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Notar, Erbe und andere Scheisse (Marcus,Press)
Verfasst: Mo 8. Sep 2025, 15:49
von Presston Caldwell
Maple Hall, Mo, 08.09.2025, 13:41 Uhr
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Marcus stand vor der Tür.
War kaum einmal hier gewesen.
Doch sie mussten reden.
Es gab zu viel zu organisieren.
Allein für den Notar benötigte er Presstons Unterschrift.
Die Tür zur Maple Hall surrte auf.
Ein kurzer Piepton.
Warme, trockene Luft.
Links brummte Area 01.
Drucker surrten.
Lasercutter zog Linien.
Tischtennis klackte.
Stimmen gedämpft.
Treppe oder Lift.
Ein Flur mit Teppich.
Quiet-Hours-Schilder.
Whiteboards an Türen.
Nummern in Reihe.
Oben wurde es stiller.
Nur die Lüftung rauschte.
Schritte verhallten.
Press’ Tür stand einen Spalt offen.
Ein schmaler Lichtkeil fiel in den Gang.
Ein Blick hinein.
Ein riesiger Schreib- und Basteltisch füllte die Wand.
Mehrere Laptops lagen offen.
Kabel hingen herunter.
Schraubendreher, Tape, Notizzettel.
In der Ecke summte ein 3D-Drucker.
Die Düse fuhr Bahnen.
Schicht um Schicht.
Der Boden war bedeckt.
Rucksack, Hoodie, Kartons.
Kabelbinder, Steckdosenleiste, leere Beutel.
Zwischen den Tischbeinen Türme aus Energydosen.
Ein paar lagen geknickt.
Rechts stand ein Fernseher.
Darunter eine Konsole.
Der Bildschirm zeigte ein pausiertes Menü.
Das Licht flackerte leise.
Davor eine Couch.
Decke darüber.
Ein Kissen verrutscht.
Press lag dort und schlief.
Schnarchte.
Den Laptop auf dem Schoß, Deckel halb offen.
Der Bildschirm glomm im Sleep.
Ohrstöpsel lose.
Der Atem ruhig.
Der Drucker summte weiter.
Re: Notar, Erbe und andere Scheisse (Marcus,Press)
Verfasst: Mi 29. Okt 2025, 16:24
von Marcus Caldwell
Marcus erstarrte in der Tür und blickte entsetzt auf dieses Chaos - wie konnte man nur so leben...
Sein Blick wanderte weiter und viel auf Press. Ein Widerstreit an Gefühlen flackerte kurz über seine Züge, im Einklang mit dem summen des Druckers.
Schließlich wurde sein Blick weicher, es war immerhin sein kleiner Bruder...
Trotzdem schüttelte er sich innerlich. Seufzte vernehmlich auf, betrat das Chaos und schloss leise die Tür hinter sich. Als erstes schaltete er den Bildschirm ab, dann schloss er sanft den Laptop und zog die Decke vorsichtig, um Press damit etwas zu zudecken.
Er schüttelte noch einmal den Kopf, krempelte sich das Hemd hoch zu den Ellenbogen und fing an die Ordnung so gut es ging zu beseitigen.
Nach und nach räumte er den Boden frei, faltete die Kleidungsstücke und legte sie feinsäuberlich auf den Tisch. Teilweise bedeckte er die Laptops mit den Kleidungsstücken, aber das machte ihm nichts. Computer waren nur Arbeitswerkzeug und dazu nach seiner Ansicht unzuverlässig und vor allem mundane Technologie, die man nicht wirklich brauchte. Ja für manches waren sie ganz nett, mathematische Simulationen waren so doch etwas einfacher, aber er zog es vor, lieber alles ordentlich nieder zu schreiben und seinen Kopf für Berechnungen und Gleichungen zu nutzen, als sich auf die Technik zu verlassen.
Langsam wurde es im Raum ordentlicher und damit stieg seine Laune wieder, schließlich begann er sogar leise zu pfeiffen - Ordnung schaffen hatte etwas befriedigendes.
Er war gerade mit den Dosen fertig geworden, als er jäh inne hielt und sich der Anwesenheit seines Bruders wieder bewusst wurde...
War er schon aufgewacht? Hatte er noch das leise Schnarchen gehört? Er drehte sich langsam zu seinem kleinen Bruder um, um einen Blick auf ihn zu werfen.
Re: Notar, Erbe und andere Scheisse (Marcus,Press)
Verfasst: Do 30. Okt 2025, 20:50
von Presston Caldwell
Es war, dass zuklappen des Laptops, dass Press weckte.
Kurz zuckte er zusammen, dann lag er wieder still.
Die Augen geschlossen.
Da war jemand in seinem Zimmer.
Schien in seinen Sachen zu wühlen.
Sehnsüchtig dachte er an das SDR-Radio das direkt neben dem Sofa lag.
Die Stöpsel waren noch im Ohr, aber ohne an das Ding ranzukommen, war er weitgehend machtlos.
Wenigstens das Garmin steckte in seiner Tasche.
Er war also nicht komplett wehrlos.
Bemüht gleichmäßig weiter zu atmen, lauschte er.
Der Typ wühlte am Boden rum.
Schien den Raum gründlich zu durchsuchen.
Unfassbar.
Damit hatte er nicht gerechnet.
Technokratie und Virtuelle Adepten hin oder her.
Das jemand sich einfach während er schlief in sein Zimmer schlich …
Andererseits …
Man musste ja nicht immer mit dem schlimmsten rechnen.
Vielleicht war es L. ?
Nein die war leiser …
Oder Mateo ?
Nee der würde sicher anklopfen.
Irgendwie wirkten die Schritte, der Atem und der Geruch des Fremden seltsam bekannt.
Vorsichtig blinzelte Press durch die Augenlieder.
Es war - Marcus.
MARCUS ? Was machte der denn hier ?
War der nicht in Boston ?
Fast ein wenig ruckartig richtete er sich auf.
Blinzelte seinen Bruder noch etwas verschlafen und müde an.
"Hey,” es folgte eine Pause, "Ähh ... was machst du denn hier ?”
Re: Notar, Erbe und andere Scheisse (Marcus,Press)
Verfasst: Fr 31. Okt 2025, 08:34
von Marcus Caldwell
„Hallo Press, ich hatte dir doch auf dem AB gesprochen, dass ich vorbeikomme.“
Marcus seufzte und schüttelte den Kopf.
Er war der ältere und Press hatte sicher viel mehr durchgemacht… er selbst hatte nur noch die Ruine gesehen, er hatte sich nicht mit den Leichen auseinander setzen müssen…
Unbewusst Strich er über den Brief, den er in der Innentasche seines Jackets gesteckt hatte, mit jenen rätselhaften Symbolen, die ihm zu Denken gaben.
Dann schluckte er vernehmlich.
„Wir…“ Marcus stockte etwas.
„müssen uns um den Nachlass kümmern. Den ganzen Notar Kram. Das kann ich nicht alleine… also, ich meine, du bist auch Erbe…“ es fiel ihm schwerer als gedacht, und er drückte sich für seine Verhältnisse mehr als ungeschickt aus, was ihn selbst ärgerte.
„Ich habe es soweit es ging schon vorbereitet. Und wir müssen wohl etwas mit den… Resten des Hauses machen. Das Grundstück… verkaufen? Ich will das nicht alleine entscheiden, nicht über deinen Kopf hinweg.“
Er räumte den Bürostuhl frei und ordnete alles unbewusst säuberlich auf den Tisch, bevor er sich auf den Stuhl fallen ließ.
Nochmal war ein aufseufzen zu hören.
„Wie geht es dir, Press. Ich meine… mich hat es ganz schön mitgenommen. Ich denke dich auch?“
Er blickte seinen Bruder nun direkt an, in seinen Augen war die Trauer zu erkennen, obwohl er bemüht war sie zu unterdrücken.
Re: Notar, Erbe und andere Scheisse (Marcus,Press)
Verfasst: Mo 3. Nov 2025, 21:06
von Presston Caldwell
Press folgte dem Vortrag seines Bruders, schweigend.
Als es ums Kümmern ging, schien es kurz als wollte er sich rechtfertigen.
Er holte kurz Luft, schwieg dann aber.
Wenn er Marcus nur erzählen könnte, wieviel komplizierter all dass war.
Er stand auf und natürlich schossen die Tränen in seine Augen.
Gefühle waren noch nie Marcus größte Stärke gewesen.
Wortlos schloss er seine Arme um ihn.
Lies die Tränen fließen.
Gab ihm die Nähe, die sein kleiner großer einsamer Bruder, vermutlich gerade brauchte.
„Wir kriegen …“ schluchzte er, „dass hin.“
Re: Notar, Erbe und andere Scheisse (Marcus,Press)
Verfasst: Fr 14. Nov 2025, 13:47
von Marcus Caldwell
Für ein, zwei Augenblicke erstarrte Marcus. Dann hob er langsam die Armen und... erwiderte die Umarmung. Langsam wich die Spannung aus seinem Körper und eine einzelne Träne bahnte sich einsam den Weg die Wange herunter.
Dann klopfte er Press sachte auf die Schulter - es war wohl doch schlimmer, als befürchtet..., wie konnte er nur seinem Bruder helfen. Er war nie gut in tröstenden Worten gewesen, schon als sein kleiner Bruder mal gefallen war und schluchzend zu ihm kam.
Marcus schluckte auffällig, drückte Press noch einmal fester und sagte.
"Ja, das werden wir, die Caldwell Brüder lassen sich doch nicht unterkriegen..."
Verdammt, da war ein ganz schön dicker Kloß im Hals, hatte Press ihn gehört?
Er räusperte sich und trotzdem klang seine Stimme rau.
"Ich habe so schnell wir möglich alles in Boston geregelt. Nächsten Monat fange ich an der Uni hier in Seattle an - ich wollte ohnehin aus Boston weg. Wir... müssen da nicht alleine durch, wir haben uns..."
Er löste sich kurz aus der Umarmung und legte seine linke Hand auf die Weste - dort wo er den Brief eingesteckt hatte, während seine rechte schnell die Träne wegwischte.
Press war aufgewühlt, sollte er wirklich da schon mit dem Brief ankommen? Zumal es im Zusammenhang stand, mit etwas, dass Press wohl eindeutig nicht glauben konnte....
Seine rechte fuhr unwillkürlich in die Tasche und tätschelte das Kästchen mit der Schreibfeder seiner Eltern, als könnte sie ihm Trost bringen - was sie in dem Moment tatsächlich auch tat.
Er seufzte, schien mit den Worten zu ringen und vielleicht zum ersten Mal konnte Press seinen Bruder zaudern sehen.