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Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Mo 3. Nov 2025, 22:18
von Technokrat
Schon bei der Nennung der Karten öffneten sich die Augen der Voodoo-Hexe aufgeregt. Fast wäre es aus ihr heraus geplatzt, aber sie wollte den Moment nicht zerstören und ließ Adrian die Zeit, die er brauchte, um die Karten aufzudecken.
"Wie ist das möglich, wirst du dich jetzt fragen. Oder?" Doch die Frage von rhetorischer Natur. Sie konnte die Frage in seinem Gesicht lesen, in seinen Augen. In jeder Faser seines Körper.
"Ich habe den Zufall gelenkt. Die Wahrscheinlichkeiten geändert. Genauso hat Lyonell den Platz eures Zusammentreffens mit einem Dartpfeil bestimmt... die Uhrzeit erwürfelt und blind ein Bild aus den Katalogen gezogen, welches dich beschreibt... ganz treffend, muss ich sagen. Auch, wenn der Schnabel fehlt... Es ist Magie. Zauberei. Und sie ist so real, wie das Handy, was du sicher in deiner Tasche hast. So real, wie du uns ich es sind.
Zufall gehört zu etwas, was wir Sphären nennen. Diese eine heißt Entropie. Sie bestimmt das Schicksal... zum guten, wie zum Schlechten... und umfasst aber auch die Sterblichkeit. Chaos und Zugleich Ordnung. Die anderen Sphären sind
- Ursprung, das Gegenteil von Entropie. Die Quelle des Seins und auch der Fluss der Magie.
- Leben und Kräfte hast du ja schon unbewusst kennen gelernt. Heilung oder auch Beeinflussung alles Lebenden. Und Kräfte... Radiowellen, Wärme, Bewegung, Strom... jede Kraft im Universum.
- Materie, Verstand und Zeit erklären sich sicher selber.
- Korrespondenz: Die Vorstellung von Verbindung und Dimensionen
- und zuletzt die Sphäre der Geister, Tote, wie auch Ewige, wie die Loa... die Kunst das Umbra zu sehen und zu betreten.
Meister einer Sphäre sind in der Lage alles vorstellbare in eben jener zu machen."
Ein Lächeln folgte. Sie wusste, dass das Alles ziemlich viel war.
"Ich würde dir gerne etwas Spektakuläres zeigen, als diesen kleinen Kartentrick... Ein Lichbogen aus meinen Händen... die Verwandlung eines Käfers... das Schließen einer Schnittwunde... Aber: Wenn es nicht aussieht, wie ein Taschenspielertrick, dann bedeutet das Kopfschmerzen für mich... die Realität mag es nicht, wenn man sie manipuliert. Sie schlägt früher oder später zurück. Daher gebe ich dir den Rat: Versuche nicht einen Feuerball zu beschwören... zumindest nicht so, wie man ihn aus billigen Filmen kennt. Viel zu offensichtlich."
Dann deutete sie auf die Karten. Das Lächeln wurde noch breiter.:
"Was du da gezogen hast, ist weit mehr, als das, was ich dir zeigen wollte. Es war Schicksal... keine Magie... dass du diese Karten gewählt hast:
Der Herrscher. Er steht für Macht, Kontrolle und Verantwortung. Sei ein weiser Herrscher, denn es ist etwas, was Neu in dir Erwacht ist. Etwas, dessen Kontrolle du noch lernen musst.
Das beweist die zweite Karte: Der Narr. Er steht für einen Neubeginn. Einen neuen Lebensabschnitt. Naivität ist gut, wenn man den Ereignissen offen entgegentritt. Aber hüte dich vor dem Leichtsinn, der mit der Macht einher geht. Wage die neuen Wege.
Der Mond unterstreicht das: Veränderung... so wie der Mond die Gezeiten beeinflusst. Er weist auf Irrationalität hin, etwas, was sich nicht mit Logik erklären lässt. Er repräsentiert alles, was im Unterbewusstsein verborgen liegt und kann Schlüssel zu tiefen Einblicken sein.
Das ist der Grund, warum du hier bist. Das Schicksal hat dich zu mir geführt, damit ich dir helfen kann deinen Weg zu finden. Ich werde dich nicht ausbilden, aber ich werde jemanden finden, der das kann. Das ist meine Aufgabe. Papa Legba gab sie mir. Und, dass du hier bist... zerstreut jeden Zweifel."
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Mo 3. Nov 2025, 23:30
von Adrian Williams
Adrian nickte nur schwach. Ja, er wollte wissen wie das möglich war. Also hörte er ihr zu. Auch wenn er noch immer so seine Probleme damit hatte, sich die Erklärung einfach auf dem Silbertablett liefern zu lassen. Menschen hatten immerhin stets ihre Überzeugungen. Und das - vermeintlich - Übernatürliche war sogar das allerbeste Beispiel dafür. Aber ihm fehlte es an Orientierung und Kraft um mehr zu tun, als zuzuhören.
Zufall... sie hatten Zufall... gezielt eingesetzt um ihn zu finden? Es war schon faszinierend genug, dass man diesen Satz überhaupt formulieren konnte. Was sollte man erst von dem Konzept selbst halten?
Amara zählte die Sphären auf. Eine Art ausgeweitete klassische Elemente? Die Zusammensetzung der ganzen Realität? Was sollte das heißen, ein Meister könne in seiner Sphäre alles Vorstellbare machen? Seine Gedanken versuchten vergeblich, Schritt mit den Informationen zu halten, die er von der alten Voodoopriesterin erhielt. Weil er unweigerlich versuchte, all das in etwas für ihn Sinnvolles einzuordnen. Irgendwo in seinem Weltbild musste doch ein Platz für all das sein. Aber dieses Weltbild zeigte sich vorerst dicht. Wie konnte es sein, dass er sein ganzes Leben lang etwas so Enormes wie "echte Magie" nicht mitbekommen hatte?
Ihre Rechtfertigung dafür, dass es sich nur um einen Kartentrick gehandelt hatte, ließ Hoffnung aufkeimen. Es stimmte. Es gab viele solcher Fingerfertigkeiten, die einen total aufs Glatteis führen konnten. Redete sie sich vielleicht nur raus, indem sie der Realität eine Abwehrreaktion unterstellte? Ein wenig "sus" war es schon. Allerdings stand er auch nicht an einem Hütchenspielertisch am Straßenrand und hatte zwei Dollar gewettet. Welchen Nutzen hätten die beiden, ihm so etwas vorzumachen? Und wie erklärte er sich in diesem Fall das, was er bereits ohne sie erlebt hatte?
Dass die drei Karten solch eine pointierte Bedeutung hatten, war natürlich wieder ein sehr passender Zufall. Konnte wie mit Horoskopen sein. Was wusste er schon über die Bedeutung dieser Karten? Aber als er während Amaras Erklärung nachdenklich auf den Narren blickte, blinzelte er einmal stärker und rieb sich über die Augen. Die dicke von Rauch geschwängerte Luft hier unten begann, ihm zusätzliche Streiche zu spielen. Er hatte kurz geglaubt, die Figur hätte ihm spöttisch zugezwinkert.
"Okay... mich ausbilden?" er musste unfreiwillig schmunzeln, als er an Hogwarts dachte. Er schaute sich in dem Kellerraum um. Es hatte wirklich Flair. Aber er konnte sich gerade gar nicht vorstellen, das Trocknen von Tierkadavern und Schwenken glimmender Kräutersträuße seiner Agenda hinzuzufügen. "Ich glaube auch echt nicht, dass ich irgendeine Gefahr bin, dass ich irgendeine... Macht habe, die ich missbrauchen könnte. Einen Feuerball zu beschwören, wie Sie sagten..."
Er schaute nachdenklich erst Amara, dann Lyonell an. Sollte er sie irgendwie anders testen um zu sehen, ob sie ihm Bullshit verkaufen wollten? Einen Zaubertrick fordern, den sie nicht einstudiert haben konnten? Irgendwie war es albern und unwürdig, sie mit Zauberei herumtanzen zu lassen, als wäre Adrian ein Filmcowboy, der auf den Boden vor ihren Füßen schoss um zu gucken, ob sie es schafften, immer rechtzeitig auszuweichen.
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Di 4. Nov 2025, 23:20
von Technokrat
"Natürlich musst du ausgebildet werden."
Sie bemerkte seinen Blick durch den Raum.
"Aber nicht von mir. In dir steckt so wenig Voodoo, wie ich Interesse an der Politik der Traditionen habe. Dennoch: Werde ich dir helfen eine passende für dich zu finden. Das ist meine Aufgabe. Aber das sagte ich bereits."
Dann hob sie ihrerseits eine Braue.
"Du... bist immer noch skeptisch, hm? Ich weiß nicht, welche Art ich mehr mag: Die Naiven, oder die, die nicht blindlings los laufen." Ein Zucken mit den alten Schultern folgte. "Brauchst du noch mehr, als die Art, wie Lyonell auf dich gestoßen ist? Ist dir nicht genug, dass du gerade die Karten, die du offensichtlich nicht kantest und selbst gemischt hast, benenen konntest? Deine Heilung?"
Ein Seufzen. Tief. Unzufrieden.
"Also. Was brauchst du, damit du mir glaubst? Mehr Zufälle?"
Amara schien zu warten und begann einige neue Sachen aus dem Raum zusammen zu tragen.
"Hast du deinen Avatar schon getroffen? Eine Stimme in deinem Kopf? Etwas, was nur du gesehen hast?"
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Mi 5. Nov 2025, 08:31
von Adrian Williams
Sie hatte ja Recht, sie hatte schon gesagt, dass nicht sie ihn ausbilden würde. "Ja." Aber was hieß das? Scheinbar gab es Leute wie sie, die kein Voodoo betrieben? Was dann? Er hatte wirklich keine Vorstellung.
Direkt auf seine Skepsis angesprochen zu werden, war unangenehm. Amara war deutlich anzusehen, dass sie von ihm erwartete - oder sich zumindest wünschte - dass er ihr glauben möge. Und zwar schnell. Er begann, den Kopf zu schütteln. "Keine Ahnung, Miss... Amara. Das ist alles ganz schön crazy und viel auf einmal. Ich muss erstmal darüber nachdenken." er deutete in ihre Richtung um den Spieß umzudrehen. "Stellen Sie sich vor, ich wär hierher gekommen und hätte gesagt 'Kommen Sie mit, drüben beim Starbucks sind grad Außerirdische gelandet, die wollen nur mit Ihnen reden, weil Sie deren verschollene Königin sind!'" er zuckte mit den Schultern. "Also ich will nich sagen, dass Sie verrückt sind." Wollte er wirklich nicht? "Nur... also zumindest bis vor... einer Weile hät ich das schon, nichts für ungut." er machte eine beschwichtigende Geste und lächelte versöhnlich. "Geben Sie mir 'n Moment darüber nachzudenken."
Er rieb sich den Kopf und machte ein zerknirschtes Gesicht. "Ich weiß nicht..." während er beobachtete, wie sie erneut Dinge herantrug. Eigentlich wünschte er sich eine Pause um all die neuen Informationen zu verarbeiten und zu bewerten. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass diese kleine, skeptische Stimme in seinem Hinterkopf dadurch nie überzeugt werden würde.
Amara sprach jetzt ebenfalls eine solche Stimme an. Aber eine andere. Sein Innerstes zog sich zusammen.
"...n-nein?" Das war doch nichts gewesen. Stress, vermutlich psychoaktive Dämpfe in Amaras Keller. Im Labor auch? Ja. Und im Schlafzimmer? Immer. Oh boy. Vielleicht war es wirklich langsam zu viel für ihn. Er schaute aus seinen Gedanken zu Amara zurück. "Ich bin nicht sicher?"
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Di 11. Nov 2025, 21:54
von Technokrat
"Oh. Keine Sorge, mein Junge. Ich verstehe durchaus, dass das Alles zu viel ist. Und Zufall ist eben... Zufall... egal, wie unwahrscheinlich die Dinge sind. Das macht es nicht einfacher zu glauben. Taschenspielertricks sind auch eben nur das, was sie sind: Tricks. Man kann echte Magie in ihnen verstecken... aber... daran glauben? Schwierig."
Amara lächelte Verständnisvoll und offenbarte was sie zuvor geholt hatte. Ein kleiner Dolch in einer afrikanisch verzierten Scheide: Buntes Leder und Stoff.
"Die Avatare sind zu Beginn eher schüchtern. Die Meisten jedenfalls. Sie verstecken sich oft und sind eher... subtil. Es ist nur eine Frage der Zeit. Achte einfach mal darauf. Vielleicht führst du seit einiger Zeit auch gedankliche Selbstgespräche?"
Sie zuckte mit den Schultern und zog dann den Dolch. Zeitgleich machte Amara einen Schritt zurück, um die Bedrohung aus dieser Geste zu nehmen. Sie hielt die Klinge an ihre Hand.
"Nenne mir ein Tier... ein Gegenstand... irgendetwas."
Sie atmete tief durch, konzentrierte sich eine Weile. Dann schnitt sich die Voodoo-Hexe in die Hand - nicht tief aber genug, um zu bluten. Sie ballte eben jene und verzog das Gesicht, aber nicht aus Schmerz. Zumindest schien es nicht die Hand zu sein, die sie schmerzte. Es war etwas Anderes.
Als Amara die Hand wieder öffnete, sprudelte Licht aus der Wunde. Was Adrian da auch genannt hatte bildete sich aus den Fäden und leuchtete über der Hand. Aber es war kein Licht... eine Art Hologramm. Aber wo war der Projektor?
Die Voodoo-Hexe derweil schien abwesend oder vielmehr konzentriert.
*****
Ursprung 2 (SK: 2 + 5 (da offensichtlich) - 1 (Zeit lassen))
Pool 3 | Diff 6 | WP
9, 3, 3 => 2 Sux
WK: -1
Quitessenz -1
Paradox: +1 (da offensichtliche Magie)
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Mi 12. Nov 2025, 20:49
von Adrian Williams
Amara hatte versucht, ihn von der Existenz wahrer Magie zu überzeugen, indem sie ihm unwahrscheinliche Zufälle gezeigt hatte. Und dann geschah etwas Seltsames. Sie sprach genau seine inneren Einwände aus. Sie verstand, wieso er noch mit Zweifeln kämpfte. Sie nahm quasi seine Position ein und argumentierte gegen sich selbst. Und damit nahm sie ihm völlig den Wind aus den Segeln. Wenn sie nur geblufft hatte, dann stand sie jetzt mit leeren Händen da. Das würde niemand tun, der blenden und vertuschen will.
Er beobachtete einmal mehr nur beiläufig, wie sie ein weiteres arkanes Utensil hervorholte. "Avatar... also eine Repräsentation? Wovon?" ihre Anspielung auf gedankliche Selbstgespräche drängte er vorerst in den Hintergrund seiner Gedanken. Aber sein Herzschlag hämmerte beschleunigt in seiner Brust.
Als die alte Dame die Klinge an ihre Hand hielt, streckte Adrian reflexartig eine Hand danach aus. Nicht um die Waffe zu greifen, sondern als Geste der Beschwichtigung. "Stop! Sie müssen nicht..." aber seine Entschlossenheit wurde durch ihre Frage verwässert. Ein Tier, ein Gegenstand? Auf einmal musste er wieder an Suggestion denken, als sich ihm das Wort "Papagei" aufdrängte. Also zögerte er kurz, runzelte die Stirn und sagte kurzentschlossen "Kranich", ohne damit so richtig zufrieden zu sein.
Dann kam der Schnitt und Adrians Gesicht verzog sich und blieb auch verspannt. Er musterte Amara, aber zunächst geschah nichts. Dann nach einem endlos scheinenden Moment, öffnete sich ihre Hand. Und Adrians Welt brach in sich zusammen wie eine Schaufesnterscheibe, durch die jemand einen Pflasterstein geschmissen hatte. Mit offenstehendem Mund starrte er ungläubig auf den in der Luft geformten Kranich, der majestätisch begann, mit den Flügeln zu schlagen.
Irgendwann, als sein Mund schon trocken wurde, streckte er die Hand aus. Nur die primitivsten Areale seines Gehirns waren derzeit nicht kurzgeschlossen. Anfassen! Fühlen! Aber da war nichts anzufassen. Die Finger tauchten in den Vogel hinein. Kein Schatten entstand, wie seine auf Autopilot laufende Analyse zeigte. Vorsichtig sammelte der bewusste Teil seines Gehirns diese Brotkrumen auf. Kein Schatten, kein Projektor.
Seine Lippen zuckten, als wollte er etwas sagen. Aber er brachte nichts zustande. Reflexartig suchte er nach Erklärungen, aber all seine Gedanken waren überwältigt. Er konnte es einfach nicht verstehen. Noch nicht.
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Do 13. Nov 2025, 19:29
von Technokrat
Amara öffnete die Augen wieder. Sie schaute dem Kranich konzentriert dabei zu, wie er eine Runde um Adrian herum flog, nachdem dieser die Lichtgestallt einer Prüfung unterzogen hatte. Am Ende flog der Kranich durch seinen Körper hindurch, schoss zur Decke und platze in einem Feuerwerk an Kugeln, die dann wie Schnee zu Boden fielen und vergingen.
Die Vododoohexe verband sich derweil die Hand mit einem Tuch. Dunkle Ringe der Erschöpfung zeigten sich in ihrem Gesicht. Sie wirkte etwas matter, nicht mehr ganz so fröhlich, wie zu Beginn ihres Gespräches. Müde.
"Das... war Quitessenz... aus ihr besteht Alles. Sie verbindet uns... ermöglicht die Existenz aller Dinge. Und sie ist essenzieller Bestandteil der Magie. Einige Magier sind in der Lage sie direkt zu beschwören und zu formen. So eine Gestallt zu formen ist mehr Spielerei und kostet mich eine begrenzte Ressource. Zudem hat das Paradox zugeschlagen... die Realität... dein Unglaube... ich nehme ihn dir nicht übel... zerstört mein Paradigma hier unten. Aber es war notwendig."
Langsam setzte sie sich wieder.
"Der Avatar... ... er ist ein Teil von dir... spiegelt dich... oder ist das genaue Gegenteil von dir. Manche sagen sie sind Splitter unserer Seele... göttliche Wesen, die uns erwählt haben... digitale Resonanzen... Tierbegleiter... Elementare... oder oder oder... ... es hängt, wie so vieles an deinen Glauben. Mein Avatar ist ein Loa... einer der mächtigen Geister, die als Mittler zwischen den Menschen und Bondyè, dem Gott im Voodoo."
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Do 13. Nov 2025, 21:47
von Adrian Williams
Wie gebannt folgte auch der junge Mann dem magischen Vogel mit seinen Augen. Er wagte nicht, sich zu sehr zu bewegen, als könnte die Erscheinung ihn verletzen oder plötzlich verschwinden, ehe er sie vollständig ergründet hatte. Doch so oder so dauerte der Moment nicht ewig an und schließlich standen sie wie zuvor in einem Kellerraum, der ihm plötzlich so mundän vorkam wie es nur ging.
Adrians Sorge um Amaras Hand drängte sich wieder in den Vordergrund. Und mit ihr die eiskalte Erkenntnis, dass es seine Schuld war. Er hatte sie mit seiner anhaltenden Skepsis in die Ecke gedrängt. Sie hatte die ganze Zeit über Recht gehabt und war willens, sich selbst zu verletzen, damit Adrian nicht ging ohne die Wahrheit zu erkennen. Auch wenn ihm der Kopf nur noch mehr schwirrte als zuvor, wenn er versuchte gedanklich zu fassen, was "die Wahrheit" jetzt eigentlich war.
Dazu gehörte auch ihre Erklärung über Avatare. Es wurde und wurde nicht übersichtlicher. Wie sollte er das alles jemals verstehen? Er entschloss sich, erst einmal durchzuatmen und setzte sich dafür Amara gegenüber wieder auf den Stuhl. Er saß schräg, sodass er einen Arm auf die Lehne legen und sich mit der Hand durch das Gesicht fahren konnte. Eins nach dem Anderen.
"Und... Sie sind beide... also Sie wissen beide davon?" er guckte zwischen Amara und Lyonell hin und her.
"Wer weiß noch davon? Ich mein... sind Sie so'ne Art Geheimgesellschaft? David Blaine und Dynamo? Diese ganzen Street Magic Typen? Ist das alles echt?! Sie haben gesagt, jemand könnte mich ausbilden. Wie...?" er stockte mitten im Satz und schaute sie mit der Hoffnung im Blick an, dass Sie auch diese Frage verstehen und ergänzen würde. Was sollte ausbilden heißen? Wer sollte ihn ausbilden? Wo? Musste er sich irgendwo einschreiben, Mitglied werden, bezahlen?
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Fr 14. Nov 2025, 23:35
von Technokrat
Lyonell kam zu Amara und reichte ihr eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit. Kaffee.
Amara lächelte mütterlich und nickte. "Mein Mann ist Schläfer. Aber er weiß von meiner Gabe. Er unterstützt mich, wo er kann." Ihr Gesicht hellte etwas auf. Für einen Moment war die Dankbarkeit und Liebe, die sie für Lyonell empfand ersichtlich.
"Du meinst... weltweit? Hier in Seattle?"
Sie schüttelte etwas den Kopf.
"Ich weiß nicht, ob diese Straßenkünstler echte Magier sind. Einige vielleicht... andere hingegen haben nur sehr gute Fingerfertigkeit. Aber das ist nicht die Art von Magie, über die wir sprechen. Magier wie du und ich... wir können die Realität verformen. Die Grenzen sind unsere Vorstellungskraft... Gedankenlesen... Zeitreisen... Tote erwecken... Die Zukunft sehen... Mit Geistern reden... Elemente aus dem Nichts erschaffen... Tore in andere Welten öffnen... einen Sturm hervorrufen... Unsichtbarkeit... Alles ist möglich, wenngleich auch gefährlich. Und nicht Alles davon ist lohnenswert... oder hat Konsequenzen."
Sie trank vom Kaffee, dachte einen Moment nach.
"Geheimgesellschaft. Im Grunde ja. Aber... weit umfangreicher, wie du es dir vorstellst. Ich muss ein wenig weiter ausholen. Früher war die Welt eine Andere. Die Menschen waren weniger aufgeklärt... sie glaubten an Magie. Kobolde, Hexen, Zauberei... waren alltäglich. Und wie ich vorhin sagte: Unsere Magie muss an sich mit der Realität konform gehen, da sie sonst zurück schlägt: Das Paradoxon, was mir gerade Kopfschmerzen bereitet hat, weil ich gegen deinen Unglauben angetreten bin. Damals war es für Erwachte einfach die Realität zu manipulieren, denn die Realität wird von den Schläfern bestimmt: Sie glauben daran, was du tust? Gut für dich. Sie zweifeln und stellen es in Frage? Schlecht."
Die Traditionen sind jene Magier, die diesen Zeiten nachsehen. Sie versuchen die Kreativität der Menschheit zu bewahren. Ihre Freiheit Dinge zu glauben, die unglaublich scheinen. Sie streben danach das Morgen besser als das Heute zu machen. Es sind neun Gruppierungen, die die Traditionen bilden. Die Traditionen könnten in ihrer Herangehensweise nicht unterschiedlicher sein, als wir Beide. Hermetiker, treffen auf Künstler und Kampfsportler. Dazwischen tummeln sich Hexen und verrückte Wissenschaftler. Druiden und virtuelle Adepten. Aber sie alle eint eins:
Der Kampf gegen die Technokratische Union. Magie durch Fortschritt. Macht durch Kontrolle. Sie bringen Ordnung und Stasis. Magie ist für sie Nichts weiter als reine Wissenschaft. Kreativität wird durch Gleichschaltung abgelöst. Sie fürchten sich vor der Unvorhersehbarkeit der Magie. Wo die Traditionen über die Schläfer wachen, damit sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können, sehen die Technokraten Drohnen, die sie kontrollieren.
Die Traditionen und die Technokratie führen einen Krieg, um nicht mehr oder weniger als die Menschheit. Denn die Menschheit bestimmt die Realität. Und... ganz ehrlich: Momentan sieht es nicht gut aus für die Traditionen. Aber nahezu jedes große Ereignis aus der Geschichte ist diesem Konflikt entsprungen.
Daneben gibt es noch Unabhängige, wie mich. Aber wir spielen nur eine Randmelodie in diesem gewaltigen Orchester.
Und irgendwo in diesem Geflecht gibt es eine Gruppierung, die zu dir passt... deren Denkweise so ist, wie deine. An deren Schicksal du gebunden bist... zumindest im Moment. Sie werden dich ausbilden. Meine Aufgabe ist es heraus zu finden und den Kontakt herzustellen."
Loyonell stand neben Adrian und reichte ihm die offene Donutpackung. "Willst du jetzt einen? Oder auch etwas zu trinken?"
Re: Schicksalsfaden [Adrian, Amara]
Verfasst: Sa 15. Nov 2025, 18:39
von Adrian Williams
Sein Blick fiel erschöpft auf die Donutpackung. Jetzt wünschte er sich, dass da Drogen drin waren. Er nahm einen heraus und nickte dankbar. "Haben Sie noch einen Kaffee vielleicht?"
Dann atmete er wieder tief durch und ließ die Worte der Voodoohexe einsinken. Es war zu viel. Es war einfach alles viel zu viel. Ihm war übel, ein Knoten in seinem Magen und seinem Hals. Es ging hier nicht einfach nur um Magie. Das war nicht My Little Pony. Das war nicht Harry Potter. Er hob die Hand um sich einen Moment zu verschaffen, seine Gedanken zu Worten zu ordnen um irgendwie weiter zu kommen. Aber Amara hatte ihren Kaffee und die Geduld des Alters.
"Also Sie sind unabhängig und... Ich bin echt durch gerade also... Sorry, wenn ich jetzt einfach ganz offen bin. Das klingt alles'n bisschen nach Propaganda. Wenn das alles stimmt... Dann gibt's auf der Welt eine geheime Verschwörung von Leuten, die die REALITÄT verändern können. Und die kämpfen darum, wessen Spielplatz die Welt ist, das Leben von Milliarden von Menschen. Die Traditionen wollen 'ne Welt zurück, wo ihnen die Nichtmagier nicht so sehr im Weg stehen, Gott zu spielen. Und das sind die Guten?" er schnaufte. Eine trotzige Wut stieg in ihm auf und er erhob sich vom Stuhl um auf und ab zu gehen.
"Meine Eltern sind beide tot! Ich versuch mit meiner kleinen Schwester irgendwie zu überleben, verstehen Sie? Ich hab echt andere Sorgen als der Illuminati zu helfen, ihren Scheißkrieg zu gewinnen! Egal wie die sich nennen. Es gibt ne Redewendung, dass Macht verdirbt, oder nicht?!" er schüttelte ungläubig den Kopf.