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Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Mi 16. Apr 2025, 08:48
von Alan Blackwell
Als Alan aus der Tür ins freie trat lief er gegen eine Wand aus
Frischluft; diesem kühlen Odem urbanisierter Natur - einem Mix aus Smog, unidentifizierbaren Gerüchen und dem Sauerstoff, den die paar Bäume in einer Großstadt wie Seattle noch zu produzieren schafften. Wie lange hatte er sein Zimmer jetzt nicht verlassen? Zwei oder drei Tage? Fünf? War er nach der Vernissage eigentlich überhaupt mal wieder draußen gewesen? Die letzten Tage waren geradezu
verflogen - was zu einem nicht geringen Teil der Deadline geschuldet war, die er für seinen aktuellen Auftrag gesetzt bekommen hatte. Kunden wollen ja immer alles - und das schnell und in hoher Qualität. So lief es eben im Leben - und auch wenn der Lohn für den Job eigentlich viel zu gering für das war, was Alan gestern Abend abgeliefert hatte ... er konnte nicht aus seiner Haut. Whatever - auf jeden Fall reichte die Kohle, um die Miete zu bezahlen - und für einen Tee, den er sich nicht selber aufbrühen müsste, würde es auch noch reichen. "
Zur Feier des Tages", weil das sch... Projekt endlich ein Ende gefunden hatte.
Schritt für Schritt kam Alan wieder im Leben außerhalb seines "Licorice Chambers" ... seines "Ateliers" ... seines Dachgeschosszimmers an. In diesem malte und wohnte er; und darin ging er auch seiner Arbeit als freiberuflicher Grafiker und ITler nach. Mit einer Lage Ecke 3rd Ave und Pine war das Zimmer in einem der ärmeren (und gefährlicheren - munkelte man) Viertel der Stadt angesiedelt - doch es war billig und bot alles, was er brauchte: Ein Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch und Platz für seine Malerei. Nervös zuppelte Alan an seinem Sakko herum; ärgerte sich kurz über die Farbflecken auf seinem Pulli und schaute vorbildlich - wie er es von seinen Eltern gelernt hatte - nach links und rechts, bevor er die Straße querte.
Jetzt erst einmal einen Tee. Und etwas Lakritze! - es war ein guter Plan, den er sich da vorgenommen hatte. Und die eine Hälfte hatte er bereits in die Tat umsetzen können, auch wenn die Schale mit Lakritze, die er immer auf dem Schreibtisch stehen hatte, jetzt schon gut geplündert war.
Lakritze kaufen.
Auch so ein Ding, das er heute noch erledigen wollte. Und im Reverie vorbeischauen - gucken, ob er etwas aus dem Hut abgreifen konnte, um damit den anstehenden Kauf neuer Farben und Leinwände querzufinanzieren.
Aber immer langsam mit den jungen Pferden - zuerst einmal wollte Alan gucken, ob es in dem kleinen Café Ecke 1st Ave, an dem er regelmäßig auf dem Weg zum Einkaufen vorbeikam, auch Tee gab. Das Café selber hatte Alan noch nie betreten, aber es strahlte einen gewissen Charme aus, dem er sofort erlegen war. Schon oft hatte er sich vorgenommen, dort mal reinzuschauen - aber an irgendwas scheiterte es immer. Meistens war es das Geld. Aber jetzt, wo der Kunde bezahlt hatte - Jackpot. Das perfekte "erste Mal". Er konnte den Tee schon schmecken. Hoffentlich gab es dort auch welchen - so ein Tag wie heute sollte nicht mit einer Enttäuschung beginnen.
Es waren kaum 300 Meter bis zum Café.
Das ging nicht mal als Spaziergang durch. Es schien geöffnet zu haben - damit war die nächste Hürde genommen. Alan räusperte sich noch einmal, strich sein Sakko glatt und betrat - vom Klingeln eines Glöckchen begleitet - das Café.
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Do 17. Apr 2025, 13:12
von Madison Reid
Erstaunlich geschmeidig schloss sich die dunkelgrüne schwere Tür hinter Alan und entlockte dem Glöckchen ein weiteres leises Klingen. Das Café war nicht besonders groß und trotz der derben roten Backsteinwand zu seiner linken, wirkte es hier drinnen sehr heimelig. Die Hälfte der Tische waren besetzt und die Stimmung wirkte fröhlich und irgendwie entspannt.
Es gab kaum Tand oder derlei in dem länglichen Raum. Von der hohen Decke hingen einige schlichte, dunkelgrüne Industrieleuchten, welche ein schönes warmes Licht verbreiteten, fast so als würde die Sonne ihre Strahlen bis auf den hintersten Tisch scheinen lassen. Aber in Wahrheit schaffte die Sonne es nicht den ganzen Raum auszuleuchten. Auf den kleinen eckigen Tischen konnte man lediglich schlichte Getränkekarten und niedliche Zuckertöpfchen sehen, wie sie vermutlich die Damen in früheren Jahrhunderten bei ihren Gesellschaften auf ihren Teetischchen stehen hatten, wie man es immer in manchen Netflix Serien sehen konnte. Auf jedem Tisch stand eines in einer anderen Form, Farbe oder mit einem anderen detaillierten Schliff im Glas. Vermutlich waren die Töpfchen aber nicht das erste was einem auffiel.
Was jedoch sofort den Augen schmeichelte, waren die vielen unterschiedlichen Stühle in unterschiedlichen gedeckten Farben – hell und dunkel - kein Stuhl glich dem anderen und doch wirkte die Zusammensetzung stimmig und gab dem funktionalen Innenraum einen gewissen Charme.
Direkt vor der Backsteinwand standen direkt an der linken Fensterfront 2 Tische. Beide waren gerade besetzt. Direkt am Fenster saß eine alte Dame mit Hut. Sie hatte neben ihrer Tasse die aktuelle Tageszeitung liegen und sofern sie nicht zufrieden lächelnd aus dem Fenster sah, las sie die Schlagzeilen des Tages quer. Kurz musste Alan an mögliche weitere Kritiken zu seiner Vernissage denken, als sein Blick über den anderen Tisch schweifte. Hier saß eine junge Frau mit einem kleinen Hund auf dem Arm. Auch sie wirkte, wie sie über das lockige Fell des kleinen Kläffers streichelte, als sei sie mit sich und der Welt im Reinen.
Direkt vor den 2 Tischen befanden sich 3 Barhocker, die sich in das Stuhlkonzept nahtlos einreihten und an einer antik anmutenden Theke standen. Alle drei waren unbesetzt. Alans Blick folgte der Holztheke und dem Bogen, die sie machte und erblickte die erste von 3 Kühltheken, deren Glasfront eine Einheit mit dem Holz der Theke bildete. Das leise Summen fiel ihm nur auf, weil er darauf achtete. Als er erkannte, dass dort Backwaren unterschiedlichster Art ausgestellt waren, spürte er seinen Magen und sofort reagierte auch seine Nase und er nahm die vielen unterschiedlichen Gerüche wahr. Frisch gemahlener Kaffee, fremde Kräuter und der Duft von frisch gebackenem, wie man ihn aus Kindheitstagen kennt, kitzelten seine Sinne.
Direkt nach der ersten Kühltheke stand die Kasse und dahinter stand ein junges Mädchen, vermutlich eine Studentin, die hier jobbte. Sie hatte Alan noch nicht bemerkt und sortierte einige Backwaren um, bevor sie durch eine unscheinbare Schiebetür in einen Bereich hinter der Backsteinwand verschwand. Die Tür war an einer Schiene befestigt und erinnerte ein bisschen an ein Scheunentor.
Ebenfalls hinter dem Tresen prangte an der Backsteinwand eine große schwarze Tafel mit braunem, breitem Holzrahmen. In einer schönen Handschrift, standen mit Kreide geschrieben sowohl bekannte als auch unbekannte Kaffee- und Teespezialitäten darauf.
Den Theken- und Sitzbereich, welcher sich auf der rechten Seite befand, trennte ein nicht zu schmaler Gang und offenbarte, dass der hintere Bereich noch etwas gemütlicher sein musste. An der Wand standen Rücken an Rücken kleine Sitznischen, die Bänke jeweils abgetrennt durch hohe Lehnen. Einige kleine Grüppchen betrachtend, konnte man annehmen, dass dort genug Privatsphäre herrschte, um gemütlich einige Zeit zu verbringen.
Als der Klang des Glöckchen bei Maddy ankam, verspürte sie den Drang aufzusehen. Keine Ahnung wieso gerade jetzt? Immerhin überhörte sie das leise Klingeln mittlerweile die meiste Zeit und zu dieser Stunde war das Café bereits gut gefüllt, so dass sie es eigentlich hier hinten am Tisch gar nicht hätte hören dürfen – und trotzdem hob sie den Kopf und drehte sich zur Tür. <Ein neues Gesicht!> Maddy räumte schnell den Tisch leer, um Platz für neue Gäste zu schaffen, schnappte sich das Tablett, kam nach vorne und ging direkt hinter die Theke.
Während Alan, der noch im Eingangsbereich des Cafés verweilte, die ersten Eindrücke auf sich wirken ließ, spürte er ein leichtes weiches Streifen an seinen Beinen – erst ein, dann ein zweites Mal.
Die Katze, die Alan daraufhin sehen konnte, setzte ihren Weg fort und sprang auf den Barhocker, der direkt an der Wand stand und beobachtete Alan aufmerksam.
„Guten Morgen!“ Ein aufrichtiges Lächeln lag in der weiblichen Stimme. „Herzlich Willkommen im Aunty´s! Was können wir gutes für sie tun?“ Und dann betrachtete Maddy Alan ebenfalls aufmerksam.
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Di 22. Apr 2025, 07:34
von Alan Blackwell
Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Seine Augen folgten ihrem Klang und blickten schlussendlich zur Theke, hinter der eine symphatisch lächelnde Frau stand. Eine weitere Angestellte? Langsamen Schrittes ging er näher.
Alan senkte den Kopf; ein kurzes Nicken, wie er es schon oft bei seinen Mitmenschen gesehen und sich in Folge dessen irgendwann einmal angewöhnt hatte. Es zeugte von Freundlichkeit und Respekt; irgendwie schwang dabei auch immer etwas kumpelhaftes mit. Etwas Zustimmendes? Frei nach dem Motto:
"Hi! Wir verstehen uns, Bro!".
Und schon begann er, sich dabei blöd zu fühlen. Immerhin kannte er die Lady gar nicht, die ihn da eben begrüßt hatte. Wie also konnte er sich anmaßen, ihr ein vertrautes Nicken zu schenken? Und apro-Bro - was war doch gleich das weibliche Gegenstück zu 'Bro' gewesen? 'Sis'? Oder war es nicht sogar 'Chick' - er meinte, das mal gelesen zu haben? Nein, das machte es nicht besser. Zudem konnte sich Alan nicht des Eindrucks erwehren, dass diese Geste - dieses Nicken - auch etwas unterwürfiges in sich trug. Seine Gedanken huschten umher und wickelten sich um diverse Beschimpfungen sich selbst gegenüber, mit denen er seine eigene Idiotie in Worte zu verpacken versuchte. Er spürte schon, wie seine Ohren - von seinem Gedankenspiel, dem Lächeln der immer noch auf eine Antwort wartenden Frau und nicht zuletzt den seltsamen, fast schon vorwurfsvollen Blicken des Katers neben ihm peinlich berührt - warm wurden. Und es wurde nicht besser, als ihn die Erkenntnis traf, dass er bis dahin stumm wie ein Fisch vor der Theke gestanden war.
"Ich ... äh ... Morgen... guten ..." stolperte seine Zunge über seine Artikulationsversuche, als Alan sich bemühte, die in Gedanken vertrödelte Zeit wieder einzuholen "... einen wunderschönen guten Mo ... morgen wünsche ich ebenfalls!" nach diesen Worten hatte er es endlich geschafft sein Gedankenkarussell zu stoppen und dessen morsches Gehölz in den hinteren Ecken seines Verstandes zu verstauen. Alan lächelte.
"Ich bin schon oft an diesem Café vorbeigegangen und dachte mir, heute sei ein guter Tag, den nächsten Schritt zu wagen. Und wenn ich ehrlich bin - von innen ist der Laden noch viel hübscher als von außen. Hat definitiv Lieblingsortpotenzial. Ein großes Lob an die Person, welche hier für die Inneneinrichtung zuständig ist!" er ließ seinen Blick noch einmal schweifen. Durch den Raum. Über die schwarze Tafel. "Auf der Tafel steht, ihr habt auch Tee - das beruhigt mich als Nicht-Kaffee-Trinker sehr. Ich hatte mir schon die besten zwanzig Ausreden überlegt, durch die ich das Café wieder schnell hätte verlassen können, wenn es hier keinen Tee gegeben hätte. Auf Platz 3 der Liste steht übrigens 'Ich hab noch einen Online-Kurs: Wie verlasse ich ein Café, das keinen Tee ausschenkt? – und ich hänge schon zwei Module hinterher.'" das darauf folgende Lächeln wirkte eher aufgesetzt; unsicher. <Nein, Alan. Der war nicht gut. Was tust du? Wieso schwafelst du?> "Was ich eigentlich sagen wollte ... hi, ich bin Alan. Freut mich, hier zu sein. Ich ... setze mich mal hier auf den Hocker, versuche aufzuhören komisch zu sein ..." <schmerzhafte Selbsterkenntnis> Alan senkt den Blick. Sucht einen Fixpunkt. "...und hätte gerne die Empfehlung des Hauses ... einen leckeren Tee und etwas Gebäck?" Fixpunkt. Fixpunkt. Der Kater! "Darf man ihn streicheln?"
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Do 24. Apr 2025, 10:47
von Madison Reid
Sofern Maddy seine Unsicherheit aufgefallen ist, lässt sie es sich keineswegs anmerken. Tatsächlich lachte sie über seinen vermeintlichen Witz mit dem Kurs und ergänzte. „Gibt es denn da auch einen Kurs in dem ich lernen kann, wie ich jemandem, der vielleicht bei mir nichts findet, das Gefühl geben kann sich trotzdem gut fühlen kann?“ Ein aufrichtiges Lächeln folgte der Frage und sie hoffte still, dass er sich bei ihr wohlfühlen würde.
Ihr Blick folgte seinem Gang zum Barhocker. Sie gab ihm die Zeit, die er brauchte um sich einzugewöhnen. Auf die Frage, ob die Katze gestreichelt werden kann, nickte sie, sah zum Kater und grinste schelmisch. „Wir werden es sicherlich gleich erfahren, ob er es mag!“ und sofern Alan darauf achtete, konnte er sehen, wie der Blick der Katze sofort zu Maddy schoss. Aber sie ignorierte es und sah wieder zu Alan hinüber.
„Tee also!“ Sie blickte kurz über die Theke zur Tafel hinauf. „Wir haben tatsächlich so einige im Angebot. Welchen Tee trinken Sie denn gerne?“ Dann ging sie hinüber zu einer der Kühltheken und schien etwas zu suchen. „Wenn sie an diesem Morgen bereit für Experimente sind?“ dann holte sie ein kleines flaches Törtchen aus der Theke und nur einen kurzen Moment später stand ein Teller mit diesem Törtchen vor ihm. Lächelnd sah Maddy zwischen dem Gebäck und ihm hin und her. „Ich habe etwas neues ausprobiert. Es ist eine kleine Zitronen-Lakritz-Tarte. Ich weiß nicht, ob es den Gästen gefällt und ich benötige jemanden, der sie probiert und mir ehrlich seine Meinung sagt.“ Sie machte eine kurze Pause, schien zu überlegen bevor sie weitersprach. „Wenn ich so darüber nachdenke, denke ich, dass ein Ingwertee sehr gut dazu passen würde.“
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Di 29. Apr 2025, 12:05
von Alan Blackwell
"Also ich muss sagen..." - Alans Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung - "...das ist die Art Experiment, für die ich immer zu haben bin!" Schon während er es noch aussprach wirkte sein Blick einerseits verträumt und andererseits doch auch ein wenig spitzbübisch; fast so wie bei einem Kind, dem man am Morgen sagte es müsse heute nicht zur Schule, weil man stattdessen einen Besuch im Disneyland geplant hätte. Alans Augen leuchteten, was auch Maddy nicht verborgen blieb. "Können Sie Gedanken lesen? Lakritz ist meine Achillesverse! Sehr gerne würde ich diese Tarte probieren! Das Versuchsobjekt sitzt an seinem Platz und ist zu jeder Schandtat bereit!" jedwede kurz zuvor noch präsent in seinem Ich manifestierte Scheu und Reserviertheit war aus Alans Stimme verschwunden - fast so, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. "... und ich stimme Ihnen zu, dass ein Ingwertee hervorragen dazu passen würde! Ansonsten trinke ich auch gerne Rooibos in allen möglichen Variationen! Also wenn Sie da auch eine Empfehlung hätten - immer gerne!"
Alan bewunderte insgeheim Menschen, die backen konnten. Es war wie Magie: Mehl, Wasser, Zucker, Eier und andere Zutaten wurden verrührt und am Ende stand da ein Kuchen, der alle Sinne triggerte. Es war anders als das Malen - beim Malen konnte man die verwendeten Farben am Ende immer noch klar erkennen ... beim Backen hingegen ...
"Ich glaube den Kurs in dem Sie lernen können wie Sie jemandem der vielleicht nichts hier findet das Gefühl geben können, sich trotzdem wohl hier zu fühlen - den brauchen Sie gar nicht mehr." sprunghafte Gedanken. Eben noch sinnierten sie über Kuchen und - schwupps - sprangen sie zu der Antwort, die Alan der Frau noch schuldig war. Er hasste es, Antworten schuldig zu sein. Es fühlte sich nach mangelnder Wertschätzung an - etwas, was selbst ein so flüchtiger Kontakt wie die junge Frau vor ihm nicht verdient hatte. Ob sie wohl eine Angestellte war? Oder gar Aunty persönlich?
Nervös suchten Alans Augen einen Fixpunkt auf dem Tresen vor sich .... <schau sie an!</i]> - ... und wanderten hoch. Die Frau blickte noch immer aufmerksam zu ihm und lächelte. Da war es wieder, das Gedankenkarussel. Richtiges Verhalten beim Socializing - wenn es dafür doch nur einen Kurs gäbe - ohne Menschen, natürlich. Die würden es nur wieder seltsam machen.
Unsicher lächelnd und mit dem Blick zwischen der Sicherheit der Theke und dem notwendigen sozialen Kontakt (den er heute früh, als er den Entschluss fasste, ins Café zu gehen irgendwie ausgeblendet hatte) hin und her wandernd, streckte Alan seine Hand zu Houdin aus.
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Mo 5. Mai 2025, 09:37
von Madison Reid
Maddy lachte zufrieden. Sie freute sich ehrlich darüber, dass er ihre kleine Tarte versuchen mochte. Neues Gebäck anzubieten ist eine wirkliche Herausforderung. Schmeckten die Sachen mal nicht, dann konnte das schnell das Ende eines so kleinen Cafés sein. Auch wenn Maddy jedem sagte, dass sie sich ehrlich wünscht, echtes Feedback zu kommen, so kann man nie wissen, was die Menschen wirklich dachten. Hoffentlich war er ehrlich. Aber so wie er sich gefreut hat, geht Maddy davon aus, dass er es tun wird. "Ja, wir haben auch einige Rooibos-Sorten." Sie lächelte ihn verschmitzt an. "Die zeig ich ihnen gerne bei Ihrem nächsten Besuch!"
Der Tee dampfte leicht, als Maddy die Tasse vor Alan abstellte. Schnell holte sie noch eine Gabel und eine Serviette. Und schon hatte sie das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Der Mann wirkte auf einmal etwas unsicher. Als seine Hand sich nach Houdin ausstreckte, sagte Maddy: "Dann genießen sie ersteinmal ihr kleines Frühstück. Falls sie noch etwas brauchen, rufen Sie mich einfach." Sie lächelte ihn an. "Ich bin übrigens Madison. Freunde nennen mich Maddy." Und schon drehte sie sich um und war wieder mit Café-Dingen beschäftigt. Außerdem wollte sie ihm den Raum geben, den er scheinbar brauchte.
Mr. Houdin streckte sich seiner Hand entgegen und schnurrte leise.
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Mo 5. Mai 2025, 17:59
von Alan Blackwell
Gedankenverloren streichelte Alan Mr. Houdin. Als er schließlich wieder aufschaute, war Madison verschwunden. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie wieder gegangen war - das passierte ihm leider öfter. Er musste wirklich, wirklich daran arbeiten, offener zu sein. Das würde verhindern, dass er sich in seine Gedanken flüchtete - und das wiederum würde dafür sorgen, dass er in sozialen Dingen wenige seltsam wirken würde, als er es jetzt vermutlich tat. Zumindest dachte Alan das.
Schwer seufzte er in sich hinein. Wann hatte das eigentlich angefangen, dass er so verkorkst war? Das sogar der Gang in ein Café und das Bestellen von etwas Tee und Kuchen ihn bereits an sein Limit brachte? Und warum ging es scheinbar niemand anderem ähnlich?
<Genug jetzt! Du hast dich hierauf gefreut - also hör auf, dir selber wieder den Tag zu versauen!>
Konnte man Gedanken herunterschlucken? - denn dies war es, was Alan tat. Er schluckte die Gedanken herunter und versuchte sich dadurch von seinen viel zu aktiven Denkvorgängen zu befreien. Zumindest jetzt - für den Moment. Und es fiel ihm gar nicht mal so schwer, wie erwartet - der Duft von Tee und Tarte schienen ihren Teil dazu beizutragen, also: tief einatmen. Es auf sich wirken lassen. Zitrone. Ingwer. Schade, dass man Lakritze nicht riechen konnte. Alan zumindest konnte es nicht. Für ihn roch Lakritze völlig neutral, als fehle ihm da ein bestimmtes Lakritz-Riech-Gen. Aber dafür konnte er sie schmecken - viel intensiver, als all die Lakritzbanausen da draußen, die so einen Schund wie Haribo-Schnecken als den Inbegriff des schwarzen Goldes sahen. Nein, Alan war kein simpler Lakritzverkoster - er war vielmehr der Gourmet unter den Lakritzliebhabern.
Zumindest wenn es "seine" Sorten betraf.
Und nicht zu salmiakig war.
Nein, das war gelogen. Eigentlich war Alan alles andere als ein Gourmet. Eher äußerst wählerisch. Und es musste auch nicht teure Luxuslakritze sein - die günstigen Tüten aus dem Supermarkt waren schon okay - aber Lakritzschnecken, die mochte er dennoch nicht.
<Wenn die Tarte nur halb so gut schmeckt, wie sie ausschaut....>
Sein erster richtiger, prüfender Blick auf die Tarte verstärkte seine Vorfreude nur noch: goldener Teig - zart gebräunt - umrahmte eine sonnengelbe Zitronencreme, auf deren Oberfläche luftig leicht karamellisiertes Baiser prangte. Und zwischen all dem verbarg sich dann noch Lakritze – kaum sichtbar, doch unverkennbar.
<Whoooooooah!>
Alan durchstach das Baiser. Es gab sofort nach; knusperte kaum hörbar. Darunter offenbarte sich die sonnengelbe Creme, glänzend und glatt wie Seide. Der Mürbeteigboden hielt alles zusammen mit seinem goldenen Rand – mürbe, buttrig, verheißungsvoll.
Die Gabel sank langsam in die Tarte, durchdrang nun auch die weiche, zitronige Creme; knackte dann leise den Boden: ein zarter Widerstand – dann ein befriedigendes Nachgeben.
Beim ersten Bissen hielt Alan kurz den Atem an: Die Süße des Baisers war das Erste, was seine Zunge schmeckte; luftig wie Zuckerwatte war dessen Konsistenz. Dann entfaltete sich die Lemon Curd-Creme mit ihrer samtigen Säure – lebendig, erfrischend, fast verspielt. Und dann, ganz leise, ganz subtil: ein würziger Hauch von Lakritz, dunkel und geheimnisvoll, der sich wie ein Flüstern an den Gaumen schmiegte und der Tarte eine komplexe Tiefe verlieh.
Ein leiser Seufzer entwich ihm. Nicht wie der von vorhin. Anders. Entspannter. Alan hatte die Augen geschlossen. Für einen kleinen Moment existierten nur noch die Aromen, die in Wellen über seine Sinne rollten: süß, sauer, herb, warm. Die Texturen tanzten miteinander: knusprig, cremig, schaumig. Vergessen waren all die Selbstzweifel. All die Ängste. In diesem Moment existierten sie nicht. Es gab nur Alan und die Tarte. Hand in Hand durch das Schlaraffenland tanzend.
Nein, dies war kein einfacher Genuss – es war ein allumfassendes Geschmackserlebnis. Geradezu himmlisch! Als hätte jemand Sonnenlicht, Meeresbrise und einen Hauch nordische Mystik in eine Tarte gebacken.
Wie eine Erinnerung an etwas Schönes, das man nie ganz greifen kann.
"Maddy?" Alans Stimme klang etwas brüchig; fast schon zart. In diesem Augenblick merkte er nicht einmal, dass er Madison so nannte, wie ihre Freunde sie nannten - ein Personengrüppchen, zu dem Alan sich nicht zählen würde - kannte er sie doch erst wenige Minuten. Aber hier - jetzt - war ihm das egal. Denn er war beflügelt - von einem Geschmack, den er in dem Ausmaß nicht erwartet hatte.
"Das ist ein Meisterwerk! Die Tarte ist so fantastisch ... ich habe direkt den Drang, sie zu malen und im Louvre auszustellen, damit die ganze Welt dieses Meisterwerk sehen kann!" <Was faselst du da, du Idiot? Schwachsinn! Das wäre Quälerei - die Tarte sehen zu können, aber nicht zu riechen ... sie nicht zu schmecken ...>
Re: Tee und Lakritze [Madison, Alan]
Verfasst: Di 2. Sep 2025, 19:43
von Madison Reid
"Ja?" Sofort drehte Maddy sich zu Alan um. Sein Gesicht wirkte verzückt. Ihre Augen huschten hinunter zum Teller, hinauf zur Gabel und dann weiter hinauf zu seinem Gesicht. Es schmeckte ihm. Das konnte man sehen. Maddy verspürte sowohl Erleichterung, als auch Zufriedenheit darüber, dass ihre neuste Kreation das zu schaffen vermag. Kaum merklich färbten sich ihre Wangen rot. Sie freute sich ehrlich über seine Bemerkung. Lakritz ist nun wirklich nicht jedermanns Sache, und dabei wohnt ihr so viel Magie inne. Maddy kicherte innerlich über ihre letzte gedankliche Anmerkung. es heißt ja, dass Maler sehr exzentrisch seien. Ihre kleine Tarte ein Meisterwerk zu nennen, hielt sie dann doch für etwas übertrieben. Aber sie freute sich trotzdem sehr, dass ihm die Kreation schmeckte. "Oh, gleich im Louvre? Dann sollte ich Dir vielleicht später noch eins einpacken. Bessere Werbung gibt es ja gar nicht." Maddy lachte ein herzliches Lachen und machte sich bereits daran die nächste Bestellung zuzubereiten.