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Alan Blackwell

Verfasst: Di 15. Apr 2025, 15:42
von Alan Blackwell
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Alan Blackwell - ein Portrait.

SEATTLE. Wer oder was ist Mr. Alan Blackwell? Für die einen ist er der Prophet eines neuen Zeitalters, für die anderen ist er die Wiedergeburt von Judas. Einige sehen in ihm nicht viel mehr als eine geistig verkrüppelte, hässliche Missgeburt - andere betrachten ihn als den Mann fürs Leben. Ist er ein Scharlatan, ein armer Irrer, ein genialer Schauspieler oder vielleicht (!) ein talentierter Künstler? Ist er ein Feigling, ein Draufgänger, ist er Kapitalist, Humanist, Demagoge, Kommunist oder Despot? "Von allem etwas, aber von mir das meiste...", würde Blackwell diese Frage mit schüchterner Stimme beantworten, und nach 7 Jahren Kunst kann man vor allen Dingen eines von ihm behaupten: er ist seinem Weg treu geblieben und war nie jemand anderes als er selbst. Der Mann, der sowohl die Kunstszene als auch die Kritiker gespalten hat wie kein anderer, richtet ironischerweise über den anarchistischen Maler Blackwell mit gleicher Härte wie über den Lakritzliebhaber Blackwell: "Würde ich mir selbst begegnen ... ich würde mir die Fresse polieren und mich danach erschießen." In seiner neuen Ausstellung "Miss Melancholia" leistet er seinen Worten Folge und beschert uns ein gefühlsintensives Pandämonium, erbaut aus schonungslosem künstlerischem Selbsthass und explosivem Farbspiel ... aber am bezeichnendsten ist für mich, dass ich diesen Text selbst verfasst habe.


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Miss Melancholia - bildgewordene Depression.

SEATTLE. Seit einigen Tagen lockt die Ausstellung "Miss Melancholia" von A. Blackwell die Menschen ins Midnight Reverie. Die kleine Underground-Galerie in der Pine Street ist bekannt dafür, auch unbekannten Künstlern eine Bühne zu spendieren und hat sich diese Woche mit Mr. Blackwell einen Mann ins Boot geholt, dessen Kunst sicher nicht jedem gefällt: Grautöne, schwarze Akzentuierungen und allgemeine Tristesse treffen hier auf punktuelle Farbausbrüche und eine Bildsprache, die zum Nachdenken anregen soll. "Miss Melancholia" - das sind Bilder, die weh tun; auf Leinwand festgehaltene Depressionen, die den Schmerz vieler Betroffener plastisch darzustellen versuchen. Auch wenn uns die Ausstellung wirklich gefallen hat und wir es wichtig finden, das auf diese Weise das Thema "Depressionen" für eine breitete Öffentlichkeit aufgearbeitet wird, so möchten wir hier doch auch eine ausdrückliche Warnung aussprechen: Wenn Sie selbst an Depressionen leiden, sollten Sie sich genau überlegen, ob sie diese Ausstellung besuchen möchten - eine gewisse Triggergefahr kann den Bildern nicht abgesprochen werden. Stattdessen sollten Sie - wenn noch nicht geschehen - professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

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Alan Blackwell ist 1,85m groß und von normaler Statur. Meistens trägt er schlichte, schwarze Jeans (die billigen - nicht die Marke!) und dazu je nach Wetter Shirt oder Kapuzenpulli - manchmal auch eine Kombination aus Shirt und Kapuzen-Cardigan. Zu seinen seltenen öffentlichen Auftritten zieht er auch einmal sein (einziges) Hemd an und lässt sich den Hals von dieser hässlichen braunen Krawatte abschnüren, die sein Dad ihm geschenkt hat.

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Alans treuer Begleiter ist sein dunkelgraues Tweed-Sakko, das er zu fast jeder Gelegenheit ausführt - egal, ob er eine Galerie besucht oder in einem abgeranzten Club obskurem Alternative Rock von Richard Ruin & Les Demoniaques, Peter Murphy's Carver Combo oder Emmerhoff & The Melancholy Babies lauscht. Er hat mittellange schwarze Haare, die oft etwas wild und zerzaust wirken (nicht, weil er sie so tragen will. Es ist eher ... eine Art halbwegs koordinierter Kontrollverlust), einen Vollbart und aufgeweckt die Umgebung musternde, aber auch oft gehetzt einen Fixpunkt suchende blaue Augen.
Alan weiß sich selber in Szene zu setzen, wenn es darauf ankommt - ist vom Wesen her aber eher der introvertierte, nachdenkliche Typ. Da gedankenloses Starren (Alan kann gar nicht mehr zählen, wie oft er bereits auf seinen "intensiven Blickkontakt" angesprochen wurde) und diese Art von Schüchternheit auf Ausstellungen seiner Werke eher zu seinem Nachteil gereicht, hat er sich für die Öffentlichkeit eine unnahbare, dennoch aber extrovertierte Identität aufgebaut. Er nennt sie "seinen mutigen Zwilling". Wer ihn näher kennenlernen durfte durchblickt das Spiel aber in der Regel sehr schnell - je länger Alan im Mittelpunkt steht, desto nervöser wird er nämlich. Da kommt es ihm sehr gelegen, dass er ein Allerweltsgesicht hat - und selbst die handvoll Fans, die sich jede seiner Ausstellungen anschauen ihn nicht immer sofort erkennen (oder schnell wieder aus den Augen verlieren).