Patenpflicht [Liam, Mateo]

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Ich glaube in vielen Fällen ist Rassismus ein Symptom sozialer Ungerechtigkeit. Es ist einfach leichter den anderen die Schuld zu geben als das System zu hinterfragen in dem man sich bewegt. Womit ich nicht sagen will, dass es keine überzeugten Faschisten gibt. Aber ich bin der Meinung, dass sich solche Ideologien fiel leichter verfangen, wenn die Menschen denen man sie anbietet unzufrieden sind. Und häufig spielt Armut dabei eine große Rolle.“, antwortete Liam und nippte an seinem Becher.
„Kapitalismus ist halt einfach scheiße.“
Das konnte man jetzt im konservativen Amerika für einen radikale Meinung halten. Er persönlich fand das nicht im geringsten radikal. Abgesehen von den oberen 1% kannte der Kapitalismus letztendlich nur Verlierer.

Während seine Gedanken noch dem Thema: Antikapitalistische Systemkritik nachhingen brachte Mateos Wortwahl ihn unwillkürlich zum Zusammenzucken. Umbra… den Begriff hatte er bisher nur und ausschließlich aus dem Mund anderer Magi und natürlich von Mikasi gehört. War es möglich, dass Mateo ebenfalls erwacht war…
Sein Blick ruhte einen Moment zu lange forschend auf dem Gesicht des anderen bevor er ertappt den Kopf abwand.
„Scheint… scheint als würde sich unsere Sicht auf die Welt gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.“, versuchte er den unangenehmen Augenblick eher unerfolgreich zu überspielen. Die Fassade der Gelassenheit kaufte er sich nicht einmal selber ab.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo schaut Liam an, die Stirn leicht gerunzelt. Er bemerkte, dass sich Liams Haltung und Stimmung deutlich geändert hatte.
„Hab ich… was Falsches gesagt?“

In Gedanken ging er die letzten Minuten noch einmal durch. Dann reißt er erschrocken die Augen und den Mund auf, hebt instinktiv die Hand, als wolle er etwas abwehren oder zurücknehmen.
„W–wie meinst du das?“

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Nein! Nein… hast du nicht…“, antwortete er sofort. Auch wenn Mateos Reaktion Bände sprach. Konnte es wirklich sein, dass er ausgerechnet bei seinem Patenkind in einen anderen Magus gestolpert war…
Das war so absurd unwahrscheinlich, dass es vermutlich der Wahrheit entsprach. Erwachte Menschen schienen Unwahrscheinlichkeiten irgendwie anzuziehen.
Seufzend stellte er seinen Kaffeebecher auf den Tisch und atmete einmal tief durch. Fast als wolle er sich auf einen Marathon und nicht auf eine Frage vorbereiten.
„Okay… also… wenn du nicht weiß wovon ich rede vergiss die nächste Frage bitte einfach aber… bist du auch ein Erwachter?“
Das klang irgendwas zwischen verrückt und schräg. Als wären sie beide Mitglieder einer merkwürdigen Sekte. Und wenn er sich irrte dann war das vermutlich der best case. Dass Mateo ihn für einen wirren erleuchteten New Age Spinner hielt.
Aber er hatte keine Ahnung wie er sich dem Thema subtiler nähern sollte und jetzt wo es bereits wie ein Elefant im Raum stand würde es diesen sicherlich auch nicht freiwillig wieder verlassen. Innerlich legte er sich bereits eine ganze Palette schlechter Ausreden zurecht. Von nieschiger Internetinteressengruppe für übernatürliche Phänomene bis schamanistischer Sekte war alles dabei.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo biss sich auf die Lippe.
Sein Blick wanderte unauffällig über die Umgebung, prüfend, tastend – als wollte er sichergehen, dass keine fremden Ohren in der Nähe waren.

Dann atmete er tief durch.
Langsam. Kontrolliert.

„Ja…“, sagte er leise.
„Ich bin erwacht.“

Ein Moment des Schweigens.

Sein Blick glitt zurück zu Liam, leicht überrascht, fast vorsichtig.
„Bist du… ein Magus?“

Das Wort lag ungewohnt auf seiner Zunge.
Aber es fühlte sich nicht falsch an.
Nur immer noch neu.

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

Also doch… Das ersparte ihm auf jeden Fall die Peinlichkeit zu erklären warum er so verrückte Fragen stellte. Er atmete aus. Spürte jetzt erst wirklich wie angespannt er gewesen war bevor er seine Vermutung ausgesprochen hatte.
„Ich schätze schon.“
Das war hoffentlich weit genug entfernt von: leider ja. Auch wenn: leider ja das war was ihm eigentlich durch den Kopf ging.
„Auch wenn ich mir immer noch nicht ganz sicher bin was das eigentlich bedeutet.“
Er lächelte schief. Ein bisschen hilflos.
"Du auch... nehme ich an? Bist du dir dessen schon lange bewusst?"
War ihr Gespräch eben noch kurz davor gewesen in Smalltalk abzugleiten hatte er plötzlich ganz viele Fragen.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo nickte langsam, sein Blick wurde für einen Moment still.
„Ja… ich bin ein Magus. Aber noch nicht lange.“

Er sah auf seinen Becher, drehte ihn leicht in der Hand, als müsste er sich sammeln.
„Erst seit ein paar Monaten. Mein Erwachen war… nicht schön.“

Ein kurzer Atemzug, dann sprach er weiter, leise, aber klar.
„Ein paar rassistische Wichser haben mich zusammengeschlagen. Und abgestochen.“

Sein Blick blieb ruhig, doch in der Tiefe lag etwas, das nicht verging.
„Pater Francis hat sich meiner angenommen. In Chicago. Er hat mich aufgefangen. Und mir geholfen, das alles zu begreifen.“

Ein kurzes Zögern.
„Ich folge der Tradition des Chœur Céleste. Zumindest… versuch ich das. So ganz versteh ich das alles noch nicht.“

Dann sah er Liam an, offen, neugierig.
„Und du? Welcher Tradition folgst du? Und… wie lange bist du schon erwacht?“

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Es tut mir leid, dass dein Erwachen so traumatisch war.“
Das also war die Geschichte hinter dem Schmerz den er in Mateos Gesicht gesehen hatte. Manchmal konnte diese Welt einfach ein beschissener Ort sein.
„Ich hab mich noch nicht entschieden. Anastasia… sie gehört den Traumsprechern an, hat zwar angeboten mich auszubilden aber… wir passen nicht besonders gut zusammen was unsere Erwartungen angeht.“
Die Zeit würde Zeigen ob er Jemanden finden würde mit dem er besser harmonierte.
„Ich bin jetzt etwas länger als ein Jahr erwacht, weiß aber erst seit ich zurück in Seattle bin was eigentlich mit mir passiert ist. Die Magierdichte auf Forschungsschiffen im Nordpolarmeer ist nicht besonders hoch.“
Deswegen hatte er sein Erwachen lange verdrängt.
„Ich hab lange versucht mir einzureden, dass das was ich gesehen habe nur eine Halluzination im Tiefenrausch war.“
Wider besseren Wissens ehrlicherweise.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo schüttelte sanft den Kopf, ein ruhiges, fast versöhnliches Lächeln auf den Lippen.
„Es muß dir nicht Leid tun. Ich hab meinen Frieden damit gefunden.“

Sein Blick wanderte kurz über die Tischkante, als würde er dort etwas ablegen.
„Vergessen werd ich’s nie. Aber es hat mich zu etwas Neuem geführt. Etwas Gutem. Und das zählt mehr.“

Er ließ die Worte einen Moment wirken, bevor er weitersprach.
„Weißt du… es gibt nicht unendlich viele Magi. Und das Angebot, dass jemand dich ausbildet – das ist nicht selbstverständlich.“

Mateo sah Liam direkt an, mit ruhiger Ernsthaftigkeit.
„Unausgebildet Magie anzuwenden oder auch nur Magie zu haben, ohne Ausbildung, das kann gefährlich sein. Für andere. Für einen selbst.“

Er überlegte kurz, dann fuhr er fort.
„Wenn du schon seit über einem Jahr erwacht bist, dann bist du weitaus länger dabei als ich. Ich bin gegen noch ganz am Anfang.“

Ein kurzer Atemzug.
„Glaubst du, die Magierdichte hier in Seattle ist höher? Hast du schon viele kennengelernt?“

Mateo lehnte sich leicht zurück, sein Blick wanderte in die Ferne.
„Ich hab bisher nur eine getroffen, die meiner Tradition folgt. Mavis. Sie ist… besonders. Aber auch sie sagt, dass es nicht viele von uns gibt.“

Ein Moment der Stille.
Nicht leer.
Sondern voller Fragen, die langsam Form annahmen.

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Liam Carpenter
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Liam Carpenter »

Natürlich hatte Mateo recht mit dem was er sagte. Und er wusste Anastasias Angebot durchaus zu schätzen. Trotzdem haderte er nicht damit es abgelehnt zu haben. Er hätte sich zumindest jetzt und hier niemals auf sie einlassen können.
„Trotzdem braucht es in meinen Augen zwischen Mentor und Schüler ein gewisses Grundvertrauen. Und an den Punkt sind Anastasia und ich nie gekommen.“
Daran hatte auch ihr letztes Gespräch nichts ändern können. Insgesamt war die ganze Situation wesentlich komplexer.
Dann schüttelte er den Kopf.
„Ich bin in den ersten Monaten nach meinem Erwachen weder mit anderen Magi noch mit der erwachten Welt überhaupt in Kontakt gekommen. Niemand hat mich seitdem angeleitet. Ich denke nicht, dass ich mehr über Magic weiß als du.“
Vermutlich wusste er weniger. Mateo hatte schließlich jemanden gehabt der ihn unterrichtet hatte. Das konnte er von sich selbst nicht sagen.
„Ich schätze das kommt auf den Maßstab an den du zu Grunde legst. Gemessen an der Einwohnerzahl Seattles… nein, wir sind nicht viele. Gemessen daran, dass ich bisher dachte Magi gibt es gar nicht sind wir einige. Persönlich kennengelernt habe ich bisher sechs. Mit dir sind es nun sieben. Aber soweit ich weiß gibt es noch einige mehr. Die alteingesessenen unter ihnen sind für gewöhnlich allerdings echt schwer zu erreichen.“
Der letzte Satz war nicht ganz frei von einer gewissen Frustration.

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Mateo
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Re: Patenpflicht [Liam, Mateo]

Beitrag von Mateo »

Mateo nickte langsam, seine Augen nachdenklich.
„Ja… da geb ich dir recht. Zwischen Mentor und Schüler muss Vertrauen sein. Ohne das wird’s schwierig. Magie ist nicht nur eine Wissenschaft – sie ist auch eine Kunst. Und wie bei jeder Kunst braucht man nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz.“

Er sah kurz zur Seite, als würde er einen Gedanken abwägen.
„Wenn die Gefühle gestört sind, wenn da Misstrauen oder Unruhe ist… dann wird’s gefährlich. Für beide.“

Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Vielleicht hatte ich da einfach Glück. Dass jemand da war, der mich aufgefangen hat. Der mir zumindest die Grundlagen gezeigt hat. Aber es hat mir auch gezeigt, wie wenig ich eigentlich weiß.“

Dann hob er die Augenbrauen, sichtlich überrascht.
„Sieben Magi? Das ist ’ne Menge. Mehr, als ich kenne.“

Er lehnte sich leicht zurück, die Stimme wurde etwas lockerer.
„Klar, vielleicht hab ich mehr gesehen. Aber wirklich kennengelernt? Die wenigsten. Die meisten sind wohl ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Und versuchen nicht aufzufallen. Ein Rookie wie ich ist da nicht gerade die erste Adresse für Sozialkontakte.“

Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Und leider muss ich feststellen: Nicht jeder ist so nett und charmant wie ich.“

Er zwinkerte Liam zu, die Stimmung für einen Moment leichter.
Doch unter der Oberfläche blieb die Tiefe.

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