Coffee To Go [Liam, Madison]

[Liam Carpenter]

Mittlerweile hatten Maddie und er eine Routine etabliert bei der sie sich regelmäßig trafen. Donnerstags morgen um sechs gingen sie gemeinsam Joggen und häufig genug sah Liam im Café vorbei um sich einen Kaffee To-Go mitzunehmen und kurz Hallo zu sagen. Nachdem sich sein Freundes- und Bekanntenkreis bedingt durch seine lange Abwesenheit doch deutlich verkleinert hatte und aktuell hauptsächlich aus seiner Familie, seinem Mitbewohner und ein paar Kommilitonen bestand tat es gut neuen Kontakte zu knüpfen.
Er zog die Tür auf begrüßte zuerst den orange getigerten Kater der sich genüsslich in einem Fleck Sonne zusammengrollt hatte.

„Hallo Mister Houdin!“
Dann schlängelte er sich durch die Tische zum Tresen zu Maddie hinüber.
„Hi Maddie. Ich dachte ich komme kurz vorbei und hole die Zettel fürs schwarze Brett ab.“
Da sie nach einer Aushilfe suchte hatte er ihr angeboten ihren Aushang ans schwarze Brett der Uni anzuheften. Solche Jobs waren immer interessant für Studenten die sich ihren Unterhalt aufbessern wollten... oder mussten.

[Madison Reid]

"Hallo Liam!" Maddy schenkte ihm ein breites Lächeln, während sie vermutlich gerade dabei war eine Bestellung zuzubereiten. "Setz Dich doch kurz!" und sie nickte geschäftig zu einem der Barhocker hinüber. Kurz darauf nahm sie das volle Tablett und brachte es zu einem der Tische.

Nicht viel später war Maddy wieder hinter der Theke und nur einen Moment danach stellte sie, wie selbstverständlich, eine Tasse Kaffee vor Liam auf der Theke ab. "Möchtest Du noch etwas Gebäck oder ein Brötchen?" Während sie auf seine Antwort wartete, nahm sie einen Zettel mit Abreißstreifen vom Regal hinter sich und legte ihn neben Liam ab. "Danke, dass Du das für mich machst! Harper hat auch schon einen mitgenommen. Ich brauche wirklich dringend jemanden!" sagte sie und lächelte schief.

[Liam Carpenter]

Liams Lächeln erhellte sich um eine Nuance als sie eine dampfende Tasse Kaffee vor ihm abstellte. Er hatte einen Vorlesungsmarathon hinter sich und konnte das jetzt gut gebrauchen.
„Also wenn du schon so fragst…“
Es war schwer Maddys Gebäck zu widerstehen. Irgendwie ging er fast nie ohne wenigstens einen Keks oder ein kleines Törtchen mitzunehmen. Sein neuestes guilty pleasure.
Er nahm die Zettel an sich und verstaute sie in seiner Umhängetasche bevor er sie zurück zwischen Hocker und Theke schob.
„Das mache ich gern. Ich lauf da ja sowieso täglich dran vorbei.“
Er nippte an seiner Tasse und das Lächeln auf seinem Gesicht wurde von einem nachdenklichen Ausdruck abgelöst.
„Ich würde dich gerne was fragen. Hast du dich schon für eine Tradition oder einen Mentor entschieden? Und wenn ja, wie bist du zu der Entscheidung gekommen?“

[Madison Reid]

Bei Liams Frage stellte Maddy einen kleinen Teller vor ihm ab. Darauf lag eine mit Zuckerguss verzierte Mohnschnecke. Dannn legte sie eine Gabel und eine Serviette daneben - ebenfalls wie selbstverständlich.

Sie stützte Ihre Ellenbogen auf der Theke ab und legte das Kinn in die Hände. Ein Seufzen entfuhr ihr. Sie schaute kurz durch das große Fenster auf die Straße hinaus und dann wieder zu Liam. Ihr Lächeln wurde ein bisschen schiefer und sie legte passend dazu den Kopf in ihren Händen ebenfalls leicht schief. "Also die Traditionen." Wieder seufzte sie gedankenschwer. "Ich weiß nicht. Irgendwie frage ich mich, ob das Erbe von Aunty vielleicht doch an die falsche Person ging. Mein Avatar hat sich noch immer nicht gezeigt und das was Jasmin mir über die Traditionen gesagt hat, das fühle ich nicht. Vielleicht bin ich keine richtige Maga. Aber in einer Sache gebe ich ihr Recht! Der Kampf kann nicht alleine ausgefochten werden. Wir brauchen Verbündete! ..... Aber nein! Ich habe mich noch nicht entschieden."

In Gedanken nahm sie Liams leere Kaffeetasse und brühte ihm einen Frischen auf. Als sie ihn zurückstellte, sagte sie: "Ich habe in einem Tagebuch einige Hinweise auf die Traditionen gefunden, aber die Informationen entlocken sich nur Häppchenweise." Etwas leiser fügte sie hinzu. "Es ist sehr verzweifelnd. Wie soll ich etwas suchen, von dem ich nicht weiß, dass es das gibt? Es geht alles nur mühsam voran." Maddy wirkte tatsächlich frustriert auf Liam.

[Liam Carpenter]

Liams Augen leuchteten auf als er die Mohnschnecke sah.
„Die sieht fantastisch aus Maddy.“

Doch er wurde fast augenblicklich wieder ernst.
„Ich denke, das ist gar nicht so selten. Es hat fast ein Jahr gedauert bis ich das erste Mal mit Lontra gesprochen habe. Mach dir deswegen keine Sorgen.“
Anastasia hatte etwas ähnliches über sich gesagt. Es schien also nicht völlig außerhalb der Norm zu sein, dass Zeit verging bis man seinem Avatar das erste Mal begegnete.

Er seufzte leise und zupfte die Mohnschnecke dann mit den Fingern auseinander. Ja, er hatte die Gabel gesehen. Aber manche Dinge schmeckten irgendwie besser, wenn man die Erwachsenen-Manieren einfach mal beiseite ließ.
„Es ist wie puzzeln oder? Nur das man die einzelnen Teile vorher erst ausgraben muss.“
Er hatte selbst immer noch so viel mehr Fragen als Antworten.
„Ich versteh aber was du meinst. Ich kann mir keinen dieser Leute als einen Mentor, eine Vertrauensperson, vorstellen. Ich meine… John ist jetzt fast ein Jahr tot und niemand hat etwas getan. Man hat alles einfach kollektiv unter den Teppich gekehrt und versucht es zu vergessen.“
Er schüttelte den Kopf. Es klang ernüchtert. Enttäuscht.
„Ich schätze ich werde im Selbststudium lernen müssen mich nicht selbst aus der Realität zu löschen.“

[Madison Reid]

"JOHN IST WAS?" Blankes Entsetzen stand auf Maddys Gesicht geschrieben. Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder gefangen hatte. Nachdem einige Gäste nach ihrem Ausruf erschrocken zu ihnen nach vorne gesehen haben, sprach Maddy nun etwas leiser weiter. „Aber wieso? Das geht nicht! Ich muss ihn doch so vieles Fragen!“ Verzweiflung löste das Entsetzen ab. Dann holte Maddy das Tagebuch hervor und schlug die Seite mit Aunty´s Brief auf, hielt es Liam vor die Nase und tippte mit dem Finger auf die Zeile, in der Johns Name und seine Telefonnummer geschrieben stand. „Ich soll mich an ihn wenden, wenn ich Fragen habe! Und ich habe Fragen! Ich habe sehr viele Fragen. .... .... .... .... .... Aber das erklärt auch, warum das Handy immer ausgeschaltet ist, wenn ich versuche anzurufen.“ Dann schnappte das Tagebuch blitzschnell vor Liams Nase zu. Maddy lehnte sich zu ihm hinüber und sprach leise weiter. „Wie meinst Du das, man hat alles einfach unter den Tisch gekehrt? Meinst Du, da ist eine Verschwörung im Gange?“ Langsam verließ die Verzweiflung Maddys Gesicht und Bedauern trat an dessen Stelle. "Wie traurig!" fügte sie noch sehr leise hinzu.

[Liam Carpenter]

Irgendwie war Liam davon ausgegangen, dass Maddy über die Situation bescheid wusste. Bisher schien jeder mit dem er gesprochen hatte im Bilde darüber zu sein. Hätte er geahnt, dass sie nicht von Johns Tod wusste und es sie offenbar betraf, dann hätte er ihr davon nicht in einem Nebensatz erzählt.
Sein Blick überflog kurz das Papier das vor ihm lag, kam jedoch kaum bis zum Ende des Satzes als sie das Buch bereits wieder zuschlug.
„Entschuldige Maddy ich wusste nicht, dass du davon nichts weißt. Ich hätte das sonst nicht so nebenbei fallen gelassen. Hast du… hast du ihn gekannt?“

Er war sich nicht sicher was er aus ihrer Reaktion diesbezüglich schließen sollte. Offenbar standen sie sich nicht sehr nahe. Sonst hätte sie vermutlich bereits davon erfahren. Auch er hatte die Stimme mittlerweile gesenkt.
„Verschwörung ist nicht das richtige Wort, denke ich. Ich glaube nicht, dass es irgendeine bewusste Absprache dazu gegeben hat. Es scheint einfach… naja nicht wichtig genug für viele zu sein. Zumindest scheint sich niemand außer den Neuerwachten darum zu bemühen herauszufinden was passiert ist. Vielleicht haben auch andere einzelne Magi sich damit befasst, aber für eine gemeinsame Untersuchung hat es jedenfalls nicht gereicht. Keine Ahnung.“

Er starrte einen Moment betrübt in seine Kaffeetasse, bevor sich ein Gedanke seinen Weg durch seine Frustration bahnte. Er hob den Kopf und sah Maddy an.
„Sag mal... die Tagebücher. Meinst du deine Tante hat darüber geschrieben? Über das Konklave und den Mord an John? Oder vielleicht über das was dazu geführt hat?“
Über den Mord selbst vermutlich nicht. Sonst hätte sie Maddy die Nummer nicht hinterlassen. Aber vielleicht über den Konflikt mit den Garou der dem ganzen vorangegangen war.

[Madison Reid]

"Nein!" Die Milchdüse unterbrach Maddys Worte. "Nein, ich habe ihn nicht gekannt. Aber Aunty wollte, dass ich ihn kennenlerne. Sonst hätte sie mir seinen Namen und seine Nummer nicht ins Tagebuch geschrieben." Sie beendete die Zubereitung der Getränke und brachte sie zu einem der Tische und ließ Liam mit seinen Gedanken kurz alleine. Als sie zurückkam, setzte sie sich mit einer Tasse in der Hand auf den Barhocker neben ihm. Maddy trank ein paar kleine Schlucke, setzte die Tasse ab und sah Liam einen Moment an. Ihre Stirn zog sich nachdenkend zusammen. "Hmm.... wenn Aunty mir den Brief hinterlassen hat, John aber nicht mehr lebt, dann vermute ich, dass sie es nicht wusste." Wieder nahm sie sich eine Pause zum Nachdenken.
Plötzlich drehte sie sich zu Liam um, legte ihm die Hand auf den Unterarm und beugte sich etwas zu ihm. Ihre Stimme war wieder leise, so dass nur er sie hören konnte. "Wie viel weißt Du über die magische Welt? Ist es möglich Kontakt mit toten Seelen aufzunehmen? Vielleicht hat sie doch etwas gewusst und konnte es mir nur nicht direkt mitteilen! oder sie wollte, dass ich es selbst herausfinde." Maddys Augen nahmen einen mystischen Glanz an und sie lächelte breit. Schnell griff sie hinter die Theke und nahm ihr Tagebuch hervor. Entschlossenheit zeigte sich auf ihrem Gesicht. "Sag mir alles was Du weißt! Ich helfe Dir! Und wenn es möglich ist, mit ihm Kontakt aufzunehmen, dann finden wir es zusammen heraus und dann hilft er uns vielleicht auch!"

[Liam Carpenter]

Liam widmete sich derweil seiner Zimtschnecke, während Maddy die Gäste bediente. Es überraschte ihn selbst ein bisschen wie sehr Johns Tod ihn bedrückte. Dabei hatten sie sich nicht einmal persönlich gekannt. Aber auf irgendeine Art und Weise, die er nicht recht benennen konnte, fühlte er sich dem anderen Duwamish verbunden. Vielleicht weil Sterben und Erwachen in diesem Fall so dicht beieinander lagen. Weil er sich insgeheim fragte, ob er überhaupt erwacht wäre, wenn John noch leben würde.

Was Maddy vorschlug war ein guter Gedanke.
„Ich weiß vermutlich nicht viel mehr als du. Mein Erwachen ist zwar schon fast ein Jahr her, aber mir war lange nicht klar, was in dem Moment eigentlich mit mir passiert ist. Am besten gehst du davon aus, dass ich Garnichts weiß. Wir sollten diese Fragen also jemandem mit mehr Erfahrung stellen. Lass mich dir erstmal erzählen, was ich bisher über Johns Tod weiß.“
Er nippte an seiner Tasse und nahm sich dabei einen Moment Zeit die Puzzleteile, die er gesammelt hatte, so zu ordnen das sie ihnen würde folgen können.

„Es gibt rund um Seattle irgendeine Art von Kraftknoten. Sie liegen in Garou, also Werwolfgebiet und sind für uns nicht, oder nur unter bestimmten Bedingungen, zugänglich. Jedenfalls hat eine Maga namens Yubilee, die zur Tradition der Euthanatoi gehört, Kraft von einem dieser Knoten gestohlen. John hat daraufhin wohl versucht zwischen den Magi und den Garou zu vermitteln. Das Verhältnis ist… angespannt ist fast ein bisschen zu freundlich formuliert. Es ist auf jeden Fall schwierig im Moment.“
Wie er bereits aus eigener Anschauung gelernt hatte.
„Ich bin mir nicht ganz sicher, wie genau es zu der Entscheidung gekommen ist, dass über die Konsequenzen aus diesem Vorfall ein magisches Duell zwischen Yubilee und John entscheiden sollte. Ich kriege immer nur bruchstückhafte Informationen von den Leuten, die dabei waren. Jedenfalls hat dieses Duell stattgefunden und John hat es gewonnen. Es war bereits beendet, aber John starb wohl direkt im Anschluss. Johns Schwester griff daraufhin die versammelten Magi an. Sie gehört zu den Garou und hat ein ziemliches Chaos unter den Teilnehmern verursacht das Yubilee zur Flucht genutzt hat. Seitdem hat man nichts mehr von ihr gehört.“
Er lächelte entschuldigend.
„Ich weiß das klingt ziemlich wirr. Das ist es für mich im Moment auch noch.“

[Madison Reid]

Gespannt lauschte Maddy Liams Worten und wartete bis er geendet hatte. "Wow, das klingt eher wie nach einem Actionfilm um das Überleben der Welt....... Hmm....... das mit den Kraftknoten triggert mich ehrlich gesagt ziemlich. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe ein surrendes Gefühl in mir, dass das für mich wichtige Informationen sind. Vermutlich welche, die ich ebenfalls ergründen soll." Sie lächelte. "Aber zurück zu John. Kannst Du Dir in irgendeiner Art erklären, warum John sterben musste? Also was es damit auf sich hatte? Irgendwie klingt das auf den ersten Blick für mich, als wäre diese Yubilee ein wenig zickig." Maddy kicherte. "Wir sollten definitiv jemanden finden, der bereit ist uns darüber mehr zu erzählen." Wieder zog sich ihre Stirn zum denken leicht kraus. "Kennst Du jemanden, mit dem wir noch nicht gesprochen haben? ..... hmm.... vielleicht wäre es auch hilfreich an den Ort zu gehen, wo all das passiert ist. Was meinst Du?"