worten und saß still da um ihre Worte nicht zu stören. Sie selbst hatte nie gebetet und auch nie wirklich Zugang zur Religion gefunden, wusste aber von Grace, wie wichtig es jemandem sein kann. Maddy respektierte das und so wartete sie ab. Trotzdem beschlich sie ein ungutes Gefühl. Es schien ihr, als hätte sie sich irgendwie falsch verhalten, dass Hifumi sich nun genötigt fühlte ein Gebet zu sprechen. Maddy wünschte sich so sehr, dass Hifumi sich wohl fühlte und sie einfach sie selbst sein kann. Still seufzte sie und senkte traurig den Blick.

Erst als Hifumi sich vermeintlich wieder entspannte, richtete sie ihren Blick auf, sah sie an und fragte leise: „Hab ich etwas falsch gemacht?“
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später. (C.George)

Antworten