Spuren im Schnee [Liam, SL]

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Liam Carpenter
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Liam musste Schmunzeln.
„Das weiß ich nicht. Heute ist mein erster Besuch bei ihm. Aber mein Vater sagt immer: Erkenntnis muss man sich erarbeiten, man bekommt sie nicht geschenkt. Der Weg zu Verständnis ist in sich selbst wertvoll. Wenn also ein Schamane in Rätseln mit dir spricht, dann weil du daraus mehr lernen kannst als aus der einfachen Antwort.“
Die Suche nach Erkenntnis und Antworten war etwas das er als sehr befriedigend empfand. Sonst hätte er sich sicherlich nicht für ein naturwissenschaftliches Studienfach entschieden. Er konnte also durchaus die Weisheit sehen die in diesen Worten lag. Allerdings war er auch mit der frustrierenden und demotivierenden Seite dieses Weges mittlerweile sehr vertraut. Ergebnisreihen die ins Nichts führten. Gedankenexperimente die zusammenbrachen. Puzzlestücke die sich nicht zusammenfügen ließen. Und all das trat in Wechselwirkung mit einer Umwelt die ganz eigene Vorstellungen davon hatte was wichtig und eilig war.
„Ich bin mir sicher wir werden etwas wertvolles aus diesem Gespräch mitnehmen.“

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Mystiker
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

"Aha!" die Otterdame stellte sich wieder auf und begann direkt vor ihm zu schweben. "Sieh mal. Du hast den Grundbegriff des Lernens und der Erleuchtung und unseres gemeinsame Weges schon verstanden!" Sie sah wirklich glücklich und verdammt niedlich dabei aus. "Wir werden der mächtigste Magus den diese Stadt je gesehen hat!" Sie lachte hellauf begeistert. "Ah...bevor sich das vergesse...welches Jahr haben wir und wie heißt die Stadt?" Sie lag wieder auf dem Rücken, aber so quer zu ihm, dass er ihren Körper in ganzer länge bewundern konnte. Wobei die Roben sich wie in fließendem Wasser langsam bewegten und sie auch mit den Hinterpfoten entsprechende Schwimmbewegungen machte. Liam war sich aber sicher, dass sie das eigentlich gar nicht nötig hatte. Woher dieses Wissen stammte, konnte er nicht eindeutig zuordnen.

"Ich bin gespannt auf diesen Kitsap. Mal sehen...vielleicht ist er wie wir. Was willst du ihn eigentlich fragen?"

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Liam Carpenter
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Es machte ihm wirklich Freude ihr beim Schweben zuzusehen. Irgendwie sickerte etwas von diesem Gefühl der Leichtigkeit auch in ihn ein. Erinnerte ihn daran wie eng sie verbunden waren. Aktuell fiel es ihm deutlich leichter sie als eigenständige Person wahrzunehmen als sie und sich als eine Einheit zu betrachten. Trotzdem schlichen sich immer wieder Gewissheiten oder Fragmente von Emotionen in sein Bewusstsein die er nicht sich selbst zuordnen konnte.
„Wir sind in der Nähe von Seattle im Jahr 2025.“, antwortete er. Dann stahl sich ein schiefes Lächeln auf sein Gesicht.
„Das werde ich hoffentlich wissen, wenn es soweit ist.“
Das Knäul aus Fragen, Gedanken und Sorgen war groß und er hatte noch nicht den einen Faden gefunden an dem er ziehen konnte um es weit genug aufzulösen um Worte daraus zu konstruieren. Sah man von den Geschehnissen um John einmal ab, fiel ihm schwer das was ihn gerade umtrieb zu formulieren. Vielleicht würde der Rest des Aufstiegs etwas Klarheit in seine Gedanken bringen. Hier draußen unterwegs zu sein war für ihn eine Möglichkeit sich zu fokussieren. Hier fand er eine Ruhe und Klarheit die er sonst nirgendwo fand.

Es war kurz nach dem Mittag als sie den kleinen Außenposten erreichten. Eine kleine Ansammlung von Jagdhütten in Holzbauweise die auf den ersten Blick einen fast verlassenen Eindruck machte. Ein Mann im mittleren Alter empfing ihn freundlich, bot ihm etwas zu trinken an und wies ihm dann den Weg zu Kitsaps Hütte. Dass er sich, zumindest jetzt noch nicht, zu erklären brauchte ließ Liam etwas aufatmen.

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Mystiker
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

Die Otterdame verblasste nicht, als sie die Hütten erreichten, aber sie hörte auf zu schweben und trat einen halben Schritt hinter Liam, so dass sie nun hinter ihm auf den Hinterpfoten hertappste. Es gab kein Geräusch ihrer Bewegungen, die hatte Liam aber vorher auch schon nicht wahrgenommen. Vermutlich auch einfach deswegen, weil sie ein spirituelles Wesen war und gar keinen physischen Körper besaß.

Die Hütte des Schamanen war in moderner Bauweise errichtet worden. Eher eine Blockhütte, mit Schornstein, auf einem soliden Fundament aus Beton vermutlich. So sehr der Stamm auch die Natur achtete, so wenig verschloss er sich in manchen Dingen vor dem Fortschritt der modernen Welt. Sicherlich gab es hier jemandem mit einem Handy und sicherlich hatten die Hütten Dinge Öfen und ähnliche Annehmlichkeiten für den Winter.

Nachdem Liam angeklopft hatte, wurde er herein gerufen. Die Hütte war gemütlich eingerichtet. Man trat direkt in den Wohnraum ein. In einem Kaminofen brannte bereits ein Feuer, auf einem Tisch lagen mehrere Bücher, die offenbar studiert worden waren. An einer Wand stand ein Regal mit weiteren Büchern und in einem bequemen roten Sessel saß auch bereits der Schamane Kitsap, dem Feuer zugewandt. "Ah. Liam, richtig? Setz dich." er deutete mit einem freundlichen Lächeln auf einen ebenfalls bequem aussehenden Sessel mit rotem Stoff der ihm gegenüber stand und noch leer war.
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Liam Carpenter
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Liam klopfte sich den Schnee von den Stiefeln und zog die Tür hinter sich zu. Eine angenehme Wärme umfing ihn und vertrieb das Gefühl der Kälte aus seinem Gesicht. Er zog die Handschuhe aus und schob sie in seine Jackentasche, bevor er an den Kamin herantrat um Kitsap in Lushootseed zu begrüßen. Er sprach es so fließend wie englisch. Einer der Vorteile, wenn man als Sohn eines Lehrers aufwuchs.
ʔu siʔab.“, lächelte er und nahm dann auf dem Sessel platz.
„Danke dass du dir Zeit für mich nimmst. Ich…“, begann er, verstummte dann jedoch ein wenig hilflos. Unsicher wo er beginnen sollte. Es gab so viel zu sagen. So viele Fragen. Und noch mehr Dinge für die er jetzt noch keine Worte hatte, die aber mindestens genau so schwer wogen.

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Mystiker
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

Kitsap lächelte den jungen Mann Großväterlich an und antwortete ihm auch in der Stammessprache. "Schön das du von deiner langen Reise zurück bist. Ich hoffe sie hat dir Einsichten gezeigt, die du teilen möchtest." Bevor er fortfahren konnte brachte der ältere Mann, der Liam bereits begrüßt hatte, noch ein Tablett herein, auf dem zwei dampfende Tassen Tee und eine Kanne standen, die sicherlich noch mehr heißen Tee enthielt. Kitsap nickte dem Mann zu, der lächelte und kommentarlos wieder ging.

Erst als die Tür wieder geschlossen war, fuhr der alte Schamane fort. "Ich fühle das dir Dinge auf der Seele liegen, für die du kein Worte hast. Aber es sind nicht unbedingt schlechte Dinge, nicht wahr?" ein wenige wurde das Lächeln breiter. "Lass dir ruhig Zeit. Wir haben dir ein Bett bereitet, falls es länger dauert. Wir haben den ganzen Abend Zeit."

Offenbar konnte Kitsap die Gesichter und die Gefühle seines Gegenübers gut lesen.

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Liam Carpenter
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Liam nickte und ein Seufzen fand den Weg über seine Lippen das er nicht rechtzeitig einfangen konnte. Seit er zurück in Seattle war hielt er all die Fragen, Sorgen und Befürchtungen im Zaum indem er seine Tage mit fast hektischer Geschäftigkeit füllte. Aktion, Handeln war schon immer seine Art gewesen mit Problemen umzugehen. Aktivismus. Das war seine Strategie die Hürden in seinem Leben zu meistern. Niemals aufgeben. Niemals den Kopf in den Sand stecken. Niemals davonlaufen. Nicht selten bis zu einem Punkt an dem er begann seine eigenen Bedürfnisse zu ignorieren. Sich selbst für seine Ziele zu verbrennen. Und in Momenten wie jetzt wo die Umstände ihn dazu zwangen durchzuatmen und zu reflektieren, brachen die Dinge über ihm zusammen. Fielen die Gefühle und Gedanken denen er keinen Raum gab über ihn her wie Raubtiere die auf einen Augenblick der Schwäche gewartet hatten.
Die gelassene Ruhe die den Raum füllte ließ die Stützbalken seiner Entschlossenheit zusammenbrechen und gegen seinen Willen kamen ihm die Tränen als er sich das erste Mal erlaubte zuzugeben wie überfordert er sich fühlte. Wie viel das alles für ihn war. Wie verrückt.
Liam atmete einmal tief durch. Wischte sich mit dem Pulloverärmel die Augen.
„Entschuldige. Die letzten Tage waren… sehr viel.“, begann er schließlich und gab es auf zu versuchen den Erdrutsch zu kontrollieren.
„Letztes Jahr während eines Tauchgangs habe ich etwas erlebt das… mich verändert hat. Es war als könnte ich plötzlich einen Teil der Welt sehen der Menschen normalerweise verschlossen ist. Wie eine Art… Erwachen. Mittlerweile weiß ich das am selben Tag ein Mitglied des Stammes gestorben ist. John. Und dass er war wie ich. Und auch dass es Konflikte gab. Mir ist klar, dass das alles… irgendwie verrückt klingt.“, brach es aus ihm heraus.
„Werwölfe… Magi. Ich könnte mir auch nicht glauben, wenn ich mich so reden hören würde.“
Ein verunglücktes Lächeln huschte über sein Gesicht, als wolle oder müsse er sich für das zusammenhanglose Gestammel entschuldigen. Er hob den Blick um Kitsap anzusehen. Bisher hatte er durch den Tränenschleier ins Feuer gestarrt.
„Ich habe Angst. Angst, dass ich nicht mehr dazugehören kann. Hierher. Zum Stamm. Zur Familie.“
Da war sie. Die Befürchtung für die er bisher keine Worte gefunden hatte. Die Wunde die von allen am meisten schmerzte. John. Der Konflikt. Sein Erwachen. Das alles beschäftigte und besorgte ihn. Aber diese Angst: Die Angst sich zu entfremden. Seinen Weg zu verlieren. Nicht einmal zu verlieren, sondern unter seinen Füßen einstürzen zu sehen. Die Angst auf der falschen Seite zu stehen, nicht durch das was er tat, sondern durch das was er war, wog so unendlich viel schwerer. Er war definitiv nicht mehr der Liam der Seattle vor einem Jahr verlassen hatte. Aber gab es für den Liam der zurückgekommen war hier noch einen Platz in der Gemeinschaft…

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Mystiker
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Mystiker »

Der alte Schamane lies Liam erst einmal seine Gedanken ordnen. Seine Gefühle endlich heraus lassen und nur ein großväterliches Lächeln begleitete die Tränen. Dann schüttelte Katsip sanft mit dem Kopf. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es für dich alles sehr viel wahr. Deine Sorgen und Ängste sind ganz natürlich." er schloss kurz die Augen und griff nach einer der Teetassen, um sich einen Schluck zu genehmigen. "Glücklicherweise sind sie unbegründet. Es ist leider wahr, dass John tot ist. Er wurde auf dem Stammesfriedhof bereits beigesetzt." er senkte kurz den Kopf, wohl um dem Toten zu gedenken.

"All dies hat den Stamm schwer getroffen. Besonders Kelee, die auch dabei verletzt wurde. Für mich klingt all das was du erzählst nur allzu bekannt. Ich gehöre zwar nicht zu dem Einen oder dem Anderen aber ich habe mit John dasselbe Gespräch vor etwa 10 Jahren geführt. Die Garou, die unseren Stamm seit jeher Beschützt haben und die unserem Volk und Blut entstammen haben ihn akzeptiert. Sicher auch wegen Kelee. Er war immer eine Brücke zwischen uns und den Magiern der Stadt. Ich bin aber nicht genau in diesen Themen eingebunden gewesen. Das haben die Werwölfe immer geregelt.

"Du gehörst, wie es auch bei John war, weiter zum Stamm. Zur Familie Liam. Niemand wird sich ausstoßen." er legte dem jungen Indigenen eine Hand auf die Schulter. "Aber du solltest mit den Garou sprechen. Damit es nicht zu Missverständnissen kommen kann."

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Liam Carpenter
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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

Beitrag von Liam Carpenter »

Langsam fiel ein Teil der Anspannung von Liam ab. Kitsaps Zuspruch und die warme Hand auf seiner Schulter vertrieben die Angst vor Ablehnung die seit Tagen hartnäckig an ihm genagt hatte. Ihn unbenannt aber nicht unbemerkt gequält hatte. Er atmete durch. Wischte sich erneut die Augen. Der Druck auf seiner Brust ließ etwas nach und er brachte sogar ein blasses Lächeln zu Stande.
Dann nickte er.
„Wenn es stimmt, dass ich jetzt über Kräfte verfüge, dann will ich etwas Gutes damit machen. Etwas Sinnvolles. Für den Stamm. Für das Land. Das letzte was ich will ist mich selbst aus der Gemeinschaft auszuschließen indem ich mich zurückziehe. Ich möchte die Garou gerne kennenlernen und verstehen wie ihre Perspektive auf die Magi ist.“
Er schwieg einen Moment bevor er weitersprach.
„Und ich möchte etwas über John lernen. Der Moment meines Erwachens fällt mit dem Tag seines Todes zusammen. Das mag dem Universum vielleicht gar nichts bedeuten. Aber mir bedeutet das etwas.“

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Re: Spuren im Schnee [Liam, SL]

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Der alte Schamane nickte, als Liam sich etwas beruhigte. "Du klingst wie John. Er hat dasselbe gesagt." ein leises Lächeln überzog das Gesicht Kitsaps. "John hat sich dafür eingesetzt, dass die Beziehungen zwischen den Werwölfen und den Magiern nicht in Gewalt ausarten. Wenn du etwas für unsere Gemeinschaft tun willst, dann wäre es sicher gut, wenn du versuchst in seine Fußstapfen zu treten. Du hast immerhin noch den Vorteil von unserem Stamm zu sein."

Die Augen des alten Mannes lagen gutmütig auf dem jungen Mann, der hier her gekommen war, um seinen Rat zu erbitten. "Um mehr über John und sein tun zu erfahren solltest du mit seiner Schwester Kelee sprechen. Sie wird dir am Meisten darüber erzählen können. Sie war auch zugegen, als John starb. Wir können eine Nachricht an die Garou schicken und dir bescheid geben, wenn sie Zeit hat dich zu treffen, wenn du willst."

In diesem Moment marschierte auch die Otterdame neben Liam hervor und klettert neben dem Schamanen auf den Sessel. Sie guckt zu diesem hinauf und kräuselt das Näschen, bevor sie zu Liam guckt. "Frag ihn mal, was passiert, wenn wir uns Energie aus den Knoten abzwacken. Will ungern direkt mit dir erschlagen werden." meinte sie und setzt sich auf die Lehne des Sessels des Schamanen, der sie wiederum gar nicht zu sehen schien.

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