Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

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Hifumi
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Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Hifumi »

An einem Samstag abend steigt Hifumi aus der Linie 4 an der Haltestelle E Jefferson St/Broadway aus und begibt sich zur von Elena Black genannten Adresse in den Vantage Appartments - eine Gated Community mit allerlei hinter Gattern versteckten Annehmlichkeiten, ein scharfer Kontrast zum traurigen Tukwila.

Glücklicherweise sah man Hifumi ihren gastgebenden Wohnort nicht an - mit Gangsta-Rap-Chic oder einem "People of Walmart"-Look würde sie wohl kaum vor dem prüfenden Auge der Kamera bestehen, als sie bei der Security klingelt.
Sie war wie immer gepflegt und adrett gekleidet, mit einer lavenderfarbenen Tunika unter einem hellgrauen Cardigan und farblich passendem hellgrauen langen Rock. Nur die mit "Hello Kitty" geschmückte transparente Regenjacke störte den seriösen Eindruck ein wenig, aber sie musste ein längeres Stück von der Amtrak-Station zum Bus laufen und wollte nicht von einem der häufigen Regenschauer im pazifischen Nordwesten überrascht werden. Aber selbst wenn, es wirkte eher niedlich und ein wenig infantil, als bedrohlich oder verbrecherisch.

Um auf Nummer Sicher zu gehen, umfasst Hifumi ihre Gebetskette und beginnt für ihren Einlass zu chanten, während sie darauf wartet dass sich jemand in der Gegensprechanlage meldet: "Nam-myoho-renge-kyo, nam-myoho-renge-kyo, nam-myoho-renge-kyo..."

Sobald sich jemand meldet, versucht sie den liebsten, freundlichsten und vertrauenswürdigsten Eindruck zu machen (nicht schwer für Hifumi), meldet ihren Namen und und ihren Wunsch, Elena Black zu besuchen.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Mystiker »

Tatsächlich wurde die Japanerin nach recht kurzer Wartezeit eingelassen. Offenbar hatte sich der Sicherheitsmann noch irgendwie rückversichert, oder der Name war einfach hinterlegt. In jedem Fall öffnete sich das Tor automatisch und, nachdem Hifumi das Tor durchschritten hatte begrüßte sie ein älterer Afroamerikaner, mit weißem Bart, aber immer noch einer durchtrainierten Statur. Vermutlich ein Ex Militär. Zumindest ließ seine Haltung und seine durchtrainierten Arme darauf schließen. An seinem Gürtel baumelten neben einem Teaser auch ein Schlagstock und eine Schusswaffe. Ob diese allerdings echt war? Nun dies war Amerika. Wenn etwas echt war dann die Schusswaffen, oder?

Er gebot ihr zu warten, während sich das Tor hinter Hifumi wieder schloss. Kurz darauf kam Elena auch schon sie abholen. Die junge Frau trug an diesem Tag eng anliegende Schwarze Jeans, eine ebenso schwarze Bluse und schwarze Spitzenhandschuhe. An den Füßen befanden sich Stiefel, mit einem kleinen Absatz. "Schön das sie es einrichten konnten." begrüßte sie die junge Japanerin, bevor sie dem Sicherheitsmann freundlich zunickte. "Danke Mike. Ich hoffe der Frau und den Kindern geht es gut?" Der Mann tippte sich an die imaginäre Mütze. "Danke der Nachfrage Ma´am. Geht gut. Meine Tochter wird bald Mutter und ich Großvater!" Die Augen des Mannes glühten vor Stolz und auch Elena lächelte diesmal aufrichtig. "Das freut mich für sie. Grüßen sie Claire von mir und sagen sie ihr die Kekse letzte Woche waren der Hammer!" ein tiefes Lachen ertönte von Mike. "Werd ich ausrichten!" Dann wandte er sich ab, um wieder in dem kleinen Häuschen zu verschwinden, welches ihm als Zentrale diente.

Elena wiederum wandte sich wieder Hifumi zu. "Na kommen sie. Wir haben einiges zu besprechen." Mit diesen Worten nahm sie die junge Frau mit und führte sie in eines der kleineren Apartments. Die Einrichtung war Zweckmäßig, typisch Amerikanisch aber mit japanischen Einflüssen gespickt. Insbesondere die Deko war japanisch beeinflusst. Ein Bild eines Kranichs, vor einem Sonnenaufgang, die Vase in der ein Kirschblütenzweig stand und Blüten trug. Die offene Küche hingegen zeigte wenig japanischen Einfluss. "Möchten sie einen Tee?"

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Hifumi
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Hifumi »

Die Schußwaffe würde steckenbleiben können, wo sie war - selbst wenn die zierliche junge Japanerin Probleme bereiten würde, könnte der sehr viel größere und stärkere Veteran sie an der ausgestreckten Hand zappeln lassen.
Hifumi verneigt sich leicht und lächelt Elena und auch dem Wachmann höflich und freundlich zu, ehe sie in das Appartment folgt.

In der Wohnung selbst betrachtet Sie die Einrichtung. "Danke, ich nehme gerne einen Tee, Miss Black. Ohne Milch, ohne Zucker." Sie beugt sich ein wenig vor und besieht die Dekoration genauer. Ohne aufzusehen befragt Sie Elena von der Seite. "Interessieren Sie sich sehr für die Kultur meines Heimatlandes, Miss Black? Oder mögen Sie nur die Ästhetik?

Ich habe ja bereits mitbekommen, dass sie mit solchen buddhistischen Konzepten wie dem Dharma und sogar solchen obskuren und archaischen Ideen wie den Chakravanti vertraut sind. Die meisten ihrer Landsleute sind da leider sehr viel ignoranter, was asiatische Religion und Philosophie angeht. Oder selbst wenn sie interessiert sind, besuchen sie irgendwelche Workshops von windigen Gurus, wo sie den Dalai Llama für seinen Einsatz für den Frieden bewundern und Mandalas so ausmalen dass sie sich auf Instagram gut machen, ehe sie der nächsten Sau wie Positive Thinking oder Kabbalah oder Tarot oder westlichen Sternzeichen nachjagen, so als ob Buddhismus einfach einer von vielen austauschbaren und oberflächlichen Lifestyle-Trends wäre."
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Mystiker »

Elena nickte der Japanerin zu und bot ihr an am niedrigen Wohnzimmertisch auf einem der Sitzkissen platz zu nehmen, während sie in die Küche ging und begann Tee zuzubereiten, indem sie einen Topf mit Wasser erhitzte und Teeblüten in ein entsprechendes Sieb gab, welches sie in eine fein mit Malereien verzierte Porzellankanne gab.

"Nun. Ich habe viel über das Rad und die Gefahren für dieses in Asien gelernt. Meine Ausbildung fand dort statt, wenn auch nicht direkt in Japan. Aber das Land faszinierte mich von Anfang an und ich reiste zwei Jahre dort herum." Das heiße Wasser wurde schließlich in die Kanne gegeben und der Deckel aufgesetzt.

"Ich bin daher mehr als nur Vertraut mit den buddhistischen Konzepten von Dharma. Leider haben sie recht, dass der Buddhismus hier in Amerika eher ein Lifestyle, denn eine Religion darstellt. Auch machen sich die Wenigsten Gedanken über das Rad und ihre Bedeutung in diesem. Aber das ist etwas Normales, was ich akzeptiert habe. Dafür bin ich hier. Ich bringe das Rad immer wieder in Bewegung, wenn es droht zu stocken. Sei es durch die richtigen Ideen zur richtigen Zeit, oder das Entfernen eines Stoppers." Mit leisem Klirren belud sie ein Tablett und brachte es zum Tisch, wo sie eine Teeschale, die passend zur Kanne bemalt war und aus feinem Porzellan bestand, vor Hifumi abstellte. Allerdings goss sie noch keinen Tee ein. Auch ihr selbst nicht.

"Wie sind sie zur Nichiren Religion gekommen? Was hat sie dazu gebracht sich dieser Gruppierung anzuschließen?"

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Hifumi
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Hifumi »

"Es freut mich zu hören, dass es ihnen in Japan so gut gefallen hat. Einige der besten Buddhismusschulen finden sich dort - ich selbst habe meinen Abschluss in Buddhologie und Nichirenstudien an der Rissho-Universität gemacht."

Hifumi lächelt breit, als ihr liebstes Thema angeschnitten wird.

"Ich bin in die Tradition hineingeboren worden. Vor allem meine Mutter war im Tempel aktiv, aber hat es nie zu einer Leitungsfunktion wie ich gebracht!"

Sie platzt fast vor Stolz.

"Ich hoffe, ich kann mich als YWD-Leiterin bewähren und werde nach meiner Heimkehr damit belohnt, den Leiter einer Männersektion zu heiraten, um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. Oder, falls die Priester mir nur einen niedrigerrangigen Ehepartner zuweisen, zumindest selbst eine Frauensektion leiten."

Dieses so stark fremdbestimmte Leben, mit gegenseitiger Überwachung, in einem so konservativen und patriarchalen System, in dem die treusorgende Ehefrau eines männlichen Leiters ein höheres Ansehen genießt als eine selbstständige weibliche Leiterin, scheint Hifumi nicht zu bekümmern. Sie kennt es wohl schlichtweg nicht anders, und wurde nicht sehr dazu ermutigt darüber nachzudenken ob dass das Leben war das sie führen wollte - Eltern, Priester, Laienleiter und andere Autoritäten hatten stets mehr zu sagen als Hifumi, wenn es um ihre eigene Lebensweise ging, bis hin zur Frage ihrer Kleidung oder welche Medien sie konsumieren durfte.

Es kommt der jungen attraktiven Frau auch gar nicht in den Sinn, dass es vielleicht eher so rum war, dass eigentlich Hifumi diejenige war die als Geschenk und Belohnung rumgereicht wird. Wahrscheinlich in die Hände irgendeines häßlichen aber reichen Sacks, der eine hübsche und gefügige Matratze gut brauchen konnte und der für dieses Privileg großzügig spendete. Alle Nichirenpriester waren gute aufrichtige Männer und machten so etwas einfach nicht.
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Mystiker »

Elena Stützte ihr Kinn auf ihren Fingern ab, die sie darunter verschränkt hatte, während sie der jungen Nichiren Anhängerin zuhörte. Allerdings gab es kaum eine Gefühlsregung der jungen Frau. Erst als Hifumi geendet hatte sprach auch Elena wieder. "Und sie sind sich sicher, dass dieser Lebensweg das Dharma ausbalanciert? Obwohl sie selbst keinerlei Kontrolle über sich haben und somit keine Kontrolle über ihre Umgebung, die sie aber verändern können müssten, wenn sie eine Chakravanti werden wollen? Wollen sie das überhaupt?"

Elena schlug die Beine unter dem Tisch übereinander und lehnt den Oberkörper etwas zurück, während sich der Geruch nach Jasmin Tee im Raum ausbreitete. "Sehen sie. Als Chakravanti ist es unsere Aufgabe das Rad zu beschützen. Ein Fremdbestimmtes Leben ist genau das Gegenteil davon."

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Hifumi
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Hifumi »

Ein Schaf, das man gefragt hätte warum es nicht einfach seine Flügel ausbreitete und über den Zaun davonflog, hätte nicht weniger verständig schauen kann als Hifumi. "I-ich kann doch nicht einfach machen was ich will!" Oder kann ich? Wenn sie ehrlich war, hatte die indoktrinierte Sektiererin sich niemals darüber Gedanken gemacht. Ihr ganzes Leben war da immer ein Zaun links von ihr und ein anderer Zaun rechts von ihr gewesen, mit nur einem verbleibenden Weg vorwärts. Ganz wie bei einem Viehtrieb, wo auch keiner das Schaf nach seiner Meinung fragte.

Die sonst so eloquente Japanerin kommt ins Stammeln. "Ich meine, wenn jeder einfach machen würde was er will... Und was würde aus mir werden? Ich meine, falls die Priester schon mein Bild herumgereicht und mich versprochen haben... Die Schande die das auf meine Familie laden würde, mein Visum, mein Stipendium, die anderen Mädchen für die ich zuständig bin..."

Überwältigt und ein wenig geknickt sinkt Hifumi in sich zusammen. Ihr ganzes Leben war darauf ausgerichtet worden, ihrer Sekte zu dienen und in eng gezogenen Bahnen zu verbleiben. Ihr Jodeldiplom war außerhalb der Sekte wertlos, sie war davon abhängig dass entweder der Tempel oder ein zugewiesener Ehemann für ihren Lebensunterhalt sorgten. Wenn sie sich diesem Lebensweg entsagte, würde sie ganz einsam und verloren dastehen, ohne Geld, ohne Familie, ohne Freunde, ohne unterstützendes Netzwerk, nicht einmal mit einer Aufenthaltsgenehmigung. Nur mit einem verdrehten Geist und einem rückständigen Wertekanon, der mit der Außenwelt nicht kompatibel war, und der es der konservativen jungen Betschwester schwer machen würde in einer so liberalen Stadt wie Seattle Anschluss zu finden.
Und wie bei so vielen anderen Sekten war das so auch ganz beabsichtigt. Die Schäflein sollten nicht einfach so von der Weide davonspazieren können wenn es ihnen in den Sinn kam, und die wenigen die es doch taten ließ man als abschreckendes Beispiel im Regen stehen, frieren und hungern, wo sie am Ende von den Wölfen aufgefressen wurden.

Zum Glück war Hifumi keine durchschnittliche Sektiererin. Sie war hübsch, sehr klug, und sie hatte die Willensstärke unter Beweis gestellt die es brauchte um zu erwachen. Aber sie würde Unterstützung brauchen, um die Abnabelung zu überstehen, die weniger behütete junge Frauen schon in ihren Teenagerjahren hinter sich gebracht haben - und Ermutigung, um diesen Schritt als notwendig zu erkennen und sich zuzutrauen, entgegen aller Schauergeschichten über das tragische Schicksal gefallener Betschwestern, die man seit ihrer Kindheit in ihr Köpfchen eingetrichtert hatte.
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Mystiker »

Elena schien den inneren Kampf der Sektenanhängerin durchaus wahr zu nehmen. Lies sie diesen aber erst einmal selbst ausfechten und so blieb die Stille einen Moment im Raum hängen. "Sie stehen an einem Scheideweg Hifumi. Sie können sich als Rädchen in ein Schicksal ergeben, welches sie niemals selbst bestimmen. Oder sie können aus diesem Kreis heraustreten und zu einer Beschützerin des Rades werden." Die Stimme der Euthanatos durchbrach den Raum. "Ich bin bereit ihnen diesen Weg zu öffnen. Aber sie werden Dinge zurücklassen müssen. Die Welt für sie wird sich wandeln und sie werden vielleicht noch besser auf ihre Schwestern aufpassen können." sie hob erneut einen Finger. "Vergessen sie nicht welche Gefahren dort draußen für sie lauern. Diese machen nicht unbedingt vor ihren Betschwestern halt. Ich biete ihnen an sich den Chakravanti anzuschließen und ihnen mein Wissen als Mentorin zu vermitteln."

Sie lies diese Worte erneut in den Kopf der Japanerin sinken, bevor sie fortfuhr. "Sie können natürlich ablehnen. Dann würde ich sie bitten zu gehen. Aber, sollten sie sich entscheiden zu bleiben und sich den Euthanatos anschließen..." sie sprach nicht weiter, denn das schien nicht wirklich nötig. Nun schien die junge Frau aber auf eine Antwort zu warten.

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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Hifumi »

Der Gedanke, das ihr bekannte und zugewiesene Leben zurücklassen zu müssen, wühlt Hifumi ziemlich auf. Die junge Japanerin umfasst ihre pinke Plastikgebetskette und beginnt zu chanten:

"Nam-myoho-renge-kyo, Nam-myoho-renge-kyo, Nam-myoho-renge-kyo..."

Ihr Griff entspannt sich, und sie verstummt, als ihr ein Absatz aus Kapitel 290 aus Nichirens gesammelten Schriften in den Sinn kommt. Ruhig rezitiert sie diesen:

"Was heißt es, 'die perfekte Lehre' zu hören? Es heißt zu hören dass Geburt und Tod nichts anderes sind als der Dharma-Körper; dass irdisches Verlangen nichts anderes ist als Weisheit; und dass das Band des Karmas nichts anderes ist als Befreiung. Diese drei Begriffe sind nicht drei Dinge, sondern nur ein Ding bekannt unter drei Namen. Wer den Dharma-Körper erlangt, erlangt auch Weisheit und Befreiung. Da Befreiung Freiheit heißt, bedeuten auch die anderen beiden Freiheit. Alle buddhistischen Lehren sind beinhaltet, ohne dass eine verloren oder fehlend ist. Das ist, was die 'perfekte Lehre' ist.

Für viele Äonen ohne Anfang existierten wir Lebewesen unter den drei Pfaden von irdischem Verlangen, Karma und Leiden. Und nun, wo wir das Lotus-Sutra vernehmen, wandeln sich diese drei Pfade in die drei Tugenden von Dharma, Weisheit und Befreiung."


Sie hatte diese Passage oft gelesen und auswendig gelernt, aber es beruhigt Hifumi doch, in den Worten ihres verehrten Gurus etwas zu finden, dass sie darin bestärkt einen Augenblick des Mutes zu haben, über ihr Leben selbst zu bestimmen.

"Meine Gabe ist selten und kostbar. Ich darf mich nicht von irdischen Ketten zurückhalten lassen, sondern muss mich befreien, um mit Weisheit dem Leib des Dharma dienen zu können."

Etwas ungeheuerlich klingen ihre eigenen Worte dann doch in ihren Ohren. Dort, wo ihre Handflächen die Gebetskette berühren, formt sich ein dünner Schweißfilm.

"Aber... Ich werde nicht alles zurücklassen können, nicht jetzt. Ich brauche mein Visum um hier sein zu dürfen, mein Stipendium um zu überleben, und meine Position als YWD-Leiterin damit meine Schwestern mir folgen.
Aber noch verlangt der Tempel nichts von mir, was im Widerspruch zu dem steht, was eine Chakravanti tut. Aber sollte der Tempel unzufrieden sein mit mir - mich als Leiterin ersetzen - oder entscheiden, dass ich als Eheweib dienen sollte..."


Sie lässt diese Gedankengänge einen Moment nachhängen.

"Ich wäre ziemlich erledigt, wenn ich mich widersetze. Eine illegale Fremdstämmige - oder undokumentierte Einwanderin, wie man inzwischen sagt, meine ich? Ich könnte nicht einmal die Augen zumachen, ohne Angst haben zu müssen dass ich am Morgen in einem ICE-Käfig aufwache.
Und ich denke, der Stellenmarkt in Seattle für eine Bachelor in Buddhismus- und Nichirenstudien mit ein paar Punkten in Sozialarbeit wäre selbst dann nicht rosig, wenn ich legal hier wäre?"
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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Re: Durch Tukwila's Gedränge zu Vantage's Gepränge [Hifumi, Elena (SL)]

Beitrag von Mystiker »

"Es ist überhaupt nicht nötig, dass sie alles zurück lassen. Ihre Betschwestern sind gute Schilde, die sie allein durch ihre pure Anwesenheit vor Überfallkommandos der Technokratie schützen." Die Chakravanti zuckte mit den Schultern. Offenbar waren die Mädchen ihr nicht so wichtig. "Sie sollten ihr "normales" Leben nicht aufgeben. Es ist eine gute Tarnung und sie kriegen keine Schwierigkeiten mit den Autoritäten, solange sie das tun."

Dann seufzte sie leise. "Ihr Tempel wird keine Macht mehr über sie haben, wenn sie selbst ihr Schicksal entscheiden. Bedenken Sie, dass sie die Wächterin des Rades sind. Wenn sie gekettet werden, können sie das Rad nicht beschützen. Und das würde sicher Nichiren nicht gefallen." Ihr eiserner Blick legte sich nun erneut auf die junge Frau. "Ich brauch jetzt eine Entscheidung von ihnen."

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