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Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Mi 3. Sep 2025, 18:20
von Marcus Caldwell
Marcus stand vor der Drumheller Fountain und kratzte sich am Kopf. Zuerst kratzte er sich kurz am Kopf und dann rückte er seine Brille zurecht, während er tatsächlich eine richtig echte Karte in der Hand hielt und darüber schaute.
Er trug einen braunen Mantel über ziemlich förmlicher Kleidung - Jacket, Weste, Hemd und eine Anzugshose. Über seine Schulter hing eine lederene Umhängetasche, die leicht ausgebeult war. Irgendwie wirkte er ein bisschen wie ein Anachronismus vergangener Tage und er sah auch etwas unzufrieden aus - denn gerade fühlte er er sich ziemlich verwirrt. Etwas das er hasste...

Eigentlich sah es ja doch ganz ordentlich strukturiert hier aus, hatte er noch gedacht. Und eigentlich sollte es laut Plan auch keine Schwierigkeit sein, die Smith Hall zu finden. Aber irgendwie war er falsch abgebogen und jetzt stand er wieder vor dieser... Fontaine...
Immerhin hatte er das PAB mit seiner astronomischen Abteilung gefunden und es sah dort ganz ordentlich aus, darauf freut er sich schon.

Marcus holte ein Stofftaschentuch heraus, nahm seine Brille in die Hand, hauchte darauf und putzte sie dann erst einmal ordentlich - irgendwie beruhigte ihn das etwas und gleich würde er bestimmt den Weg im zweiten Anlauf finden...

Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Mi 3. Sep 2025, 19:14
von Liam Carpenter
Liam war auf dem Campus unterwegs um sich die Beine zu vertreten. Er hatte noch jede Menge Zeit bis zu seiner nächsten Vorlesung, aber nicht genug um noch in die Schwimmhalle zu radeln oder bei Maddy im Café vorbei zu schauen. Also mussten es heute ein Spaziergang auf dem Unigelände und ein Kaffee aus dem Husky Grind tun. Der war nicht schlecht. Aber eben nicht so gut wie der bei Maddy. Und das Zeug von Starbucks ließ sich ja nun wirklich gar nicht ertragen.
Wie so häufig hielt er auf Höhe der Drumheller Fountain kurz inne um den Mount Rainier in der Ferne zu betrachten. Bei gutem Wetter hatte man von hier aus einen tollen Blick auf den Nationalpark. Es war sein kleines persönliches Ritual das ihn half sich im hektischen Unialltag einen Augenblick zu entschleunigen.
Als er sich umdrehte um den Weg Richtung Alder Hall einzuschlagen blieb sein Blick an einem Mann hängen der in mitten des geschäftigen Treibens einen auffällig verlorenen Eindruck machte. Vielleicht ein Besucher der sich auf dem weitläufigen Campus verirrt hatte. Oder ein Erstsemester der sich noch nicht zurecht fand. Im Vergleich zu den jungen Leuten die direkt nach der Schule ins Studium starteten waren Spätberufene zwar eher die Ausnahme. Aber wenn man genauer hinsah fand man hier an der Uni Mitglieder aller Altersklassen unter den Studierenden.
„Uhm hey, haben sie sich verlaufen? Kann ich ihnen helfen?“, sprach er ihn schließlich an. Er erinnerte sich noch gut an seine ersten Wochen auf dem Campus und wie verloren er sich manchmal zwischen all den Gebäuden gefühlt hatte. Denn wenn man kein Vogel war, half einem manchmal auch die Campusmap nicht weiter.

Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Mi 3. Sep 2025, 21:16
von Marcus Caldwell
Marcus blinzelte einige Male irritiert und kniff die Augen zusammen. Dann setzte er sich bedächtig die Brille wieder auf und steckte das Taschentuch ein.
Na toll, jetzt werde ich noch für ein Student wahrscheinlich gehalten, dachte er sich.
Er bemühte sich um eine freundliche Miene, immerhin wollte der Fremde nur helfen.
„Ja vielleicht… ich bin wohl falsch abgebogen.“
Dann tippte er auf die Karte. „Hier wollte ich eigentlich hin, zur Smith Hall. Morgen…“ Er bedachte den Fremden mit einem Stirnrunzeln.
„…äh, sind sie … ehm… zufällig Geschichtsstudent?“

Um die Nasenwurzel herum färbte sie die Haut ganz leicht rot - und jetzt stottere ich mir auch noch einen ab, wird ja immer besser… hoffentlich ist er in einer anderen Fakultät, sonst heißt es gleich, ich finde den Weg nicht… .

Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Mi 3. Sep 2025, 21:50
von Liam Carpenter
Liams Blick folgte dem Fingerzeig zur Karte und wand sich dann Richtung Central Plaza um.
„Da sind sie hier gar nicht so falsch. Zurück zum Red Square, davor rechts über die Grant Lane, zwischen den beiden Bibliotheksgebäuden durch und dann links.“
Soweit er wusste befand sich in der Smith Hall die Räume der Fakultäten für Geschichte, Geographie, Politikwissenschaften und Jura, weshalb er das Gebäude bisher nie von innen gesehen hatte.
„Ich zeige ihnen gerne den Weg.“, bot er an. Denn ehrlicherweise musste er zugeben, dass seine Beschreibung nur mäßig hilfreich war, wenn man sich auf dem Campus nicht auskannte. Hinter den beiden Bibliotheksbauten verschwand die Smith Hall ziemlich im Schatten des Grieg Garden.
„Es ist sehr einfach sich hier zu verlaufen. Das ist mir im ersten Semester ständig passiert.“
Den Ausdruck von Verlegenheit der sich auf dem Gesicht seines Gegenübers ausbreitete überging er kommentarlos. Er wollte nicht noch zusätzlich dazu beitragen. Lächelnd schüttelte er den Kopf.
„Nein, ich studiere Meeresbiologie und Naturschutz. Gehören sie zur Geschichtsfakultät?“

Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Mi 3. Sep 2025, 23:26
von Marcus Caldwell
"Ah" brummte er und schien dabei erleichtert zu sein. "Meeresbioligie auch spannend." schob er noch schnell hinterher, so richtig überzeugt, klang es aber nicht.
"Ich dem Fall... warum nicht...." Er zuckte kurz mit den Schultern, "Ich... war schon lange nicht mehr in Seattle und früher wirkte es anders, als mein Dad mich einmal rumführte."
Über sein Gesicht huschte für einen Moment ein grimmiger Zug, als er an seinen Vater dachte. Doch der Moment verging und er versuchte es beiseite zu schieben. Stattdessen blickte er in die Richtung, die der Fremde ihm zeigte und brummte:
"Immerhin habe ich das Gebäude für Anstronomie und Physik gefunden. Aber die Smith Hall scheint etwas kleiner zu sein..." Wohl nicht verwunderlich - dachte er bei sich, allerdings schien ihm das doch zu wurmen. Schließlich nickte er beiläufig und sagte kurz angebunden:
"Allerdings." . Doch dann drehte er sich zum fremden Campus-Kenner um und seufzte.
"Entschuldigen sie, es... ich bin wohl etwas neben der Spur. Ich wäre ihnen tatsächlich sehr verbunden, wenn sie mir den Weg zeigen." Er hielt ihm die Hand hin und sagte:
"Marcus Caldwell, Postdoc für Geschichte und Astronomie."

Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Do 4. Sep 2025, 10:17
von Liam Carpenter
Was für ein merkwürdiger Typ… ging es Liam durch den Kopf als er sich in Richtung des Central Plaza umwand um Marcus zur Smith Hall zu führen. Nicht wirklich unfreundlich aber… so richtig willkommen schien ihm die Hilfe auch nicht zu sein. Er schüttelte den Gedanken mit einem inneren Achszucken ab. Die ersten Tage auf dem Campus waren für die meisten Leute stressig. Und unterschiedliche Menschen gingen mit Stress eben unterschiedlich um.
„Liam Carpenter. Freut mich sie kennenzulernen. Dann willkommen… oder vielleicht auch willkommen zurück in Seattle.“
Postdoc also… dann war ihm seine Planlosigkeit vielleicht deshalb so unangenehm. Von einem Studienanfänger erwartete man nicht, dass er sich auf dem Campus zurechtfand. Bei jemandem mitten in der akademischen Laufbahn untergrub das in Augen mancher Studenten die Autorität. Er persönlich fand das ja albern. Warum sollte ein abgeschlossenes Studium einen davor bewahren sich auf einem fremden Campus zu verlaufen…
„Betreuen sie ein eigenes Forschungsprojekt? Der Campus ist so groß, man bekommt leider nicht viel mit was in den anderen Fakultäten passiert.“
Lediglich sein allmittwochlicher Spieleabend hielt ihn ein kleines bisschen auf dem laufenden was sich außerhalb von Meeresbiologie hier so abspielte.

Re: Neu auf dem Campus [Liam, Marcus, Press]

Verfasst: Do 4. Sep 2025, 23:24
von Marcus Caldwell
„Angenehm,“ sagte er teils murmelnd.
„Ich bin in Seattle aufgewachsen, aber zum Studium nach Boston gezogen. Mein Vater hat hier gearbeitet, früher…“

Sein Gesicht wies einen leicht abweisenden Ausdruck auf, aber irgendwie schien es nicht Liam zu gelten. Er stupste noch einmal seine Brille mit dem Zeigefinger etwas mehr auf die Nase.
„Welches Semester sind sie denn? Ich, äh, schätze Meeresbiologie ist ganz passabel für Seattle.“
Seine Stimme hob sich leicht zu einer Frage, in dem unbeholfenen Bemühen etwas Smalltalk abzuhalten. Dabei behielt er den Weg im Blick und schien ihn sich genauestens einprägen zu wollen.

Bei der nächsten Frage, schaute er Liam dann aber doch wieder direkt an und ein Funkeln trat in seine Augen.
"Allerdings, betreue ich das." der Tonfall schien zu sagen: wie soll es auch anders sein.
"Sternkonjunktionen und Zahlenmystik im Erbe der sabäischen Tradition."
Tatsächlich bekam sein Blick nun einen leicht abwesenden Eindruck und es sah so aus, als würde er quasi durch Liam durchgehen.
„Stellen Sie sich vor, jede große Planetenstellung am Himmel sei wie ein Satz in einer Sprache, die wir fast vergessen haben. In der sabäischen Tradition von Harran – einer faszinierenden Mischung aus altgriechischem Denken, babylonischer Sternenkunde und arabischem Mystizismus – wurden diese ‚Sätze‘ nicht nur astrologisch gelesen. Man glaubte, dass die Zahlenwerte der Planeten und Sternbilder mit den Zahlen der Sprache selbst – den Buchstaben – korrespondierten.

So konnte etwa die seltene Konjunktion von Jupiter und Saturn nicht nur als Vorzeichen einer neuen Ära gedeutet werden. Man setzte die Ziffern ihrer Umlaufzeiten, ihre Position im Tierkreis und sogar die Buchstabenwerte bestimmter Sternnamen in Beziehung zueinander. Heraus kam eine Art verschlüsselter Text, eine Botschaft, die – so die Überzeugung – von den Sternen selbst kam.

Mich fasziniert, dass hier Astronomie, Mathematik und Sprache nicht getrennte Disziplinen waren, sondern ein einziges Netz, das Mensch und Kosmos verband. Die Sabäer verehrten die Gestirne, allem voran die Mondgöttin Sin. Man kann die Ähnlichkeit zur römischen Göttin Selene natürlich gleich erkennen, doch mögen noch tiefere Bedeutungen dem zugrunde liegen und ich versuche nachzuvollziehen, wie diese Denker des Mittelalters mit Zahlen und Sternen eine Bedeutungsebene erschlossen, die für sie so selbstverständlich war, wie uns heute ein physikalisches Modell.“


Er räsuperte sich kurz und sein Blick schärfte sich wieder etwas auf Liam.
"Das kratzt natürlich nur an der Oberfläche, sicherlich sind sie an der großen Konjunktion von 1186 interessiert, daran kann ich ihnen die Interdisziplinäre Verbundenheit der Sabier noch weiter erläutern. Es ist wirklich ein faszinierender Aspekt der mittelalterlichen Geschichte und es ist zu schade, dass nur wenige Quellen bis heute überdauert haben, aber natürlich umso spannender sich damit zu beschäftigen..."

Mit jedem weiteren Wort, legte er mehr von seiner anfänglichen Reserviertheit ab und seine Stimme war nun von Leidenschaft durchzogen. Es drängte sich in Liam der Verdacht auf, dass dieser Mann wohl noch stundenlang über das Thema reden könnte und würde, egal ob es ihn interessierte oder nicht...