Fressen Wölfe Otter? [Liam, SL]

[Mystiker]

Kele blieb auf die Antwort Liams erstmal stumm. Aber man konnte sehen, wie es in ihr Arbeitete. Der Kiefer malte und sie schloss die Augen, wohl um die aufkommenden Gefühle unter Kontrolle zu halten. "Ein Jahr ist es her seit John getötet wurde." begann sie mit kontrollierter Stimme. "Ein Jahr lang hat niemand wirklich etwas unternommen. Meine Ältesten wollen nicht, dass ich mich in die Belange der Magier einmische und die Magier tun nichts!" Die Enttäuschung und der Schmerz waren immer noch da. Tief und verwurzelt. Wahrscheinlich hatte sie bisher schlicht nicht mit dem Tod abschließen können.

Sie richtete ihren Blick wieder auf Liam. Neben dem wölfischen was sich darin nun deutlicher spiegelte als bisher, war da Schmerz, Verlust und Traurigkeit, die sich in die jetzt goldenen Augen mischten. "Wenn meine Ältesten es mir nicht verboten hätten, hätte ich die Stadt auf den Kopf gestellt und jeden Magus der damals dabei war auseinander gerissen. Aber..." sie knurrte... "ich will Gerechtigkeit für John...der Mörder soll bezahlen!"

Auf Liams weitere Offenbarung ging sie erstmal nicht ein. Vielleicht hatte sie es gar nicht gehört, da ihre Gefühle sie taub für vieles Andere machten.

[Liam Carpenter]

In Liam kroch ein unbegründetes Gefühl von Schuld hoch. Wenn er hier gewesen wäre, hätte er eher etwas unternehmen können. Sich für eine Untersuchung einsetzen. Jetzt waren alle Spuren kalt und die etablierte Magiergemeinde hatte Johns Tod erfolgreich unter den Teppich gekehrt. Jedenfalls in den eigenen Reihen. Warum sonst sollten sich lediglich ein paar Neuerwachte darum bemühen die Sache aufzuklären. Dieser Gedanke war wie ein Echo von Keles Zorn. Es machte ihn wütend. Auf die Magier. Und irrational heftig auf sich selbst. Es war hart zu sehen wie sehr sie litt. Es war offensichtlich, dass sie mit Johns Tod nicht abgeschlossen hatte.

Er ließ ihr einen Moment Raum und schwieg. Versuchte nicht sie zu beruhigen oder sich zu rechtfertigen. Ihre geknurrten Worte war so wölfisch, dass er spürte wie eine Gänsehaut seinen Rücken hinab kroch. Wieder wollte etwas in ihm instinktiv die Flucht ergreifen. Aber er blieb sitzen. Unterdrückte den Impuls mit aller Macht.

„Ich möchte dir gerne dabei helfen.“
Er verzichtete für den Moment darauf sie direkt mit seinen Fragen zu bestürmen. Es war ihre Entscheidung ob sie seine Hilfe annehmen würde und er respektierte ihre Freiheit ihn abzuweisen.

[Mystiker]

Der Kopf von Kele ruckte wieder hoch, als Liam sprach. Die Augen, die eben noch braun waren, hatten nun die goldene Farbe eines Wolfes angenommen. Ihr Gesicht verzerrte sich beinahe vor Zorn. Liam spürte regelrecht die aufquellende Aggression in Kele. "Wenn du mir helfen willst. Dann finde heraus wer John getötet hat. Ich will sehen wie derjenige leidet. So wie ich gelitten habe!" Die letzten Worte waren beinahe in Tränen erstickt. Offenbar hatte Liam mit seinen Worten alte Wunden wieder aufgerissen und nun konnte er auch die Tränen in den braunen Augen sehen, die ihr übers Gesicht liefen. Der Zorn war Verzweiflung gewichen.

Dann schien ihr aufzufallen, was gerade geschehen war und sie stand mit einem Ruck auf, drehte sich von ihm weg und ging einige Schritte. Richtung Fenster und wandte dem Duwamisch dabei den Rücken zu. Sie stützte sich auf die Fensterbank ab und die bebenden Schultern ließen nur einen Schluss zu.

[Liam Carpenter]

Liam konnte ihren Wunsch nach Gerechtigkeit nachempfinden, schreckte aber innerlich vor ihren nächsten Worten zurück. Rache war nicht dasselbe wie Gerechtigkeit. Und das was er für einen Moment in ihren Augen lesen konnte machte ihm Angst. Angst um sie. Zorn konnte ein sehr reinigendes Gefühl sein. Ein Ventil. Ein Motivator. Aber der Hass den sie empfand… der würde sie mindestens genau so viel kosten wie Johns Mörder.

Er stand auf. Streckte den Arm nach ihr aus um ihn ihr auf die Schulter zu legen, ließ ihn dann jedoch unverrichteter Dinge sinken. Er hätte ihr so gern irgendeine Art von Trost gespendet. Aber er war ein Fremder für sie. Er war nicht in der Position ihr eine Schulter zu sein. Hatte sich ihr Vertrauen bisher nicht verdient. Und ihre Tränen waren ihr offensichtlich unangenehm und sie wollte nicht, dass er Anteil daran hatte.

Schweigend ließ er ihr die Zeit sich zu fangen. Eigentlich hatte er sie nach ihren Erinnerungen an das Certamen fragen wollen. Aber so aufgewühlt wie sie gerade war wollte er den Finger nicht in die Wunde legen. Ehrlicherweise überforderte ihn die Heftigkeit ihrer Emotionen ganz erheblich. Aber er war auch nicht bereit sich davon verschrecken zu lassen. Sie hatte ihren Bruder verloren und diejenigen die sich bei der Suche nach der Wahrheit hätten unterstützen müssen, hatten sie im Stich gelassen. Er würde nicht so sein. Er würde ihre Verzweiflung und ihren Hass hier und jetzt aushalten. Auch wenn das vermutlich alles war was aktuell in seiner Macht lag.

„Abgesehen davon. Kann ich… kann ich irgendetwas für dich tun?“

[Mystiker]

Das zittern der Schultern hörte schließlich auf und sie wischte sie vergrub die Hände in ihrem Gesicht, bevor sie tief durchatmete und sich wieder umdrehte. Das sie geweint hatte war vollkommen offensichtlich. Auch, wenn sie kein Make Up zu tragen schien, waren die Augen leicht gerötet und eine kleine Restfeuchte war noch zu erkennen. Ihr Blick wurde wieder hart. "Finde Johns Mörder...das ist alles worum ich dich Bitte Liam. Mehr nicht." Sie schien noch einmal durchzuatmen und schüttelte dann mit dem Kopf.

"Sag Kitsap bescheid, wenn du mehr weißt...ich...muss los." Sie schien immer noch aufgewühlt und sie wandte sich auch in den Moment ab, in dem draußen der erste Blitz und gleich darauf ein mächtiger Donner die Dunkelheit zerriss. Sie lies Liam tatsächlich stehen und öffnete die Tür. Sie trat in den Regen hinaus und Liam konnte nur Schemenhaft, durch den Regenschleier sehen, wie sich ihre Gestalt veränderte. Sie wurde erst deutlich riesiger und dann klein, bis sie auf allen vieren in dem Gewitter verschwand.

[Liam Carpenter]

„Kele war…“… te. Doch da war sie bereits aus der Tür und alles was er och von ihr sehen konnte war ihre dunkle Silhouette die sich schwach gegen den Regenschleier abhob. Für einen Moment hatte er den Eindruck die Umrisse eines riesigen aufrechtstehenden Wolfes zu sehen. Dann schrumpfte sie zusammen und verschwand in der Dunkelheit. Ließ Liam im Türrahmen zurück. Nachdenklich. Besorgt. Aufgewühlt. So kurz ihr Gespräch auch gewesen war, es machte ihn betroffen.
Regen tropfte ihm in den Nacken, lief eisig seinen Rücken hinab und er schauderte. Er zog die Tür hinter sich zu und hastete eilig zu Kitspas Hütte hinüber wo er sich unter das schmale Vordach drückte um nicht völlig durchnässt zu werden, während er klopfte und auf eine Reaktion wartete. Er musste mit Jemandem reden.

[Mystiker]

Die Tür wurde für Liam ziemlich zeitnah geöffnet. Ein ernst aussehender auf auch jüngerer Duwamisch stand in der Tür und musterte ihn von oben bis unten. Liam hatte sofort ein ähnliches Gefühl wie bei Kele. Diese Bedrohung, dieser Zorn, den er gespürt hatte, schien aber bei diesem Exemplar noch einmal deutlich stärker ausgeprägt zu sein. Er schien den Zorn zu atmen, wie ein unsichtbare aber spürbare Aura, schien der Zorn aus jeder Pore des Körpers dieses jungen Mannes auszutreten.

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"Du musst Liam sein." stellte er dann ruhig fest. Es war schon beinahe ein Bruch in der Wahrnehmung, dass seine Stimme so ruhig war. Aber es gab auch einen Unterschied zu dem Zorn von Kele. Während ihrer heiß und brennend, Leidenschaftlich und von Trauer getrieben war, war der Zorn und die Wut, die ihm von diesem Mann entgegenschlug kalt, berechnend und keinesfalls getrübt. "Mein Name ist Mikasi. Schön dich kennen zu lernen. Komm rein." er trat in die Hütte zurück, in der auch Kitsap sich aufhielt, dieser hatte sich aber dem Feuer zugewandt und die Augen geschlossen. Er schien nicht zu schlafen, aber so wie der zweite Sessel stand, hatten die beiden Männer wohl bis eben noch miteinander geredet.

[Liam Carpenter]

Die Aura des Fremden sprang Liam regelrecht an. War wie ein Sturm der aus heiterem Himmel über ihn hereinbrach. Wie eine manifestierte Naturgewalt die sich einem rationalen Umgang entzog, aber umso deutlicher seine Instinkte ansprach. Er konnte den Impuls nicht unterdrücken einen Schritt zurück zu treten. Es war ein Fluchtreflex über den er einen Moment lang keine Kontrolle hatte. Etwas in ihm schreckte auf einer ursprünglichen, fast animalischen Ebene vor diesem Zorn zurück. Und er konnte nichts dagegen tun bis der Regen ihn umfing und seinen verschreckten Verstand wachrüttelte. Frostig prasselten die Tropfen ihm ins Gesicht und hastig flüchtet er sich wieder unter das Vordach.

„Der bin ich. Ich hoffe, ich störe nicht.“
Ein verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht und er wischte sich mit dem Jackenärmel die Nässe von Stirn und Wangen. Plötzlich kam er sich beschämt und albern vor. Der ruhige und gelassen freundliche Ausdruck mit der Mikasi ihn begrüßte stand in so starkem Kontrast zu der Aura die ihn umgab, dass es beinahe körperlich weh tat. Vielleicht lag es daran, dass er, anders als bei ihr, jetzt und hier damit nicht gerechnet hatte. Aber sie übte einen noch stärkeren Eindruck auf ihn aus als Keles heiße, verzweifelte Wut. Eine vollkommen zwiespältige Wahrnehmung die er nicht übereinbringen konnte und die ihn ehrlicherweise ziemlich verunsicherte.
Trotzdem fasste er sich ein Herz und trat an ihm vorbei ins Trocken.

„Danke. Falls ich ungelegen bin kann ich später wiederkommen.“
Verstohlen musterte er Mikasi einen Moment bevor seine gute Kinderstube sich einschaltete und er sich dem alten Schamanen zu wand um ihn zu begrüßen:
„ʔu siʔab Kitsap.“

[Mystiker]

Mikasis Augen verengten sich leicht, als Liam einen Schritt zurück trat, aber gleichzeitig breitete sich auch ein wissendes Lächeln auf dem Gesicht von Liams gegenüber aus. Er schien sich seiner Wirkung durchaus bewusst zu sein. Sie aber auch nicht wirklich verstecken zu wollen, oder zu können.

"Du störst nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich auf dich gewartet." die Stimme des anderen Duwamisch war bei diesen Worten dunkler, ernster geworden. Aber er lies Liam natürlich aus Kitsap begrüßen. Der alte Schamane hob die Hand und winkte dem jungen Magus zu. „ʔu siʔab Liam." erwiderte er. "Setzt euch doch. Ich denke es gibt vieles zu besprechen." wandte er ebenso ein. Wobei neben den beiden Sesseln nur noch das Sofa übrig blieb, welches aber den Rücken der beiden Sessel zugewandt war.

Mikasi deutete auf das Sofa und ging dann zu den Sesseln hinüber, um seinen eigenen einfach umzudrehen. Er tat das, obwohl der Sessel recht massiv war, ohne große Anstrengung. Kistap erhob sich ebenfalls kurz und lies den jüngeren Duwamisch auch seinen Sessel umdrehen, bevor er sich wieder niederlies. Die Leichtigkeit, mit der Mikasi diese Aufgabe erledigte, machte klar, dass in diesem Körper deutlich mehr Kraft schlummerte, als man es so einfach sah. Der andere Duwamisch lies sich dann auch wieder in dem Sessel sinken und verschränkte die Finger vor dem Gesicht und beobachtete Liam dabei weiter. "Ich vermute Kele ist in den Sturm gelaufen?" Mikasis Stimme war dabei leise und gleichzeitig auf der Lauer liegend. Irgendwie gefährlich, aber nicht direkt aggressiv.

[Liam Carpenter]

„Auf mich?“, entfuhr es Liam überrascht. Er war davon ausgegangen, dass Mikasi mit Kele gekommen war. Mit und wegen Kele. Er hatte keine Ahnung wie er diese Worte deuten sollte. Nichts an Mikasis ruhiger Stimme klang beunruhigend. Und trotzdem hörten sie sich auf einer anderen Ebene an wie eine Drohung. Als würde er zeitgleich mit zwei unterschiedlichen Personen sprechen, von denen mindestens eine ihm eine verdammte Angst einjagte. Wobei Person nicht einmal die richtige Beschreibung war für die erschreckende Präsenz die er an Mikasi wahrnahm.

Als er dabei zusah mit welcher Leichtigkeit der Garou - Das was er an ihm wahrnahm ließ garkeinen anderen Schluss zu. - die schweren Sessel bewegte zog sich sein Magen einen Moment zusammen. Mikasi war kein Hänfling. Aber ein Mensch mit seiner Statur sollte einfach nicht in der Lage sein, dass zu tun was er gerade tat. Liam war sportlich. Und trotzdem war er sich sicher die Aufgabe würde ihm Mühe abverlangen. Bestimmt konnte er die Sessel umdrehen, wenn er sie schob. Aber ganz sicher nicht einfach so anheben. Und vor allem würde er es nicht so einfach aussehen lassen.

Zögernd nahm er auf dem Sofa platz. Nickte dann, bevor er den Fehler beging Mikasis Blick zu erwidern. Er konnte ihm genau so wenig lange standhalten wie dem vom Kele. Es hatte nichts mit seinen Augen zu tun. Es waren völlig normale Augen. Es war die Intensität die in ihnen lag. Als würde man den Blick eines Wolfes erwidern. Animalisch. Lauernd. Gefährlich. Ganz und gar nicht menschlich. Genau wie der Unterton in Mikasis Stimme.
„Ja. Ich hab überlegt ihr nachzugehen, aber… bestenfalls hätte ich sie nicht gefunden. Schlimmstenfalls hätte ich mich in Schwierigkeiten gebracht. Ich kenne mich in diesem Teil des Reservats nicht gut genug aus um mich bei diesem Wetter hier sicher zu bewegen.“
Es gab Abschnitte in denen er sich zutraute sich quasi blind zu orientieren. Aber die lagen alle näher am Haus seiner Eltern. Dort wo er regelmäßig viel Zeit verbrachte.
„Aber da du hier bist und nicht da draußen gehe ich davon aus sie kommt zurecht.“
Er schwieg einen Moment bevor er weitersprach, nicht ganz sicher ob seine Worte an Mikasi oder an Kitsap gerichtet waren.
„Ich mach mir Sorgen um sie. Also… nicht deswegen. Sondern weil… ich hab nicht das Gefühl, dass der Weg den sie gerade geht ein guter für sie ist.“