In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

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Hifumi
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Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi blickte etwas beschämt drein, und hob abwehrend die Hand: "Oh, nein, nein, Maddie-chan, du hast nichts falsch gemacht. Der Fehler lag bei mir. Ich habe mich so von dem Probehappen verlocken lassen, dass ich meine Pflicht gegenüber dem Ewigen Buddha vergessen habe. Das schlechte Karma habe ich ganz alleine mir aufgeladen."

Ein bißchen resigniert sank sie in sich zusammen.

"Aber vielleicht hätte ich mir das schlechte Karma auch so verdient. Meine Eltern und Ahnen würden es wahrscheinlich eher gutheißen, wenn ich mir einen Mann suchen würde der mich ehelicht und anführt. Und als züchtige Ehefrau und Mutter hätte ich wenigstens einen Wert für den Rest der Menschheit."

Die junge Japanerin unterlag sehr viel stärkeren religiösen Zwängen als Madison. Hatte ein klares und starres Bild davon, wie sich ein gutes Mädchen verhielt - brav, gehorsam, züchtig, und sich mit Hingabe und Begeisterung auf ihre Rolle als submissives Tradwife vorbereitend. Selbst die vorgeschriebenen Tischgebete bestärkten mindestens drei mal täglich diese Programmierung und beschämten eine Betschwester, die es wagte von diesem Lebensentwurf abzuweichen.

Hifumi lachte etwas nervös. "Ich - ich mache das falsch, oder? Um ehrlich zu sein - das ist mein erstes Date, mit 25. Mit Jungs wollte ich nie, und mit anderen Mädels - darf ich eigentlich nicht, nicht als anständiges Mädchen. Auch wenn ich das eigentlich will. 帰依 (ki-e)!" Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Es ist alles irgendwie so kompliziert. Deine Tante, Grace, war ja auch mit einem Mann zusammen. Hat sie dir jemals gesagt, dass du das gleiche machen musst?

Meine Mutter, meine Tanten, meine Großmütter, so weit ich weiß waren das alles sehr traditionelle Ehefrauen, die die zweite weibliche Gehorsamkeit sehr ernst nahmen. Selbst wenn ihr Ehemann ihr zugewiesen worden war, selbst wenn sich herausstellte dass er sie schlug, sie hielt trotzdem zu ihm. Wenn sie wüssten... Ich glaube, sie wären sehr enttäuscht von mir und schwer beschämt über mich."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

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Madison Reid
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Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Madison Reid »

Maddy versuchte allem zu folgen, was da aus Hifumi raussprudelte. Sie war noch immer sehr irritiert über das was sie da offensichtlich hörte. "Nein.... Nein Hifumi! Grace hat niemals dergleichen zu mir gesagt. Eher ganz im Gegenteil. Sie hat gesagt, ich soll tun was mein Herz mir sagt, das dann aber richtig!" Maddy legte den Kopf schief und musterte Hifumi eine Weile. Die Situation wirkte vertrackt. "Ich weiß nicht, wie ich Dir helfen kann. Aber Du musst Deinen eigenen Weg finden. Familie kann man sich nicht aussuchen. Freunde aber schon. Was Du da sagst klingt teilweise wirklich furchtbar und ich möchte Dir wirklich helfen." Sie griff nach Hifumis Händen und drückte sie sanft. "Ich kann Dir nicht sagen, was Du tun sollst. Aber ich gebe Graces Rat an Dich weiter. Mach das was DICH glücklich macht und finde Deinen eigenen Weg, auch wenn er steinig ist." Dann stand sie auf, nahm Hifumi den Teller ab und brachte das Geschirr hinüber zur Küche. "Falls Du aber an irgendeiner Stelle Hilfe brauchst, dann weißt Du wo Du mich findest, ja?"
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später. (C.George)

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Hifumi
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Re: In der Sonntagsbäckerei gibt's so manche Leckerei [Maddy, Hifumi]

Beitrag von Hifumi »

Hifumi erwiderte den Händedruck. Atmete durch. Sah beschämt nach unten, dann wieder in Maddys Augen.

"Vielleicht hast du recht, vielleicht muss ich meinen eigenen Weg finden. Aber es ist alles so schwierig, und ich bin in so vielen Abhängigkeiten verstrickt. Wobei Elena Black auch sagt, ich müsste mich davon frei machen. Meinen eigenen Weg finden."

Hifumi blickte nochmal nach unten, dann wieder in Maddys Augen, und lächelte etwas unsicher.

"Danke, Maddy. Es tut mir leid, dass ich so ein Kuddelmuddel bin. Dass ich nicht weiß, wo ich hin will, und wo ich hin darf und kann. Aber ich bin froh, eine Freundin wie dich zu haben."

Sie half noch beim Aufräumen. Dann zog sie sich wieder um, von ihrem aufreizenden Schlampenaufzug in ihre züchtige Betschwesternkleidung, schminkte sich ab und verabschiedete sich in die Nacht. Um wieder zurückzukehren in ihr erstickendes Puppenhaus, in dem Sitte und Anstand herrschten.

"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

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