Emerald City

Adrian nickte weise. Das wollen wir alle nicht. Auch wenn ein Kurzschluss vermutlich nicht sonderlich gefährlich werden würde. Aber das auszudiskutieren nahm seinem Argument, zurück an die Arbeit zu gehen, statt noch einen Kaffee zu trinken, den Wind aus den Segeln. Und so sehr er die Zeit mit Mateo hier genoss, die Pflicht zu vernachlässigen würde ihn mittelfristig nicht glücklich machen. Es war gewissermaßen eine white lie, zu schweigen.

Nun atmete er einmal hörbar aus. "Puh. Gut, danke." er neigte sein Haupt dankbar vor Mateo.
"Hab ich aber auch nicht gedacht." erwiderte er seinerseits auf eine mögliche Beleidigung seiner eigenen Familientradition. "Ich bin nicht so spirituell aufgewachsen... also find ich es auch nicht schlimm, dass unser Ritual so war... aber im Vergleich." er hob die Hände wie zwei Waagschalen und ließ sie auf und ab trudeln, wobei er schief lächelte. "Von Eurem Tanz zu erzählen, dann noch mit Video, kommt echt besser auf Parties. Das musst du zugeben." er zwinkerte um zu verhindern, dass Mateo sich dafür entschuldigen würde, die coolere Herkunft zu haben. Es war wirklich okay, so wie es war.
Dessen Worte über den Wert der Familie begrüßte Adrian umso mehr. Er nickte fest und sein Blick wanderte ein Stück an Mateo vorbei. Vielleicht auf eine vorbei laufende Gruppe von Studenten? Plötzlich sah er für einen Moment versunken und ernst aus. "Ja." sagte er nur entschieden.

Dann holte er sich schnell wieder zurück und lächelte sanft auf Mateos Kompliment. "Danke. Du bist auch cool!" er nickte fest und lachte dann auf die Bemerkung über die französische Sprache. "Das hab ich schon manchmal gehört. Keine Ahnung, ehrlich. Für mich klingt es nach meiner Mom, weißt du? Si tu n'as pas fait tes devoirs, vas-tu au moins enfin ranger ta chambre, Adrian?!" Beim letzten Satz setzte er ein strenges Gesicht auf und ahmte offenbar jemanden nach. "Meine Mom, wenn ich meine Hausaufgaben nicht gemacht habe. Wenn dich das nächste Mal einer mit seinem Französisch rumkriegen will, denk einfach daran!" er schmunzelte. Dann machte er ein etwas resigniertes, aber immer noch gut gelauntes Gesicht.

"Okay... ich... muss jetzt wirklich los." er nickte Mateo zu und erhob sich. Es kam ihm langsam fast ein bisschen grausam vor. Mateo schien hier noch nicht viele Leute zu kennen. Und dann war da noch dieser Verdacht, dass er an Adrian einen Narren gefressen hatte. Aber... vielleicht wollte der das auch nur glauben, weil Mateo wie gesagt ja ziemlich süß war?

Mateo wurde ein wenig rot, als Adrian weiter über Französisch sprach.
*Hatte ich das laut gesagt? Oh man, großes Kino, Mateo.*
Er hatte doch nur denken wollen, dass Französisch sexy klingt.

Er kratzte sich am Hinterkopf, das Schirmchen in seinem Glas wippte leicht mit.
Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Ja… das klingt nach einem Plan. Ich glaub, meine Mutter hat nicht ganz so nice geklungen, wenn ich meine Hausaufgaben nicht gemacht hab, weil ich beim Skaten versackt bin.“

Er stand langsam auf, strich sich die Jacke glatt, als wolle er sich für den Moment sortieren.
„Klar. Ich will ja nicht, dass du zu spät kommst.“

Ein kurzer Blick, warm und offen.
„War cool, dich kennenzulernen, Adrian.“

Dann sah er Adrian wieder an.
„Und falls du mal wieder Lust auf Fritten oder Kaffee hast, meld dich.“

Ein Zwinkern, das nicht zu viel wollte, aber auch nicht zu wenig.
Ein stiller Wunsch, dass das hier nicht das letzte Gespräch war.

Als Adrian sich entfernte, schaute er ihm nach und überlegte, was eben passiert war, zwischen Fritten und Kennenlernen.

Adrian und Mateo treffen sich in der Mensa und kommen ins Gespräch. Zwei normale Studenten mit normalen Problemen, unwissend, dass beide erwacht sind. Mateo scheint ziemlich angetan von Adrian zu sein, doch auch verwirrt. Adrian scheint Mateo zu mögen, doch hat zuviel um die Ohren, um sich über irgendetwas anderes als einen Kaffee Gedanken machen zu wollen. Was mit Fritten begann, wurde zu einem ersten Kennenlernen.