Pizza,Cardio - aber trotzdem zu spät (Hifumi,Press)

[Presston Caldwell]

Wow - jetzt legte sie aber los.
Warum sollte man denn überhaupt entkommen wollen.
Simulation hin oder her, aber im Großen und Ganzen lebte es sich hier ja ganz gut.

Dann allerdings legte sie richtig los.
Klang wie einer von diesen Evangelisten, nur halt mit nem fernöstlichen Spin.

"Ja , Zombies und Todesengel gibts nicht nur im Film.
Hört man ja immer wieder“

Naja wenn man ehrlich war, hörte man das nur von Irren und Magiern.
Aber da er letztens selbst ein solches Vieh gesichtet hatte, war es nicht mal gelogen.

“Ich nehm an, sie kennen sich damit aus.“

[Hifumi]

Oh, großartig, ein fetter amerikanischer Nerd der zu viele unserer Zeichentrickfilme über Untote geschaut hatte.

Die meisten jungen Frauen hätten sich an diesem Punkt schaudernd abgewandt, aber Hifumi blieb dran. Zog, wo der Haken sich verfangen hatte. Die Missionsarbeit hier in Nordamerika war immer schwierig, sie musste nehmen was sie kriegen konnte.

"Die meisten Leute interessieren sich mehr dafür, wie Nichirens Lehren ihnen hier in der dreifachen Welt Glück, Wohlstand und Prosperität verschaffen können. Weniger für die jenseitigen Sphären oberhalb und unterhalb von uns."

Und mit 'die meisten Leute' meinte sie das halbe Dutzend Leute über das ganze Jahr, die nicht sofort reißaus nahmen und von denen vielleicht ein bis zwei hängen blieben nach ihrer ersten Konfrontation mit dem Sektenalltag, aber das musste sie Press nicht auf die Nase binden.

"Aber ja, ich bin eine Absolventin der Risshō-Universität, eine der ältesten Hochschulen Japans, und habe mich dabei auch ausführlich mit buddhistischer Kosmologie beschäftigt. Wenn Sie sich für die jenseitigen Sphären interessieren - auch dafür bin ich eine kompetente Ansprechpartnerin."

[Presston Caldwell]

„Oh.“ Er lächelte ein wenig irritiert.

„Ich hätte darauf gewettet, dass Sie mich jetzt für verrückt erklären.“

Er dachte kurz nach. Vielleicht war er es selbst – oder sie war einfach gut ausgebildet.
Einem Wahn direkt zu widersprechen, war schließlich selten eine gute Idee.

„Das finde ich ausgesprochen mutig von Ihnen, dass Sie zu Ihren Überzeugungen stehen“, entgegnete er – wider alle Regeln der Psychoanalyse.

Er zuckte mit den Schultern.

„Mit buddhistischer Kosmologie kenne ich mich allerdings überhaupt nicht aus.“

[Hifumi]

Hifumi schüttelte den Kopf.

"Ich habe keinen Grund, sie für verrückt zu erklären. Hungrige Tote sind ein ganz realer Teil unserer dreifachen Welt, genauso wie Mensch und Tier.

Devas kann man aber nicht als Todesengel begreifen.
Das wäre eher eine treffende Beschreibung für die Asura, die Titanen die die Höllen unter uns beherrschen, oder die Rakshasa, die menschenfressenden Dämonen der Höllen."

Lächelnd fügte sie hinzu:

"Aber keine Sorge, es besteht keine Gefahr in diesem Leben in der dreifachen Welt auf ein solches Scheusal zu treffen. Es sei denn, sie würden an Magie glauben."

[Presston Caldwell]

„Hmm …“ antwortete er.

„Was macht sie da so sicher ?“

Es schien als hätte sie einen Punkt gemacht.
Ihr Gesprächspartner schien von dem Thema, seltsam bewegt.

"Weiß nicht ob Magie, das richtige Wort ist.
Aber ich denke, es gibt Aspekte der Realität, die wir nicht oder verfälscht wahrnehmen.“

Er suchte nach den richtigen Worten.

"Gänse, spüren zum Beispiel das Magnetfeld der Erde.
Bienen unterscheiden die Polarisation des Lichtes.“

Seine Schultern zuckten.

"Wie können wir da erwarten, alles zu wissen und zu erkennen.“

[Hifumi]

"Ich habe mit eigenen Augen Dinge gesehen, die die meisten Menschen abstreiten würden.

Hengeyokai, die die Grenze zwischen Mensch und Tier verwischen. Die Macht von sich anhäufendem schlechtem Karma, wie sie eine ganze Stadt in einen starren Winter reißt. Die Macht von gutem Karma, und wie es unsere temporären sterblichen Hüllen von Krankheit und körperlichen Leiden befreien kann."

In Hifumis Augen funkelte es wissend.

"Sie haben recht, wenn Sie denken dass diese Welt viel mehr hergibt, als was die meisten Menschen mit ihrem oberflächlichen Blick auf die dreifache Welt wahrnehmen. Mit einem Blick auf den kleinen Ausschnitt der dreifachen Welt, den sie wahrnehmen wollen, mit Scheuklappen links und rechts von sich."

Jetzt musste sie doch wieder ihr Verkaufsspiel abziehen.

"Hier in Nichiren-Shoshu glauben wir an die menschliche Revolution, dass jeder Mensch mehr aus sich machen kann, dass jedem der Pfad zur Erleuchtung offensteht, wenn er nur seinen Geist weit genug öffnet."

[Presston Caldwell]

Hmm … Viecher die die Grenze zwischen Tier und Mensch verwischten, waren vermutlich nicht das, was er suchte.
Außer sie waren ne Mischung aus, Schmetterling, Mensch und Haifisch.
Sein Mund zuckte, langsam aber sicher wurde er verrückt.

Dann aber nahm er sich zusammen, schließlich wollte er sich über Frau Takahashi nicht lustig machen.

“Ah, ähhh und wie funktioniert das mit der Erleuchtung?“

Fragte er nicht gerade erleuchtet.

[Hifumi]

Hifumi lächelte.

"In Nichiren Shoshu glauben wir nicht an eine externe Macht, der man sich unterwerfen muss. Es gibt nur das Gesetz, das über allen Wesen steht.

Der Pfad zur Erleuchtung beginnt mit dem einzelnen Menschen selbst, indem er mit dem Gesetz im Einklang lebt, sich selbst verfeinert und andere dazu anleitet, sich ebenfalls zu verfeinern. Bessere Männer, bessere Frauen, bessere Menschen zu werden. Das ist die menschliche Revolution!"

Sie wies mit beiden Armen auf die anderen jungen Frauen hinter sich.

"Viele junge Amerikanerinnen die zu uns kamen waren orientierungslos, unzufrieden, enttäuscht von ihrer einheimischen Religion und deren Führern, aber hatten doch Bedarf an einem tieferen Sinn im Leben, nach einer Spiritualität die dieses Loch in ihrer Seele auffüllte, und an einer liebevollen Gemeinschaft. Bei uns haben sie all das gefunden, und sich in wenigen Monaten erkennbar weiterentwickelt - charakterlich, persönlich, beruflich, gesundheitlich und finanziell."

Keine dieser Amerikanerinnen war im Moment am Stand, und angesichts des gebrochenen Engrish war das wohl auch nicht die Nationalität der jungen Asiatinnen, die um Hifumi herumschwirrten.

[Presston Caldwell]

Ja, Sinn - das war wirklich eine gute Frage.
Was war der Sinn des Ganzen.

War es gut, nun hier und jetzt zu sitzen und zu erkennen, dass das was früher sicher gewesen war nur eine Illusion war?

Aber ob der Sinn nun wirklich darin lag sich selber immer weiter zu optimieren ?
Dem Ego zu folgen?
Presston Caldwell - der perfekte Mann.

Klang in seinen Ohren reichlich lächerlich.
Er betrachtete den Stand, Frau Takahashi, die nicht anwesenden Amerikanerinnen, warum war das eigentlich wichtig, welche Nationalität sie besaßen.

Oder ging es ihr schlicht um Menschen, die mit dem Buddhismus nicht vertraut waren.

"Hmm …“

Musste ja auch nicht jeder perfekt sein.

“Ah ... äh … Gesetz ?“

Wenn er so weiter machte musste sie ihn für nen hirnlosen Affen halten.

“Also, jetzt mal ganz persönlich, wie würde ich, denn an die Sache rangehen?

[Hifumi]

Wenn Frau Takahashi Press für einen hirnlosen Affen hielt, dann zeigte sie es nicht. Sie blieb freundlich, zuckersüß und - freundlich. Diese Art von überschäumender Freundlichkeit, wie sie nur eine Sektiererin auf Mitgliederfang ausstrahlen konnte, und die fast schon unnatürlich-creepy wirkte.

"Am besten, Sie fangen mit einem persönlichen Wunsch an. Etwas, das sie erreichen wollen. Je kleinschrittiger, um so besser.

Und dann chanten Sie das Daimoku für seine Erlangung. Das funktioniert übrigens viel besser in einer Gruppe, besonders zusammen mit so lieben Menschen wie mir und meinen Schwestern."

Ein Flyer fand seinen Weg in die Hand von Press, auf dem neben viel salbvollen Geschwurbel auch eine Facebookgruppe verlinkt und eine Wohnadresse in Tukwila angegeben war.

"Wir treffen uns jeden Sonntag vormittag ab 9 Uhr, um gemeinsam zu chanten und zu diskutieren. Und meine Schwestern bereiten auch einen wundervollen Imbiss zu. Am besten schauen Sie einmal rein und überzeugen sich selbst, wie wirkungsvoll das Chanten ist und wie gut es einem persönlich und seelisch tut."

Wieder das übetrieben strahlende Stepford-Wife-Lächeln.