Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

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Mateo
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo winkte ab, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen.
„Ich nehm einfach Red Bull als neuen Avatar. Dann klappt das auch mit den Doppelschichten.“

Er lehnte sich gegen die kühle Fensterscheibe, die leicht beschlagen war vom Atem.

„Beim Karaoke war ich wohl echt unempathisch,“ murmelte er. „Ich hab das gar nicht mitbekommen. Ich dachte, Press ist einfach nur… still. Oder genervt vom Lärm. Dass er dachte, du und Maddy… oh Mann.“

Dann wurde seine Stimme ruhiger.
„Ja, warten wir auf Sensei Kiyoshis Antwort. Hoffentlich findet er was raus. Ich glaube nicht, dass er mit mir darüber reden wird. Ich bin bei dem Thema ja quasi ein Außenseiter. Aber bitte hol mich rein. Das hört sich so an, als würde man jeden brauchen, der hilft, wenn es weitergeht.“

Als Liam nach Adrian fragte, konnte man es Mateo förmlich ansehen:
Ein kurzer Kampf zwischen Verlegenheit und tiefempfundener Glückseligkeit, der sich in seinem Gesicht abspielte. Die Verlegenheit versuchte, sich zu behaupten – aber die Freude war stärker, obsiegte.

Mateo glühte.
„Ja… wir haben uns getroffen.“

Seine Stimme war weich, fast ein bisschen entrückt.
„Ich hab rausgefunden, wo er arbeitet und wann er Schluss hat. Und dann hab ich einfach auf ihn gewartet. Mit Pizza.“

Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Beim ersten Treffen hat er erwähnt, dass seine Familie früher Pizza Tuesday als Ritual hatte. Aber dass es wohl nicht mehr stattfindet. Es hat sich so angehört, als würde ihm das was bedeuten und er vermißt es.“

Mateo schaute in die Ferne, als wäre er gerade wieder dort.
„Also hab ich ihn überrascht. Pizza Tuesday. Und weil er wegen seiner Zeitprobleme niemals einem formellen gemeinsamen Weggehen zugestimmt hätte, hoffte ich auf meine Chance. Einfach zusammen essen. Reden.“

Er schwieg einen Moment, ließ die Erinnerung wirken.
Dann sagte er leise:
„Es war auch offiziell ein Date. Übereinstimmend. Adrian hat akzeptiert, dass ich meine Hand auf seine gelegt hab. Kein hundertprozentiges Händchenhalten… aber fast. Und für mich war das mehr als genug. Mehr, als ich gedacht hätte.“

Ein stilles Lächeln blieb zurück.
„Wir führen den Pizza Tuesday jetzt weiter. Deshalb hab ich dienstags auch keine Zeit. Also zumindest nicht, wenn’s sich vermeiden lässt.“

Dann wurde seine Stimme noch leiser.
„Aber Adrian hat auch gesagt, dass er meine Gefühle nicht teilt. Dass er gerade keinen Platz dafür hat. Zu viel im Kopf. Zu viel los.“

Mateo atmete tief durch.
„Aber das ist okay. Ich brauch nicht mehr.“

Mateo war nicht traurig. Er war dankbar für das, was er hatte. Akzeptierte es so, wie es war. Es gab Hoffnung und mehr brauchte er nicht, um glücklich zu sein.

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Liam Carpenter
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Liam Carpenter »

Er ließ das Thema John erst einmal fallen. Ohne weitere Informationen konnten sie aktuell ohnehin nichts unternehmen. Es nützte also auch nichts die Stimmung damit zu drücken.
Immerhin… Mateos Bericht klang wenigstens hoffnungsvoll.
„Ich freu mich sehr für dich! Klingt zumindest nicht völlig hoffnungslos.“
Umstände änderten sich und Beziehungen brauchten ohnehin immer ein bisschen Zeit um sich zu entwickeln.
„Was macht Adrian den beruflich? Hattest du nicht gesagt er sei Student? Oder zumindest, dass ihr euch in der Unikantine kennengelernt habt?“
Vermutlich hatte Adrian einfach einen Nebenjob. Und er hatte echt Glück.

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Mateo
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo schaute nach vorne, auf die Straße, die sich unter ihnen ausbreitete wie ein stiller Fluss aus Asphalt und Licht.
Ein wenig Enttäuschung lag in seinem Blick.
Nicht, weil Liam etwas falsch gemacht hatte – sondern weil das, was er gerade geteilt hatte, ihm viel bedeutete. Und die Antwort war… kurz gewesen.

Vielleicht hatte es für Liam einfach nicht die gleiche Tiefe.
Vielleicht war es für ihn nur ein Zwischenstand, während es für Mateo ein stilles Wunder war.

Er atmete durch, ließ den Gedanken ziehen.
Dann antwortete er ruhig:

„Ja, Adrian studiert Medizintechnik. Also… theoretisch.“

Ein leises, fast entschuldigendes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Aber ehrlich gesagt wirkt es gerade nicht so, als würde er wirklich studieren. Er arbeitet viel – im Institut und in einer Bar. Damit er über die Runden kommt.“

Mateo lehnte sich leicht gegen die kühle Fensterscheibe, spürte das Vibrieren des Motors unter sich.
„Ich glaub, das Studium fällt dabei hinten runter. Aber er spricht nicht gern darüber. Deshalb hab ich auch nicht wirklich nachgebohrt.“

Er schwieg einen Moment, ließ die Worte sich setzen.
„Ich hab einfach das Gefühl, dass er viel trägt. Und dass er nicht will, dass man es sieht.“

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Liam Carpenter
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Liam Carpenter »

Ein Ausdruck von Enttäuschung wanderte flüchtig über Mateos Gesicht fand jedoch nicht den Weg in Liams Bewusstsein der sich beim Fahren auf die Straße konzentrierte. Er nahm lediglich ein kurzes Zögern war das ihn irritierte. Eben hatte Mateo seine Freude noch so völlig ungehemmt geteilt. Und plötzlich schien ein Schatten zwischen ihnen hindurchzuziehen den er nicht benennen konnte. Auch wenn er flüchtig blieb.

Er wollte schon nachhaken als Mateos Antwort eine Seite in seiner Erinnerung anschlug: Adrian… Medizintechnik… Was für ein verrückter Zufall.
„Sah mal hat Adrian bunt gefärbte Haare? Und eine jüngere Schwester?“, erkundigte er sich. Er hatte sich bisher aus der Namensgleichheit zwischen Mateos Schwarm und seiner neuen Bekanntschaft nichts gemacht. Adrian war nicht unbedingt ein besonders seltener Name. Aber das waren doch ein paar Übereinstimmungen zu viel. Und noch etwas sickerte siedend heiß in sein Bewusstsein: Hatte Adrian nicht gesagt dass er eine Freundin hatte…

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Mateo
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo blinzelte. Einmal. Dann noch einmal.
Die Worte hallten in ihm nach wie ein Echo, das sich nicht legen wollte.
„Hat Adrian bunt gefärbte Haare? Und eine jüngere Schwester?“

Sein Blick glitt zur Seite, zu Liam, der weiter auf die Straße starrte, als wäre sie das Einzige, was gerade Bedeutung hatte. Mateo sagte nichts. Noch nicht. Stattdessen spürte er, wie sich das flaue Gefühl in seinem Magen zu etwas Dichtem, Schwerem verdichtete. Wie ein Nebel, der sich nicht vertreiben ließ.

Hatte er das Liam erzählt? Aber warum fragte Liam? Warum so konkret?

Mateo wandte den Blick ab, starrte aus dem Fenster. Die Welt draußen zog vorbei, verschwommen, wie durch eine nasse Glasscheibe.

Mateos Herz schlug schneller. Nicht vor Freude. Nicht diesmal.
Es war das dumpfe Pochen von etwas, das er nicht greifen konnte.

Er zwang sich zu einem Lächeln. Es war klein. Und es kam nicht bis zu den Augen.
„Ja… hat er“, sagte er leise.
Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren.
„Warum fragst du?“

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Liam Carpenter
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Liam Carpenter »

Mateos Antwort fiel so leise aus er konnte ihn über das Geräusch des Motors und das Surren der Lüftung kaum verstehen. Was war denn heute los, dass sie auf zwei so unvereinbaren Kommunikationsebenen zu existieren schienen…
Als redeten sie miteinander, aneinander vorbei. Als wurden nur die Worte aber nicht die Intention transportiert. Das hatte zwischen ihnen echt schon mal besser harmoniert.
Er hätte gerne einen Blick in Mateos Gesicht geworfen, aber im Pendelverkehr war die Straße einfach zu voll um sich ablenken zu lassen.
„Weil mir letztens ein Adrian der Medizintechnik studiert und bunte Haare hat geholfen hat auf dem Campus eine Ente… Okay… ich fange vorne an.“
Das Ding mit der Ente kam sonst komisch rüber.
„Ich hab auf dem Campus versucht eine Ente eingefangen die ihren Fuß im Müll verfangen hatte. Leider hab ich sie nicht richtig zu fassen bekommen. Deswegen hab ich bei den anderen Studenten um Hilfe gefragt und Adrian war so nett die Ente für mich festzuhalten. Wir haben uns dann noch kurz unterhalten. Ich hab Adrian mit der Ente und Adrian von Mateo einfach nicht verknüpft, weil der Name ja nun nicht besonders selten ist. Die Welt ist manchmal echt klein.“
Das klang so schon etwas vernünftiger.

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Mateo
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Mateo »

„Mhm.“

Mateos Antwort kam kaum hörbar, irgendwo zwischen dem Surren der Lüftung und dem gleichmäßigen Brummen des Motors.
Er war noch in Gedanken, hing irgendwo zwischen dem, was er gesagt hatte, und dem, was unausgesprochen geblieben war.

Sein Blick blieb auf die Straße gerichtet, auf die Lichter, die sich in der Windschutzscheibe spiegelten.

Er atmete leise durch.
„Also kennst du ihn?“ fragte er schließlich.

Seine Stimme war ruhig, aber da lag etwas darin – ein feiner Ton von Verwunderung, vielleicht auch ein Hauch Unruhe.

„Press kennt ihn auch,“ fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. „Sie sind sich im Supermarkt begegnet.“

Er schüttelte leicht den Kopf, mehr zu sich selbst als zu Liam.
„Ich frag mich, ob das Zufall ist. Dass ausgerechnet ihr zwei – die einzigen, denen ich von ihm erzählt hab – ihn auch trefft. Oder kennt.“

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Liam Carpenter
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Liam Carpenter »

Er hatte wirklich Schwierigkeiten Mateos Reaktion nachzuvollziehen. Ja, der Campus war groß. Aber war es wirklich so ungewöhnlich, dass man dieselben Leute kennenlernte…
Zumal seiner Erfahrung nach queere Menschen und Menschen mit alternativen Weltanschauungen sich immer irgendwie zusammenfanden, als gäbe es irgendeine Art von magnetischer Anziehungskraft zwischen ihnen.
„Naja kennen ist ein bisschen viel gesagt. Wir haben ja nur kurz miteinander gesprochen. Findest du das wirklich so ungewöhnlich?“
Nun löste er doch einen Moment den Blick von der Scheibe um zu Mateo hinüberzusehen.
„Vielleicht hab ich heute nen super unemphatischen Tag und verstehe einfach das offensichtliche nicht, aber… warum macht dir das so schwere Gedanken?“
Denn um zu erkennen dass es irgendwie in Mateo arbeitete dafür reichte der Rest Empathie der ihm heute zur Verfügung stand dann doch aus.

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Mateo
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo schwieg.
Nicht trotzig, nicht verletzt – einfach still.

Er ließ die Worte in sich wirken, ließ sie sich setzen wie Staub auf einem alten Buchdeckel.
Dann atmete er leise durch, drehte den Kopf ein wenig zur Seite, ohne Liam direkt anzusehen.

„Sorry,“ sagte er schließlich. „Ich bin nur auf dem falschen Fuß erwischt worden.“

Seine Stimme war ruhig, aber da lag etwas darin – ein feiner Riss, der nicht laut war, aber echt.
„Es ist wahrscheinlich nicht deine Schuld. Ich hätte nur gedacht… dass du dich ein bisschen mehr für mich oder mit mir freust.“

Er lächelte schief, fast entschuldigend.
„Für mich war das ein ziemlich großer Schritt. Das alles zu machen. Mich zu öffnen. Mein Versprechen gegenüber meinen Eltern zu brechen.“

Ein kurzer Blick zu Liam, dann wieder nach vorne.
„Und irgendwie schien es, als wäre das für dich was Alltägliches. Als wäre das nichts Besonderes. Und das hat mich überrascht.“

Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, ein nervöser Reflex.
„Dass du ihn kennst. Ebenso wie Press. Damit hab ich nicht gerechnet.“

Ein Moment der Stille.
Dann wurde seine Stimme leiser.

„Aber irgendwie… hab ich nicht das Gefühl, dass das Zufall sein kann. Wie viele Zufälle soll es geben?“

Er zählte leise auf:
„Ich treffe ihn. Verliebe mich. Erzähle es euch. Und ihr beide trefft ihn. Auf einem Campus, der nicht gerade winzig ist. Mit tausenden von Leuten.“

Ein langer Atemzug.
„Was, wenn er einer von uns ist? Es scheint so, als würden die Neu-Erwachten sich anziehen in dieser Stadt. Meinst du nicht?“

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Liam Carpenter
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Re: Da wo die lautlosen Lachse laichen (Liam, Mateo)

Beitrag von Liam Carpenter »

Mateos Antwort war für Liam überraschend. War er wirklich so emotional unbeteiligt rüber gekommen… Das hatte wirklich nicht in seiner Absicht gelegen.
„Oh man das tut mir voll leid. Das war nicht… da hab ich offensichtlich beschissen kommuniziert. Ich freu mich riesig für dich!“
Gerade bereute er ein bisschen, dass sie dieses Gespräch im Auto führten, weil er sich Mateo dabei nicht wirklich zuwenden konnte.
„Ich wollte das auf keinen Fall klein machen. Und ich wollte dir auch nicht, dass Gefühl geben, dass es mir nicht wichtig ist. Das stimmt nämlich nicht.“
Anscheinend waren sie heute wirklich nicht auf derselben kommunikativen Wellenlänge.
Er fühlte sich mies bei dem Gedanken, dass er Mateo mit seiner Reaktion hängen lassen hatte, auch wenn keine böse Absicht dahintergesteckt hatte.

„Naja unmöglich ist es sicher nicht. Und du hast schon recht damit, dass wir Neuerwachten recht schnell zueinander gefunden haben ohne uns zu suchen. Ich weiß nicht… man kann sowas doch sicher irgendwie sehen… fühlen… keine Ahnung. Also bestimmt gibt’s doch Wege herauszufinden ob jemand anderes ein Magus ist ohne ihn direkt zu fragen und dabei verrückt auszusehen.“
So ganz abwegig waren Mateos Gedanken nicht. Es musste schon mehr als Zufall sein, dass Press. Mateo und er sich auf diesem riesigen Campus zu schnell begegnet waren.

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