*Mateo saß auf dem Rand seines schmalen Bettes, das Licht seines Schreibtischs warf einen warmen Kreis auf die zerknitterten Blätter und das halb geöffnete Buch daneben. Sein Handy klemmte zwischen Schulter und Ohr, während er nervös mit dem Bandana in seinen Händen spielte.
„Bitte, kuya… hilf mir.“ Seine Stimme war leise, fast flehend.
„Nein, nanay und tatay wissen nichts davon. Bitte vertrau mir.“
Am anderen Ende der Leitung war es kurz still, dann hörte er das vertraute Räuspern seines älteren Bruders.
„Wie? Ich habe keine Geheimnisse, ich kann nur jetzt noch nicht darüber reden.“
Mateo schloss die Augen, als die Antwort kam.
„Was meinst du damit, dass das das gleiche wie Geheimnisse ist? Komm mir nicht mit Logik. Du musst mir nicht beweisen, dass du der smarteste Dude im Raum bist. Das weiß ich.“
Er lächelte bitter.
Sein Bruder war wirklich brillant – groß, gutaussehend, klug. Irgendwie hatte Gott bei ihm besonders großzügig verteilt. Mateo hatte ihn immer bewundert, manchmal auch beneidet.
„Bitte vertrau mir, kuya. Ich werde alles erklären, aber nicht jetzt. Bitte, kuya.“
Ein leises Seufzen, dann das warme, vertraute:
„Danke, kuya. Du bist der Beste. Miss na miss kita. Bitte grüß den Rest von mir.“
Mateo legte auf.
Das Zimmer wurde still, nur das Summen der Straßenbeleuchtung draußen drang durch das Fenster.
Er starrte auf das Handy in seiner Hand.
Er hasste sich dafür, dass er nicht ehrlich sein konnte. Hasste, wie kompliziert sein Leben geworden war.
Wie sehr wünschte er sich, einfach wieder in ihrem Dorf zu sein.
Mit allen zusammen.
Sie hatten nicht viel.
Aber sie waren glücklich.
Und ehrlich.