Patenpflicht [Liam, Mateo]

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Ist wie gesagt der beste Kaffee auf dem Campus. Wenn meine erste Vorlesung früh anfängt, dann schaue ich hier fast immer erst noch vorbei. Ich schätze damit zähle ich wohl irgendwie schon als Stammkunde.“, antwortete er und erntete von der Studentin hinter der Theke ein Lächeln für das Kompliment an den Kaffee.
„Ich finde Hafermilch schmeckt im Kaffee tatsächlich ziemlich gut. Und ja, ich lebe fast ausschließlich vegan.“
Hier und dort könnte er bei Themen die nichts mit Ernährung zu tun hatten sicherlich konsequenter sein, weshalb er sich eigentlich nie als Veganer bezeichnete.
„Massentierhaltung verursacht so unendlich viel Leid. Ich möchte das nicht unterstützen.“
Zumal es jetzt und hier absolut unnötig war tierische Lebensmittel zu konsumieren. Es gab jede Menge ebenso gesunde Alternativen.

Die junge Frau stellte ihre beiden Becher auf die Theke.
„Ich hoffe, es schmeckt euch.“

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo nahm seinen Becher entgegen, nickte der Barista freundlich zu.
„Danke dir. Sieht gut aus.“

Dann wandte er sich wieder Liam zu, ein leichtes Grinsen auf den Lippen.
„Ich bin gespannt. Wenn der wirklich so gut ist, komm ich bestimmt öfter her. Ist ja auch irgendwie nett hier.“

Er nahm einen ersten Schluck, ließ den Geschmack kurz wirken.
„Und hey – ich find’s echt bewundernswert, wie konsequent du das durchziehst. Vegan leben, sich Gedanken machen, Haltung zeigen… das ist nicht nichts.“

Er zuckte leicht mit den Schultern, ehrlich.
„Ich muss zugeben, ich bin da nicht so konsequent. Ich achte schon drauf, aber manchmal… naja, manchmal bin ich einfach nicht so diszipliniert.“

Er sah sich kurz um, das Café war gut besucht, aber nicht überfüllt.
„Wollen wir uns draußen irgendwo hinsetzen? Oder lieber hier drin?“

Sein Ton war offen, entspannt.

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Setzen wir uns gerne raus.“
Liam nutzte eigentlich jede Chance die er bekam um an der frischen Luft zu sein. Und das phantastische Wetter lud geradezu dazu ein sich noch ein bisschen in die Sonne zu setzen.
Tatsächlich bot das Cafe selbst einige Sitzplätze im Außenbereich an. Um diese Uhrzeit war zwar durchaus betrieb. Das meiste jedoch war Laufkundschaft so dass sie keine Schwierigkeiten hatten zwei freie Stühle zu finden.
„Ach weißt du… ich versuche mich auf die Dinge zu konzentrieren die in meinen Möglichkeiten liegen und das Beste daraus zu machen.“
Er konnte Massentierhaltung alleine nicht abschaffen. Aber es lang durchaus in seinen Händen sie durch sein eigenes Konsumverhalten nicht auch noch zu unterstützen.
„Ich find’s toll dass du dir der Problematik bewusst bist und darauf achtest. Dass ist mehr als die meisten tun.“
Für viele Leute war Fleisch zu essen so selbstverständlich wie atmen und sich griffen nach jedem erdenklichen Strohhalm um zu rechtfertigen warum Tiere für ihren Genuss leiden zu lassen ihr naturgegebenes Recht war.
„Wann hast du deine ersten Vorlesungen?“

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo setzte sich auf den freien Stuhl, ließ die Sonne kurz auf sein Gesicht wirken und atmete tief durch.
„Ja, draußen ist’s ruhiger. Und die Sonne tut gut. Man vergisst manchmal, wie sehr das hilft.“

Er stellte seinen Becher vorsichtig auf den Tisch, sah Liam an.
„Das Semester hat ja schon angefangen. Morgen sind ein paar Vorlesungen, da versuch ich reinzukommen. Muss einiges nachholen, klar – bin spät dran. Aber das wird schon. Ich nehm’s Schritt für Schritt.“

Er lehnte sich leicht zurück, ließ den Blick über die Straße schweifen, bevor er wieder zu Liam sprach.
„Und du? In welchem Semester bist du eigentlich jetzt?“

Ein Moment der Pause, dann fuhr er fort, etwas vorsichtiger, aber ehrlich interessiert.
„Sag mal… folgst du eigentlich den alten Pfaden deines Volkes? Ich mein… Glaube, Rituale, Tänze?“

Er hob leicht die Hand, um Missverständnisse zu vermeiden.
„Nicht falsch verstehen, ich frag, weil’s mich wirklich interessiert.“

Mateo nahm einen Schluck, ließ die Worte stehen.

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„So viel hast du ja noch nicht verpasst. Das Semester läuft ja erst seit Anfang des Monats. Das holst du sicher spielend auf.“
Mateo wirkte ehrgeizig und nicht auf den Kopf gefallen. Sicher würde er die Lücke zu seinen Kommilitonen schnell schließen können.
Er lehnte sich zurück und genoss die Wärme der Sonne die ihm auf die Schultern fiel. Der Herbst war nicht mehr weit weg und damit würde das Wetter sich ziemlich bald abkühlen.
„Im Fünften. Zwei Semester Grundlagen. Dann war ich fast zwei Semester auf Exkursion.“
Und immer noch damit beschäftigt all die Daten und Proben auszuwerten die sie mitgebracht hatten.
Ein Lächeln wanderte über sein Gesicht.
„No offence taken.“, antwortete er. Mateo war ihm sympathisch und er nahm seine Fragen nicht als übergriffig wahr.
„Ja, das tu ich. Und das ist etwas das mir sehr wichtig ist. Egal wie viel Zeit ich in Seattle und an der Uni verbringe… meine Seele ist und bleibt auf dem Land meiner Ahnen zu Hause und in den Traditionen meines Stammes.“

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo nickte langsam, die Sonne auf seinem Gesicht, als würde sie die Worte wärmen.
„Ich hoffe auch, dass ich schnell aufholen kann. Ich geb mein Bestes.“

Er sah Liam an, interessiert.
„Die zwei Semester auf Exkursion – war das Teil des Studiums? So eine Art Praxissemester? Oder hast du das freiwillig gemacht und bist jetzt wieder im Regelstudium?“

Sein Ton war offen, neugierig, ohne Druck.

Dann wurde sein Blick etwas weicher.
„Ich kann das gut nachvollziehen, was du gesagt hast. Auch meine Gedanken sind oft in den Bergen meiner Heimat. Bei meinem Stamm.“

Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, nicht traurig, sondern voller Erinnerung.
„Ich vermisse es, mit den anderen zu tanzen. So wie es unsere Ahnen getan haben. Die Geister des Landes zu ehren und die alten Götter.“

Er sah kurz zur Seite, als würde er sie spüren.
„Manchmal such ich mir einen ruhigen Flecken in der Natur. Und dann tanze ich die Tänze meines Stammes allein. Nicht für andere. Für mich. Für sie.“

Ein tiefer Atemzug.
„Und manchmal… ist es so, als wären sie alle da. Und tanzen mit mir. Es ist wie Magie.“

Sein Blick kehrte zurück zu Liam, warm und ruhig. Sein Lächeln voller Wärme und wie von jemandem, der in diesem Moment in sich ruhte.
„Das hilft mir, mich zu erinnern, wer ich war. Und nicht zu vergessen, wer ich bin.“

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Eine Mischung aus beidem. Das Meeresbiologiestudium hier an der Uni ist generell sehr praxisorientiert. Trotzdem sind so lange Exkursionen eher die Ausnahme. Die meisten Studenten sammeln ihre Praxisstunden über Projektarbeiten. Aber ich konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen im Nordpolarmeer zu tauchen. Ich muss sehen in wie weit ich jetzt mit dem Unterrichtsstoff hinterherkomme. Möglicherweise muss ich am Ende noch ein Semester extra dranhängen.“
Vor allem wenn die Katastrophendichte nicht langsam wenigstens ein bisschen abzunehmen begann. Leider sah es aktuell nicht danach aus.
„Wie ist das bei dir im Studiengang? Habt ihr eine Anforderung für Praxisstuden?“
Es fiel ihm schwer sich vorzustellen wie das in einem Theologiestudium aussehen mochte. Aber er hatte auch schlicht und ergreifend keine Ahnung.

„Das muss schwer sein.“, antwortete er nachdem Mateo seine Schilderung beendet hatte. In seiner Stimme schwang hörbar Mitgefühl mit. Nicht abwertend, sondern aus einer Position des Verstehens heraus. Er war weder Phillipino, noch gehörte er zum selben Kulturkreis. Aber die Verbindung zum Land und zur Gemeinschaft war etwas das sie auf einer fundamentalen Ebene miteinander teilten. Auch wenn es nicht dasselbe Land und dieselbe Gemeinschaft war.
„Hast du vor irgendwann zurückzugehen?“
Er konnte sich nicht vorstellen Seattle und das Land seines Stammes dauerhaft zu verlassen.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo nickte langsam, ein stilles Lächeln auf den Lippen.
„Dass du dir die Gelegenheit nicht hast entgehen lassen, kann ich gut nachvollziehen. Und ganz ehrlich – das klingt definitiv nach einem Extrasemester, das sich lohnt.“

Er sah kurz zur Seite, als würde er versuchen, sich das Bild vorzustellen.
„Ich würde gern sagen, ich kann mir vorstellen, wie atemberaubend es sein muss, im Nordpolarmeer zu tauchen… aber ehrlich gesagt kann ich’s nicht. Ich kann’s maximal erahnen. Aber selbst das fühlt sich atemberaubend an.“

Ein kurzer Atemzug, dann fuhr er fort.
„Was Praxisstunden angeht – ich hab bisher keine konkreten Anforderungen gefunden. Vielleicht kommt das noch.“

Dann wurde sein Blick nachdenklicher und er überlegte kurz schweigend.
„Ob ich irgendwann zurückgehe? Ich weiß es nicht.“

Er ließ die Worte stehen, als müsste er sie selbst erst prüfen.
„Ich vermisse meine Heimat. Die Berge. Die Tänze. Meine Familie dort. Das, was mich kulturell ausmacht. Es ist ein Teil von mir. Und manchmal fühlt es sich an, als würde ich diesen Teil verlieren.“

Mateo sah auf seine Hände, dann wieder zu Liam.
„Aber ich bin auch seit vielen Jahren hier. Hab die meiste Zeit meines Lebens hier verbracht. Auch das hier ist meine Heimat. Ich bin US-Bürger – auch wenn das nicht alle so akzeptieren können.“

Seine Hand wanderte unbewusst zu seiner Seite, dorthin, wo einst das Messer eingedrungen war.
Keine Narbe. Kein sichtbares Zeichen. Zumindest kein körperliches. Doch auch wenn er seinen Frieden damit gemacht hat, wird die seelische Narbe wohl nie heilen.
In seinen Augen konnte man etwas erahnen. Erinnerung, Schmerz, etwas was tief geht.

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Es ist magisch.“, antwortete Liam und ein verträumtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht als einzelne Erinnerungen an diese Tauchgänge durch seine Gedanken irrlichterten.
„Weißt du… wir Duwamish glaube daran, dass es neben der Welt der Lebenden noch viele weitere Welten gibt. Welten der Toten. Welten voller Wunder und Geister.“
Und voller Werwölfe, Todesboten und Glitzerstaub. Kurz versuchten sich deutlich dunklere Bilder aus dem Hintergrund seines Gedächtnisses ans Tageslicht zu schleichen. Doch er schlug ihnen mit Nachdruck die Tür vor der Nase zu.
„Ich fand immer zu tauchen fühlt sich ein bisschen an als würde man eine dieser anderen Welten besuchen.“
Und irgendwie war ja auch genau das passiert. Auch wenn er sich hütete das zu sagen. Trotzdem sprach er mit Mateo deutlich offener über den spirituellen Teil seiner Weltanschauung als er es mit vielen anderen getan hätte. Selbst bei Menschen die er gut kannte fehlte ihm häufig ein Gefühl von Verständnis.
„Wäsche und Buntstifte sind das einzige das nach Farben sortiert werden sollte.“
Ein Anflug von Zorn schlich sich in Liams Stimme, dem mehr als überdeutlich klar war was unausgesprochen in Mateos Worten mitschwang. Rassismus war keine verdammte Meinung sondern ein Verbrechen.
„Es tut mir leid, dass du solche Erfahrungen machen musstest. Ich wünschte ich könnte dir sagen, dass es besser wird. Wird es aber leider nicht…“
In dieser Beziehung hatte die zivilisierte Gesellschaft noch einen langen Weg vor sich.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

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Mateo nickte langsam, sein Blick wurde für einen Moment still.
„Ja… ich glaub auch nicht, dass es besser wird. Es wird wohl immer Menschen geben, die denken, sie wären mehr wert als andere. Als wäre Würde etwas, das man sich verdienen muss und doch nie bekommt.“

Er sah auf seine Hände, dann wieder zu Liam.
„Aber das macht es umso wichtiger, dass wir uns erinnern, wer wir sind. Und woher wir kommen. Dass wir stolz darauf sind und es bewahren.“

Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, getragen von etwas Tieferem.
„Mein Stamm – die Igorot – glaubt, dass die Geister der Natur unter uns leben. Dass die Bäume, die Flüsse, die Steine… voller Leben sind. Voller Geist.“

Seine Stimme wurde ruhiger, fast ehrfürchtig.
„Und wenn jemand stirbt, geht sein Geist in die Welt der Toten ein. Dort lebt er weiter.“

Mateo sah in die Ferne, als würde er etwas sehen, das jenseits des Sichtbaren lag.
„Aber es gibt da noch viel mehr. Welten, die wir uns kaum vorstellen können. Voller Umbra-Geister, voller Wesen, die andere nur in Geschichten finden.“

Ein kurzer Atemzug.
„Wer weiß… vielleicht werde ich diese Welten eines Tages bereisen. Vielleicht ist das Teil meines Weges.“

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