Kunst und Kultur [Alan, Liam]

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Liam Carpenter
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Das bringt einem irgendwie der ganze Stamm bei.“, antwortete Liam lächelnd.
„Aber meine Eltern und meine Geschwister hatten einen nicht unerheblichen Anteil daran.“
Einige seiner liebsten Kindheitserinnerungen drehten sich ums Kanu fahren oder schwimmen.
Es machte ihn klammheimlich ein bisschen betroffen, dass Alans Eltern ihn nicht mehr ermutigt hatten. Aber letztendlich wusste er nichts über seine Familienverhältnisse und wollte sich auch nicht anmaßen aus einer kurzen Erzählung irgendetwas anzunehmen.
„Ich bin in eine Dornenhecke gefallen als ich das erste Mal ohne Stützräder geübt habe. Mein vierjähriges Ich wollte die nächsten zwei Wochen nie wieder Fahrrad fahren.“, erzählte er lachend. Er war ein ziemlich aktives Kind gewesen und konnte auf entsprechend viele Unfälle verschiedenster Art zurückblicken. Vom aufgeschlagenen Knie bis zum gebrochenen Arm war alles dabei gewesen.
„Ich studiere. Meeresbiologie und Naturschutz. Aber ich schätze damit will ich irgendwann auch die Welt verbessern, also… ich mach gerne Sport. Ich geh am liebsten schwimmen und tauchen. Am Wochenende fahre ich meistens raus ins Reservat. Meine Eltern besuchen und wandern gehen.“
Ein ziemlich durchschnittliches Leben wie er fand. Aber es war seins und er mochte es.
„Möchtest du irgendwann von deiner Kunst leben können? Ich möchte am liebsten später in die Forschung gehen.“

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Alan Blackwell
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Alan Blackwell »

"In die Forschung? Sehr cool! Ich mag' das Meer. Oder sagen wir - ich finde es interessant. Wer weiß, was da unter der Meeresoberfläche für eine Welt auf uns wartet. Ganz tief unten ... so viel Unentdecktes! Da habe ich schon als Kind oft drüber nachgedacht - hat mich mehr abgeholt als diese ganze Weltraum-SciFi-Sache, die damals in der Schule hip war. Warum in die Sterne greifen, wenn das Wasser ist so nah? Oder so ähnlich ... ich glaube, es ging los, nachdem ich 20.000 Meilen unter dem Meer gelesen hatte. Ich habe das Innere der Nautilus selbst heute noch vor meinem Auge. Aber das ist ja alles nur Fiktion." - lehnte sich Alan auf seinem Stuhl zurück.

"Ob ich mal von meiner Kunst leben können will? Gute Frage. Es wäre natürlich schön - aber wenn das bedeuten würde, dass ich den Überschuss nicht länger dafür nutzen kann, meiner Inspiration etwas zurückzugeben ... dann wohl eher nicht. Ich glaube, das ist bei mir ein bisschen so, wie bei einem Romanautor - das Werk ist meins, doch der Anstoß es zu malen ... der kommt über irgendeinen Impuls. Die Art wie ich male liegt in meinem Selbst - doch das Thema, welches ich aufgreife, ist eines welches mich beschäftigt. Bei dieser Ausstellung hier waren es die Menschen auf der Straße. Bei der Ausstellung davor ging es um die Fantasie an sich. Surreale Welten - und auch wenn das noch so klingt als gäbe es für so etwas keine Inspiration von außen, so muss ich doch sagen: Doch, die gab es. Und auch jene war nicht schöner Natur." Alans Stimme wurde etwas leiser. "Das Hutgeld, was ich über die Kosten neuer Farben und Pinsel hinaus eingenommen habe - es wurde gut angelegt. Es gehört mir nicht - es gehörte mir nie. Es gehört denjenigen, deren Schicksale ich auf die Leinwand bringen durfte." - ein lauter Seufzer. "Schön blöd, oder? Eigentlich schieß' ich mir damit selbst ins Knie. Aber wenigstens aufrecht stehend und reinen Gewissens!"

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Liam Carpenter
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Ich liebe das Buch! Hast du die Nautilus gemalt?“
Er war neugierig wie dieses Gefährt durch Alans Augen aussehen mochte. Er hatte es ein paar Mal versucht, war aber an der Komplexität der Aufgabe gescheitert. Vermutlich fehlte ihm einfach die Übung. Wenn er etwas zeichnete dann waren es hauptsächlich Pflanzen oder Tiere für sein Studium. Er hatte nie den Übergang in den Bereich der Fiktion geschafft. Ehrlicherweise auch weil es nie irgendeine Form von Priorität hatte, auch wenn das Zeichnen ihm Spaß machte.

Liam schüttelte den Kopf.
„Ich finde das überhaupt nicht blöd. Ich finde das ist eine sehr bewundernswerte Art zu denken.“
Er kannte sich sehr gut aus mit der zweischneidigen Klinge mit der man hantierte, wenn man sich für eine Sache engagierte. Ab einem gewissen Punkt begann man seine eigenen Reserven dabei zu verbrennen. Etwas das weder gesund noch besonders nachhaltig war. Ein Gespräch, dass er schon mehr als einmal mit seiner Mutter geführt hatte und der er sehr dankbar dafür war, dass sie ihm manchmal den Kopf zurechtrückte.
„Aber du solltest deinen Anteil an deinen Arbeiten nicht geringschätzen. Ohne dich würde es diese Bilder genau so wenig geben wie ohne die Leute die dich inspiriert haben. Weißt du, Menschen die etwas bewegen wollen vergessen gerne, dass sie auch Bedürfnisse haben. Und dass diese Bedürfnisse auch ihre Berechtigung besitzen. Sie wahrzunehmen ist nichts Falsches oder Unmoralisches.“
Dann musste er lachen.
„Jetzt kling ich wie meine Mutter.“

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Alan Blackwell
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Alan Blackwell »

"Ich habe die Nautilus tatsächlich mal gemalt. Sogar öfter." Alan schmunzelte und schien kurzzeitig in Gedanken zu versinken. "Das erste Mal noch als Kind - zuletzt vor einigen Monaten. Vielleicht wird es wieder einmal Zeit ... ich kann dir das letzte Bild beizeiten mal zeigen - es steht in meiner Wohnung ... war nie Teil einer Ausstellung."

Alans Exponate folgten stets einem Thema; einer übergeordneten Sache. Im stillen Kämmerlein verglich er jede Ausstellung seiner Bilder mit dem Konzeptalbum eines Musikers: Aufeinander abgestimmte, einzeln aber auch für sich alleine stehende Werke - doch nicht wenige dieser Bilder standen in den schattigen Ecken des Ateliers; gemalt - und vielleicht zwar nicht vergessen, aber hintenangestellt.

"Du hast natürlich recht ..." antwortete Alan auf die nächste Aussage Liams. "... auch ich habe Bedürfnisse - aber im Gegensatz zu zum Beispiel den Menschen die ich male, arbeite ich. Ich habe das Privileg, einem Job nachzugehen - und daraus resultiert ein Dach über dem Kopf und genug zu essen, damit ich über die Runden komme. Solange ich geben kann, möchte ich gerne geben - das ist eine Herzensangelegenheit. Ich würde mich nicht gut fühlen, meine Ansprüche hochzuschrauben, nur weil ich es theoretisch könnte. Ich habe außer meinen Eltern keine Familie. Niemanden, an dessen Wohl ich einen Anteil hätte ... ich bin also nur für mich selbst verantwortlich - und ich komm klar. Mir fehlt es die meiste Zeit an nichts - weil ich mir halt auch nicht viel gönne. Wozu auch? Was soll ich alleine ... ins Kino gehen? Oder ein Konzert besuchen? Macht doch auch keinen Spaß. Dann kann ich das Geld auch denen geben, die es akut nötig haben. Aber ja, sollte ich eines Tages derjenige sein, er es nötig hat ... dann werde ich es auch für mich selber nutzen." dieser Entschluss war gefasst, doch trotzdem wirkte Alan nicht allzu überzeugt davon. Glücklicherweise war er derzeit nicht in einer solchen Situation - deshalb konnte er den Gedanken daran auch weit wegschieben. Warum sich mit Dingen beschäftigen, die gerade keine Rolle spielten? <Warum tust du genau das mit Dingen, die dich stressen oder dir Angst machen - aber genau so fern sind? Hohle Phrasen schwingen kannst du, Alan. Aber dich nicht an deine eigenen guten Ratschläge halten!>

"Wie die eigene Mutter zu klingen sehe ich auf jeden Fall als Zeichen einer gelungenen Erziehung! Mütter sind heilig - meistens jedenfalls. Selbst dann, wenn sie mit dem Pantoffel in der Hand hinter dir herrennen, weil du mal wieder Mist gemacht hast!" Alan muss lachen und verschluckt sich fast an seiner Limonade. "Erinnerst du dich auch noch an die Zeiten, in denen man gegen seine Eltern rebellieren wollte? Man wollte alles besser machen, wenn man mal groß ist - und dann kommt der Moment, in dem man beginnt, das große Ganze zu durchblicken und in dem man feststellt, dass man es gar nicht besser machen kann ... weil es halt schon richtig gut war. Man hats nur nicht verstanden ... oh, ich hoffe, du verstehst mich gerade. Manchmal tu' ich das nämlich selber nicht."

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Liam Carpenter
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Ich würde wirklich gerne mehr deiner Bilder sehen.“
Alans Malereien hatten etwas das seinen Zeichnungen fehlte. Einen Funken Genialität der sie einfach… anders machte. Interessant. Faszinierend. Mehr einzufangen als nur die Wirklichkeit.
„Was hältst du davon, wenn wir uns… sagen wir in zwei Wochen zu einem Kaffee oder Tee bei dir treffen?“
Normalerweise hätte er das für ein zweites Treffen so nicht vorgeschlagen, aber Alan hatte ihn ja bereits zu sich eingeladen.
„Bis dahin sollte ich die Fragen rund um die Ausstellung geklärt haben und wir können gemeinsam unseren Kajakausflug planen.“

Einen Moment lang rührte er versonnen mit dem Strohhalm in seinem Glas.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich aus diesen Zeiten schon raus bin. Allerdings sind es mittlerweile nicht mehr meine Eltern, gegen die ich rebellieren möchte. Irgendwann ist man alt genug, um einfach auf das ganze System wütend zu sein.“, antwortete er schmunzelnd.
„Aber ich verstehe, was du meinst. Meine Mutter ist eine tolle Frau und sie hat definitiv sehr viele Dinge sehr richtig gemacht. Dinge die zu beurteilen einem als frustrierter 15 Jähriger einfach die Lebenserfahrung fehlt. Rückblickend betrachtete kann ich die Weisheit in vielen ihrer Entscheidungen sehen. Aber als Teenager habe ich mich einfach nur gegängelt gefühlt.“

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Alan Blackwell
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Alan Blackwell »

"In zwei Wochen? Das klingt doch super!" Alan klang ernsthaft erfreut. "Wenn du Kaffee möchtest, dann besorg' ich dir gerne welchen - wenn du dich aber auch mit nur Tee zufrieden gibst, dann hab' ich alles dafür da! Und dann starten wir 'Operation Wasserstraße'..." Pause. Eine Sekunde. Zwei Sekunden - in denen Alan wie auch Liam sich nur wortlos anschauten, bis Alan seinen Satz fortführte: "... ein Name, der ausgesprochen noch viel bescheuerter klingt, als in meinen Gedanken. Da besteht dringender Nachbesserungsbedarf!" er muss lachen; spielt dabei nervös mit dem Spießchen herum, das er schon vor einigen Minuten aus seinem Drink gefischt hatte.

"Teenager sind allwissend. Sie haben in den meisten Fällen gerade die Pubertät überstanden - und wer das schafft, der kann alles schaffen. Zumindest fühlt es sich so an. Und ja, die Erwachsenen - die haben dann halt keine Ahnung. Bis man irgendwann eines Morgens aufwacht und merkt, dass man selber inzwischen erwachsen ist - und es sich kein bisschen anders anfühlt. Man ist immer noch das Kind, das man immer war - nur mit mehr Lebenserfahrung. Ich habe immer gedacht, dass die Erwachsenen eine ganz eigene Spezies sind. Erst an diesem erwähnten Morgen wurde mir klar, dass auch Erwachsene nur Kinder sind, die schon ihre Erfahrungen gemacht haben. Und manche Erfahrungen sorgen halt dafür, dass man das kindliche Denken, die Sorglosigkeit und die Fähigkeit der Freude verliert. Das ist sehr schade - ich stemme mich bewusst dagegen und versuche, mir mein inneres Kind zu erhalten..."

<Du warst als Kind schon ängstlich, Alan. Bei dir ist das keine Prägung. Bei dir ist es ein Charaktermerkmal. Du hast in der Charakterlotterie halt Pech gehabt - aber hey, immer noch besser, als ein Narzisst zu sein, oder?>

"... führt aber auch zu Problemen, manchmal. Du glaubst gar nicht, wie die Angestellten in der Theo Chocolate Factory geguckt haben, als ich die Kinderführung mitmachen wollte, statt die für die Erwachsenen. Ich hätte die Schokoladengeschichten und -märchen wirklich gerne gehört!"

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Liam Carpenter
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Liam Carpenter »

„Ist nicht nötig. Tee ist prima.“ Er wollte nicht, dass Alan sich Umstände machte. Vor allem nicht, wenn er sonst keinen Kaffee trank. Und es war ja nicht so als würde er nicht ein paar Stunden ohne auskommen. Das war selbst für einen dauermüden Studenten ab und an machbar.
„Operation Wasserstraße? Echt jetzt?“
Liam musste lachen. Und einmal mehr empfand er einen Anflug von Verbundenheit mit Alan. Der zarte Beginn eines Bandes das Potential hatte eine enge Freundschaft zu werden, wenn es Gelegenheit zu wachsen bekam.
„So würde ich vielleicht einen Agentenfilm nennen. Und selbst dann wärs noch ein fragwürdiger Titel. Ich bin mir sicher nach fünf bis zehn Bechern Tee fällt uns was Besseres dazu ein.“
Grinsend rührte er mit dem Strohhalm die Eiswürfel auseinander bevor er den Rest seine Limo austrank. Dann hob er mahnend den Zeigefinger.
„Hauptsache es klingt am Ende nicht wie eine billige Netflix-Dokumentation.“

Er stellte das leere Glas zurück auf die Theke. Er spielte mit dem Gedanken die Go Pro der Uni auszuleihen um ihren Ausflug zu filmen. Nicht für die Nachwelt oder die Öffentlichkeit. Einfach weil er den Eindruck hatte sie würden beide Humor darin finden sich die Bilder später noch einmal anzusehen. Er nahm sich vor Alan danach zu fragen wenn sie die konkrete Planung festgezurrt hatten.

„Ich auch. Schokoladenmärchen klingt toll, finde ich.“
Wobei auch Schokoladenherstellung sicher ein spannendes Thema war. Er seufzte leise und lächelte versonnen.

„Aber ehrlich gesagt… ich will nicht wieder Sechzehn sein. All die Unsicherheiten und Zweifel die man in dem Alter hat. Nicht dass ich mit Zwanzig keine Zweifel mehr hätte... aber manchmal ist es gut Erfahrungen zu machen. Egal ob positive oder negative. Beides hilft einem sich selbst kennenzulernen. Zu verstehen wer man ist und wer man sein möchte."
Tatsächlich zweifelte er hier und jetzt an Dingen die er für Naturgesetze gehalten hatte. Für unumstößliche Sicherheiten. Aber irgendwie waren diese Zweifel weniger... unerträglich als mit Sechzehn. Vielleicht weil man, wenn schon nichts anderes, immerhin irgendwann lernte besser mit ihnen umzugehen.
Er schüttelte den Kopf.
„Zumindest solange bis das Leben etwas Neues nach dir schmeißt über das du dir Sorgen machen kannst.“

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Alan Blackwell
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

Beitrag von Alan Blackwell »

"Naja, billige Netflix-Dokus sind in aller Munde, während man über die echten Meisterwerke nur selten spricht..." Alan hob scherzhaft mahnend - und grinsend - den Zeigefinger. "... ich hab' da ja eine Theorie, so generell: Ich denke, dass viele Menschen für die wichtigen Zwecken nur so schwer zu begeistern sind, weil sie sich davon überfordert und oder in ihrer Bequemlichkeit eingeschränkt fühlen. Wir sollten unbedingt drauf achten, diese Punkte mit anzugehen, wenn wir eine breite Masse ansprechen wollen ... aber das ist Zukunftsmusik."

Alan hätte noch eine ganze Zeit weiterreden können, stoppte sich aber. Er neigte dazu, übers Ziel hinaus zu schießen und sich in tausend Fäden zu verfangen, bevor das Netz überhaupt gesponnen worden war. Zuerst einmal brauchte es ein Konzept - dann die Bilder. Und ganz am Ende, da konnte man darüber nachdenken, wie man die Menschen in die Ausstellung brachte. <Nicht anders herum!>

"Zweifel und Sorgen ... da sagst du was!" der Seufzer war so laut, dass Liam sich nicht sicher sein konnte, ob er ernst gemeint oder theatralisch inszeniert war. "Ich glaube, das ist ein Teufelskreis. Hört ein Zweifel auf, findet sich eine Sorge, die ihn ersetzt. Hört eine Sorge auf, springt ein Zweifel fröhlich an ihren Platz. Irgendwas ist immer, wie du schon sagst. Und wenn man dann mal denkt, das alles gut ist - kaboom!" seine Hände imitieren eine explodierende Bombe. "Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht - aber ich finde, dass die Zeit in der man sich weder groß sorgt, noch zweifelt ... naja, das diese Zeit die nächste Sorge nicht auffangen kann. Irgendwie fühlt es sich so an, als würde man sich ständig sorgen und hätte gar keine Zeit sich davon zu erholen. Weil eben die Zeit in der alles mal rund läuft viel zu kurz ist - und selbst wenn es jahrelang gut ist fühlt es sich nicht so an. Keine Ahnung ... ach, vergiss das. Man muss ja nur stark sein, hm? Augen zu und durch - das ist es doch, was die Gesellschaft dazu sagt. Ist doch Teil des klassischen Rollenbilds. Stärke zeigen! Immer und überall! Sonst zeigt Darwin mit dem Finger auf dich und lacht dich aus, weil er dich für ein Opfer der Evolution hält!" Alans Tonfall war ungewohnt ernst - und obwohl seine Worte mehr instinktiv als geplant aus ihm herausgesprudelt waren, bereute er es sofort.

<Seit wann gehörst du zu denjenigen, die Anderen ihr Leid vor den Latz knallen, Alan?>

Ein Gedanke, der schmerzhaft viel Wahrheit enthielt. Alan hatte Liam gerade erst kennengelernt - und jetzt würde er ihn sofort wieder verschrecken, indem er <jammert, jammert und noch mehr jammert. Armes Opfer! Armer Alan! Möchtest du den Kopf gekrault bekommen? Oder ein Bonbon?> Dabei war das äußerst untypisch für ihn. Normalerweise fiel es ihm leichter, sachlich zu sein. Seinen eigenen Scheiß zurückzuhalten und nur mit sich selbst auszumachen. Aber Alans kürzliches "Erwachen" beschäftigte ihn immer noch so stark, dass es ihm schwer fiel, seine Maske aufrecht zu erhalten. Eine Gabe soll das sein? Wie kann etwas eine Gabe sein, über das man zweifelt? Über das man sich gar sorgt - obwohl man spürt, dass es etwas Gutes zu sein scheint?

"Sorry! Spulen wir nochmal fünf Minuten zurück, ja? Ich stehe dieser Tage ein wenig neben der Spur ... viele neue ... Eindrücke. Ich stimme dir natürlich zu - Erfahrungen helfen, die eigene Persönlichkeit zu formen. Hätte mein Grandpa nicht gemalt und hätte ich seine Bilder nicht bewundert, dann würde ich heute vermutlich nicht hier stehen. Als Kind wollte ich auch mal Koch werden - aber die Arbeitszeiten haben mich dann schon recht schnell abgeschreckt."

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Liam Carpenter
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

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„Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Ich glaub so Momente haben wir alle.“, antwortete Liam lächelnd.
„Ich würd mein Leben gerade auch nicht unbedingt als ruhig und langweilig beschreiben.“
Ganz im Gegenteil. Er hatte erwartet, dass die Dinge sich erst wieder zusammenfinden mussten nachdem er solange weg gewesen war. Und dass er nicht nahtlos in das Leben vor seiner Reise würde zurückkehren können. Aber das Ausmaß an Eskalation hatte er nicht kommen sehen. Magi… Werwölfe… what the fuck…

Innerlich schüttelte er den Kopf und sah auf die Uhr. Halb zehn. Wenn er morgen nicht die erste Vorlesung verschlafen wollte musste er sich langsam auf den Rückweg machen.

„Ich befürchte ich muss los. Mein Tag startet morgen ziemlich früh.“, bekannte er seufzend. Er hatte das Gespräch mit Alan sehr genossen und er war froh, dass sie sich bereits zu einer Fortsetzung verabredet hatten.
„Lass uns schreiben oder telefonieren wann genau wir uns treffen. Und schick mir deine Adresse.“

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Alan Blackwell
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Re: Kunst und Kultur [Alan, Liam]

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"Ohje, schon so spät ..." Alan springt mit auf, als Liam sich erhebt. "Es hat mich gefreut, Liam! Ich schicke dir nachher meine Adresse!"

Nachdem er sich noch schnell von Byron verabschiedet hatte folgte Alan dem Wirrwarr aus Gängen und Treppen bis zum Hinterausgang des Reverie. Er hätte auch wie Liam vorne rausgehen können, aber er wollte jetzt sowieso nach Hause und der Weg hinten rum sparte ihm ein paar Meter.

<Das war erfrischend. Wirklich nett.> begannen seine Gedanken wieder einmal zu kreisen. Der Tag hatte unspektakulär angefangen und sich tatsächlich noch zum Positiven entwickelt. Es tat gut, mal wieder frei reden zu können. Abseits von dem Gelaber irgendwelcher Hobbykritiker oder privilegierter Mangersöhnchen. Wenn Alan jetzt so richtig darüber nachdachte war es sein erstes richtiges Gespräch abseits von Job und Kunst seit - <ja, seit wann eigentlich?> - gewesen.

Scharf sog er die kühle Abendluft ein, als ihn das Grummeln seines Magens daran erinnerte, dass er heute noch nicht wirklich viel gegessen hatte. Egal. Heute ging es ihm gut.

Das Leben war schön.



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