Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
Es war wie aus der Werbung, aus einem der teleshopping-Kanäle. Le Guin lächelte nicht in TV-Kameras, doch unter dem Wischen der Servietten verschwand der Fleck wie durch Zauberhand.
"Farbecht-Flecken-Frei", intonierte Le Guin unnötigerweise aber mit beinahe kindischer Freude an Alliterationen. Dann lehnte er sich zurück und begutachtete den Stoff.
"Die einzige Grenze ist das, was ich weiß. Ich fürchte nur, das ist eine sehr enge Grenze. Dein Tipp mit dem Smartphone hat mir sehr geholfen. Und jetzt dir."
"Farbecht-Flecken-Frei", intonierte Le Guin unnötigerweise aber mit beinahe kindischer Freude an Alliterationen. Dann lehnte er sich zurück und begutachtete den Stoff.
"Die einzige Grenze ist das, was ich weiß. Ich fürchte nur, das ist eine sehr enge Grenze. Dein Tipp mit dem Smartphone hat mir sehr geholfen. Und jetzt dir."
"Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das meiste ist nie passiert.“ --Mark Twain
Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
"Ein Heiliger bist du wohl nicht - aber das sind viele andere auch nicht, die solche Taten vollbringen können, wie wir sie auf der Insel beobachten konnten."
Nachdenklich fingert sie an ihrer Gebetskette.
"Zumindest nicht Heilige nach diesseitigen Maßstäben.
Ich habe zuerst gedacht, es hat mit Karma im vorherigen Leben zu tun, ob man solche Fähigkeiten wie wir sie haben entwickeln kann oder nicht. Aber dagegen spricht, wie viele Frauen unter uns sind - wie etwa Elena Black, Verena oder auch ich. Wenn wir besonders viel gutes Karma im vorherigen Leben angesammelt hätten, wären wir zumindest in der oberen Hälfte der menschlichen Kreaturen als Männer wiedergeboren worden.
Vielleicht hängt es mehr mit dem Avatar zusammen. Vielleicht ist der Avatar wie das Juwel der Nagatochter, den gesamten vielfältigen Kosmos wert, selbst von jemand so niedrigem wie einer weiblichen Naga getragen und sie in die Lage versetzend, ihre Buddhanatur noch in diesem Leben zu verwirklichen."
Als sie am Bein berührt wird, wirkt die junge Betschwester mehr als peinlich berührt. Errötend blickt sie sich um, sich vergewissernd dass keine ihrer Untergebenen Zeugin des Vorgangs wird.
Und dann ist da zugleich der Reiz des Verbotenen, des Verruchten - zumindest aus Sicht einer Sektiererin, die ihr ganzes Leben lang von Liebesromanen, RomComs und allen anderen Medien fern gehalten wurde, die ihre Treue zu den drei Gehorsamkeiten verwirren und sie zu sehr mit den Versuchungen der außenstehenden Welt korrumpieren könnten.
Fasziniert beobachtet Hifumi, wie der Fleck unter Geglitzer und Geprickel wie von Zauberhand verschwindet, wie in den Waschmittelwerbungen, die nicht einmal ihr unbekannt waren.
Das hier war so ganz anders als die Magie die sie gewohnt war, basierend auf viele Jahrhunderte alten buddhistischen Schriften, und die schon vor ihrem Erwachen Realität für sie war. Sie drückte sich die Nase platt in ihrem sehr engen gläsernen Gefängnis, und früher oder später musste etwas zerbrechen, entweder Hifumi selbst, oder die engen Schranken ihrer Lebensgestaltung.
Bescheiden winkt sie ab, als sie auf ihre frühere Hilfe angesprochen wird.
"Ach, so viel weiß ich gar nicht selbst über dieses Technikzeugs. Aber es freut mich natürlich, wenn ich dir mit diesem bißcheh helfen konnte."
Hifumi deutet mit ihren Eßstäbchen auf die Plastikschüssel.
"Machen wir weiter wo wir aufgehört haben. Meine Schwestern werden mich sonst bald vermissen, und du warst noch hungrig, meine ich."
Nachdenklich fingert sie an ihrer Gebetskette.
"Zumindest nicht Heilige nach diesseitigen Maßstäben.
Ich habe zuerst gedacht, es hat mit Karma im vorherigen Leben zu tun, ob man solche Fähigkeiten wie wir sie haben entwickeln kann oder nicht. Aber dagegen spricht, wie viele Frauen unter uns sind - wie etwa Elena Black, Verena oder auch ich. Wenn wir besonders viel gutes Karma im vorherigen Leben angesammelt hätten, wären wir zumindest in der oberen Hälfte der menschlichen Kreaturen als Männer wiedergeboren worden.
Vielleicht hängt es mehr mit dem Avatar zusammen. Vielleicht ist der Avatar wie das Juwel der Nagatochter, den gesamten vielfältigen Kosmos wert, selbst von jemand so niedrigem wie einer weiblichen Naga getragen und sie in die Lage versetzend, ihre Buddhanatur noch in diesem Leben zu verwirklichen."
Als sie am Bein berührt wird, wirkt die junge Betschwester mehr als peinlich berührt. Errötend blickt sie sich um, sich vergewissernd dass keine ihrer Untergebenen Zeugin des Vorgangs wird.
Und dann ist da zugleich der Reiz des Verbotenen, des Verruchten - zumindest aus Sicht einer Sektiererin, die ihr ganzes Leben lang von Liebesromanen, RomComs und allen anderen Medien fern gehalten wurde, die ihre Treue zu den drei Gehorsamkeiten verwirren und sie zu sehr mit den Versuchungen der außenstehenden Welt korrumpieren könnten.
Fasziniert beobachtet Hifumi, wie der Fleck unter Geglitzer und Geprickel wie von Zauberhand verschwindet, wie in den Waschmittelwerbungen, die nicht einmal ihr unbekannt waren.
Das hier war so ganz anders als die Magie die sie gewohnt war, basierend auf viele Jahrhunderte alten buddhistischen Schriften, und die schon vor ihrem Erwachen Realität für sie war. Sie drückte sich die Nase platt in ihrem sehr engen gläsernen Gefängnis, und früher oder später musste etwas zerbrechen, entweder Hifumi selbst, oder die engen Schranken ihrer Lebensgestaltung.
Bescheiden winkt sie ab, als sie auf ihre frühere Hilfe angesprochen wird.
"Ach, so viel weiß ich gar nicht selbst über dieses Technikzeugs. Aber es freut mich natürlich, wenn ich dir mit diesem bißcheh helfen konnte."
Hifumi deutet mit ihren Eßstäbchen auf die Plastikschüssel.
"Machen wir weiter wo wir aufgehört haben. Meine Schwestern werden mich sonst bald vermissen, und du warst noch hungrig, meine ich."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
"Oh, ja! Danke", sagte Le Guin und zog die Schüssel zu sich her. Er konnte mit Essstäbchen ungefähr so gut umgehen wie mit westlichem Essbesteck, was in beiden Fällen bedeutete, dass er noch mehr Servietten brauchte. Die Finger konnten nicht tun, was der Verstand diktierte, jedenfalls nicht so fein und diffizil.
"Ich vergesse das mit dem Essen immer", gestand er zwischen ein paar Mundvoll. "Einmal bin ich umgefallen und wusste nicht, wieso." Er grinste wie ein kleiner Junge. "Seitdem passe ich besser auf", versicherte er dann.
"Sind deine Schwester auch begabt? Erwacht? 'Bewehrt mit Flügeln ist die Seele, die sich emporschwingt zu den Sternen des Unmöglichen. Oh, wie weit entreißt der Horizont!'" Das letzte klang wie ein Zitat, doch er sagte nicht, woher, weil er Sojanudeln in sich hineinschaufelte und es auch nicht wusste.
"Ich vergesse das mit dem Essen immer", gestand er zwischen ein paar Mundvoll. "Einmal bin ich umgefallen und wusste nicht, wieso." Er grinste wie ein kleiner Junge. "Seitdem passe ich besser auf", versicherte er dann.
"Sind deine Schwester auch begabt? Erwacht? 'Bewehrt mit Flügeln ist die Seele, die sich emporschwingt zu den Sternen des Unmöglichen. Oh, wie weit entreißt der Horizont!'" Das letzte klang wie ein Zitat, doch er sagte nicht, woher, weil er Sojanudeln in sich hineinschaufelte und es auch nicht wusste.
"Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das meiste ist nie passiert.“ --Mark Twain
Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
Hifumi lässt sich die Schüssel nicht vollends entreißen - sie war noch nicht fertig, als Edith sie unterbrochen hatte. Was es für einen Eindruck auf Außenstehende machte, dass sie eine Schüssel mit einem Mann teilte - dafür war Hifumi wohl zu unschuldig.
"Meine Schwestern sind nicht... begabt, nicht in dem Sinne wie ich oder du es sind. Ansonsten wären sie auch auf die Insel eingeladen worden.
Tatsächlich wissen sie nichts davon, dass ich dort war. Ich denke, sie würden es falsch auffassen, warum ich mich von der Gruppe trenne und was ich dort mache."
Sie ergreift mit der freien Hand diejenige Hand von LeGuin, die sich so sehr mit den Eßstäbchen abmüht.
"Du wirst bald wieder verhungern, wenn du so weiter machst. Das untere Stäbchen hältst du einfach mit dem Daumen, und bewegst es gar nicht. Das obere mit Zeige- und Mittelfinger, und schließt damit wie mit einer Zange, so, siehs du?"
Demonstrativ führt sie mit der anderen Hand die Bewegung vor, und ergreift sich einen Strang Sojanudeln.
"Meine Schwestern sind nicht... begabt, nicht in dem Sinne wie ich oder du es sind. Ansonsten wären sie auch auf die Insel eingeladen worden.
Tatsächlich wissen sie nichts davon, dass ich dort war. Ich denke, sie würden es falsch auffassen, warum ich mich von der Gruppe trenne und was ich dort mache."
Sie ergreift mit der freien Hand diejenige Hand von LeGuin, die sich so sehr mit den Eßstäbchen abmüht.
"Du wirst bald wieder verhungern, wenn du so weiter machst. Das untere Stäbchen hältst du einfach mit dem Daumen, und bewegst es gar nicht. Das obere mit Zeige- und Mittelfinger, und schließt damit wie mit einer Zange, so, siehs du?"
Demonstrativ führt sie mit der anderen Hand die Bewegung vor, und ergreift sich einen Strang Sojanudeln.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
Le Guin war erleichtert über die Hilfe. Es fühlte sich an wie das Erinnern an ein Spiel aus der Kindheit: Im einen Augenblick waren die Dinge irgendwie nichtssagend und bunt, im anderen rastete irgend etwas in seinen Erinnerungen ein und kannte die Form der Stäbchen und die Bewegungen, die seine Hand machen musste.
Leider war das für die Hand selbst nur sehr begrenzt der Fall - es gab keine Muskelerinnerungen. Trotzdem lachte Le Guin aufgrund der merkwürdigen Art von Erinnerung. "Es fühlt sich fast an wie Déjà vu", meinte er. Und dann auch: "Danke!"
Er wurde dann etwas ernster, während er mit den Stäbchen etwas klapperte und versuchte, Nudeln oder übungsweise Servietten zu greifen. "Es ist der Fluch der Magi", meinte er mit ernster, leise klingender Stimme, "dass sie anders sind. Es ist ihr Erwachen selbst, das sie von den Schlafenden unterscheidet und diese regen sich unwillig im Schlaf, wann immer sich einer aus ihrer Mitte erhebt. Mit blanken, noch vom Schlaf blinden Augen sehen sich die Erwachenden um. Sie können über die schlafenden Gestalten der einstigen Brüder und Schwestern blicken, doch sie können nicht mehr dorthin zurück. Sie können nicht mehr ihre Augen schließen und in denselben Schlaf zurückfallen, in welchem die übrigen noch ruhen."
"Ich habe den Verdacht, dass es kein Zufall ist, dass eine ganze Handvoll Erwachter auf einmal zusammen kam, zu ungefähr einem Zeitpunkt, an ungefähr einem Ort. Irgend etwas geschieht und das Echo dieser Ereignisse wurde vorausgeworfen, weil Zeit nicht nur in eine Richtung funktioniert, und hat dich und die anderen vom Boot aufgeweckt und mich geboren", meinte er.
Leider war das für die Hand selbst nur sehr begrenzt der Fall - es gab keine Muskelerinnerungen. Trotzdem lachte Le Guin aufgrund der merkwürdigen Art von Erinnerung. "Es fühlt sich fast an wie Déjà vu", meinte er. Und dann auch: "Danke!"
Er wurde dann etwas ernster, während er mit den Stäbchen etwas klapperte und versuchte, Nudeln oder übungsweise Servietten zu greifen. "Es ist der Fluch der Magi", meinte er mit ernster, leise klingender Stimme, "dass sie anders sind. Es ist ihr Erwachen selbst, das sie von den Schlafenden unterscheidet und diese regen sich unwillig im Schlaf, wann immer sich einer aus ihrer Mitte erhebt. Mit blanken, noch vom Schlaf blinden Augen sehen sich die Erwachenden um. Sie können über die schlafenden Gestalten der einstigen Brüder und Schwestern blicken, doch sie können nicht mehr dorthin zurück. Sie können nicht mehr ihre Augen schließen und in denselben Schlaf zurückfallen, in welchem die übrigen noch ruhen."
"Ich habe den Verdacht, dass es kein Zufall ist, dass eine ganze Handvoll Erwachter auf einmal zusammen kam, zu ungefähr einem Zeitpunkt, an ungefähr einem Ort. Irgend etwas geschieht und das Echo dieser Ereignisse wurde vorausgeworfen, weil Zeit nicht nur in eine Richtung funktioniert, und hat dich und die anderen vom Boot aufgeweckt und mich geboren", meinte er.
"Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das meiste ist nie passiert.“ --Mark Twain
Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
"Ich bin froh, dass ich meine Schwestern habe. Sie können zwar nicht verstehen, was sich in mir - was sich für mich geändert hat. Besonders nicht die Zwänge von unserer... Gesellschaft."
Hifumis Stimme wird eindringlicher, erfüllt von religiöser Innbrunst.
"Aber sie sind noch nicht so verdorben von der Eiseskälte dieses letzten Zeitalters, mit seinen Fernsehern und Pauschalreisen und Kernkraftwerken, in der die Menschen sich an die dreifache Welt ketten lassen und aufhören zu träumen. Davon zu träumen zu etwas höherem zu werden als einem kleinen Rädchen, das irgendwann in einem Altersheim vor dem Fernseher dahinscheidet und wiedergeboren wird in eine Wiederholung. Zu Träumen von dem Frühling, der unweigerlich auf den jetzigen Winter folgen wird, solange das Rad des Schicksals sich weiterdreht.
Meine Schwestern wissen von und glauben an Samadhi, dem langsamen Pfad zur Erleuchtung, und Satori, der plötzlichen Erleuchtung als Schritt zur Buddhanatur, und wissen, dass das bei mir so was ähnliches wie letzteres ist. Auch wenn sie es nicht vollends verstehen, verwundert es sie auch nicht, dass ich... nun, dass ich solche Sachen tun kann, rein aus der Kraft meiner Überzeugung.
Solange meine Schwestern um mich herum sind, geht mir das auch leichter von der Hand. Miss Elena Black hat auch gemeint, dass es umgekehrt Technokraten schwerer fallen würde, ihre besonderen Fähigkeiten gegen mich einzusetzen, solange meine Schwestern bei mir sind - dass ihre Lossagung von der modernen Gesellschaft wie ein Schutzschild wirkt."
Die junge Japanerin seufzt.
"Und doch... bin ich nicht mehr so eins mit ihnen, wie ich es vorher war, mit meinen Schwestern, mit meinem Tempel. Es war alles viel einfacher vorher - dem Tempel dienen, sicherstellen dass meine Schwestern ebenso getreulich handeln und denken, heiraten, meinem Mann dienen und dabei immer getreulich sein.
Auf einmal soll ich tun, was ich selbst will, und... ich weiß einfach nicht was ich selbst will. Ich hatte nie darüber nachgedacht.
Und wenn ich dann mache was ich will, und mich mein Tempel darüber verstößt, meine Schwestern zu mir auf Abstand gehen - was bleibt dann noch von mir?"
Sekten waren gut dafür, den Geist so zu verdrehen dass er bereit war die Existenz von Magie zu akzeptieren - aber Sekten isolierten ihre Mitglieder auch, bestraften abweichendes Denken und Handeln und waren unerbittlich wenn sich jemand zu weit von der Struktur entfernte, angefangen damit sie von ihrem gewohnten und oft einzigen Netzwerk zu trennen und sie verloren und alleine dastehen zu lassen.
Hifumis Stimme wird eindringlicher, erfüllt von religiöser Innbrunst.
"Aber sie sind noch nicht so verdorben von der Eiseskälte dieses letzten Zeitalters, mit seinen Fernsehern und Pauschalreisen und Kernkraftwerken, in der die Menschen sich an die dreifache Welt ketten lassen und aufhören zu träumen. Davon zu träumen zu etwas höherem zu werden als einem kleinen Rädchen, das irgendwann in einem Altersheim vor dem Fernseher dahinscheidet und wiedergeboren wird in eine Wiederholung. Zu Träumen von dem Frühling, der unweigerlich auf den jetzigen Winter folgen wird, solange das Rad des Schicksals sich weiterdreht.
Meine Schwestern wissen von und glauben an Samadhi, dem langsamen Pfad zur Erleuchtung, und Satori, der plötzlichen Erleuchtung als Schritt zur Buddhanatur, und wissen, dass das bei mir so was ähnliches wie letzteres ist. Auch wenn sie es nicht vollends verstehen, verwundert es sie auch nicht, dass ich... nun, dass ich solche Sachen tun kann, rein aus der Kraft meiner Überzeugung.
Solange meine Schwestern um mich herum sind, geht mir das auch leichter von der Hand. Miss Elena Black hat auch gemeint, dass es umgekehrt Technokraten schwerer fallen würde, ihre besonderen Fähigkeiten gegen mich einzusetzen, solange meine Schwestern bei mir sind - dass ihre Lossagung von der modernen Gesellschaft wie ein Schutzschild wirkt."
Die junge Japanerin seufzt.
"Und doch... bin ich nicht mehr so eins mit ihnen, wie ich es vorher war, mit meinen Schwestern, mit meinem Tempel. Es war alles viel einfacher vorher - dem Tempel dienen, sicherstellen dass meine Schwestern ebenso getreulich handeln und denken, heiraten, meinem Mann dienen und dabei immer getreulich sein.
Auf einmal soll ich tun, was ich selbst will, und... ich weiß einfach nicht was ich selbst will. Ich hatte nie darüber nachgedacht.
Und wenn ich dann mache was ich will, und mich mein Tempel darüber verstößt, meine Schwestern zu mir auf Abstand gehen - was bleibt dann noch von mir?"
Sekten waren gut dafür, den Geist so zu verdrehen dass er bereit war die Existenz von Magie zu akzeptieren - aber Sekten isolierten ihre Mitglieder auch, bestraften abweichendes Denken und Handeln und waren unerbittlich wenn sich jemand zu weit von der Struktur entfernte, angefangen damit sie von ihrem gewohnten und oft einzigen Netzwerk zu trennen und sie verloren und alleine dastehen zu lassen.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
Le Guin hing an ihren Lippen, weil sie von Dingen erzählte, die er verstehen konnte. Er wusste nicht, ob er jemals ein Altersheim betreten hatte (wahrscheinlich nicht), aber er wusste, wie man den Geruch dort beschrieb und diesen Zustand des Dahindämmerns auf dem Abstellgleis einer Gesellschaft, die sich rasend schnell abspulte, ausleierte, selbst überholte.
Er wusste, wie es war, von Schwestern umringt zu sein, obwohl er nicht wusste, ob er jemals welche gehabt hatte (tausende? es fühlte sich an als hätte er tausende und abertausende Geschwister). Und ganz sicher wusste er, wie es war, wenn die Menschen um ihn her ihn für fremd oder seltsam hielten und allein darum ablehnten, aus den Tempeln ihrer eigenen Welten verbannen wollten.
Er wusste allerdings nicht, ob er etwas sinnvolles dazu sagen konnte. Also tat er das nächstbeste und fragte: "Wie war es für diesen Herrn Nichiren..." Hier stolperte er über die Bezeichnung und die englische Sprache, in die er irgendwie hineingeboren worden war, aber die sich als Muttersprache noch etwas ungelenk anfühlte. Le Guin konnte sich das verzeihen, angesichts seines Alters, aber es machte die Dinge manchmal sehr schwierig. "Nichiren-Sama...?", versuchte er stattdessen. "...wie war es für ihn, als er diese Lehren sprach, über die du und Masamune auf dem Boot beinahe gestritten haben? Wurde er aus seinem Tempel verbannt so wie du jetzt fürchtest?" Le Guin ging ganz natürlich davon aus, dass der einstige Mönch und Gelehrte noch lebte und so klang seine Frage auch so als müsste Hifumi die Antwort aus eigener Erfahrung wissen.
Er wusste, wie es war, von Schwestern umringt zu sein, obwohl er nicht wusste, ob er jemals welche gehabt hatte (tausende? es fühlte sich an als hätte er tausende und abertausende Geschwister). Und ganz sicher wusste er, wie es war, wenn die Menschen um ihn her ihn für fremd oder seltsam hielten und allein darum ablehnten, aus den Tempeln ihrer eigenen Welten verbannen wollten.
Er wusste allerdings nicht, ob er etwas sinnvolles dazu sagen konnte. Also tat er das nächstbeste und fragte: "Wie war es für diesen Herrn Nichiren..." Hier stolperte er über die Bezeichnung und die englische Sprache, in die er irgendwie hineingeboren worden war, aber die sich als Muttersprache noch etwas ungelenk anfühlte. Le Guin konnte sich das verzeihen, angesichts seines Alters, aber es machte die Dinge manchmal sehr schwierig. "Nichiren-Sama...?", versuchte er stattdessen. "...wie war es für ihn, als er diese Lehren sprach, über die du und Masamune auf dem Boot beinahe gestritten haben? Wurde er aus seinem Tempel verbannt so wie du jetzt fürchtest?" Le Guin ging ganz natürlich davon aus, dass der einstige Mönch und Gelehrte noch lebte und so klang seine Frage auch so als müsste Hifumi die Antwort aus eigener Erfahrung wissen.
"Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das meiste ist nie passiert.“ --Mark Twain
Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
Hifumi nickt auf die Frage.
"Oh ja. Nichiren Daishonin wurde aus dem Seicho-ji-Tempel geworfen, und sie hatten versucht ihn zu ermorden. Nicht nur einmal, sondern viele Male, manchmal direkt, manchmal indem sie seine Verbannung arrangiert hatten auf Schreckensinseln wie Izu und Sado."
Diese Vorstellung, dass es ihr nun auch so gehen könnte, wühlt die junge Japanerin auf.
"Miss Elena Black hat gemeint, ich sollte mich darauf vorbereiten, dass es zum Bruch kommen wird, mit den Konflikten zwischen den Erwartungen meines Tempels an mich, und den Erwartungen der Chakravanti. Dass ich dastehe ohne Einkommen, ohne Visum, ohne die Gefolgschaft meiner Schwestern.
Ein halbes Jahr könnte ich als Touristin überbrücken, aber dann müsste ich weitersehen. Ein Arbeitsvisum bekomme ich wohl nicht, nicht mit meinem Abschluss. Aber vielleicht hat ein anderer Tempel Verwendung für mich, oder aber... uhm... wenn mich ein Amerikaner sehr... uhm... mag..."
Die verklemmte Betschwester kommt ins Stammeln, als sie die Möglichkeit einer Eheschließung anschneidet.
"...aber als Touristin hätte ich ein halbes Jahr, da muß ich nichts überstürzen" beendet sie den Gedankengang merklich abrupt.
"Oh ja. Nichiren Daishonin wurde aus dem Seicho-ji-Tempel geworfen, und sie hatten versucht ihn zu ermorden. Nicht nur einmal, sondern viele Male, manchmal direkt, manchmal indem sie seine Verbannung arrangiert hatten auf Schreckensinseln wie Izu und Sado."
Diese Vorstellung, dass es ihr nun auch so gehen könnte, wühlt die junge Japanerin auf.
"Miss Elena Black hat gemeint, ich sollte mich darauf vorbereiten, dass es zum Bruch kommen wird, mit den Konflikten zwischen den Erwartungen meines Tempels an mich, und den Erwartungen der Chakravanti. Dass ich dastehe ohne Einkommen, ohne Visum, ohne die Gefolgschaft meiner Schwestern.
Ein halbes Jahr könnte ich als Touristin überbrücken, aber dann müsste ich weitersehen. Ein Arbeitsvisum bekomme ich wohl nicht, nicht mit meinem Abschluss. Aber vielleicht hat ein anderer Tempel Verwendung für mich, oder aber... uhm... wenn mich ein Amerikaner sehr... uhm... mag..."
Die verklemmte Betschwester kommt ins Stammeln, als sie die Möglichkeit einer Eheschließung anschneidet.
"...aber als Touristin hätte ich ein halbes Jahr, da muß ich nichts überstürzen" beendet sie den Gedankengang merklich abrupt.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
"Ich verstehe nicht", meine Le Guin verwirrt. "Warum Touristin? Bin ich auch ein Tourist? Was ist ein Arbeitsvisum?" Er klapperte passend zu den Fragen mit den Stäbchen und ihm fiel dadurch wohl auch die nächste Sache ein: "Hast du auch keine ..umh.. Nummer?" Er wedelte etwas luftig mit den Stäbchen. "Social Security Number? Oder andere Karten? Man braucht hier für alles mögliche solche Nummern und Karten. Sogar, wenn man sie sich verdienen will. Ich weiß nicht, was passiert, wenn sie rausfinden, dass man das gar nicht hat. Hast du auch solche Probleme?"
"Ich bin ein alter Mann und habe viel Schreckliches erlebt. Aber das meiste ist nie passiert.“ --Mark Twain
Re: Kindergarten-Kult [Hifumi, offen]
"Natürlich habe ich eine SSN - aber nur für meine Arbeit für den Tempel, und um mein Stipendium, das ich dafür bekomme, zu versteuern. Dafür habe ich ein R1-Visum als religiöse Arbeiterin, ebenso wie meine Schwestern. Sobald mein Tempel unzufrieden mit mir ist, könnte er jederzeit mein Visum widerrufen, und dann wäre ich illegal hier.
Touristen können ein halbes Jahr oder so ein Visum bekommen, ohne besonderen Grund. Wäre erst mal eine Möglichkeit für mich, falls es so weit kommt, um Zeit zu gewinnen bis mir was anderes einfällt, wie zum Beispiel, hmph..."
Zwischen zwei Stäbchenvoll Nudeln legt sie den Kopf schief und taxiert Le Guin, als ob es eine Möglichkeit wäre abzulenken von der offensichtlichen Möglichkeit über die die verklemmte Betschwester am liebsten gar nicht erst nachdachte.
"Was dein Aufenthaltsstatus ist, weiß ich nicht. Wenn du illegal hier bist, dann könnte dich ICE jederzeit in einen Käfig stecken und zurückführen nach, nach..."
Hifumi kneift die Augen zusammen und versucht, sich einen Reim auf Le Guins Erscheinungsbild zu machen.
"Nach Zentralamerika? Oder auf die Phillippinen? Jedenfalls dahin, wo du ursprünglich herkamst. Oder wo sie denken, wo du ursprünglich herkamst.
Wenn du gar keine Papiere hast, weiß ich nicht wie das läuft, aber schön ist es bestimmt nicht. Besonders, weil die Technokraten irgendwie involviert sein sollen bei ICE, FBI und anderen föderalen Buchstabenorganisationen."
Touristen können ein halbes Jahr oder so ein Visum bekommen, ohne besonderen Grund. Wäre erst mal eine Möglichkeit für mich, falls es so weit kommt, um Zeit zu gewinnen bis mir was anderes einfällt, wie zum Beispiel, hmph..."
Zwischen zwei Stäbchenvoll Nudeln legt sie den Kopf schief und taxiert Le Guin, als ob es eine Möglichkeit wäre abzulenken von der offensichtlichen Möglichkeit über die die verklemmte Betschwester am liebsten gar nicht erst nachdachte.
"Was dein Aufenthaltsstatus ist, weiß ich nicht. Wenn du illegal hier bist, dann könnte dich ICE jederzeit in einen Käfig stecken und zurückführen nach, nach..."
Hifumi kneift die Augen zusammen und versucht, sich einen Reim auf Le Guins Erscheinungsbild zu machen.
"Nach Zentralamerika? Oder auf die Phillippinen? Jedenfalls dahin, wo du ursprünglich herkamst. Oder wo sie denken, wo du ursprünglich herkamst.
Wenn du gar keine Papiere hast, weiß ich nicht wie das läuft, aber schön ist es bestimmt nicht. Besonders, weil die Technokraten irgendwie involviert sein sollen bei ICE, FBI und anderen föderalen Buchstabenorganisationen."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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