Home of the FUN (H.-H., Mateo)

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Mateo
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateos Gedanken klärten sich langsam. Die Reflexe, die ihn eben noch gelenkt hatten, wichen einer wachsenden Klarheit.

Er spürte, dass mehr im Raum war als das, was man sehen konnte. Etwas vibrierte unter der Oberfläche, wie ein Ton, der nicht für das Ohr bestimmt war.

Sein Blick wanderte kurz zu Herrn Skolem. Und blieb an dessen Hosentasche hängen.

Etwas dort… klang nach. Trug denselben Ton, dieselbe Form der Dissonanz, die von dem Wesen ausgegangen war.

Doch Mateo verweilte nicht. Er ließ den Blick zurück zur Puppe gleiten.

Seine Hand ging an die Kehle, die sich unter dem unsichtbaren Griff spannte, als sie in den Darth-Vader-Modus wechselte.

Seine Stimme war gepresst, aber sie drang durch die Enge hindurch.

„Ich… bin Mateo.“

Ein Atemzug, ein Ringen um Worte.

„Ich will dir nichts tun. Es tut mir leid, dass ich zugeschlagen habe. Es war nicht so gemeint… es waren meine Reflexe.“

Er sah sie an, nicht als Gegner, sondern als jemand, der sich in einem Schmerz verfangen hatte, der älter war als dieser Moment.

„Warum… bist du so traurig?“

Die Worte kamen langsam, aber mit ehrlicher Sorge.

„Gibt es etwas, das du noch tun mußt? Etwas, das dich hält? Vielleicht… kann ich helfen.“

Und in diesem Moment war Mateo nicht Kämpfer, nicht Student, sondern jemand der einfach mit offenem Herzen da war. Und mit der Hoffnung, dass selbst im Zwielicht noch Erlösung möglich war.

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H.-H. Skolem
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von H.-H. Skolem »

Tatsächlich entspannt sich der Griff um Mateos Kehle in dem Moment, als er seinen Namen nennt, sich auf das Mädchen vor ihm einlässt. Die unsichtbaren Finger lassen gar vollständig von ihm ab, als er das Gespräch sucht. Ihre Stimme ist jedoch nach wie vor kälter als ein wintersturm, und immer noch klingen die Laute zischend nach:

"Mateeeeeoooo. Fasssst, wie mein Bruuuudeeer. Doch sooooo viel reiner." Sie streckt ihre Hand aus, legt sie auf Mateos Brust, auf sein Herz und Mateo spürt einen Schmerz, wie er ihn nie zuvor erlebt hat. Keine körperliche Qual kommt diesem Nahe, fast zerreißt es dafür aber sein eigenes Herz unter dieser Berührung.

Derweil schauen Leopold und Skolem ihm und dem Mädchen zu, mehr ihm als ihr, als wollten sie aufmunternd sagen "Nur zu, du schaffst das". Und fast schon ironisch ist es, dass die beiden wieder mal ein Glas gefunden haben (wahrscheinlich genau jenes, welches hier noch stehen blieb) und miteinander anstoßen.

Derweil rauschen Bilder durch Mateos Gedanken, Bilder des Mädchens vor ihm, als dieses noch lebte. Doch diese sind zu düster, um auch nur darüber zu sprechen ...

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Mateo
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo stöhnte auf. Der Schmerz war nicht körperlich, aber er durchbohrte ihn wie Dornen, die in jede Faser seines Körpers eindrangen. Seine Augen schlossen sich für einen Moment, und in der Dunkelheit seines Inneren formte sich ein Stoßgebet.

Oh süßer Schmerz… Herr Jesu Christi, so wie die Dornen deiner Krone uns die Hoffnung der Erlösung im Schmerz geben, gib mir die Kraft zu bestehen und zu helfen. Amen.

Die Bilder, die durch seinen Geist flogen, waren zu düster, zu zersplittert, um sie zu fassen. Und das was er fassen konnte zu schrecklich, um sich zu erinnern.

Doch sie ließen ihn mit aufgerissenen Augen dastehen, eine einzelne Träne rann über seine Wange, als wäre sie das Echo eines Lebens, das nie ganz gelebt werden durfte.

Er sah sie an. Nicht als Puppe. Nicht als Geist. Sondern als Mädchen. Als Schwester.

Seine Stimme war rau, aber getragen von Mitgefühl.

„Hat dein Bruder dir das angetan?“

Ein Atemzug. Ein Zittern.

„Wie heißt er?“

Er spürte, wie die Kälte in ihm nachließ, nicht weil sie verschwand, sondern weil sie sich wandeln wollte.

„Was hält dich hier?“

Die Worte kamen langsam, wie Schritte auf gefrorenem Boden.

„Ist es Rache… oder Vergebung?“

Mateo ließ die Hände offen, sein Herz weit, und wartete.

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H.-H. Skolem
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von H.-H. Skolem »

"Matthew" erklingt es nur zerrissen in Mateos Gedanken. Und er kannte bereits die Antwort auf seine Frage. Da war er, ihr eigener Bruder, seine Freunde, seine Kumpanen, es waren viele. Und er sah sogar aus dem Augenwinkel, wie er sich Geld von ihnen einsteckte ...

Von weit entfernt hört Mateo die Stimme Skolems: "Manchmal ist es weder Rache noch Vergebung, die die Toten suchen. Manchmal ist es einfach nur eine unendliche Leere, eine nie gefühlte, nie gekannte Liebe."

Daraufhin mischt sich Leopold ein: "Und wer von uns könnte eine solche Lücke füllen, die nicht einmal die eigenen Eltern imstande waren, zu besetzen?"

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Mateo
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo hörte die Stimmen von Skolem und Leopold, doch sie waren nur wie ferne Glocken, dumpf und verschwommen am Rand seiner Wahrnehmung.

Seine volle Aufmerksamkeit lag bei dem Mädchen. Bei dem Wesen, das einst Kind war, und nun nur noch Schmerz in sich trug. Schmerzen, die er weiterhin in jeder Faser seiner Körpers spürte, in seinem Herzen und in seiner Seele. Eine weitere Träne rann über seine Wange, diesmal auf der anderen Seite. Es war Mitgefühl. Aus der tiefen Trauer darüber, dass so viel verloren gegangen war. So viel was nie erlebt werden würde.

Langsam, achtsam, machte Mateo einen Schritt vor. Er hob die Arme, nicht als Schutz, nicht als Abwehr – sondern als Einladung. Und er nahm sie in die Arme. Zögerlich zuerst, wollte sie nicht überfahren, dann fester. So wie man jemanden hält, der lange nicht mehr gehalten wurde.

„Wie ist dein Name?“
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

In seinem Inneren war es still. Und in dieser Stille war Platz für sie. Für ihre Geschichte. Für ihren Schmerz. Er spürte die Bilder, die durch ihn flossen. Matthew. Der Bruder. Die Freunde. Das Geld. Die Leere. Der Schmerz, der versuchte die Leere zu füllen und es niemals tun würde.

Und er hielt sie. Nicht als Retter. Nicht als Richter. Sondern als jemand, der einfach da war.

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H.-H. Skolem
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von H.-H. Skolem »

Und entgegen aller Erwartung erwidert das Mädchen die Umarmung Mateos. Schlingt die eigenen Arme um ihn, drückt ihn an sich, fest und fester. Er kann ein Schluchzen, ein Weinen und Greinen hören, fühlt ein Zittern und Beben in dem zierlichen Körper.

"Ich ... ich bin ... ich heiße ... Georgia", haucht das Mädchen in sein Ohr - und das erste Mal erscheint ihre Stimme nicht verzerrt, zum ersten Mal spricht sie ohne die Vokale zu dehnen oder Zischlaute von sich zu geben.

Und Mateo spürt, wie sein Mitgefühl, wie seine Trauer und Empathie dem jungen Mädchen etwas Halt und Kraft geben. Es ist fast, nein, es ist genau so, als saugt sie jedes Wohlwollen ihr gegenüber auf.
Anfangs fühlt sich das noch gut an, anfangs glaubt Mateo noch, ihr dadurch helfen zu können. Doch sie wird fordernder, saugt, trinkt seine mitleidenden Emotionen wie der trockene Wüstensand ein Glas Wasser.

Es scheint ihr nicht zu genügen - und Mateo spürt, wie sie sich tief in seine Emotionen gräbt. Bilder erscheinen in seinen Gedanken - seine eltern, seine Geschwister, Freunde. Jeder Mensch, dem er liebevoll gegenübersteht, zieht vor seinem inneren Auge vorbei....

... und beginnt ganz langsam zu verblassen. Mit jeder Sekunde, die sich die beiden in den Armen halten, saugt das Mädchen alle Liebe aus Mateo heraus, die sie finden kann.

Dabei weiß Mateo: sie macht das nicht einmal aus böser Absicht. Die Leere in ihr ist einfach nur viel zu groß. Wie ein schwarzes Loch Materie anzieht, so zieht diese Leere seine liebevollen Emotionen aus ihm heraus.

Und mit einem Mal versteht Mateo, was Skolem und Leopold meinten: nichts auf dieser Welt kann ihren Hunger nach Liebe stillen. Es ist bestenfalls ein Tropfen auf einen heißen Stein, was er ihr geben kann. Und es wird nie genügen ...

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Mateo
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo spürte, wie seine Knie weich wurden. Nicht vor Angst, sondern vor der Erkenntnis, dass selbst das tiefste Mitgefühl manchmal nicht reicht.

Langsam, mit einem leisen Atemzug, löste Mateo die Umarmung. Nicht grob, nicht abweisend – sondern mit der Zärtlichkeit eines Bruders, der weiß, dass er nicht bleiben kann. Er ging einen halben Schritt zurück, kniete sich auf ein Bein, sodass er auf Augenhöhe mit ihr war. Sein Blick war weich,
aber klar.

„Georgia…“
Er sprach ihren Namen aus, als wäre er ein Gebet.

„Das ist ein schöner Name.“

Er legte eine Hand auf sein Herz, spürte, wie es noch immer schlug – wenn auch ein wenig leerer.

„Ich muss noch etwas erledigen. Aber wenn du willst… komme ich wieder.“

Ein Versprechen, leise gesprochen, aber mit dem Gewicht von Wahrheit. Er hielt ihrem Blick stand, ließ sie sehen, dass er sie nicht fürchtete. Dass er sie sah. Und dass er sie nicht vergessen würde.

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H.-H. Skolem
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von H.-H. Skolem »

"Versprichst du es mir?", fragt das Mädchen zitternd vor ihm. "Schwör es. Bitte." Ihre Stimme ist flüsternd, fast lautlos, gebrochen. In ihr liegt eine fragende Gewissheit, eine ewige Sehnsucht und ein herzerweichendes Flehen.

Leopold und Skolem schauen sich an, nicht sicher, ob sie dem, was gerade geschieht, Einhalt gebieten sollen. Doch beide wissen, dass Mateo erwachsen ist, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Und sie nicken sich schweigend zu, sagen nichts, warten ab, wie der junge Mann reagieren wird.

Und wahrhaftig ist es Mateo an dieser Stelle, hier und jetzt, völlig bewusst: ein Versprechen ist ohnehin etwas Heiliges, ein Schwur etwas Edles. Doch er spürt noch mehr: nicht nur Moral und Überzeugung werden ihn an dieses Versprechen binden. Mit diesem Schwur wird er ein Stück seines Selbst mit diesem Mädchen untrennbar verbinden.

Traurig schaut Georgia Mateo an, blickt direkt in seine Augen. Für einen kleinen Moment schimmert etwas in ihnen - ist es Hoffnung? Oder doch nur die Reflektion des Lichtes in der Träne, die nun ihre Wange herunterrinnt.

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Mateo
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo nickte. Langsam. Mit einer Ruhe, die nicht gespielt war, sondern aus ihm kam.

„Ja“, sagte er leise. „Ich verspreche es.“

Er hob die Hand, legte sie sanft an Georgias Wange. Seine Finger waren warm, lebendig, und der Daumen strich behutsam die Träne fort, die sich ihren Weg gebahnt hatte.

„Ich schwöre, dass ich wiederkomme.“

Sein Blick hielt den ihren, ließ keinen Zweifel zu. Nicht an seiner Aufrichtigkeit, nicht an seiner Entschlossenheit.

Dann schenkte er ihr ein Lächeln. Kein großes, strahlendes – sondern ein kleines, aufmunterndes, das sagte: Du bist nicht vergessen. Du bist nicht allein.

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H.-H. Skolem
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Re: Home of the FUN (H.-H., Mateo)

Beitrag von H.-H. Skolem »

Und ihre Haut war so kalt, fast schon eisig und es kann einen Wunder nehmen, dass ihre Tränen nicht direkt gefrieren. Georgia blinzelt, versucht Mateo ebenfalls ein kleines Lächeln zu schenken. Lautlos formen ihre Lippen ein "Danke".

Und ein feiner, silberner Faden, zart und filigran, bricht aus ihrer Brust hervor, direkt über dem Herzen und bahnt sich seinen Weg zu Mateo, ebenfalls in Richtung seines Herzens. Zentimeter für Zentimeter arbeitet er sich vor, bis er ihn schließlich erreicht.

Doch seltsamerweise macht ihm das keine Angst, das genaue Gegenteil ist der Fall und so fühlt Mateo eine tiefe Verbundenheit zu dem Mädchen, das ihn immer noch ungläubig, doch hoffnungsvoll anschaut.

Derweil schauen sich Leopold und Skolem an und tuscheln miteinander. Mateo kann nur einzelne Fetzen des Gesprächs aufschnappen, hört worte wie "Anker" und "mutig" aber auch "wirklich gut" und "reines Herz".

Nachdem die Verbindung endgültig aufgebaut ist, löst sich der Silberfaden in feinen, silbernen Nebel auf. Georgias Gesichtszüge werden daraufhin wieder starrer, wandeln sich zurück von Fleisch zu Porzellan. Die letzten worte, die sie noch haucht, lauten "bis bald, Mateo". Dann liegt wieder "nur" eine Puppe auf der Liege aus chirurgischem Stahl.

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