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Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Mi 29. Okt 2025, 22:28
von Hifumi
Die ganzen Namen, die ihr an den Kopf geworfen wurden, gingen fehl - sie gingen nämlich über Hifumis Kopf.

"Ich fürchte, wir würden an einem solchen philosophischen Abend einfach aneinander vorbeireden. Die Arbeiten und die Ideenwelt dieser deutschen Philosophen, die sie so verschlungen haben, Mainrantaru, Ritekehaosu, Koite" - Hifumi hatte sichtlich mit diesen fremdländischen Namen zu kämpfen, die Phoneme in ihre muttersprachlichen Silben einzupassen und mithilfe der vertrauten Phoneme etwas ähnlich genug klingendes zu reproduzieren - "mir wären sie ebenso fremd, wie umgekehrt Ihnen die Sutras mit ihren esoterischen Texten und Anspielungen."

Sie nestelte einen Moment an ihrer Gebetsperlenkette.

"Auch wenn Sie es nicht mögen, wenn man über Abwesende spricht: Miss Elena Black ist zwar westlicher Abstammung, aber in Fernost ausgebildet worden und hat auch sehr viel Zeit in meinem Land verbracht. Ihre Kenntnisse des Buddhismus sind superb und sehr beeindruckend für eine Langnase. Elenas Verständnis des Rades, und unserer Arbeit daran - sie werden es recht nah zu meinem eigenen finden."

Hifumi winkte energisch ab zu Skolems Einladung, nachzuschenken.

"Heute war das erste mal, dass ich Alkohol probiert habe. Und ich denke, ich habe schon überreichlich zugesprochen für ein so kleines Mädchen wie Hifumi-chan. Ab hier proste ich nur noch mit Cola für den Kampf für das Gute und wider das Böse."

Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Do 30. Okt 2025, 16:00
von Kitty Turner
Auch Kittys Kopf schwirrte. Dabei war sie gar nicht Teil der Diskussion. Als Hifumi übers Gefängnis und Assasinen gesprochen hatte, hatte sie kurz gehofft, jetzt würde es spannend werden. Doch die Vorstellungen dieses Goethe schienen ihr reichlich übertrieben. Vielleicht hatte der einfach nur sehr wenige echte Menschen getroffen. Oder Deutsche waren einfach anders... War ja auch möglich.

So war sie froh, als sie nachschenken konnte - auch wenn sie es bei Hifumi mit Cola tat. Sie lächelte die beiden dabei wieder warm an. "Auf den Kampf für das Gute und wider das Böse.", grinste sie dann.

Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Di 4. Nov 2025, 15:05
von H.-H. Skolem
Skolem schaut zunächst etwas verwundert, aber dann versteht er. Nicht jeder spricht dem flüssigen Glück halt genau so zu wie er selbst. So grinst er Hifumi an und sagt:

"Also ich lebe da eher nach dem Motto: Zu viel kann man nicht trinken, doch trinkt man nie genug! Aber gewiss verstehe ich, dass Sie es beim ersten Mal nicht übertreiben möchten." Und dabei leert er wieder einmal sein Glas.

"Ich denke, ich sollte mich demnächst einmal mit Miss Black unterhalten. Sie scheinen sie sehr zu respektieren und ich kann mir durchaus vorstellen, dass dabei ein interessantes Gespräch entstehen wird. A n der Stelle schon einmal recht herzlichen Dank, dass Sie bereit sind, den Kontakt herzustellen."
Und in Gedanken fügt Skolem hinzu *bin mal gespannt, wann sich die Gute Miss Black melden wird. Alleine dies sagt ja schon viel aus ...*

Dann wendet er sich wieder der jungen Asiatin zu: "Ich muss im Übrigen ob meiner philosophischen Ausschweifungen um Verzeihung bitten. Sie haben völlig Recht damit, dass mir die Gelehrten Ihrer Kultur ebenso wenig sagen würden. Wechseln wir also gern das Thema. Doch zuvor" und er schaut Kitty an "nehme ich gerne noch einen Drink. Auf dass wir stets wissen, was richtig und was falsch ist." Dabei grinst er beide leicht verschmitzt an.

Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Mi 5. Nov 2025, 20:03
von Hifumi
Da ist ein unangenehmer Moment des Schweigens, als der Gesprächsfaden bricht. Hifumi versucht die Stille zu überbrücken, indem an sie an einem früheren Punkt zurückkehrt.

"Ich habe keine Ahnung, wo meine Grenze liegt. Ich habe das Glück, sehr behütet aufgewachsen zu sein. Kein Alkohol. Keine unmoralischen Filme, Bücher oder Musik. Meine Freundinnen musste ich erst meiner Mutter vorstellen, sie entschied dann, ob sie ein korrumpierender Einfluss auf mich wäre.

Später auf der Hochschule hatten meine YWD-Schwestern immer ein Auge auf mich, dass ich weiter brav bleibe. Haben auch regelmäßig Bericht erstattet nach Hause, damit mein Vater und mein Tempel entscheiden konnten, ob ich weiter finanzielle Unterstützung verdiente, oder ob ich mit der Freiheit nicht zurecht käme und besser einem Ehemann zugeführt werden sollte."


Nachdenklich nippte sie an ihrer Cola.

"Manchmal komme ich mir vor wie entkralltes Kätzchen, das im Wald ausgesetzt wurde. Die Welt außerhalb des Tempels ist so kalt und bedrohlich und verdorben, und ich fühle mich oft schlecht gerüstet."

Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Mi 5. Nov 2025, 21:00
von H.-H. Skolem
Skolem nimmt erneut einen großen Schluck aus seinem Glas. Selbt Kitty dürfte sich wundern, wo er all den Alkohol hinsteckt - zumal er in keinerlei Hinsicht betrunken oder auch nur angeheitert wirkt.

"Grenzen, liebe Miss Takahasshi, sind nichts weiter als Definitionen. Ein Etwas, was oder wer auch immer es sei, erklärt sich oft nur durch seine Grenze, seine im Dasein mit dem Sein noch unmittelbar identische Negation. Lassen Sie mich dies gerne ausführen." Doch inzwischen wissen sowohl Hifumi als auch Kitty, dass Skolem keine Ausführungen ohne einen Drink tätigt. So nimmt er wieder einmal einen großen Schluck Whiskey aus seinem Glas, schließt kurz genüsslich die Augen und fährt dann fort: "Ich erkläre es Ihnen am Beispiel eines Grundstücks. Dessen Grenze bringt eben dieses Grundstück als solches erst in die Realität, hat demnach klar affirmativen Charakter, weist aber auch gleichzeitig den Raum außerhalb als nicht dazugehörend aus und negiert das Grundstück somit in gewisser Hinsicht. Ganz allgemein macht die Grenze somit einerseits die Realität des Daseins aus, andererseits ist sie aber auch dessen Negation. An der Grenze fällt das, was ist, und das, was nicht ist, zusammen."

Plötzlich hält Skolem inne, blickt zu Boden. "Ehhh, war das nachvollziehbar? - ich fasele manchmal, Verzeihung."

Doch er wartet keine Antwort ab, sondern blickt Hifumi direkt und unvermittelt an. "Wenn ich Sie jedoch, liebe Miss Takahashi, nur um einen einzigen Gefallen bitten darf, dann den, dass Sie bitte niemals "brav" sein mögen." Dabei zeichnet er tatsächlich Gänsefüßchen um das Wort "brav" mit seinen Händen bzw. Fingern.

Dann fährt er fort, schaut sie, aber auch Kitty abwechselnd an und es wirkt, als spräche er zu beiden gleichzeitig und doch zu niemandem. Fast wirkt er wie in Trance und die folgenden Worte hallen durch die Bar wie eine Beschwörung: "Erfolg sei euer Beweis, Mut eure Rüstung. Vorwärts, vorwärts in eurer Kraft - und vor niemandem sollt ihr euch wenden." Dabei erhebt Skolem die Hände und zeichnet etwas in die Luft, was jedoch kaum zu erkennen ist.

Kaum sind die Worte verklungen, da durchflutet die beiden Frauen, sollten sie es denn zulassen, ein Gefühl von Autonomie, von Selbstbestimmung und Kraft, von Freiheit und irgendwo, ganz tief in ihrem Inneren, da könnte es sein, dass sie erkennen, einzig und allein ihres eigenen Glückes Schmiedin zu sein.

Doch ob sie sich diesem Empfinden nun hingeben oder nicht - eines haben beide deutlich gespürt: hier ist Magie am Werk. Und vielleicht ist der alte Säufer vor ihnen doch nicht nur ein vertrottelter Philosoph ...

Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Di 11. Nov 2025, 23:00
von Hifumi
Hifumi runzelte ein wenig die Stirn. Vielleicht hatte sie zu viel zu trinken, oder vielleicht Skolem. Vielleicht auch alle beide. Jedenfalls wurde das hier nun etwas wirr.

Die zierliche kleine Dame rutschte von ihrem Barhocker und verneigte sich leicht.

"Ich fürchte, die Sambucas haben mir etwas sehr zugesetzt, Mister Skolem."

Gesichtswahrend nahm sie die Schuld auf sich selbst.

"Ich werde mich für die Nacht zurückziehen, und wie zugesagt Miss Elena Black informieren. Gute Nacht Mister Skolem. Gute Nacht auch an Sie, Kitty."

Re: Gehen zwei Euthanatos in eine Bar [H.-H. Skolem, Hifumi, Kitty]

Verfasst: Mi 12. Nov 2025, 04:13
von H.-H. Skolem
Skolem verneigt sich ebenfalls leicht vor der jungen Asiatin. Dann schenkt er ihr abermals dieses ehrliche Lächeln, welches nichts als Freude über ihre Zusammenkunft ausdrückt.

"Gewiss, auch Ihnen eine angenehme Nacht, Miss Takahashi. Kommen Sie gut nach Hause."

Er schaut ihr kurz nach und wendet sich, nachdem Hifumi die Bar verlassen hat, wieder Kitty zu. "Aber wir nehmen noch einen, oder?" lächelt er sie an und schiebt sein wieder einmal leeres Glas in ihre Richtung.