Fressen Wölfe Otter? [Liam, SL]

[Mystiker]

Es war nun einige Tage her, seit Liam mit Kitsap gesprochen hatte. Der alte Schamane hatte versprochen Kontakt mit Kelee aufzunehmen und zu sehen, ob ein Gespräch mit Liam möglich war. Liam war gerade erst aufgestanden, als er eine SMS von der Nummer des älteren Duwamisch bekam, welcher ihn in dem Außenposten als erstes begrüßt hatte. Der alte Kitsap hatte selbst kein Handy, aber ganz in dem kleinen Außenposten gab es natürlich welche.

Die SMS war recht kurz gehalten.

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"Hey Liam,
Kelee will sich mit dir treffen.
Sie schlägt dafür noch einmal den Außenposten vor.
In zwei Tagen zur Mittagsstunde.
Grüße Si'ahl!

[Liam Carpenter]

Liams Antwort fiel ähnlich knapp aus.

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„Danke! Ich werde da sein.
Gruß, Liam.“

In zwei Tagen also. Er atmete einmal tief durch. Was konnte schon schief gehen…

Mit dem Sonnenaufgang bog er auf den Parkplatz am Fuß des Trails ein und stellte den Wagen ab. Er schulterte seinen Rucksack und gähnte einmal in seine Handfläche. Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen. Er hatte keinen konkreten Grund sich vor diesem Gespräch zu fürchten. Er kannte Kelee zwar nicht, aber sie waren beide Teil ein und derselben Familie. Er ging nicht davon aus, dass er mit Gewalt rechnen musste. Mit Ablehnung vielleicht. Mit Misstrauen. Aber nicht mit Gewalt.
Trotzdem war er irgendwie angespannt. Was wenn sie gar nicht gewillt war den Konflikt mit den Magiern friedlich beizulegen…
Dass sie bereit war mit ihm zu sprechen musste nichts bedeuten. Er war froh dass er die paar Stunden Weg noch vor sich hatte. Die Bewegung würde die Müdigkeit vertreiben und er hatte Gelegenheit seine Gedanken zu ordnen. Noch wusste er nicht genau was er Kelee sagen wollte. Aber das hatte er auch vor dem Gespräch mit Kitsap nicht gewusst und trotzdem waren die richtigen Worte gesagt worden.
„Sag mal Liam… fressen Wölfe eigentlich Otter?“
Lontras Kommentar war wie ein Eiswürfel in seinem Genick und er zuckte regelrecht zusammen.
„Lontra!“
Liam klang irgendwie empört. Die Otterin sah in den Himmel hinauf als könne sie kein Wässerchen trüben. Sie schwamm schon eine ganze Weile schweigend in Rückenlage neben ihm durch die Luft nur um ihn dann mit ihrem Kommentar so kalt zu erwischen. Als hätte sie nur darauf gewartet, dass er ihre Anwesenheit vergaß.
„Du machst mir ja nicht gerade Mut…“, murrte er leise.

[Mystiker]

"Jaa...aber...irgendwer muss ja die wirklich wichtigen Fragen stellen!" erwiderte die Otterin empört und wandte das Köpfen zu Liam um. "Ich meine hast du dir diese Frage nie gestellt? Wenn die so sind wie in den Filmen, bin ich ja froh, dass wir uns Tagsüber treffen und nicht bei Vollmond!" führte sie weiter aus und machte einen kräftigeren Schlag mit den Flossenartigen Hinterpfoten, welcher sie vor Liam brachte.

"Aber...wie schnell kannst du rennen? Hast du eigentlich mal trainiert? Oder...wie lange kannst du rennen?" Offensichtlich machte sich Lontra wirklich Sorgen um dieses Treffen und war diesmal gar nicht so zu Schalk aufgelegt, auch wenn sie ihre Sorge unter einem Schmunzeln zu verbergen schien. Liam konnte ihre Sorge spüren.

[Liam Carpenter]

Liam hielt inne als sie ihn überholte. Er konnte ein schmunzeln nicht unterdrücken.
„Also wenn mir Flügel wachsen zu lassen nicht zufällig zu meinen neuen Fähigkeiten gehört, dann werde ich einem Wolf selbst in Topform nicht davon laufen.“, scherzte er.
Dann wurde seine Stimme weicher.
„Du machst dir unnötig Sorgen Lontra. Mag schon sein dass Keele uns nicht besonders mag. Vielleicht werden wir diskutieren. Vielleicht wird sie mich auch anschreien. Im schlimmsten Fall werde ich möglicherweise verprügelt. Aber sie ist Familie. Wir sind Familie. Sie wird mir nicht ernsthaft etwas antun.“
Natürlich machte das Gespräch ihm Sorgen. Aber aus anderen Gründen als der Otterin. Seine grösste Angst war nichts erreichen zu können. Nicht zu den Werwölfen durchzudringen. Vielleicht aus Unwissenheit die Situation mit seinem Eingreifen zu verschärfen. Angst um sein Leben hatte er nicht.
„Hab ein bisschen Vertrauen, hmm.“

[Mystiker]

"Ich bin hier, um dich am Leben zu halten und nicht umgekehrt!" stellte die Otterdame, weiter schwebend, fest. "Aber guuuut. Für unsere beiderseitige Beruhigung vertrau ich mir selbst." schmunzelte sie und spielte dabei nochmal darauf an, dass sie nur ein Teil von Liam war. "Bist du dir sicher das ihr Familie seit und sie das genauso sieht? Obwohl John...ihr Bruder...tot ist?" sie drehte sich erneut um die eigene Achse und schwamm wieder neben ihm her.

!Aber! Ich habe vertrauen!" hielt sie nochmal fest.

[Liam Carpenter]

„Ja, ich bin mir sicher.“, antwortete er schlicht. Setzte sich wieder in Bewegung. Heute war er zügiger unterwegs als beim ersten Aufstieg. Wenn er gegen Mittag am Außenposten sein wollte, dann hatte er keine Zeit zu bummeln.

„Und außerdem: Denkst du Kitsap hätte sich bereiterklärt ein Treffen zu organisieren, wenn er davon ausgehen müsste, dass man mir einfach den Kopf abbeißt?“
Die Worte des alten Schamanen echoten durch seine Gedanken… Auch, wenn uns Neues Angst macht, sind wir es die diese Angst überkommen müssen, um uns weiter zu entwickeln.
Sei mutig Liam. Du wirst das hinbekommen.

[Mystiker]

"Dann bin ich ja total beruhigt." meinte die Otterin, die sich wieder neben ihn treiben lies. Die rechtliche Wanderung verlief tatsächlich ohne großartige Zwischenfälle, so dass Liam kurz nach 12 Uhr Mittags an dem Außenposten eintraf. Der Himmel hatte sich inzwischen zugezogen und der Wind hatte auch zugenommen. Er trug den Geruch von Regen mit sich, auch wenn sich dieser noch nicht zeigte. Das Wetter war an der Küste nunmal unberechenbar und konnte schnell umschlagen.

Liam wurde wieder von Si'ahl begrüßt, der ihn diesmal nicht zu der Hütte von Kitsap führte, sondern zu der Gasthütte, in der Liam beim letzten Besuch übernachtet hatte. Vor der Hütte auf den Stufen saß eine junge Frau, die eine blaue Jeans und einen roten Anourak trug. An den Füßen steckten Wanderstiefel. Sie schien gar nicht so wölfisch, wie man es vielleicht erwarten konnte. Auch schien sie sich dem Wetter angepasst zu haben. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden.

Kele.jpg (9.15 KiB) 68 mal betrachtet

Erst, als sich der Blick der braunen Augen auf Liam richtete, merkte er, dass da mehr war. Es war der Blick eines Raubtiers. Abwartend, abschätzend, nicht aggressiv...zumindest noch nicht. Ein Schauer durchlief seinen Körper, als ihm klar wurde wer hier Jäger und wer Beute war. Geschmeidig erhob sie sich und kam zu ihm hinüber. "Liam, darf ich die Kelee vorstellen. Kelee. Das ist Liam." Eröffnete Si'ahl die Unterhaltung, indem er die Beiden aneinander vorstellte. Kele streckte Liam die Hand zur Begrüßung entgegen, behielt ihn aber im Auge.

[Liam Carpenter]

Liam war froh, dass das der Regen sich zurückhielt bis er den kleinen Außenposten erreicht hatte. Schon vor einer Stunde hatte der Wind begonnen aufzufrischen und der Himmel zog sich mehr und mehr mit tiefhängenden Wolken zu. Er atmete ein letztes Mal tief durch. Si'ahl erwartete ihn bereits am Ende des Trails.
Die junge Frau die vor der Hütte auf sie wartete hatte auf den ersten Blick nichts Wölfisches an sich. Sie war ähnlich praktisch gekleidet wie er und wäre ihm vielleicht zu anderer Gelegenheit gar nicht unbedingt aufgefallen. Doch der Eindruck änderte sich schlagartig als sie den Kopf hob um ihn anzusehen. Es waren ihre Augen. Es lag etwas Unmenschliches darin. Ein Ausdruck der ihm einen Schauer über den Rücken jagte und von dem er sich augenblicklich eingeschüchtert fühlte. Wie der Hase der sich flach in die Mulde auf dem Feld drückte um dem suchenden Blick des Jägers zu entkommen.
Sei mutig Liam…
Er erwiderte den Handschlag, schaffte es jedoch nicht den Blickkontakt die ganze Zeit über zu halten, auch wenn er sich sehr darum bemühte.
„Danke dass du dir Zeit für mich nimmst.“

[Mystiker]

"Hallo Liam." begrüßte Kele, den anderen Duwamisch noch recht neutral. Sie schien nicht direkt Ablehnend zu sein. "Mir wurde gesagt, dass du dich mit dem Tod von John beschäftigst...und ich frage mich...warum?" Sie blickte daraufhin in den Himmel. "Lass uns rein gehen. Sicher regnet es gleich." Liam hatte auch bereits die ersten Tropfen abbekommen. Die Chance das Kele recht hatte war also recht hoch.

Die Garou drehte sich um und ging in das Gästehaus, welches er ja schon kannte. Viel Möblierung gab es hier nicht, aber Kele lies sich auch ohne Umschweife auf einem der Stühle nieder. Falschherum, so dann sie ihre Arme auf der Rückenlehne ablegen konnte. Sie lies Liam nicht wirklich aus den Augen. "Also?" Unter dem Blick dieses Raubtiers konnte man sich wirklich unwohl fühlen.

[Liam Carpenter]

Liam folgte ihr ins Innere der Hütte und ließ sich ihr gegenüber auf einen freien Stuhl fallen. Sie begegnete ihm misstrauisch, aber immerhin nicht feindselig. Das war ein Anfang. Die Art wie sie ihn ansah machte ihn nervös und er brauchte einen Moment um sich gegen den Impuls durchzusetzen sich dem Gespräch entziehen zu wollen. Stattdessen entschied er sich für eine Flucht nach vorne.

„Ich möchte gerne dabei Helfen die Sache aufzuklären. Ich finde es zum einen nicht richtig, dass von Seiten der Magi bisher nicht mehr Anstrengungen unternommen wurden Johns Mörder zu finden. Zum anderen hoffe ich, dass ich so dazu beitragen kann, dass der Graben zwischen beiden Seiten nicht noch tiefer wird. Vielleicht ist das naiv von mir. Und mir ist klar, dass das irgendwie anmaßend ist. Ich bin nicht derjenige dem Unrecht getan wurde. Ich war ja nicht mal dabei. Aber ich bin sowohl ein Duwamish als auch ein Magus und ich möchte einfach keine weiteren Opfer sehen.“
Er sprach sehr ernst. Konnte ihren Blick zwar nicht halten, aber rang sich ganz bewusst dazu durch sie trotzdem immer wieder anzusehen. Mittlerweile hatte der Regen eingesetzt und erzeugt eine leise Melodie über ihnen auf dem Bretterdach.

„Der andere Grund ist persönlicher Natur. Mein Erwachen fällt mit Johns Tod zusammen. Das hat vielleicht Garnichts zu bedeuten, aber… ich würde John… einfach gerne besser kennenlernen.“
Auch wenn er das nur noch durch die Augen der Menschen konnte die sich an ihn erinnerten.