Emerald City

"Naja, solange ist das ja noch nicht, dass ich einen Avatar habe. Ganz am Anfang - da hat Subhuti mich einfach beobachtet. Und zugleich nicht beobachtet. War da und war zugleich nicht da - schwierig zu erklären, für jemanden der mit dem Konzept von Mu nicht vertraut ist. Ich meine, als eine Bachelor in Buddhologie - von der abstrakten, akademischen Seite her, da war ich schon vorbereitet auf Mu. Aber darauf, was das auf einer ganz praktischen, ganz realen Ebene bedeutet - da kann keine Vorlesung darauf vorbereiten. Da greift nur sehr persönliche Gnosis - die man wiederum nicht vermitteln kann. Außer an Leute, die es bereits erlebt haben, und damit eigentlich keiner solchen Vermittlung mehr bedürfen."

Hifumi lachte frustriert auf.

"Später, nachdem ich Miss Elena Black kennengelert hatte, wurde Subhuti lauter, fordernder - forderte mich heraus. In meinem Selbstverständnis als anständiges Mädchen, in meinem Verständnis von Schlampen und Dirnen, und wie ich mich von ihnen unterschied. Wie ich mich selbst verstand, als ein anständiges Mädchen, das bereit war seine Rolle als unterwürfiges Rankengewächs einzunehmen. Aber Suhuti konnte in mein Innerstes sehen. Wusste, wie sehr ich mich davor scheute mich in meiner Rolle als devote Ranke verankern zu lassen - und wie nahe ich mich den Dirnen und Schlampen fühlte, gegen die ich so lautstark wetterte."

Sie sank ein wenig in sich zusammen.

"Jetzt, wo ich mich akzeptiert habe, als Schlampe und Lilie - ist Subhuti leiser geworden. Aber ich glaube, es ist nur für den Moment. Es hat sich ja auch viel verändert in meinem Leben, und ich muß erst Fuß fassen. Halt finden. Als eine entwurzelte Ranke, die erst wieder einen neuen Fixstern finden muss, ohne einen Baum von Mann um den sie sich schlängeln kann - da fehlt einfach im Moment noch die Basis, auf deren fester Grundlage ich mich weiterentwickeln kann."

Hifumi blickte in die Kamera.

Mateo schwieg einen Moment. Überlegte kurz, bevor er sprach.

„Weißt du, Hifumi-chan… mein Avatar hat mir auch gesagt, dass ich mir selbst treu sein muss. Dass ich mich nicht weiterentwickeln kann, solange ich nicht ehrlich zu mir selbst bin.“

Seine Stimme war ruhig, fast leise.
„Ich muss mit mir im Reinen sein, um überhaupt wachsen zu können. Und je unsicherer ich war, je mehr ich mich selbst verleugnet habe… desto lauter wurde er.“

Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Manchmal war es fast wie ein Sturm in meinem Kopf. Ein Drängen, ein Ziehen – nicht böse, aber unnachgiebig.“

Er sah kurz zur Seite, als würde er sich erinnern.
„Aber in den Momenten, in denen ich mit mir im Reinen war… wenn ich mich selbst akzeptiert habe, mit all meinen Widersprüchen… dann war er da. Klar. Stark. Harmonisch. Wie eine Melodie aus Licht, die durch mich hindurchscheint.“

Sein Blick war weich, aber fest.
„Vielleicht ist das der Weg, den wir beide gerade gehen. Uns selbst zu erkennen. Uns selbst zu erlauben, zu sein.“

Mateo besucht Hifumi, um einer Gebetszeremonie beizuwohnen, bei der Hifumi ihre Lebensmagick einsetzt. Danach unterhalten sie sich über die Magie, den Einfluss von Hifumis Schwestern auf ihre Magie und ihre Avatare.