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Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Fr 15. Aug 2025, 16:02
von Liam Carpenter
Aus ihrem Mund klang es so einfach… Niemand hätte etwas tun können. Aber er hatte genau neben dem Mann gestanden. Er hatte geahnt das etwas nicht in Ordnung war.
Was wenn er eher reagiert hätte…
Was wenn er nicht gestolpert wäre…
Vermutlich hätte er nicht die ganze Katastrophe verhindern können, aber vielleicht Jemanden retten der nun auf dem Casinoboden ausblutete. Nur weil er im falschen Moment das Gleichgewicht verloren hatte. Ihm wurde bei der Erinnerung übel.
Ihm war klar, wenn er sich auf dieses Gedankenspiel einließ würde er zwischen all den Wenns und Abers irgendwann den Verstand verlieren.
Diese Gedanken zurückzudrängen benötigte Gewalt und tat beinahe körperlich weh. Um sich davon abzulenken kam er auf etwas anderes zu sprechen während er Anastasia zur Casinotür folgte. Er war mit Fragen hergekommen. Und dieser Moment schien ihm so gut wie jeder andere sie zu stellen. Vermutlich gab es einfach keinen besseren.
„Warum hast du mir nichts gesagt? Dass du Johns Mentorin warst… und all das. Warum die Tarotkarte und das Rätsel? Warum bist du seiner Ermordung nicht selbst nachgegangen?“
Einmal ausgesprochen drängte all sein Unverständnis an die Oberfläche. Sie hatte ihn ganz bewusst Spießruten laufen lassen. Und er wollte wissen wieso. Außerdem war alles besser als über den Vorfall im Casino nachzudenken.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Sa 16. Aug 2025, 13:09
von Mystiker
Anastasia hielt vor der Tür an, schien Liam nicht direkt antworten zu wollen, oder zu können. Kurz schloss die Mage die Augen und vollführte eine weit ausholende Bewegung mit den Armen, trat dabei einen Schritt zurück und kam in einer Betenden Pose zum stehen. "Bitte öffne dich." flüsterte sie und tatsächlich schwang die Tür hinaus in die Stadt auf.
Erst, als sie das Casino verlassen hatten und sie auf der Straße standen, der die Straßenlaternen fehlten und die nur von einem fahlen grünlichen Licht des vollen Mondes erhellt wurde. Über den Gebäuden, die hier standen waren Spinnenweben gespannt. Glitzernde Konstrukte, die aus Kristall hätten bestehen können und darüber jagten kleine Lichtpunkte. Auch hier draußen war es unheimlich still. Nichts von dem Lärm und dem Stress der anderen Welt schien in diese hier herüber zu schwappen.
Liams Führerin seufzte und begann die Straße hinab zu gehen. Wohl in der Annahme das er ihr nachgehen würde. "Hätte es denn was geändert, wenn du gewusst hättest, dass ich Johns Mentorin gewesen bin? Du warst, als wir uns getroffen haben noch ganz frisch. Wusstest nicht was Magik ist, oder was passiert war. Ich hielt es schlicht nicht für wichtig. Johns Tod ist schon einige Zeit her und niemand wollte sich darum kümmern. John selbst am Wenigsten. Er wollte nicht das es eskaliert. Er wollte das dieser ganze Vorfall stillschweigend aus den Gedächtnissen aller verschwindet. Damit es nicht zu einem Krieg kommt." sie seufzte und zeigte das erste Mal so etwas wie Gefühle, während sie von diesem Vorfall sprach. Ihre Stimme wurde leiser, brüchiger. "Ich habe mit ihm gesprochen. Nach seinem Tod, bevor seine Seele weiter gewandert ist. Vielleicht ist sie sogar noch dort. Aber er wollte nur eines. Keinen Krieg und keine Schuldzuweisungen." Dann blieb sie stehen und wandte sich zu Liam um. Ein Lächeln auf dem Gesicht, wenn auch mit gewisser Traurigkeit gemischt.
"Was hat dir die Tarotkarte gebracht? Hat sie dich dazu gebracht dich mit Magik zu beschäftigen? Deine Kräfte zu erforschen? Dich mit dem zu beschäftigen was Magik ausmacht?" Sie hob eine Augenbraue.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Sa 16. Aug 2025, 22:38
von Liam Carpenter
Liam folgte ihr schweigend und war für einen Moment vom Anblick der Stadt regelrecht gebannt. Das filigrane Netz das die Gebäude umhüllte bot einen faszinierenden Anblick. Wie Sternschnuppen zogen kleine Lichtpunkte auf dem Gespinst ihre Bahnen, das im Mondlicht glänzte als sei es aus Kristallglas. Wunderschön und zugleich irgendwie… kühl und starr. Wie Gestalt gewordene Logik.
Es fiel ihm schwer seinen Blick davon zu lösen als Anastasia schließlich das Wort ergriff. Ihre Antwort überraschte ihn und rückte ihr Verhalten, die Distanz und das scheinbare Desinteresse an der Angelegenheit in ein gänzlich anderes Licht.
„Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Verschwinden meine ich. Das Ganze liegt nun über ein Jahr zurück und zumindest auf Seiten der Werwölfe ist die Wunde so frisch als wäre John gestern erst gestorben. Und ich denke du glaubst das auch nicht. Sonst hättest du mir nicht davon erzählt.“
Sie hätte nichts davon ihm gegenüber erwähnen müssen. Dann wüsste er vielleicht bis heute nichts davon. Vieles von dem was er erfahren hatte… danach hatte er nach dem Zusammentreffen mit ihr aktiv gesucht.
„Aber ich verstehe, dass du Johns letzten Wunsch respektieren willst. Wenn du denkst, dass du ihm damit unrecht tust müssen wir nicht darüber reden.“
Er würde sie nicht drängen ihm zu helfen. Dazu hatte er kein Recht.
„Weißt du… ich hatte gehofft du könntest mir von ihm erzählen. Ich kann John nur noch durch die Erinnerungen derjenigen kennenlernen die ihm nahe standen. Aber ich will wirklich nicht den Finger in die Wunde legen, wenn das zu schmerzhaft für dich ist.“
Damit überließ er es ihr zu entscheiden ob sie bereit war irgendetwas darüber mit ihm zu teilen. Stattdessen griff er die Tarotkarte auf.
„Das ist richtig. Und trotzdem stand es dir nicht zu. Ich bin weder dein Schüler noch habe ich dich um Unterweisung gebeten. Du hast einfach vorausgesetzt, dass du das Recht hast mir diese Lektion zu erteilen. Und das Einzige, dass dich dazu legitimiert hat ist, dass du glaubst besser zu wissen was ich brauche als ich.“
Es ging nicht um die Unterweisung an sich aber er mochte diese Art von Bevormundung überhaupt nicht. Sie war manipulativ und ziemlich arrogant. Und sie begegnete ihm ständig. Er hatte aufgehört zu zählen wie oft man ihm gesagt hatte was er tun, denken, lernen oder können müsse um einer von den „guten Indianern“ oder von den „unauffälligen, netten, angepassten Schwulen“ zu sein. Vielleicht reagierte er deshalb sensibler auf diese Thematik als die meisten. Aber genau diese Art von Selbstverständlichkeit mit der sie über seinen Kopf hinweg entschieden hatte was das richtige war, machte ihm keinerlei Lust sich irgendeiner Tradition anzuschließen.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Mo 18. Aug 2025, 10:46
von Mystiker
Sie schüttelte resignierend mit dem Kopf. "Ja. Da hast du vermutlich recht. Wird es nicht. Aber es war sein Wunsch, dass ich nicht nach seinem Mörder suche und diesen habe ich respektiert. Sicher hat es etwas mit Gambit zu tun und damit das ich als Euthanatoi angefangen habe." sie seufzte. Aber ich glaube am Meisten hat er sich gewünscht, dass Magier und Werwölfe alle zusammen arbeiten, um all das zu Lösen. Er hat es als Chance gesehen, dass die Gräben überwunden werden. Stattdessen wurden sie nur tiefer." sie seufzte. "Er war immer ein Idealist."
Auf seine weiteren Worte ging sie nicht sofort ein. Lies diese ihr Gewicht voll entfalten. "John hat diese Rätsel geliebt. Die Kommunikation mit Geistern ist meist ähnlich Rätselhaft und Interpretation, Intuition und ein scharfer Verstand lassen einen im Umbra navigieren, oder man verliert sich zwischen den Airten, den Welten und fällt ins dunkle Umbra hinab, oder endet wie so viele in einem Reich das einen tötet." Sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken, während sie weiter neben Liam her ging. "Die wenigsten Magier überleben lange, ohne über ihre Kräfte nachzudenken. Manche glauben sie könnten das was sie sind einfach ignorieren. Nur wird ihr Avatar sie dann in den Wahnsinn treiben oder sie loswerden wollen. Andere wiederum versuchen sich selbst und ohne Hilfe an der Magik und wo das anfangs vielleicht noch funktioniert, werden sie irgendwann das Paradox auf sich ziehen und das wird sie entweder in eine Stille führen, sie in ein Paradoxreich verbannen oder sie schlicht ganz aus der Realität löschen. Nichts davon ist wirklich erstrebenswert. Aber du hast recht. Ich kann dich nicht zwingen das du lernst. Ich renne dir aber auch nicht nach. Das Wissen musst du selbst wollen. Wenn du mehr über diesen Ort erfahren willst, mehr über seine Bewohner wissen und erfahren welche Wunder sich hier verbergen, dann zeige ich sie dir. Wenn du all das aber selbst erfahren und erkunden willst, dann werde ich dich nicht aufhalten." schloss sie.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Mo 18. Aug 2025, 13:45
von Liam Carpenter
„Ich glaube ich hätte John sehr gemocht.“, antwortete Liam.
„Und ich glaube auch daran, dass wir mit den Werwölfen zumindest wieder in einen Dialog kommen können.“
Auch wenn er es für unrealistisch hielt, dass sich dieser Graben zeitnah wieder schließen ließ. Dazu würden Zeit und der Wille zum Kompromiss auf beiden Seiten nötig sein. Und die Garou waren nicht ganz grundlos von den Magi enttäuscht. Immerhin war Jemand aus ihren Reihen der ursprüngliche Aggressor. Und das Schweigen, dass danach folgte unangenehm laut.
Tatsächlich reagierte sie auf seine Kritik relativ sachlich, auch wenn er an dem ein oder anderen Nebensatz durchaus Anstoß hätte nehmen können. Er verzichtete ganz bewusst darauf um das Gespräch nicht auf eine destruktive Ebene zu verschieben. Wenn sie zukünftig miteinander zusammenarbeiten wollten, sei es in Bezug auf seine Unterweisung oder auch unabhängig davon um beispielsweise dem Vorfall im Casino nachzugehen dann musste es möglich sein solche Dinge offen aus und zu besprechen. Sonst war sie sowieso nicht die richtige Lehrerin für ihn.
„Das ist gar nicht der Punkt weißt du.“, antwortete er.
„Ich habe mich unter anderem dazu entschieden Meeresbiologie zu studieren, weil es mir Freude macht Dinge zu entdecken und zu ergründen. Das hier ist keine Kritik an Rätseln und auch keine Verweigerung meinen Kräften gegenüber.“
Als ob Lontra da nicht ohnehin ein Wörtchen mitzureden hatte.
„Ich weiß nicht ob John jemals mit dir über Diskriminierung gesprochen hat. Als Indigener werden sehr häufig Dinge für einen vorausgesetzt oder Entscheidungen über den eigenen Kopf hinweg getroffen. Es ist ein konstanter Kampf die eigene Stimme hörbar zu machen und die eigene Vorstellung dessen wer man sein möchte und sein darf zu verteidigen. Deswegen ist es mir wichtig die Wahl zu haben. Und die hast du mir in dieser Sache eben nicht voll und ganz gelassen. Sicher… du könntest jetzt sagen: Du hättest die Karte ja auch einfach wegwerfen können. Aber dir war bestimmt auch klar, dass mich meine Nachforschungen früher oder später wieder zu dir führen würden. Sonst hättest du mir die Karte gar nicht erst gegeben.“
Er unterstellte ihr in diesem Punkt durchaus eine gewisse Absicht. Er nahm sie ihr auch nicht übermäßig übel. Trotzdem musste das Thema auf den Tisch bevor es begann ein Eigenleben zu entwickeln.
„Abgesehen davon finde ich es essentiell, dass man miteinander über solche Dinge sprechen kann. Über Grenzen und Erwartungen. Über das was einem Wichtig ist. Ich finde das gilt für jede Art von Beziehung die über eine flüchtige Bekanntschaft hinaus geht. Wenn ich meinem Mitbewohner nicht sagen kann, dass es mich nervt, dass er immer seine Kaffeetasse auf der Küchenzeile stehen lässt ohne dass sich danach Eiskristalle an der Decke bilden, dann kann ich auch nicht langfristig mit ihm zusammenwohnen.“
Vertrauen war ihm wichtig. Und Vertrauen benötigte immer eine gewisse Offenheit sich selbst und dem anderen gegenüber. Deswegen ging er auch mit seinen nächsten Worten einfach den direkten Weg.
„Ich glaube, dass ich wahnsinnig viel von dir lernen kann und ich würde mich freuen, wenn du bereit bist dein Wissen mit mir zu teilen. Vielleicht werden wir über das wie noch ein paar Mal diskutieren, aber solange konstruktive Diskussionen möglich sind kann man daran immer irgendwie wachsen. Aber… und so ehrlich muss und will ich auch sein: Ich bin nicht dazu bereit mich im Moment irgendeiner Tradition anzuschließen. Dazu weiß ich einfach noch viel zu wenig von dieser neuen Welt um die Konsequenzen so einer Entscheidung abschätzen zu können. Ich kann und will so eine Verpflichtung nicht eingehen. Wenn das die Voraussetzung ist, dann gehe ich lieber das Risiko ein mich alleine aus der Realität zu löschen.“
Es gab ein paar Dinge die für ihn rote Linien waren die er nicht überschreiten würde. Insbesondere nicht solange der Mord an John noch ungeklärt im Raum stand, auch wenn er Anastasia überhaupt nicht verdächtigte. Aber er würde sich nicht von Loyalitäten die nicht seine waren oder Verpflichtungen die er nicht selbst eingegangen war in dieser Sache beeinflussen lassen.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Mo 18. Aug 2025, 21:42
von Mystiker
"Wahrscheinlich. Ich kenne niemanden der John nicht gemocht hat. Deswegen ist sein Tod ja so ein Mysterium. Er hatte meines Wissens nach keine Feinde. Du siehst also wieso es so seltsam ist." sie seufzte und lies sich auf einer Parkbank nieder, an der sie gerade vorbei kamen. "Mit den Werwölfen wieder ins Gespräch zu kommen wäre der erste Schritt. Aber es muss auch auf Seiten der Magier noch viel mehr passieren, dass daraus so etwas wie eine Zusammenarbeit zur Aufklärung von Johns Tod erwachsen könnte und ich bin leider nicht ganz gut gelitten bei den anderen Magiern." sie schmunzelte und schlug die Beine übereinander.
"John hat die Diskriminierung erwähnt, weswegen er auch das Umbra so geliebt hat. Hier gibt es so etwas nicht." sie hob eine Hand in den Himmel, die begann weiß zu Glühen. "Für ihn war es wichtig dieser Welt hier eine Stimme zu verleihen. Den Geistern der Natur und der Ahnen, wie er es ausgedrückt hat. Und natürlich wusste ich, dass du früher oder später wieder bei mir landen würdest. Was ich aber nicht wusste war wie schnell das gehen würde und, ob du überhaupt Interesse an der ganzen Thematik haben würdest. Die Karte könnte man als persönlichen Stil bezeichnen."
In diesem Moment stieß ein blitzschneller Schatten aus dem grünlichen Himmel herab, den Liam gar nicht so richtig wahrnehmen konnte, bis plötzlich ein ziemlich großer Vogelförmiger Körper über ihnen schwebte. Liam hätte nur den Arm ausstrecken müssen, um die Kreatur zu berühren. Das graubraune Gefieder war dicht und bedeckte den schlanken stromlinienförmigen Körper vollständig. Der majestätische Kopf des riesigen Falkens, mit über zwei Meter Flügelspannweite. So sicher war Liam sich da nicht, weil er so nah war, hatte sich zu Anastasia hinab gebeugt. "Sag Gambit bitte das mit mir alles in Ordnung ist. Er muss sich seine Sorgen machen." Das Leuchten von ihrer Hand löste sich langsam und wurde von der Kreatur aufgenommen, bevor sie so still, wie sie gekommen war, wieder in den Himmel hinauf flog. Genauso schnell wie sie gekommen war. Dann wandte sie sich wieder Liam zu, als wäre das eben gar nicht passiert."
Auf seine Bedenken ging sie dabei erst einmal gar nicht direkt ein. "Weißt du denn etwas über die Traditionen, dass du sie so vehement ablehnst? oder ist es einfach nur das du dich nicht binden willst, weil du Angst hast dann etwas anderes zu verpassen, was besser zu dir passen könnte? Oder wirklich nur das du glaubst dann daran gehindert werden zu können, Johns Tod aufzuklären, weil die Tradition der du dich angeschlossen hast, da irgendwie mit drin hängt und du dann aus Loyalitätsgründen nicht handeln kannst? Was glaubst du das Traditionen sind? Was stellen sie deiner Meinung nach da?" Sie sah ihn interessiert an. Es waren keine Fangfragen, die sie da stellte, es schien sie wirklich zu interessieren.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Di 19. Aug 2025, 08:35
von Liam Carpenter
„Das scheint deinem Mentor auch so zu gehen.“, antwortete Liam und ließ sich neben ihr auf der Parkbank nieder. Alles was er bisher über ihren Lehrer gehört hatte war missfallen oder misstrauen gewesen. Er fuhr mit den Fingerspitzen über die Sitzfläche. Neugierig ob sie sich vertraut oder fremd anfühlen würde. Das grünliche Zwielicht verwischte die Texturen und es fiel ihm schwer einzuschätzen aus was für einem Material die Bank gemacht war.
„Wie könnte ich nicht. Es ist wunderschön hier.“
Es war schwer sich vorzustellen, dass ein Blick in diese Welt irgendetwas anderes als Staunen und Faszination wecken konnte. Er zuckte zusammen als der Vogel aus dem Himmel auf sie herabstieß und kurz kroch ein aus Überraschung geborenes Kribbeln von Adrenalin über seine Haut. Doch es verflog schnell als das Wesen über ihnen innehielt und er es betrachten konnte. Von seiner Position aus kam das Tier ihm riesig vor. Ganz offensichtlich ein Falke. Das verrieten ihm die Farbe des Gefieders und die spitz zulaufende Form der Schwungfedern. Aber die Flügelspannweite waren sicherlich mindestens zwei Meter. Vielleicht sogar mehr. Eine Größe die keine Falkenart der Welt jemals erreichen konnte. Nur zu gerne hätte er die Hand ausgestreckt und das Wesen berührt. Aber natürlich hielt er sich zurück. Das hatte etwas mit Respekt gegenüber anderen Lebewesen zu tun. Tiere waren kein Spielzeug und Menschen hatten kein Recht über sie nach eigenem Gutdünken zu verfügen. Er fand, dass das für Geister genau so gelten musste.
Schweigend sah er noch einen Moment zum Himmel hinauf wo der Falke wieder aus seinem Blick verschwunden war, während er Anastasia zuhörte.
„Weil ich auf genau diese und noch mehr Fragen die Antworten noch nicht kenne.“, antwortete er schließlich.
„Natürlich spielt Johns Tod dabei eine Rolle, aber das ist es nicht allein. Auch wenn der Umgang damit nicht gerade Werbung für die Magiergemeinschaft in Seattle gemacht hat. Es wäre gelogen so zu tun als würde mich diese Ignoranz gegenüber seinem Tod und den Garou nicht wütend machen. Das Schweigen um diese Sache ist so laut… Warum sollte ich mich auf ganz egal welche Tradition, egal welche Person einlassen, wenn das die Art ist wie Probleme angegangen werden, wenn die Dinge schwierig sind.
Aber selbst wenn diese ganze Sache nicht passiert wäre…
Loyalität ist etwas das ich persönlich als sehr wertvoll empfinde. Und mit wertvollen Dingen sollte man achtsam umgehen. Wenn ich mich für eine Sache engagiere, dann möchte ich das aus voller Überzeugung und ohne Vorbehalte tun können. Und dafür weiß ich noch zu wenig und zugleich genug um zu verstehen, dass das keine triviale Entscheidung ist. Weißt du… das ist wie beim Tauchen. Wenn ich mit jemandem tauchen gehe dann muss diese Person sich einhundertprozentig auf mich verlassen können. Wenn da unten irgendetwas passiert, dann darf ich nicht anfangen mich zu fragen was richtig und was falsch ist und wo meine Loyalitäten liegen. Und vielleicht muss ich irgendwann für diese Sache tauchen gehen. Und dann will ich keine Zweifel haben.“
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Mi 20. Aug 2025, 20:12
von Mystiker
Die Bank fühlte sich nicht wie Holz oder Plastik an. Metall traf es aber auch nicht wirklich. Liam konnte tatsächlich überhaupt nicht feststellen aus was sie bestand. Anastasia seufzte. "Das mag daran liegen das er ein Freigeist und eigentlich Einzelgänger ist, der das was er tut selten bis gar nicht erklärt. Die meisten sehen in ihm nur einen Störenfried, aber ich glaube die Meisten sind neidisch auf ihn und seine Macht." Sie sah wieder in den Himmel hinauf und lehnte sich dabei entspannt auf der Bank zurück. "Viele sehen immer nur einen Teil von dem was er tut und niemals das Große ganze, weswegen die Dinge die er tut keinen Sinn ergeben zu scheinen. Aber das diese Dinge eigentlich ein großes ganzes ergeben...das versteht kaum jemand."
Bei Liams nächsten Worten lächelte Anastasia wieder deutlich mehr. "Ja, oder? Und dabei hast du die wahren Wunder des Umbra noch gar nicht gesehen. Die Schönheit der Airten und Pfade. Die Faszination der Unendlichen Geisterreiche und die Vielfalt der verschiedenen Geister." sie geriet bei der Aufzählung schon ein wenig ins Schwärmen, bevor ihr Ton aber auch ernster wurde. "Ich möchte aber auch nicht verschweigen das dies ein sehr gefährlicher Ort sein kann. Je nachdem wo man sich aufhält."
Schließlich legte die junge Frau den Kopf ein wenig schief und betrachtete Liam nachdenklich. "Das sind nachvollziehbare Gründe, beantwortet aber meine Kernfrage nicht so ganz. Und du scherst alle Traditionen über einen Kamm...und vor allem alle Magier. Das ist zwar verständlich, wenn man weiß wie deine ersten Wissenssprengsel über uns sind. Aber dieser Konflikt zwischen Magiern und Werwölfen ist in Seattle schon so viel Älter, als das mit John...oder sogar die Gründung von Seattle vermute ich." sie seufzte. "Traditionen sind in erster Linie Zusammenschlüsse von Individuen, die aber die gleichen Paradigmen oder Arten de Zauberns haben. Es sind keine festen zementierten Strukturen. Es gibt auch unter den Traumsängern ganz unterschiedliche Strömungen. Von Schamanen wie mir und meinem Mentor bis zu Technomagischen Jüngern, die VR benutzen um hier her zu gelangen. Alles möglich. Eine Mitgliedschaft verpflichtet natürlich dazu die Geheimnisse der Gruppierung, der man sich darin zugehörige fühlt auch zu bewahren. Aber letztendlich bleibt man man selbst." sie zuckte mit den Schultern.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Do 21. Aug 2025, 09:02
von Liam Carpenter
„Ich werde mir kein Urteil über ihn bilden ohne ihn zu kennen. Es ist mir nur aufgefallen wie einheitlich die Meinungen waren die ich über ihn gehört habe.“
Das man von verschiedenen Menschen anders wahrgenommen und bewertet wurde und dass es nie nur positive Kommentare geben konnte war erwartbar. Aber die Flächendeckende Ablehnung die er rund um Gambit erlebt hatte war in ihrer Intensität und Konsequenz überraschend gewesen. Die Frustration die sich zwischen Halbwahrheiten, Schweigen und Geheimniskrämerei zu hause fühlte konnte er allerdings sehr gut nachvollziehen.
Anastasias Verbundenheit mit dem Umbra war deutlich in jedem ihrer Worte spürbar. Sie sprach mit sehr viel Leidenschaft und Begeisterung darüber. Einen Zug den Liam an ihr sofort sympathisch fand. „Ich finde das ist irgendwie Teil eines respektvollen und wertschätzenden Umgangs mit den Dingen… sie als das anzuerkennen was sie sind. Manchmal eben auch gefährlich.“
Er wusste selbst wie verlockend es manchmal war solche Gedanken hinten an zu stellen. Noch ein bisschen tiefer tauchen. Noch ein bisschen weiter schwimmen. Noch ein bisschen mehr sehen. Noch ein bisschen mehr erkunden. Letztendlich war es aber einfach nur rücksichtlos gegenüber sich selbst und der Umwelt, wenn man nicht bereit war Risiken anzuerkennen und seine eigenen Grenzen zu respektieren. Man schadete damit sich selbst und nicht selten auch anderen.
„Und eines wertschätzenden Umgangs mit sich selbst.“
Der Anflug eines Lächelns huschte kurz über sein Gesicht.
„Du hast meine Frage doch auch nicht beantwortet.“
Sie hatte ihm nicht gesagt ob sie bereit war ihn auch ohne eine Zugehörigkeit zu den Traumsängern zu unterrichten.
„Wie vielen Traditionen hast du denn schon angehört? Verallgemeinerst du nicht gerade auch ein bisschen?“
Das klang im ersten Moment provokant, aber sein Tonfall verriet, dass es so nicht gemeint war. Anastasias Schilderung mochte auf die Traumsänger zutreffen. Vielleicht waren sie wirklich ein so lockerer Zusammenschluss wie sie es gerade darstellte. Aber so unterschiedlich wie er die verschiedenen Traditionen bisher wahrgenommen hatte folgten sie sicherlich auch ganz unterschiedlichen inneren Regeln. Insbesondere wenn man sich bewusstmachte, dass der Kern dieser Unterschiede auf Glaubenssätzen und Weltanschauungen beruhte.
Re: Royal Flush [Liam, Anastasia (SL)]
Verfasst: Do 28. Aug 2025, 18:35
von Mystiker
Anastasia musste leise Lachen. "Du sagst zumindest weisere Sachen, als ich tue. "Ich liebe diesen Nervenkitzel des Unbekannten. Gefahr ist es was mich über meine Grenzen hinaus treibt. mich dazu bringt über mich hinaus zu wachsen und Dinge zu verbringen, von denen ich dachte, dass ich sie nicht könnte." Sie schmunzelte. "John war mehr wie du. Aber er hatte eine ziemlich schalkhafte Ader...in seiner Magik." ein Seufzen entfuhr der jungen Frau.
"Ich habe als Euthanatoi angefangen. Mein erster Meister war ein alter russicher Euthanatos, der mich und zwei andere junge Magi kurz nach unserem Erwachen fand. In der kleinen Stadt gab es aber auch letztendlich keine wirklichen Alternativen an Lehrern." Die junge Frau lehnte sich bequem auf der Parkbank zurück und sah in den Himmel. "ich habe also durchaus mehr Blickwinkel, als nur einen. Ich verstehe aber auch dein Zögern. Du gibst den Magiern die Schuld daran, dass der Konflikt so eskaliert ist, weil sie bei der Aufklärung von Johns Tod nicht geholfen haben. Du willst dich deswegen an niemanden binden. Niemandem aus diesen Kreisen vertrauen, weil du Angst hast das du dich der Tradition anschließt, deren Mitglied John getötet hat." Ihre Stimme hatte einen resignierenden Tonfall angenommen. "Gleichzeitig aber willst du Wissen erlangen, ohne dich zu binden. Aber so funktioniert die Welt nicht. Du sprichst von Loyalität und Vertrauen. Ich zum Beispiel vertraue Gambit und würde mein Leben in seine Hände legen. Andere vertrauen ihm nicht weiter, als sie ihn mit einer Hand werfen kann. Mein Vertrauen und meine Loyalität hat er sich verdient. Mit der Zeit. Wie viel Zeit willst du dir nehmen, bevor du dich entscheidest, hm?"