Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

Etwas was dir niemals schaden würde - genau das, was ein Alp sagen würde, wenn er sich dein Vertrauen erschleichen will.

Alans Gedanken huschten wild hin und her, als er den Finger wieder von der Leinwand löste. Er spürte die Saat der Angst und des Zweifels tief in seinem Herzen - und doch umhüllte ihn dieses seltsame Gefühl von Ruhe und Sicherheit. Und er konnte es spüren - die Sache, mit dem Splitter. Das Wesen im Bild fühlte sich nicht fremd an. Irgendwie war da eine Verbindung ... wäre da nur nicht der Verstand, der sich immer noch schwer daran tat, das alles zu verstehen.

<Was soll schon passieren?>

<Du könntest umkommen. Vielleicht wächst aus dem Bild eine böse, malerverschlingende Fresspflanze. Oder noch schlimmer - du mutierst zu einer bösen, ehemals malenden Fresspflanze.>

<What are the odds? Wenn diese verrückte Situation schlecht für dich wäre, wäre sie sicher schon eskaliert. Und unter dem Bett wartet auch ganz bestimmt kein Monster auf dich!>

<Das Opfer in Sicherheit wiegen - gängige Masche!>

<Aber eigentlich ist die kleine Gestalt doch echt nett! Und was hast du zu verlieren? Ist ja nicht so, dass du irgendeine Lücke hinterlassen würdest. Vielleicht ist dies deine Cha ...>

Das Klopfen riss Alan aus seinem inneren Dialog. <Was zur ...> "Einen Moment, bitte!" hörte er sich rufen, während er schon nach der Hose griff, die auf dem Stuhl lag. "Bin gleich da!" schnell hineingehüpft. Noch ein Shirt übergeworfen. Sich in Hektik und eingelullt von Nervosität, Zweifeln und einem vermeintlichen Drogenrausch die Kleidung anzuziehen war eine echte Herausforderung. "Habs gleich!" So. Fertig. Die ersten Schritte zur Tür waren auch schon geschafft.

Alan entriegelte das Schloss und griff zur Klinke.

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

Als Alan die Tür öffnete sah er immerhin in ein, ihm gut bekanntes, Gesicht. "Hi Alan." begrüßte ihn Carl, der ältere Afroamerikaner, war, wie beinahe immer, in recht farbenfrohe Kleidung, eine Mütze und blickte den jungen Mann etwas besorgt durch seine runde Brille an. "Oh mann. Du siehst aus, als hättest du beschissen geschlafen." meinte er. Lies den etwas verdatterten Alan aber auch einfach an der Tür stehen, als er eintrat. "Wollen wir einen Kaffee trinken?"

Das es eigentlich mitten in der Nacht war und niemand um diese Zeit wirklich ausgeschlafen war, außer er hatte einen komplett anderen Schlafrhythmus, als der Ottonormalsterbliche Arbeiter...was bei Künstlern nicht unbedingt unwahrscheinlich war. Allerdings schien zumindest Carl sich sicher gewesen zu sein, dass Alan wach war, als er geklopft hatte.
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"Du würdest schon eine Lücke hinterlassen Alan. Ich würde dich vermissen. Und andere glaube ich auch." Die Stimme war immer noch da. Und sie schien sich wirklich im Alan zu machen. Zumindest hatte er auch dieses Gefühl.

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

Alan rieb sich die Schläfen; drückte dabei mit seinen Fingern auf seinen Gehörgang, als könne er damit die Stimme ausblenden. Ein hektischer Blick zu Carl - dieser schien nichts gehört zu haben ... und wenn, dann ließ er sich nichts anmerken. Eine fröhliche Melodie pfeifend holte er sich einen Stuhl aus der gegenüberliegenden Zimmerecke, klopfte den Staub herunter <du bekommst wirklich zu selten Besuch, Alan!> und machte es sich gemütlich - so weit, wie man es sich auf einem antiquarisch anmutenden Holzstuhl ohne Polster machen konnte.

"Du ... du weißt doch, dass ich keinen Kaffee trinke, Carl" räusperte sich Alan entschuldigend. "Aber ich kann dir einen Tee anbieten!" ohne die Antwort abzuwarten stolperte Alan in die kleine Kochnische zum Wasserkocher. "Es ist ... mitten in der Nacht! Wie kann ich dir helfen? Gibt es Probleme mit der Ausstellung? Ist irgendetwas passiert?" Alans Gedanken kreisten um die neuaufkeimenden Sorgen herum - und zum ersten Mal seit er am Abend zu Bett gegangen war, dachte er einen kleinen Moment lang nicht an die seltsamen Vorkommnisse, die er immer noch nicht so recht einzuordnen wusste.

"Ich weiß, die Thematik ist sehr speziell - und ich bin dir echt dankbar, dass du mir da den Kontakt vermitteln konntest. Wenn die Ausstellung jetzt jemandem übel aufgestoßen ist, dann kann ich da sicher auch irgendwie entschärfen - ich habe noch andere Bilder im Fundus, die ...." Alan unterbrach sich selbst, als er den lächelnden Gesichtsausdruck Carls sah.

Es wirkte nicht so, als gäbe es Probleme. Ganz und gar nicht.

Alan stellte den Wasserkocher an. <Komm klar, Junge! Die Gedanken eines ängstlichen Menschen sind die verworrene Form des Rationalen. Denk rational, Alan!>

"Carl? Was willst du mir sagen?"

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

Carl zuckte mit den Schultern, als Alan den Kaffee ansprach. "Dann solltest du ihn vielleicht mal ausprobieren. Aber ich nehme auch einen Tee." Carl sah sich in dem kleinen Apartment um, während Alan sich scheinbar erneut in eine Gedankenspirale hineinsteigerte. Er steckte die Hände in seine Mateltaschen und schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Mit der Ausstellung läuft alles wie geplant. Mach dir darüber keine Sorgen. Die Leute kommen ja in die Ausstellung, weil deine Bilder sind wie sie sind. Nicht, weil sie sich...wohlfühlen wollen." Dann seufzte er. "Weißt du Alan. Ich war noch unterwegs und habe Licht bei dir gesehen...und wenn ich ehrlich bin siehst du auch nicht gerade so aus, als wäre deine Nacht so ganz ruhig verlaufen." Er lies sich auf einem der Stühle nieder. "Die Frage ist also eher. "Was willst du vielleicht mir erzählen?" er hob eine Augenbraue und lehnte sich zurück.

"Und mach dir bitte keine Ilussionen, dass ich dir nicht glauben würde. So wie du aussiehst, glaube ich dir in jedem Fall."

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

"Ich habe ihn bereits ausprobiert. Mehrfach. Wird nicht besser..." innerlich schüttelte es Alan bei dem Gedanken an die bittere Brühe.

'Dann mach doch Zucker rein. Oder Milch.' hatte Deb damals zu ihm gesagt - doch selbst wenn man das Teufelszeug in Milch ertränkte und zu einem Softdrink mit ungesund hoher Kalorienzufuhr verwandelte ... selbst dann blieb es Kaffee. Der Grundgeschmack veränderte sich nicht. Und dieser Grundgeschmack war es, der dafür sorgte, dass sich Alan die Nackenhaare aufstellten.

"Du glaubst mir also, dass ich von Aliens entführt wurde?" Teebeutel wurden in eine Tasse gegeben. "... da war dieser Lichtstrahl - und schwupps saß ich mit einer kaschmirtragenden, masochistischen Kuh und Bob Ross zusammen in einem Untersuchungsraum. Das eben noch sprudelnd kochende Wasser ergoss sich nun über die trockenen Teeblätter, welche es begierig aufnahmen und im Gegenzug einen warmen, würzigen Duft in den Raum entsandten "Während Bob dazu gezwungen wurde depressive Enten beim Amoklauf zu malen, rief die Kuh - während sie von einem Alien ausgepeitscht wurde - immer wieder 'Muh, schlag' mir die Sahne'." In unpassend neutralem Ton erzählte Alan seine Geschichte, während er zwei Tassen Tee auf den Schreibtisch stellte – eine für Carl, eine für sich. Dann zog er sich einen Stuhl heran und nahm gegenüber von Carl Platz. "Und diese Geschichte ist genau so ausgedacht wie deine, dass du zufällig hier vorbeigekommen bist und das brennende Licht gesehen hast - denn dazu hättest du auf dem Hinterhof herumlaufen müssen! Und selbst von dort aus sind die Dachfenster echt mies zu sehen." Alan zog leicht die linke Augenbraue hoch.

<Frei heraus oder defensiv? Du hast es bemerkt, Alan. In Carls Verhalten, seinen Worten und seinem Blick. Aber was, wenn du falsch liegst?> Alan seufzte. Er war müde. Es war spät und sein Verstand nicht klar genug, für die diplomatische, von "hätte-wäre-könnte" getriebene Version - deshalb entschied er sich alles auf eine Karte zu setzen:
"Ich bin zwar müde und verwirrt, aber nicht dumm, Carl. Dein letzter Satz lässt mich stutzen. Warum sollte man betonen, einem Menschen alles zu glauben, wenn man nicht bereits wüsste, welcher Irrsin einem aufgetischt werden würde? Nun ... lass uns doch frei heraus sprechen. Was weißt du darüber, Carl? Über das Erwachen?"

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

Carl nahm die Geschichte von Alan regungslos hin und schüttelte ein wenig traurig den Kopf. "Deine Frage ist die Richtige und, wenn du glaubst, dass all das was du mir eben erzählt hast nicht irgendwo in irgendeiner Realität zu irgendeinder Zeit passieren könnte..." er zuckte mit den Schultern und lies sich in einen der Sessel fallen. Er beobachtete Alan und lies ihn in Ruhe seinen Tee aufgießen, während er ein Bein über das andere schlug, sich zurück lehnte und wartete.

Erst als Alan seinen Tee in den Händen hatte fuhr er fort. "Das Erwachen. Meins war damals ziemlich traumatisch. Ich habe vor...hm...25 Jahren, oder so..knapp nach der Jahrtausendwende in jedem Fall, meine Kunst auf eine Hausfassade in Downtown gesprüht." Sein Blick verlor sich in der Ferne, in der Erinnerung. "Als die Cops mich dann erwischt hatten, bin ich weg gerannt und naja...kurz, bevor mich einer von diesen rassistischen Bastarden umtackeln konnte blieb die Zeit stehen. Also...nicht nur wie die Bullettime von Matrix...die ganze Welt hatte plötzlich angehalten und dann fängt jemand an mit dir zu sprechen...bei mir zwar erst später am nächsten Morgen...aber..." er zuckte mit den Schultern. "Ich bin beinahe ausgeflippt, als das alles passiert ist."

Kurz lies er Alan Zeit das alles etwas mehr zu verarbeiten. "Aber dann bemerkte ich das mir all das eine ganz neue Welt eröffnete. Eine erwachte Seele wie unsere, ist etwas seltenes und doch etwas wundervolles, wenn man dieses Geschenk annimmt. Die Welt wird dadurch bunter. Es ist, wie als würde jemand den Grauschleier aus einem Bild herausretouchieren. Vorhänge weggezogen werden. Die Wahrnehmung erweitert und das vollkommen ohne Drogen. Ekstatisch beinahe könnte man sagen." Die Stimme des älteren Mannes war wirklich leidenschaftlich geworden, während er davon erzählte. Beinahe als würde die Panik am Anfang irgendwann in Bewunderung und Staunen umschlagen. Zumindest bei ihm schien das so gewesen zu sein.

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