Fremde am Telefon [Liam, SL]

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Liam Carpenter
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Das Essen sah wirklich gut aus und roch ganz phatastisch. Die Stäbchen allerdings schüchterten ihn ein. Er hatte keine Ahnung wie man damit umging.
„Was ist unhöflicher: Mit den Stäbchen herumzustümpern oder nach einer Gabel zu fragen?“, erkundigte er sich mit einem schiefen Lächeln.
Er brach die Stäbchen auseinander und versuchte probeweise sie so zu halten wie sie es tat. Es sah ungelenk aus und sie fielen ihm beinahe aus der Hand.
Er legte sie auf den Tisch zurück und sah Elena an.
„Wenn es das ist was nötig ist, dann bin ich bereit genau das zu versuchen.“
Ob er dazu in der Lage sein würde, das würde sich zeigen. Aber er dachte gar nicht daran das ganze auf sich beruhen zu lassen.

„Wissen sie ob John vielleicht vor dem Wettstreit mit jemandem über diese Sache gesprochen hat, oder mit wem er vielleicht darüber gesprochen haben könnte?“

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Mystiker
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

Auf Elenas Gesicht breitete sich erneut ein leichtes Lächeln aus. Sie schluckte ihr Stück herunter. "Wenn sie sich nicht vollkommen einsauen wollen, fragen sie besser nach einer Gabel." Ihr Lächeln war in diesem Moment irgendwie weit weniger kalt, sondern deutlich wärmer, als im bisherigen Gespräch. Sie nahm sich ein weiteres Stück Sushi und steckte es sich in den Mund, während sie mit einer knappen Geste den Kellner zum Tisch bestellte und dann auf Liam deutete, da sie noch kaute. Der Kellner wandte sich freundlich lächelnd zu Liam um und nahm seine Bitte nach einer Gabel mit einem Nicken zur Kenntnis.

Nachdem der Kellner wieder verschwunden war fuhr Elena fort. "Ich freue mich, dass sie hierzu bereit sind." Mit spitzen Fingern holte sie eine Visitenkarte hervor und schob sie Liam über den Tisch hinweg zu. Darauf war in klaren Lettern zu lesen:

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Hifumi Takahashi
Leiterin der Young Women's Division 
von Nichiren Shoshu
Seattle
Sowie eine Handynummer. "Sie sollten mit meiner Schülerin zusammen arbeiten. Sie ist eine gute Psychoanalytikerin und war ebenfalls bei dem Vorfall anwesend. Hat diesen also Live mitverfolgt. Sie sollten auch sehen, ob sie noch weitere der jungen Magi finden, die dort das erste Mal an einem Konzil teilgenommen haben. Sie haben wahrscheinlich den klarsten Blick auf all diese Ereignisse."

Ein weiteres Stück Sushi und eine gebrachte Gabel für Liam unterbrachen die Worte von Elena kurz, bevor sie fortfuhr. "John war ein ziemlicher Einzelgänger, was wahrscheinlich auch an seiner Tradition lag. Aber ich vermute, wenn er mit jemandem darüber gesprochen hat dann mit den Wölfen oder seiner Mentorin. Wobei ich diese an ihrer Stelle nicht sonderlich ernst nehmen würde. Sie hat keinen guten Ruf in Seattle." erklärte sie.

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Liam Carpenter
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Ihr Lächeln überraschte ihn. Es wirkte deutlich weniger unterkühlt als bisher und er musste sich eingestehen, dass er sie vielleicht etwas zu voreilig in die Schublade: Absolut unsympathisch eingeordnet hatte. Vielleicht gehörte sie doch eher in die Schublade: Unsympathisch mit Potential.

Er nahm die Visitenkarte an sich und überflog den Text kurz, bevor er sie in die Tasche schob.
„Danke schön. Ich werde mich bei ihr melden.“
Nachdem das Gabel / Stäbchendilemma gelöst war, bediente er sich ebenfalls an der Sushiplatte. Die Aromen waren ungewohnt, aber wirklich lecker.
„Welcher Tradition gehörte John denn an?“
Dass es sich bei den Traditionen um verschiedene Gruppierungen innerhalb der Magier-Gesellschaft handeln musste hatte er sich aus den bisherigen Gesprächen zusammengereimt.
„Könne sie mir sagen wie ich mit seiner Mentorin in Kontakt treten kann?“
Das Elena nicht viel von ihr zu halten schien schreckte ihn nicht ab. John hatte sie sicher nicht ohne Grund als seine Mentorin ausgewählt.

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Mystiker
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

Elena trank einen erneuten Schluck Sake aus der Trinkschale, bevor sie antwortete. Ihr Blick wurde wieder etwas Kühler, aber der wärmere Ausdruck in ihrer Stimme und Mimik blieb erhalten.

"John war Mitglied der Traumsänger. Einer Tradition, die sich auf die Geister und die Geisterwelt spezialisiert hat. Manche nennen sie auch Traumwandler oder Traumgänger. Fragen sie mich nicht, wo der Name her kommt. Aber vermutlich ähnlich wie der meiner Tradition der Euthanatoi aus Indien."

Elena seufzte im Anschluss daran und einem weiteren Stück Sushi. "Wenn sie Ihnen schon eine Tarot Karte aber keine Kontaktdaten gegeben hat, wollte seine Mentorin wohl nicht direkt von Ihnen kontaktiert werden, sonst hätte sie ihre eigene und nicht meine Telefonnummer aufgeschrieben." Elena schüttelte mit dem Kopf. "Machen sie sich keine Hoffnungen schnell in Kontakt mit ihr zu kommen. Sie ist sprunghaft und unzuverlässig. Der Einzige der einen, noch schlechteren, Einfluss auf sie hat ist ihr eigener Mentor, der aber zum Glück nur selten in Erscheinung tritt." Elena schien wirklich eine Abneigung gegen diese beiden Magier zu haben. Ob sich das auch auf die Tradition ausweitete war jetzt erstmal noch offen. Aber sie schien auch nichts anderes von der Mentorin Johns erwartet zu haben.

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Liam Carpenter
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Die Überraschung stand Liam deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Sie ist… Oh… verstehe.“
Damit hatte er nicht gerechnet und die Enthüllung erwischte ihn kalt. Sie hatte ihm nicht den geringsten Hinweis darauf gegeben, dass sie Johns Mentorin war. Was sie ihm gegeben hatte war ein Rätsel. Er erinnerte sich sehr genau an ihre Worte und dann er auf der Karte alles finden würde was er brauchte um sie zu kontaktieren. Auch an das kurze aber spürbare Kribbeln in seinen Fingerspitzen als er sie aufgehoben hatte. Gedanken denen er später weiter nachgehen würde.

Er lächelte schief.
„Danke dass sie das für mich aufgeklärt haben. Das war mir nicht bewusst.“
Er angelte nach einem weiteren Stück Sushi. Dabei suchte er sich gezielt die Portionen heraus die er einigermaßen zuverlässig als Gemüse identifizieren konnte.
Er zögerte einen Moment entschied sich dann aber doch die Frage auszusprechen die sich ihm regelrecht aufdrängte.
„Wie gut ist denn die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Traditionen? Oder muss ich mich darauf einstellen mich in einem Minenfeld zu bewegen?“

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Mystiker
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

"Ah...sie hat ihnen also nicht gesagt das sie Johns Mentorin ist. Ja das passt zu ihr." Elena schüttelte den Kopf. "Aber sie werden sie sicher wieder sehen...wenn sie es möchte. Wie ich sagte...sprunghaft." Die Schwarzhaarige leerte ihre Sakeschale erneut und schien danach kurz zu überlegen, ob sie das Thema vertiefen sollte. Schien sich dann aber dagegen zu entscheiden.

Stattdessen seufzte sie leicht. "Ich würde es nicht als Minenfeld bezeichnen. Es gibt unterschiedliche Ansichten wie Dinge angegangen werden sollten zwischen den Traditionen...und natürlich andere Weltsichten...aber man arbeitet zusammen, wenn die Bedrohung alle betrifft." Sie schien noch einmal zu überlegen. "Ja. Ich denke das beschreibt es am Besten. Sie werden also nicht auf Sicht erschossen." schmunzelte sie. "Um es genauer zu sagen gibt es zwei größere Traditionen, die sich in Seattle um den Umgang mit der Technokratie streiten. Die Verbena und die Ätheriten. Die anderen Traditionen haben weniger Mitglieder und manche stehen eher hinter dem Einen oder dem Anderen."

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Liam Carpenter
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Bisher hatte Liam den Eindruck, dass der Vorfall auf breiter Fronst zumindest als problematisch wahrgenommen wurde. Also durfte er wohl darauf hoffen Gehör und vielleicht auch Unterstützung zu finden.
„Nicht auf Sicht erschossen zu werden ist ein Anfang mit dem man weiterarbeiten kann.“, antwortete er schmunzelnd. Dann bekam sein Lächeln einen leicht verlegenen Zug.

„Ich befürchte ich muss mich einmal mehr als ahnungslos outen. Ich habe mittlerweile von vier oder fünf verschiedenen Traditionen gehört. Wie viele gibt es insgesamt und welche davon sind in Seattle vertreten?“
Hoffentlich empfand sie seine Fragen nicht als allzu strapaziös. Aber solange er sich kein: Die Gesellschaft der Magie – Für Dummys, in der Buchhandlung an der Ecke kaufen konnte musste er sie früher oder später irgendwem stellen.

„Der Begriff Technokratie ist bisher noch nirgendwo gefallen. Wenn ich das aus dem Kontext heraus richtig schließe, dann handelt es sich dabei um eine für die Anhänger der Traditionen problematische Gruppierung?“
Das war keine Feststellung. Eher eine Frage ob er mit seiner Annahme richtig lag. Der Begriff selbst war ihm nicht völlig fremd. Technokratie, griechisch: Herrschaft der Sachverständigen. Aber ihm fehlte die Einbettung was genau er aus Sicht eines Magus bedeutete.

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Mystiker
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

"Woher sollten sie das auch wissen?" sie schüttelte den Kopf. "Ich vermute ich bin nach Johns Mentorin ihr erster wirklicher Kontakt mit unserer Gesellschaft." Sie schenkte sich und Liam erneut Sake nach. "Es gibt insgesamt neun Traditionen, die fast alle in Seattle vertreten sind. Die beiden Traditionen mit den meisten Mitgliedern sind wie gesagt die Verbena und die Ätheriten. Dann gibt es noch die Euthanatoi die nur durch mich...und theoretisch Yubilée vertreten werden. Meine Schülerin hat den Initiationsritus noch nicht absolviert. Die Traumsänger...neben John gibt es nur noch seine Mentorin und ihren Mentor in der Stadt, wobei ich behaupten würde das ihr Mentor sich selten hier aufhält." sie zuckte mit den Schultern. "Die Akashecs sind nur durch eine Meisterin namens Meron vertreten und ich glaube sie hat seit kurzem einen neuen Schüler. Masmune Kiyoshi, wenn ich mich nicht irre. Dann gibt es noch den Kult der Ekstase...oder die Ekstatiker...auch das sind nur sehr wenige...der Orden des Hermes hat immerhin noch einen wahren Meister seiner Zunft und dann...ja dann gibt es noch die Virtuellen Adepten, die sich in dieser Stadt als Kuriere für unsere Gesellschaft verdingen." sie seufzte kurz. Wie sie sicher gemerkt haben sind es bisher nur acht Traditionen. Bleibt die Neunte. Der Himmlische Chor. Das letzte, mir bekannte Mitglied dieser Tradition ist leider vor einiger Zeit verstorben. Bisher gab es niemanden der sie ersetzt hat."

Sie lehnte sich erneut zurück. "Ich wette jetzt habe ich sie erschlagen mit Informationen."

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Liam Carpenter
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Liam nickte bestätigend. Hörte aufmerksam zu. Viele der Bezeichnungen ließen bereits eine Ahnung ihrer Ausrichtung erkennen. Und ein kleines bisschen amüsierte ihn das insgeheim. Es war so… lyrisch.
Er nippte der Höflichkeit halber an seiner Sakeschale. Anders als das Sushi das ihm wirklich sehr gut schmeckte war der Reiswein nicht so sein Ding.
„Das wird sich im Moment kaum vermeiden lassen. Dafür muss ich einfach zu viel lernen.“, antwortete er lächelnd.
„Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie sich die Zeit dafür nehmen.“
Wissen hatte einen ganz eigenen Wert und das Elena es bereitwillig mit ihm teilte war ein Geschenk. Sicher kein ganz uneigennütziges, aber trotz alle dem.
„Bitte sagen sie mir, wenn ich mein Kontingent an Fragen ausgeschöpft habe. Ansonsten würde ich gerne wissen ob es neben dem Konflikt mit den Werwölfen noch andere Themen oder Gruppierungen gibt denen ich mich mit Vorsicht nähern sollte.“

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Mystiker
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Re: Fremde am Telefon [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

Elena schlug unter dem Tisch die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor ihrem Bauch. "Wissen sie. Ich habe nicht viel davon, wenn jemand neu erwachtes ohne Plan durch die Gegend läuft und am Ende in den Fängen der Technokatie endet. Das will niemand von uns. Deswegen ist die Gesellschaft durchaus hilfsbereiter, als es von außen den Anschein hat." Sie leckte sich mit der Zunge kurz über die rot geschminkten Lippen, bevor sie fortfuhr. "Die Technokratie...manche nennen auch nur die Union oder so etwas, sind eine direkte Bedrohung für die Realität, könnte man sagen. Ohne jetzt zu tief in die Details einzusteigen....das würde sie vermutlich wirklich noch überfordern...sie begehren Stillstand und Kontrolle über die Wirklichkeit, während unsere Gesellschaft eher den Wandel und die Freiheit zu erhalten versucht."

Sie machte eine wischende Handbewegung. "Aber lassen sie sich davon noch nicht zu sehr irritieren. Dieser Konflikt ist so alt wie die Menschheit selbst und sie werden über kurz oder lang die Komplexität dahinter begreifen, wenn sie mehr gelernt haben." Schließlich seufzte sie erneut. "Passen sie nur auf das sie nicht zwischen die Fronten der Verbena und der Ätheriten gerade. Seit Johns Tod sind die Spannungen in diesem Feld eher schlimmer geworden. Verena und Selganor haben was den Umgang mit den Technokraten und dieser Sache mit John einfach grundlegend unterschiedliche Ansichten. Und das wird sie, wenn sie dem ganzen nachgehen wollen...direkt betreffen....wollen sie noch Nachtisch? Die Mochi Eis hier sind hervorragend."

Es schien fast so, als hätte dieser Themenwechsel gerade das Ende von Liams Fragenkontigent eingeleitet. Auch die Wärme war wieder ein wenig aus Elena gewichen und die Geschäftsmäßigkeit kehrte zurück.

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