Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

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Mateo
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo lächelte aufmunternd, ein warmer Ausdruck, der jede Unsicherheit wegwischte.
„Kein Problem, echt. Du musst dich nicht entschuldigen. Man kann sich ja nicht alles merken – und wenn der Kopf voll ist, passiert das eben.“

Er zuckte leicht mit den Schultern.
„Auskennen wäre zu viel gesagt. Mein Bruder hat mir einiges erklärt, und mein Vater arbeitet ja in dem Feld. Ich kann was damit anfangen, aber richtig tief drin bin ich nicht.“

Als Adrian nach seiner Lola fragte, wurde Mateos Blick weicher.
Ein gequältes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Ja… sie war wichtig für mich. Für die ersten Jahre meines Lebens war sie meine wichtigste Bezugsperson. Meine Eltern haben viel gearbeitet, und sie war einfach da.“

Er sah kurz zur Seite, als würde er sich an etwas erinnern, das nicht ganz in Worte passte.
„Irgendwann, als wir dann in den USA waren, ist sie gestorben. Wir sind gerade noch rechtzeitig zur Beerdigung gekommen.“

Ein kurzer Moment der Stille.
Nicht unangenehm – eher ehrfürchtig.

Mateo dachte daran, Adrian nach seiner Familie zu fragen.
Aber etwas hielt ihn zurück.
Vielleicht war es ein sensibles Thema.
Vielleicht war es einfach nicht der richtige Moment.

Beim Thema Parkour hellte sich sein Gesicht wieder auf.
„Natürlich keine Sicherung. Das ist ja Teil des Spaßes – und des Adrenalins.“

Er grinste verlegen.
„Ich war da ein bisschen leichtsinnig. Mach das auch nicht oft. Aber es gibt sogar ein Video davon. Wir wollten’s eigentlich für unseren YouTube-Kanal hochladen.“

Ein kurzes Lachen, das sich selbst nicht ganz ernst nahm.

Als sie wieder über Kampfkunst sprachen, konnte man sehen, wie sehr Mateo für das Thema brannte.
„Deshalb heißt es Kampfkunst. Manche denken, es wäre nur Kampfsport – und bei vielen ist es das auch. All die kleinen Karatemäuse in ihren weißen Bademänteln.“

Er grinste, aber seine Stimme wurde dann wieder ernst.
„Aber es ist mehr als Sport. Es ist Disziplin, mentale Stärke, Koordination – und zum Teil auch Lebenseinstellung.“

Sein Blick wurde fokussierter.
„FMA oder Filipino Martial Arts wird manchmal als ‚the art within the art‘ bezeichnet. Weil es so adaptiv ist. Als die Spanier kamen, haben wir Espada y Daga aufgenommen – Schwert und Dolch. Als sie uns verboten, Klingen zu tragen, haben wir mit Stöcken trainiert. Manche Stile blieben beim Stock. Andere behandelten ihn wie ein Schwert, damit man jederzeit wieder umstellen konnte.“

Er sprach ruhig, aber mit Leidenschaft.
„Als die Amerikaner kamen, haben wir Boxtechniken integriert. Und als die Japaner kamen, Würfe und Griffe. Mein Kampfstil ist ganz anders als der meiner Ahnen – und doch blieb er sich treu.“

Dann stockte er.
Ein kurzer Moment, in dem er sich selbst bremste.
„Sorry… ich wollte dich nicht damit langweilen.“

Er sah Adrian an, ein wenig entschuldigend.
„Hast du nie Sport gemacht?“

Sein Ton war neugierig, aber sanft.
Kein Urteil.
Nur Interesse.

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Adrian Williams
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Adrian Williams »

Mateos Nachsicht gab Adrien eindeutig einen gewissen Frieden zurück. Es war leicht mit ihm zu sprechen, befreiend.
"Klar." meinte er schließlich. Mateo würde sich nicht im Detail mit Medizin auskennen. Aber es half ja schon, eine Ahnung zu haben worum es ging. Das konnte man nicht von jedem erwarten.

Mateos Lola war also bereits verstorben. Adrian hatte befürchtet, hier in ein Fettnäpfchen zu treten. Aber es kam ihm reaktionär und oberflächlich vor, sich jetzt mit Entschuldigungen und Beileidsbekundungen zu überschlagen. Es war vielleicht ein sensibles Thema, aber der Leidtragende an der Sache war Mateo und nicht das arme Gewissen von Adrian.
Er nickte ernst. Jemanden zu verlieren, der einem so nah stand war die Hölle. Er spürte selbst den harten Knoten in seinem Magen sich wieder in den Vordergrund drängen. Ihm wurde fast übel bei den zugehörigen Gedanken.
"Das tut mir leid. Klingt als wäre sie ein besonderer Mensch gewesen." jetzt war es an ihm, Mateos Hand zu berühren. Er sah nicht aus, als wäre seine Trauer noch frisch und schmerzhaft. Aber das Gespräch hatte trotzdem den Blick auf ein Loch gerichtet. Und Adrian fühlte sich verantwortlich dafür, dass Mateo nicht alleine davor stand.

Er zog die Hand zurück, als es wieder um Parkour ging.
"Schick mir mal einen Link!" forderte er für das besagte Video.

Er hörte aufmerksam, aber stumm der Geschichte der philippinischen Kampfkunst zu und schaute dann etwas erschrocken, als Mateo sich entschuldigte. "Nein nein, alles gut. Das klingt sympathisch. Ich kannte das nur so, dass manche Kampfkünste sehr stolz darauf sind, sich seit tausenden Jahren nicht verändert und ihre Traditionen bewahrt zu haben. Aber Anpassungsfähigkeit klingt sehr vernünftig." er zuckte mit den Schultern "Ich glaube, das ist auch so'n Grund, warum ich nie sowas gemacht habe. Ich hab ein paar Mal was dazu im Netz gelesen. Aber ich schätze, ich war nie bereit, so eine Lebenseinstellung anzunehmen. War mir immer zu viel, verstehst du?" er guckte ein wenig zerknirscht und nach Verständnis bittend drein. Immerhin stand Mateo offenbar am anderen Ende dieser Überlegung.

"Hm doch... Ein bisschen Jogging, Situps und so Zeug, als ich jünger war. Aber vor allem Tanzen." er lachte. War mit hartem Training nicht zu vergleichen, aber man kam ins Schwitzen.

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Mateo
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo zuckte leicht zusammen, als Adrians Hand auf seine legte.
Ein kurzer Moment – überrascht, vielleicht sogar ein wenig ängstlich.
Nicht ganz passend zu dem sonst so sicheren Auftreten, das er zeigte.

Seine Wangen färbten sich leicht rot.
Zumindest konnte man das meinen.
Er zog die Hand nicht weg.
Versteifte sich kurz, bevor er sich wieder entspannte.

„Ja,“ sagte er leise, fast mehr zu sich selbst als zu Adrian.
„Sie war ein besonderer Mensch.“

Er ließ die Worte wirken.
„Ihre sterbliche Hülle mag tot sein… aber sie lebt weiter. In den Kindern, den Enkelkindern. Und ihr Geist… der bleibt.“

Ein kurzer Moment des Schweigens.
Nicht traurig.
Eher nachdenklich.
Mit sich im Reinen.

Als Adrian die Hand zurückzog, blieb Mateos Hand liegen.
Er betrachtete sie einen Moment, unterbewusst.
Es fühlte sich gut an.
War es die Nähe?
Die Verbundenheit?
Das Mitgefühl eines anderen Menschen?

Als Adrian das Video einforderte, war Mateo kurz überrascht.
Nicht nur über die Bestimmtheit – sondern über die Tatsache, dass er es wirklich sehen wollte.

Er presste die Lippen zusammen, überlegte.
„Das Profil haben wir gelöscht,“ sagte er schließlich.
„Soziale Medien sind… toxisch geworden.“

Es klang zu schnell.
Nicht sonderlich gut gespielt.
Und innerlich wusste er, dass es nur die halbe Wahrheit war.

Sein Freund war nicht begeistert gewesen.
Sie waren gar nicht so unerfolgreich.
Eigentlich war er ziemlich sauer, weil Mateo keinen richtigen Grund genannt hatte.

Wie hätte er auch sagen sollen, dass ihn ein Magus töten will?
Dass er es auch zum Schutz seines Freundes getan hatte?

Er spürte, dass es vielleicht negativ ankommen würde.
Aber dann lächelte er.
„Hey… ich kann dir das Video zeigen. Warte einen Augenblick.“

Er suchte kurz auf dem Handy, hielt es Adrian hin.

Man sah Mateo auf einem Dach.
Geschickt, schnell, fließend.
Er rollte sich ab, sprang, flog – als wäre Schwerkraft nur eine Empfehlung.

Dann der Sprung auf das nächste Dach.
Er landete gerade so auf der Umrandung – und plötzlich brachen die Ziegel unter ihm.

Die Kamera wackelte, kam näher.
Man merkte, dass die Person, die filmte, rannte.

Dann sah man Mateo wieder.
Hängend an einer Feuertreppe.
Das Gesicht voller Blut.
Er grinste in die Kamera, hob einen Daumen.

Dann war das Video zu Ende.

Mateo sah zu Adrian.
„Zugegeben, nicht eine meiner besten Aktionen.“

Er zuckte leicht mit den Schultern.
„Was Kampfkunst angeht – ich versteh dich. Man muss ehrlich zu sich sein. Es ist nicht für jeden. Aber es bedeutet nicht, dass ich es dir trotzdem zeigen kann und dir auch was beibringen kann. Du mußt ja nicht anstreben zum Datu zu werden. Einfach nur, um dich zu wehren, falls was passiert.“

Aber als Adrian das Tanzen erwähnte, hellte sich Mateos Gesicht auf.
„Ich tanz auch gern. Nicht oft, aber wenn, dann richtig.“

Ein kurzes Lachen.
„Ich hab sogar überlegt, ob ich versuch, bei der Cheerleading Squad mitzumachen.“

Dann wurde sein Ton weicher.
„Aber am liebsten tanz ich die Tänze meines Stammes. Auch wenn es hier nicht viele Möglichkeiten gibt.“

Er sah Adrian an.
„Es macht mehr Spaß mit anderen zusammen. Willst du’s sehen?“

Er suchte wieder auf dem Handy, zeigte ihm ein Video.

Mateo war zu sehen – nur mit einem Lendenschurz, der vorne etwas und hinten wenig verdeckte.
Er tanzte mit anderen in gleicher Kleidung, schlug auf eine Art Gong, bewegte sich rhythmisch, kraftvoll, stolz. Sah glücklich aus.

Sein Blick, als er das Video zeigte, war ruhig.
Stolz. Nicht auf sich – sondern auf das, was er bewahren wollte.

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Adrian Williams
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Adrian Williams »

Zunächst wollte Adrian innerlich widersprechen. Er konnte frommen Worten nicht so viel abgewinnen. Zu oft waren sie vermischt mit Ressentiments verschiedener Art. Aber auf die Art ihres Weiterlebens, wie Mateo sie beschrieb konnte er sich einlassen.
Adrian’s Augenbrauen zogen sich einen Ticken zusammen, als Mateo so angespannt wurde. Er betrachtete sein Gesicht einen Moment länger und überlegte. Dann nickte er bedächtig. “Ja… ist scheiße geworden. Ich schreib auch meistens bloß noch DMs. Echt traurig, dass die mit sowas Geld machen.“

Er konnte nicht ergründen, was in Mateo vorging, wieso er ihm so seltsam vorkam in dieser Sache. Aber es lenkte ihn für den Moment vom ursprünglichen Thema ab, sodass er etwas überrascht guckte, als wieder vom Video die Rede war. “Ahja, cool. Das muss ich sehen.“ Seine Augen verfolgten mit begeistertem Strahlen die erstaunlichen Bewegungen. Als er dann den Sturz sah, verzog er allerdings getroffen das Gesicht. Mateo hatte sogar Blut im Gesicht. Aber immerhin lächelte er noch. “Hast du dich an irgendwas geschnitten beim Sturz? Oder war es ne Platzwunde?“ fragte er und suchte dabei Mateo’s Stirn nach Narben ab. “Also abgesehen davon, dass es ehrlich gesagt schon ein bisschen“ er machte eine Geste mit Zeigefinger und Daumen “nach Ärger schreit, zwischen zwei Dächern zu springen, ohne sich vorher von ner radioaktiven Spinne beißen zu lassen, konntest du ja nicht wissen, dass die Ziegel da locker sind.“ er zuckte mit den Schultern. Das war natürlich so ein Grund, warum es eine gewisse Leichtsinnigkeit an sich hatte. Aber beeindruckend und respekteinflößend war es trotzdem.

Auf das Angebot, ein paar Tricks aus Mateos Kampfkunstkiste beigebracht zu bekommen, reagierte Adrian zunächst verhalten. Das war völlig neues Territorium für ihn. “Ja… also verkehrt wärs sicher nicht.“ gab er schließlich zu. “Darfst du das denn, OHNE dass ich richtig dazu gehöre?“

Und schließlich war da noch ein Video. Als der Tag begonnen hatte, hatte Adrian wirklich keine Ahnung gehabt, dass er später noch bei einem spendierten Kaffee ein Video halbnackter Tänzer von den Philippinen sehen würde. Es war eine ganz seltsame Mixtur von Emotionen. Einerseits schien sich ein Graben zwischen ihrer beider Welten aufzutun, wo sie sich doch so gut unterhalten hatten, bisher. Eine Ebene, auf der sie immer Fremde sein würden. Andererseits tanzte Mateo gern und Adrian auch. Beide hatten Familien, waren einfach auf ihre Weise aufgewachsen. Und jetzt waren sie hier und Mateo ließ ihn völlig bereitwillig daran teilhaben.
Dann war da noch das Wirrwarr von Attraktion und Scham. Selten sah er so viele nackte Körperteile auf einen Blick – selbst in den abgefahrensten Clubs, die er bisher gesehen hatte. Und das rührte ihn durchaus an, was er nicht direkt zeigen wollte, sodass er bewusst viel Aufmerksamkeit auf die Köpfe und Hände lenkte. Aber er wusste auf einer höheren Denkebene auch wirklich die Eleganz zu schätzen, mit der die Tänzer sich bewegten, die Lebensfreude. Er lächelte Adrian warm an. ”Danke, dass du mir das gezeigt hast.” er wusste nicht so richtig, wie er seine Eindrücke besser in Worte fassen sollte, aber es klang ehrfürchtig.

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Mateo
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo nickte, zufrieden, dass Adrian seine Erklärung scheinbar angenommen hatte.
„Ja… es ist traurig, dass das alles so den Bach runtergeht. Und dass man mit dem Mist auch noch Geld macht.“

Er schob sein Glas ein Stück zur Seite, der kleine Schirm wippte dabei wie ein stiller Kommentar.

„Beim Sturz bin ich mit dem Kopf gegen die Steine geknallt. Platzwunde hier oben…“ – er deutete auf die Stirn – „…und meine Nase hat auch ordentlich was abbekommen.“

Adrian konnte keine Narben sehen.
Mateos Haut war glatt, fast zu glatt. Sah weich aus.

„Ehrlich gesagt hatte ich ziemliches Glück, dass der Aufprall mich nicht ausgeknockt hat. Wie sagt man so schön – mehr Glück als Verstand.“

Als Adrian die radioaktive Spinne erwähnte, hielt Mateo kurz inne.
Dann grinste er.

„Woher weißt du, dass ich nicht von einer radioaktiven Spinne gebissen wurde?“
Er hob eine Augenbraue.
„Vielleicht hab ich ja Superkräfte. Vielleicht bin ich Spidermans totgeschwiegener philippinischer Cousin.“

Er zwinkerte.
„Und wenn du mal was von einem mysteriösen Vigilanti hörst, der nachts die Uni sicherer macht… dann solltest du dich nicht wundern.“

Ein kurzer Blick zur Seite, gespielt geheimnisvoll.
„Und wenn der dann kopfüber in den Schatten hängt… dann dran denken, die Maske nicht ganz runterziehen beim Küssen.“

Er stockte.
Ein Moment zu lang.
Dann schaute er leicht weg, als würde er etwas auf dem Platz vor dem Café betrachten.

Als er wieder zu Adrian sah, war sein Blick weich.
„Warum sollte es nicht okay sein, dir was beizubringen?“
Bei dem Thema fühlte er sich wieder wohler.

Seine Stimme war ruhig, fast nachdenklich.
„Nicht jeder muss Kampfkunst in sein Leben integrieren wie ich. Viele machen’s als Ausgleich. Oder auch einfach als Sport. Da ist nichts Falsches dran.“

Er lehnte sich leicht vor.
„Man sollte nur respektieren, dass der Ursprung mehr ist als nur Fitness oder Zumba. Es ist auch gut, um körperlich zu werden. Um sich auszupowern. Oder einfach mal Stress oder Frust rauszulassen.“

Ein kurzes Lächeln.
„Schläge mit Kampfstöcken sind dafür ziemlich gut geeignet.“

Mateo beobachtete Adrian, als er das Video sah.
Ein Teil von ihm fragte sich, ob es ihm unangenehm war.
Aber warum?

Für Mateo war das Tragen des Bahag nichts Anzügliches.
Nichts Aufreizendes.
Es war Stolz.
Kultur.
Er traute sich nicht, zu fragen.

„Ich hoffe, es war okay, dass ich dir das gezeigt hab.“
Sein Ton war ehrlich, fast vorsichtig.
„Ich bin sehr stolz auf meine Kultur. Es ist mein Ursprung. Wo ich herkomme. Das möchte ich nicht verlieren.“

Er sah Adrian an.
„Aber ich bin auch der, der jetzt vor dir sitzt. Ein normaler amerikanischer Junge mit nem Smartphone.“

Ein Moment der Stille.
Dann:
„Das ist es, was ich an diesem Land mag. Es gibt so viele unterschiedliche Dinge in Herkunft und Tradition – und trotzdem sind wir am Ende alle Amerikaner.“

Er lächelte.
„Ich wollte dir einfach etwas von meiner Herkunft zeigen.“

Dann, leiser:
„Wie ist es bei dir? War deine Familie immer hier?“

Er schaute Adrian an. Fast ein wenig vorsichtig.
„Also nur, wenn es ok ist, etwas von dir zu teilen? Ich würde dich gerne kennenlernen.“

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Mateo
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Mateo »

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Adrian Williams
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Adrian Williams »

Adrian machte nur noch eine wegwischende Geste zum Thema Social Media. War nicht zu ändern. Immerhin brachte diese Erfindung immer noch instantane Kommunikation. Katzenvideos und Hasskommentare waren vielleicht eher das Abfallprodukt, wie Sägespäne bei der Bretterherstellung.

Der Sturz machte Adrian wiederum besorgt. Er nickte "Ja, das war knapp. Hattest du 'ne Gehirnerschütterung?"
Er betrachtete das geradezu makellose Gesicht des jungen Mannes vor sich und schmunzelte sachte. "Weiß nicht, ob du nicht doch eher Wolverine bist. Sieht aus, als wärst du unverwüstlich." er ertappte sich dabei, wie er sich die Taktilität von Mateos Haut vorzustellen versuchte. Aber das blieb sein unschuldiges Geheimnis.

Er lachte ehrlich amüsiert über Spidermans philippinischen Cousin. Es klang einfach wie ein Low Budget Ripoff, das man auf Youtube finden konnte. Aber das zu sagen wäre echt unhöflich. Die Philippinen waren nachweislich nicht Low Budget, sondern ziemlich Badass. Zumindest machte Mateo gute Werbung für seine Heimat.

Die Beschreibung der Spidermanszene mit ihnen beiden in den romantischen Hauptrollen kitzelte etwas in Adrian wach, an das er schon lange nicht mehr gedacht hatte. Seine Augen nahmen einen zufriedenen, lauernd verspielten Glanz an. Er schaute Mateo abwartend an, ob da noch etwas kam und badete zugleich in dem Thrill des plötzlich ausgerufenen Spiels aus Andeutungen und Attraktion. Und dabei war er nicht im Club, sondern am helllichten Tag an der Uni. Mit einem jungen, überaus korrekt wirkenden Christen. Das konnte eigentlich nicht sein. Und Mateo schaute jetzt auch von ihm weg. Aber das war kein Desinteresse. Er war verunsichert, überfordert mit der Situation und versuchte vielleicht, gedanklich daraus zu flüchten.* Adrians Grinsen wurde noch tiefer. Er war die Katze und Mateo die Maus. "Ein halb ausgepacktes Paket lässt noch Raum für Vorfreude." schnurrte er.
Dann war es aber genug, denn Mateo war ja eher versehentlich in diese Gasse gestolpert und er brachte es nicht über's Herz, ihn mental aufzufressen.
Adrian klapperte also mit seinem Kaffeeglas auf dem Tisch, seine Stimme wieder harmlos. "Hm, leer." er verzog oberflächlich enttäuscht das Gesicht.

"Das mit der Lektion sollten wir dann echt machen. Ich dachte nur, es ist vielleicht... Geheimwissen, weißt du?" er machte eine mysteriöse Geste. "Ich respektiere das auf jeden Fall." jetzt waren seine Hände abwehrend erhoben. "Ich hab ja jetzt deine Nummer. Wir schreiben einfach, wann es passt."

Na toll, wie seltsam hatte er sich wohl selbst beim Anschauen des Videos verhalten? Zunächst machte Adrian ein ertapptes Gesicht, dessen Ausdruck für einen Moment hin und her stotterte. "N-nein nein, es war voll okay. Keine Sorge! Total abgefahren." er zuckte mit den Schultern "Ich hab das Gefühl, ich hab gar keine Kultur." dann zeigte er bei Mateos nächster Äußerung auf ihn und nickte lächelnd. "Word." Aber außer Amerikaner war Adrian eben nichts. Aber naja. So oder so half es einem nicht bei der Bewältigung des Alltags. "Danke, dass du's mir gezeigt hast. Ehrlich."

"Du fragst also nach meiner geheimen Hintergrundgeschichte." Eine beschwichtigende Handbewegung. "Okay... Also, meine Mom kam aus Kanada. Aus Calgary. Hat auch französisch gesprochen, weil ihre Familie wohl weiter aus dem Osten stammte. Aber ich war immer in Seattle." er zuckte mit den Schultern. Ganz schön langweilig jetzt im Vergleich. "Sie ist mit meinem Dad hergezogen. Der hat da Work and Travel gemacht und sie kennengelernt. Aber so mystische Rituale hatten wir nicht... nur einen Pizzadienstag. Wenn mein Dad zeitiger von der Arbeit kam."
Ein zaghaftes Lächeln trat auf seine Lippen. Aber da war wieder diese Müdigkeit.

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Mateo
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo lehnte sich leicht zurück, das Licht war warm, aber sein Inneres war in Bewegung.

„Nee, keine Gehirnerschütterung. Zumindest nicht offiziell“, sagte er mit einem schiefen Lächeln. „Aber falls ich mein Studium versemmel, dann lag’s bestimmt am Absturz. Ein paar Hirnzellen sind da sicher draufgegangen.“

Innerlich wusste er mittlerweile, dass es mehr war. Dass dieser Moment – dieser Sturz, dieses Aufwachen – wahrscheinlich sein erstes Erwachen gewesen war. Das erste Mal, dass sein Avatar ihn gerettet hatte. Wie gerne hätte er es gesagt. Einfach ehrlich sein. Aber er wusste, es ging nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. Fuck being a magus.

„Wolverine ist zu erwachsen“, murmelte er leise, fast wie eine Antwort auf Adrians Vergleich. „Dann eher Nightcrawler.“

Und dann schnurrte Adrian.
Mateo schaute überrascht hoch.

Sein Blick war eine Mischung aus Staunen, Hoffnung – und irgendwo auch Angst.
Etwas in ihm wollte sich öffnen. Wollte ihn in diesem Moment küssen.
Etwas anderes wollte weglaufen.

Doch bevor der Moment sich ausdehnen konnte, klapperte Adrian mit dem Becher auf den Tisch.
Mateo zuckte leicht zusammen, riss sich aus seinen Gedanken.

„Ähm… willst du noch ’nen Kaffee?“ fragte er schnell, fast zu schnell.
„Ich kann dir gern noch einen holen. Oder… musst du los? Oder lieber einen Coffee to go?“

Die Unsicherheit wich langsam, als Adrian sich für das Video bedankte.
Mateo spürte, wie sich etwas in ihm wieder aufrichtete.
Er war glücklich. Und ein bisschen stolz.

Dann erzählte Adrian von etwas von sich. Und Mateo lauschte.
„Ich wollte eigentlich gar nicht nach einer geheimen Hintergrundgeschichte fragen…“ sagte er vorsichtig.
„Ich wollte dich einfach… ein bisschen besser kennenlernen.“

Sein Blick war offen, aber tastend.

Als Adrian von seiner Familie sprach, von Kanada und Calgary, von Französisch und Pizzadienstag, lächelte Mateo. Doch als das Wort „mystische Rituale“ fiel, stockte er.

Nicht sichtbar für jeden, aber wer genau hinsah, konnte es erkennen: ein kurzes Einfrieren, ein kaum merkliches Innehalten.

„Pizzadienstag klingt super“, sagte er, mit einem Lächeln, das ein wenig vorsichtiger war als zuvor.

„Kannst du französisch sprechen? Ich find die Sprache echt schön. Wollte sie immer lernen, aber irgendwie… war nie Zeit.“

Er sah auf Adrians leeren Becher.

„Also… hast du noch Zeit für ’nen Kaffee? Oder musst du los? Ich will nicht, dass du Ärger bekommst.“

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Adrian Williams
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Adrian Williams »

"Ich mach schnell 'n PhD in Bioengineering und attestiere dir das." schmunzelte Adrian auf Mateos Rechtfertigung für ein misslungenes Studium.

"Nightcrawler" er nickte "stimmt, das passt. Der hat auch die Parcoursskills." wieder schmunzelte er amüsiert. Das Herumblödeln war wirklich befreiend.

Der kleine Ausflug ins "Jagdverhalten" tat ihm schon jetzt leid. Ein bisschen früher auf die Bremse beim nächsten Mal, Tiger! Mateo wusste gar nicht mehr vor oder zurück. Ein potentiell angehender Priester, der von einem Typ in Regenbogenpulli belästigt wird. Es hatte einfach zu viele Knöpfe in ihm gedrückt. Der Nervenkitzel eines etwas übertriebenen Flirts.

Auf das Angebot eines weiteren Kaffees machte Adrian eine abwinkende Handbewegung. "Lass mal, danke. Sonst krieg ich nachher zittrige Hände und löte 'nen Kurzschluss irgendwo rein." er grinste.
"Alles gut, so geheim ist die gar nicht. Nur nicht so interessant." Aber Mateo suggerierte natürlich Gegenteiliges. Er wollte ihn kennenlernen. Echt ein netter Kerl und Teil des "Problems", wie Adrian realisierte. Das Interesse eines Topmodels zu wecken schmeichelte dem Ego ungemein. Und Mateo konnte mit dem Gesicht auch anders Karriere machen, als auf einem Beichtstuhl.

Das Gespräch lief wieder ganz gut. Doch kurz nachdem er sich fragte, ob seine Wortwahl so richtig geschickt gewesen war, knallte er gegen die nächste metaphorische Wand. Mystisch, wieso hatte er mystisch gesagt? Er hätte ja gleich "huga huga" machen und von Buschtrommeln sprechen können. Voll daneben. "Boa, scheiße." er deckte sich mit der Hand die Augen für einen langen Moment zu und fuhr sich dann durch die Haare. "Das war echt nicht cool. Ich... hab's nicht irgendwie abwertend gemeint. Ich hab nur vermutet, dass euer Tanz was... Spirituelles hat." dabei gestikulierte er sanft mit einem Blick gen Himmel, hin zu einer unbekannten, tieferen Wahrheit, die sich im Universum verbergen mochte. "Und sowas hatten wir nicht. Dagegen ist Pizzaessen und zusammen Fernsehen ganz schön stumpf." er wischte Mateos diplomatische Bemerkung beiseite. Das hatte er sich nicht verdient.

"Oui, c'est ma mère qui me l'a appris." sein Lächeln wurde warm, aber traurig. "Ich schätze, du sprichst Philippinisch?"
Dann nickte er. "Ich schlage vor, wir trinken den zweiten Kaffee beim nächsten Mal. Wir sehen uns garantiert mal wieder." er zog sein türkisfarbenes Smartphone aus der Tasche "Ich hab ja jetzt auch deine Nummer."

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Mateo
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Re: Zwischen Fritten und Kennenlernen (Adrian, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo zuckte leicht zusammen bei Adrians Bemerkung über den Kurzschluss.
„Nein, das wollen wir alle nicht,“ sagte er schnell, mit einem Anflug von Besorgnis.
„So ein Kurzschluss kann ja echt gefährlich sein.“

Dann, als Adrian sich entschuldigte, hob Mateo die Hände, fast erschrocken über die Richtung, die das Gespräch genommen hatte.
„Äh, sorry… daran hab ich gar nicht gedacht.“

Sein Blick wurde weich, seine Stimme ehrlich.
„Ich hab das nicht so verstanden, dass du’s abwertend gemeint hast. Nicht für mich und auch nicht für meine Kultur.“

Er lächelte aufmunternd, die Zähne blitzten weiß.
„Es hat mich einfach nur an was anderes erinnert. Und ich wollte dir jetzt echt kein schlechtes Gewissen machen.“
Es war die Wahrheit. Die Verbindung zu seiner Kultur kam ihm nicht. Es war die Verbindung zu dem, was er jetzt ist.

Ein kurzer Moment der Stille, in dem Mateo sich sammelte.
„Ich wollte auch nicht deine Erinnerungen abwerten. Familienmomente sind wichtig. Und cool.“

Er sah Adrian direkt an.
„Mir bedeutet meine Familie sehr viel. Und solche Momente sind nicht stumpf. Die sind… das Herz von allem. Familie ist alles. Wenn kein anderer mehr da ist, dann ist es die Familie immer noch.“

Ein leises Lachen.
„Ich hab einfach keine krassen Dinge erwartet. Ich wollte dich nur kennenlernen. Und du bist cool. So wie du bist.“
Da war sie wieder, diese leichte Röte auf den Wangen.

Dann sprach Adrian Französisch.
Und Mateo hing an seinen Lippen.

*Warum hört sich Französisch immer so sexy an?*
Adrian hätte ihn in der Sprache wüst beschimpfen können – und es hätte trotzdem Schmetterlinge in seinem Bauch ausgelöst.

Moment.
Es *hatte* Schmetterlinge in seinem Bauch ausgelöst.
Und einen leichten Schauer über seinen Rücken.

Für einen kurzen Moment war er wie hypnotisiert.

Dann räusperte er sich, versuchte, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen.
„Ja, äh… natürlich. Ich spreche auch Philippinisch. Und ein paar lokale Dialekte.“

Er nickte, das Lächeln kehrte zurück.
„Der zweite Kaffee beim nächsten Mal. Deal.“

Ein kurzer Blick, warm und offen.
„Und falls du bei was anderem Unterstützung brauchst… meld dich einfach. Du hast meine Nummer.“

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