Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

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Alan Blackwell
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Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

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Heiliger Jesus Christus auf Rollerskates!

Dies war der erste Gedanke, der Alan durch den Kopf schoss.

Wieso ausgerechnet Jesus Christus? - war der zweite Gedanke.

Alan war nicht unbedingt der gläubigste Mensch auf dem Planeten. Er vertrat da eher einen streng agnostischen Ansatz: Was er sehen konnte, war real. Was er nicht sehen konnte - nun, es KÖNNTE real sein. Aber das wurde es erst in dem Moment, in dem es sich zeigte; in dem Alan es sah - bis dahin war es nur Fiktion. Das, was Alan just in diesem Moment anstarrte konnte dieser Logik folgend nur real sein - auch wenn ihm noch nicht klar war, warum.

Vorsichtig ließ er die Finger seiner linken Hand über die Leinwand streichen, die auf der Staffelei stand. Die Farbe war noch feucht und färbte Alans Fingerkuppen türkis. Erschrocken zog er die Hand zurück; betrachtete sie. Verrieb die Farbe zwischen den Fingern und bemerkte nun auch die anderen Farben an seinen Händen. Farbreste, die dort gar nicht hätten sein sollen. Farbreste, die es ihm kalt den Rücken herablaufen ließen. Seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt - ein unangenehmes Gefühl lag in der Luft. Ein Gefühl, dass er nicht greifen konnte. Angst? Überraschung? Vielleicht Verwunderung? Also auf die unangenehme Art. So wie wenn die eigene Freundin wie aus dem Nichts mit "wir müssen reden" ankommt. So, wie es seine Ex getan hatte.

Ja, je länger Alan darüber nachdachte, desto passender war dieser Vergleich - und doch dachte er überhaupt nur deshalb darüber nach, um sich nicht mit dem beschäftigen zu müssen, was seine Augen dort vor ihm sehen konnten.

Dieses Bild ...

Alan blinzelte. Verspürte den Drang, sich die Augen zu reiben - sah aber aufgrund der frischen Tinte an seinen Knöcheln davon ab.

"Spinne ich?" murmelte er sich in den Bart. "Hat mich der Frühling gehascht oder bin ich einfach überarbeitet?" - 'der Frühling gehascht'. Eine Redewendung, die seine Grandma immer dann brachte, wenn sie an ihrem Verstand (oder ihrem Ehemann; manchmal sogar an beidem) zweifelte.
Er hatte das Bild nicht gemalt. Er hatte sich am Abend ausgezogen, seine Kleidung f̶e̶i̶n̶ ̶s̶ä̶u̶b̶e̶r̶l̶i̶c̶h̶ auf den Stuhl seines Dachgeschosszimmers geschmissen und sich ins Bett gelegt. Er erinnerte sich genau daran; auch, wie er den Schriftzug an der Wand über dem Bett noch etwas fokussiert hatte, der im Licht des durch das Dachfenster hereinfallenden Mondes schwach erleuchtet war: "Licorice Chamber".

Und jetzt? Jetzt stand er in Unterwäsche vor der Staffelei - mit Farbe an den Fingern und dem Corpus Delicti in der rechten Hand: dem Pinsel, den sein Grandpa ihm geschenkt hatte. Und auf der Staffelei stand ein Bild, das er nicht gemalt hatte. Oder ... doch? Die Fakten sprachen gegen ihn - aber wie konnte das sein? Schlafwandelei? Hatte er nun ein Alter erreicht, in dem man mit so wunderlichen Dinge wie schlafwandeln anfing?

"What the fuck!" kam es über Alans Lippen, als schließlich die Erkenntnis wie zähflüssiges Öl in seinen Verstand hinein tröpfelte: Er hatte das Bild gemalt. Das Bild war real und noch immer zweifelte er an seinem Gesundheitszustand: "Bin ich verrückt geworden? Ist der Wahnsinn, der meine Malerei prägt, vollends auf mich übergesprungen?"

Dieses Bild. Es war wichtig. Alan wusste nicht weshalb, aber er konnte es spüren. Er hatte schon oft das Gefühl gehabt, das seine Bilder wichtig waren. Für die Menschen, die sie betrachteten. Aber dieses Mal war es anders. Irgendwie so, als hätte er durch das Gemälde die absolute Erkenntnis erfahren; als hätte sich eine Tür geöffnet, deren Sog ihn unaufhaltsam in ihre Richtung zog und dabei den Nebel links und rechts des Weges verdrängte; das dumpfe Gefühl des Stumpfsinns auflöste, mit dem man tagtäglich durch das Leben schritt...

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... als hätte dieses Bild ihn aus einem langen Schlaf erweckt.

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

Es fühlte sich tatsächlich so an, als hätte jemand die Farben viel kräftiger gemacht. Nicht nur auf dem Bild, sondern überall um ihn herum. Er fühlte die Farbe an seinen Händen anders, genauer...jede kleine Unebenheit in dieser Flüssigkeit, die nun langsam an seinen Händen begann zu trocknen. Auch hatte er das untrügliche Gefühl nicht mehr ganz allein zu sein. Irgendwer oder etwas war da noch. Nicht körperlich greifbar. Nicht sichtbar für ihn in diesem Moment. Aber die Präsenz war schwer abzustreiten. Es war eine Präsenz voller Licht und wirbelnder Farben. Aber auch Dunkelheit und Leere mischten sich in diese Präsenz. Ergaben einen spannenden Cocktail, wenn es so ausdrücken wollte.

"Ich finde...es ist mir gut gelungen." erklang schließlich eine weibliche Stimme. War es in seinem Kopf? Oder war die Stimme im Raum? In dem Bild? "Also...eigentlich ist es uns gut gelungen." ein schmunzelnder Ton, hatte sich in die Stimme gemischt, die sich angenehm für ihn anfühlte und aus irgendeinem Grund hatte er keine Angst, dass diese Stimme da war.

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

"...Deb?" entfuhr es Alan, welcher sich direkt, nachdem er diesen Namen ausgesprochen hatte, innerlich dafür schalt. Natürlich war es nicht Deb. Selbst wenn die Beziehung zwischen ihnen freundschaftlich auseinander gegangen - und der Rosenkrieg der letzten zwei Jahre niemals passiert - wäre ... wie wahrscheinlich wäre es, das seine Ex (zu der er jetzt seit 7 Monaten keinen Kontakt mehr hatte) mitten in der Nacht in sein Atelier (von dem sie nicht einmal weiß, wo es sich befindet) einbricht, um sich selbst zu feiern? <Passen würde es zu ihr!>

Gehetzt schaute Alan sich um. Seine Wahrnehmung kämpfte; auch wenn er die Stimme als angenehm empfand, ihn ihre Anwesenheit nicht ängstigte und sie seltsam formlos wirkte, so spürte er doch ein Äquivalent zur Angst aufkeimen - einfach, weil dort eine Stimme war, wo keine hätte sein dürfen. Ein wenig als hätte man den besten Freund verabschiedet, die Tür geschlossen und würde seine Stimme dann von drinnen hören - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit!
Die Härchen auf seinen Armen standen in Reih und Glied, als würden sie sich im Takt einer unhörbaren Marschmusik für das Schlimmste rüsten; ein adrenalingesteuerter Blitzkrieg! <Hier war niemand. Hier war nur er selbst!> Drei Schritte zur Seite - und es kam zu einer unangenehmen - ja, schmerzhaften - Bekanntschaft zwischen Zeh und Stuhl. Alan fluchte leise während er versuchte, den Schmerz herunterzuschlucken und sich nicht komplett in jenem Möbelstück zu verheddern, welches dort ungünstig im Wege stand. Wer hatte den Stuhl so blöde dorthin gestellt? <Das warst du selber, du Idiot!>
Weitere drei Schritte und einen beherzten Schlag gegen die Wand später sprang mit einem lauten "Klack!" der Trafo der Deckenlampe an. Alan hatte den Lichtschalter zielsicher getroffen und damit die Deckenbeleuchtung eingeschaltet, was dazu führte, dass einige Energiespar-Neonröhren aus ihrem Schlaf erwachten und den Raum erhellten: Grell. Fast schmerzhaft! Tanzende Lichter vor Alans Augen - waren die schon immer so grell? So bunt?. Mit dem Licht war es gewöhnlich so wie mit der Dunkelheit - man musste sich erst daran gewöhnen. Moment ... das Licht war aus gewesen? Hatte er in der Dunkelheit der Nacht gemalt? Aber hatte Alan das Bild nicht in all seinen strahlenden Farben vor sich gesehen? Wie war ... das möglich?

Die Helligkeit im Raum nahm diesem Ort jegliche Romantik - und überforderten Alans Augen. Die Konturen all der Ecken und Kanten; sie schimmerten. Doppelbilder sangen eine Kakophonie zur Melodie der Gereiztheit des Auges. Wie lange hatte er geschlafen? Die Müdigkeit bemerkte Alan erst jetzt in vollem Maße. Trotzdem fühlte er sich seltsam frei. Als würde er fliegen - obwohl er mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand. Als hätte jemand die Käseglocke entfernt, unter der er sein Leben lang gehaust hatte. Die für ihn Normalität war. Die er nie in Frage gestellt hatte. Und deren negativen Einfluss er erst jetzt zu spüren begann, wo sie verschwunden war und er frei sein konnte.

Alan ließ den Blick durch das Atelier huschen.

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Es sah alles aus, wie immer. Und es war nicht Debbie, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hier eingestiegen war. <Sah das Zimmer schon immer so aus? So klar ... so bunt ...> Es war niemand. Außer Alan war niemand hier. Hatte er sich die Stimme nur eingebildet? "Wer ist da? ... ist da überhaupt jemand?" die tanzenden Reigen vor seinen Augen waren vollends zur Ruhe gelangt; sein Blick war scharf, trotz der fortgeschrittenen Stunde. <Wie in einem Alptraum...>

Alpträume. Finstere Realitäten; gehüllt in den Schleier gedämpfter Wahrnehmung. Sie kriechen durch die Ritzen deines Bewusstseins – schleichende Schatten, geboren aus der tiefsten Schwärze deines Selbst. In der Dunkelheit hinter deinen Augen erwachen sie, formlos erst, dann plötzlich viel zu schnell viel zu klar; viel zu nah. Ihre Stimmen sind Flüstern im Nebel, gebrochene Lieder, gesungen von Zähnen, die nie zu einem Lächeln gehören wollten.
Die Luft wird schwer in deinen Träumen, als atmetest du unter schwarzem Wasser. Deine Schritte führen nirgendwohin – jeder Pfad endet im verzerrten Echo deines eigenen Schreis. Die Welt in solchen Träumen ist anders; kalt und farblos; ein Ort aus verfallenen Erinnerungen und blutrotem Licht. Fenster blicken in Abgründe. Spiegel zeigen dich – aber nicht du bist es, der zurückblickt. Und wenn du glaubst, du seist erwacht, spürst du noch immer ihre Finger an deinem Nacken, ihren Atem in deinem Ohr.

Denn Alpträume ... sie verlassen dich nicht. Sie warten nur. Geduldig. Bis du wieder schläfst.


Bereits seit Jahren wurde Alan regelmäßig von Alpträumen geplagt. Er konnte gar nicht mehr sagen, wann sie angefangen hatten. Auch eine Ursache dafür war ihm fremd. Viele dieser Träume fanden später den Weg auf seine Leinwände. Man könnte fast sagen, er sei sie gewohnt. Doch trotz dieser Gewöhnung machten sie ihm immer noch Angst - und gerade jetzt, in diesem Moment ganz besonders ... und doch ... auch wieder nicht. Er konnte es nicht erklären, nicht in Worte fassen; er hätte es malen gekonnt, doch danach stand der Sinn ihm gerade nicht. Alpträume waren das pure Böse - doch so fühlte sich das hier nicht an. Es war positiver. Irgendwie beruhigend. Alan ballte seine Hände zu Fäusten. Adrenalin. Stress. U̶n̶w̶o̶h̶l̶s̶e̶i̶n̶?̶ Ratlosigkeit.

<Auch wenn es kein Alptraum ist - es muss ein Traum sein!>. Aber seit wann war er sich seiner Träume bewusst? Alan nahm seinen Mut zusammen, sprang nach vorne und riss den Kleiderschrank auf. Nichts. Erleichterung fraß sich in seinen Verstand, doch konnte sie nichts gegen die immer noch aufgestellten Härchen tun, welche selbst die Unterwäsche die er auf der Haut trug wie einen unangenehm störenden Fremdkörper wirken ließen. Was hatte er auch erwartet? Die Präsenz, die er spürte - sie wirkte nicht wie der Boogeyman. <Luzides Träumen?> Der Drang, unters Bett zu gucken war da - doch der Drang es nicht zu tun war noch viel größer. Kindliche Prägung. Ein Alptraum, an den er sich noch zu gut erinnerte.
Der Schriftzug "Licorice Chamber" über Alans Bett - er wirkte viel plastischer als sonst. Die dunkle Farbe schien die Umgebung aufzufressen; wie ein schwarzes Loch, das alles und jeden zu sich zog um es einzulullen; in den Arm zu nehmen; wie eine Mutter ihr Kind hin und her zu wiegen und zu sagen "Alles wird gut!"

"Was ist hier bloß los?" murmelte Alan, als er sich wieder zur Staffelei umdrehte.

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

"Hier." hörte er erneut die Stimme. Diesmal aber aus einer klaren Richtung kommend. Das Bild, welches er gemalt hatte. Die Tür, welche schon aus der Farbe selbst heraus zu leuchten schien, hatte nun ein kleines Extra. In der leuchtenden Tür, die eigentlich nur aus Farbpigmenten, Öl und Wasser bestand stand eine winzige Silhouette einer Frau, die ihn zu betrachten schien. Für ihre Größe war die Stimme erstaunlich klar. Als würde sie nicht nur Schall nutzen, sondern direkt in seinen Gedanken sprechen.

Sie lehnte mit einem Arm abgestützt an dem Türrahmen und winkte ihm mit dem anderen zu. "Glaub mir, wenn das hier ein Alptraum wäre, wärst du spätestens bei der Kollision deines Zehs mit dem Stuhl aufgewacht." sie lachte leise, aber warm. Überhaupt durchspülte ihn in diesem Moment ein warmes Gefühl. Vertrauen, Erkennen.

Die Frau, wenn auch recht klein und ohne Konturen, verschränkte die Arme vor dem Bauch und lehnte sich mit überkreuzten Beinen an den Türrahmen. "Du bist das erste Mal in deinem Leben Hellwach. Du bist Erwacht und ich bin dein Avatar. Dein Begleiter auf dem Weg der Erleuchtung." Sie sagte das, ohne wirkliche Erklärung. Als wäre das alles wirklich selbstverständlich. Möglicherweise war es das für sie auch. Für Alan aber wahrscheinlich eher nicht.

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

"Ein ... Avatar?" Alan kniff die Augen zusammen, als er sich mit dem Gesicht dem Bild näherte. Vielleicht wurde es über kurz oder lang doch Zeit für eine Brille - oder einen Psychiater. Er sei erwacht, sagte sie. Eine Aussage, die sich seltsam richtig anfühlte, ohne das Alan es einordnen konnte. Es war ein flüchtiges Gefühl das ihn wie ein Stromstoß durchfuhr, just in dem Moment, in dem die Silhouette es aussprach. Es fühlte sich an, als sähe Alan die Welt in Farben. Nicht durch die Augen, wie er es bisher auch tat. Keine Farben im herkömmlichen Sinn. Es war schwer in Worte zu fassen. Als könnte er die Farben nicht nur sehen, sondern auch riechen. Schmecken. Fühlen. Als würde er die Struktur erfassen, aus der die Welt zusammengesetzt war; als würde er jeden Pinselstrich erkennen, der den Objekten um ihm herum eine Form und Gestalt gab. Und als wäre das Bild vor seinen Augen nicht länger nur ein zweidimensionales Bild ... als wäre es eine eigene Realität innerhalb der Realität. Und je mehr Alan versucht, darüber nachzudenken, desto schwieriger fiel es ihm. Nein, dies war nichts, dem man mit Logik begegnen konnte. Hier musste man die Logik abschalten. Sich fallen lassen. Einfach fühlen. Intuitiv. Instinktiv. Es war als wäre er durch einen Kaninchenbau gefallen und würde jetzt an einem Tisch stehen, mit einer Flasche darauf.

"Wer bist du? Und was passiert mit mir? Ich kann es fühlen - und doch sperrt sich mein Verstand, wenn ich versuche, darüber nachzudenken. Bin ich tot? Ist dies das jüngste Gericht? Entscheidet sich jetzt, ob ich in Himmel oder Hölle komme? Oder hat meine Fantasie jetzt vollends die Kontrolle übernommen? Was meinst du damit, ich sei erwacht?"

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

Wirklich mehr erkennen konnte er auch, als er näher an das Bild heran ging, nicht. Die Gestalt schien schlicht keinerlei Konturen zu besitzen, sondern einfach aus schwarzer Farbe zu bestehen. Das machte es unmöglich Augen oder andere Details wahrzunehmen. Das es eine Frau war, war auch nur klar, weil die Form der Gestalt nunmal weiblich war. Und die Stimme lies das noch einmal deutlicher werden.

"Nein. Wir leben noch." begann die Stimme Stimme schließlich wieder in seinem Kopf zu sprechen. "Ich bin du...also...ein Teil von dir. Ein Splitter deiner Seele, der nun endlich wieder erwachen konnte, nach langer Zeit." Sie stieß sich von dem Türrahmen ab und und kam im Bild zwei weitere Schritte auf ihn zu. "Wir sind nun erwacht. Die Wirklichkeit wie du sie wahrnimmst ist nur eine Leinwand, die auf jemanden wie uns wartet und auf der wir nun neues schaffen können. Dinge verändern können. Spürst du es auch?" sie legte den Kopf schief und strich mit ihren filigranen Fingern, die sein Pinsel, den er in der Hand gehabt hatte, niemals hätte erschaffen können, durch die Farbe neben sich, welches sich kräuselte. Das obwohl, die Farbe bereits getrocknet war.

"Deine Fantasie ist unser Antrieb...aber du hast die Kontrolle...niemand sonst." ergänzte sie noch.

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

"Okay. Ich bin also doch verrückt. Ich glaube, in der Medizin nennt man so etwas dissoziative Störung. Es muss an der Überarbeitung liegen." hörte Alan sich sagen - doch wollte er selber nicht so recht glauben, was da aus seinem Mund kam. Immerhin konnte er es tatsächlich spüren. Es hatte sich etwas verändert. Doch der Zweifel war Teil seines Wesens - und vielleicht diese Veränderung einfach Teil einer psychischen Erkrankung.

"Du bist also ein Splitter meiner Seele und nach langer Zeit wieder erwacht? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals vorher gesehen zu haben - und ich habe auch keine Erinnerung an dich. Und jetzt komm' mir nicht mit 'der Körper ist nur eine Hülle und die Seele ist uralt und in einem früheren Leben, da warst du ich' ... oder so." bereits als er den Satz aussprach ärgerte Alan sich über sich selbst. Wieso nur musste er immer alles hinterfragen? "Okay...." seine Lungen füllten sich mit Sauerstoff; tief atmete Alan durch, während er die kleine Gestalt auf der Leinwand betrachtete. "...tut mir leid. Ich bin gerade ein wenig durch den Wind ... " begann er, während er seine Schläfen massierte. Die Augen schloss. "Gut, gut, gut ... alles auf Anfang."

Augen auf. Das Wesen war immer noch da. Wenn Alan aus dieser Situation schon nicht bewusst ausbrechen konnte, wollte er zumindest das beste draus machen. Bis er aufwachte. In seinem Bett. Oder einem weißen Zimmer mit gepolsterten Wänden.

"Bitte erzähl mir mehr. Ich will es verstehen - denn es fällt mir schwer. Fantasie war schon immer mein Motor, aber gerade jetzt fühlt es sich nicht so an, als hätte ich die Kontrolle darüber."

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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

Die Gestalt in dem Bild schien lautlos zu seufzen, während er immer noch davon sprach verrückt zu werden. "Du glaubst dir selbst nicht. Du hast Angst vor uns...Angst vor dir." stellte sie fest. Sie richtete sich gerade auf und breitete die Arme aus. Dabei wurde auch sichtbar das sie offenbar filigranen Armschmuck trug. Vermutlich weite Armreife, die sehr dünn waren. Diese hätte er höchstens mit einem Einhaarpinsel malen können und selbst dann wären sie höchst undeutlich gewesen.

"Natürlich kannst du dich nicht an mich erinnern. Ich habe bis eben auch geschlafen...und was vorher war...weiß ich nicht. Ich vermute ich habe vorher jemanden anderen begleitet, bis dieser gestorben ist." Sie zuckte mit den Schultern. "Dann wurdest du irgendwann geboren und deine Seele war die passende für mich...für uns." Da ein Gesicht fehlte, sah man das Lächeln nicht, welches man in den Worten hören konnte.

"Alles auf Anfang klingt großartig. Willkommen in der Realität." sie klang ein bisschen aufziehend. "Du hattest schon immer die Kontrolle über deine Fantasie Alan. Du hast sie nur nie ergriffen. Du hast dich herumwirbeln lassen wie in einem Strudel. Lass uns doch versuchen das alles einmal praktisch zu verstehen. Berühr das Bild nochmal. Berühr mich. Spüre die Materie...spüre die Farben, die Leinwand...das Motiv, welches wir kreiert haben." Sie klang nun mehr ermutigend, positiv und nicht so deprimiert.

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Alan Blackwell
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Alan Blackwell »

"Du hast Angst vor dir." hallte es in seinem Kopf. Ein nur langsam abklingendes Echo, welches in der Ferne das Fenster zum Hof seines Unterbewusstseins öffnete. Ja - Alan hatte tatsächlich Angst. Angst vor sich? ... er war sich nicht sicher. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr musste er der Gestalt zustimmen. Das, was seine Fantasie ihm zeigte <als Alptraum! Als flüchtiger Gedanke! Als ... Erinnerung?> - es musste einen Ursprung haben! Doch je länger Alan grübelte; je tiefer er grub - desto dunkler, schemenhafter und wirrer wurden seine Gedanken, bis er sie nicht mehr halten konnte, sie davonflatterten und ihn ratlos zurück ließen.

Unbewusst begann er damit, seine Unterlippe zu kneten - bis der chemische Geruch der Farbreste an seinen Fingern ihn zurück in die Realität holten - oder zumindest in das, was sich hier als Realität ausgab.

"Gut. Okay. So soll es sein." behutsam streckte Alan die Finger nach vorne; ließ sie sanft über die Farben des Bildes gleiten. Schon die erste Berührung war anders als sonst; fast wie die Explosion eines Feuerwerks in finsterer Nacht. Er konnte die Farben spüren; hören; schmecken - und gleichzeitig fühlte er nicht nur sie, sondern auch das, was sie darstellten. Raues Holz; kalter Stein. Es war nicht länger, als würde Alan ein Gemälde berühren - es war, als wäre er dort. Im Gemälde - an dem Ort, den er gemalt hatte. Als wäre er dort und würde die steinerne Wand berühren. Mit den Fingern über das hölzerne Türblatt streichen.

"Was zur..." hörter er sich flüstern, als seine Finger mehr und mehr der Substanz des Bildes in sich aufnahmen und sich der schemenhaften Gestalt näherten....

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Mystiker
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Re: Ein Erwachen aus bunten Träumen [Alan, SL]

Beitrag von Mystiker »

"Ich bin kein Alptraum Alan. Ich bin nur eine Verkörperung deiner Seele. Etwas was dir niemals schaden würde." erklärte die Stimme der Gestalt in dem Gemälfe weiter, während sie sich umwandte und in das Licht trat, welches aus der Tür des Gemäldes austrat. Auch, wenn es nur Farbe auf einer Leinwand war, so schien es für diese Gestalt deutlich echter zu sein.

Die Tür war wieder leer, aber die Präsenz war geblieben. "Hast du gespürt wie die Farbe sich anfühlt? Hast du die Moleküle gespürt? Hast du versucht sie einfach zu verändern? Lass es zu. Lass deiner Willenskraft freien Lauf. Lass dicht nicht von deinen Ängsten kontrollieren!" Offenbar war der Stimme daran gelegen, dass Adam aus sich heraus kam. Ein gewisses Gefühl der Sicherheit durchflutete ihn, auch wenn er nicht genau sagen konnte wo es herkam. Aber etwas flutete ihn damit...vielleicht er selbst?

Doch, bevor Alan das Bild erneut beführen konnte, kloüfte es an der Tür seines Appartments. Zweimal, recht deutlich, aber nicht ungeduldig.

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