Emerald City

Mateo lächelte bei Adrians Worten, ein wenig verträumt, ein wenig nachdenklich.
„Ich hab mir immer eine Schwester gewünscht,“ sagte er leise. „Oder überhaupt ein jüngeres Geschwisterchen. Aber ich bin der Bunso – das Nesthäkchen.“

Er schob die Hände in die Jackentaschen, als würde er darin nach Erinnerungen kramen.
„Meine beiden Brüder sind älter. Der eine ist fast fertig mit seinem Bachelor, der andere macht gerade seinen Master. Ich war immer die Nervensäge. Der Kleine, der alles wissen wollte, der nie den Mund gehalten hat.“

Ein leises Lachen begleitete die Worte, aber es war warm, nicht selbstironisch.
„Ich glaub, ich hab sie manchmal in den Wahnsinn getrieben. Aber sie haben mich auch beschützt. Mehr als einmal auch physisch. Und das hätte ich auch gerne gemacht. Also der sein, der auf sein jüngeres Geschwisterkind aufpaßt und es beschützt. Es ist irgendwie eine schöne Vorstellung..“

Er warf Adrian einen kurzen Blick zu, nicht fordernd, sondern einfach offen.
„Zwölf Jahre Unterschied ist viel. Aber ich wette, sie hat dich dann manchmal ganz schön auf Trab gehalten.“

Das Lächeln auf Adrians Gesicht war jetzt wie festgewachsen. Er nickte "Ich wette das hast du." kommentierte er und deutete eine wegduckende Bewegung an. Es war einfach seine eigene Erfahrung. "Ja ist es." er nickte fest. Es war vielleicht die definitivste Wahrheit, auf die er sich einigen konnte. "Aber du bist jetzt erwachsen, Mateo. Du hast vielleicht keinen kleinen Bruder zu beschützen, aber es gibt genug Leute, die jemanden brauchen. Ich schätz' mal, du hast deine Berufung nicht zufällig ausgesucht."

Auf die letzte Bemerkung seines Begleiters schnaufte er "Manchmal... Macht sie immernoch. Ich glaub der Spaß geht erst noch richtig los."

Mateo sah Adrian kurz unauffällig an, sein Blick nachdenklich.

„Ja… es gibt genug Leute, die jemanden brauchen,“ sagte er schließlich. „Und ich will auch da sein. Für sie. Für die, die niemanden haben.“

Er lächelte, aber es war ein stilles Lächeln.
„Aber es ist trotzdem was anderes. Das Band zwischen Geschwistern… das ist nicht vergleichbar.“

Ein leises Lachen entwich ihm, fast wie ein Echo.
„Ich bin nicht mit 13 über Häuserdächer gesprungen. Also… ja, da kommt bestimmt noch ne Menge Spaß..“

Er schob die Hände in die Jackentaschen, spürte die Kälte des Oktobers durch den Stoff.

Adrian sah Mateo prüfend an. Seine Leichtigkeit war ein wenig verflogen. Offenbar war das ein ernstes Thema, ein echter Schmerz für ihn. Das konnte man zumindest vermuten.
"Weißt du... Manchmal brauchen große Geschwister auch kleine." Hatte er das jetzt nur gesagt, damit Mateo sich besser fühlte? Nein, es war etwas dran. Auch wenn es vielleicht nicht dasselbe war wie andersrum.

Bei den Aussichten darauf, dass Cathy in ein paar Jahren über Hausdächer springen und solche Unfälle bauen würde wie Mateo, schlug sich Adrian die Hand vor das Gesicht. "Oh Gott..." er seufzte und lächelte Mateo dann wieder an. Noch war es ja nicht soweit.

Mateo grinste, ein wenig schief, ein wenig stolz.
„Ah, das glaub ich nicht,“ sagte er leichthin, aber mit einem Unterton, der verriet, dass er sich das vielleicht oft genug selbst eingeredet hatte.

„Meine Brüder sind ziemlich selbstständig. Irgendwie eh intelligenter, größer, besser aussehend und sportlicher.“
Er zuckte die Schultern, als wäre das einfach Fakt.
„Naja… zumindest beim Basketball. Bei den Athletiksachen hab ich die Nase vorn.“

Ein kleines Funkeln blitzte in seinen Augen auf – nicht aus Konkurrenz, sondern aus dem Wunsch, irgendwo auch mal zu glänzen.

Als Adrian sich seufzend die Hand vors Gesicht schlug und „Oh Gott…“ sagte, legte Mateo ihm die Hand auf die Schulter und grinste breit.
„Am Apparat.“

Adrian lächelte nur. Mateos Ausdrucksweise schien anzudeuten, dass sein Protest vielleicht von selbst einbrechen würde. Falls er genug Zeit hatte, darüber nachzudenken.
Große Brüder, die in allem besser waren als er? "Na... das kann ich mir nich' so richtig vorstellen." er blickte Mateo schräg von der Seite an. Es klang wie eine dieser Sachen, die man sagte, weil man wollte, dass jemand ihr widersprach. Außerdem sah Mateo aus wie ein Model. Aber das zu sagen schien Adrian derzeit eine gefährliche Sache zu sein.
Stattdessen lieferte der philippinische Cousin von Spiderman eine andere Vorlage, auf die Adrian mit dem Finger deuten konnte. "Eben! Parcours ist auch 'n bisschen cooler als Basketball. So ungefähr 200%."

Er nahm die Hand runter und grinste amüsiert. "Was machen deine Brüder? Sind die auch Theologen?"

Mateo lächelte, die Augen leuchteten kurz auf.
„Mein mittlerer Bruder, der ist echt krass gesegnet mit allem, was geht.“
Er sagte es nicht mit Neid, sondern mit ehrlichem Stolz.
„Der studiert. Trainiert. Trifft sich mit Freunden. Und sieht dabei aus, als würde er nie müde werden. Immer ruhig, immer smart. Ich mein… ich liebe ihn, aber manchmal ist das schon fast unfair.“

Er lachte leise, dann deutete er auf sich selbst. Er nahm die Worte von Adrian als Kompliment. Freute sich aufrichtig darüber.
„Aber Parkours ist wirklich viel cooler als Basketball.“
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Und damit hab ich +200 Aura, also… passt schon.“

Dann wurde sein Blick kurz nachdenklich. Er runzelte leicht die Stirn. Er dachte, er hätte Adrian schon von seiner Familie erzählt. Er sah Adrian kurz an, prüfend, aber freundlich. Wahrscheinlich sein Kopf einfach wirklich voll.

Er atmete einmal tief durch, ließ die Worte langsam kommen.
„Meine Familie ist komplett im medizinischen Feld. Kuya Markus, studiert einen Master in Medizintechnik. Und Kuya Lukas macht Nursing im letzten Semester. Aber nur als Pre-Med. Danach hängt er Medizin dran. Wird irgendwann Doktor.“

Mateo zuckte leicht mit den Schultern, ein Lächeln spielte um seine Lippen.
„Ich bin der einzige, der was anderes macht. Theologie. Sozusagen der Schwarzkittel unter den Weißkitteln.“

Ein Lächeln irgendwo zwischen Belustigung und Leiden. "Das kann echt hart sein." kommentierte er und wollte schon etwas Aufbauendes anbringen, da regelte Mateo die Sache schon selbst, indem er sich Aurapunkte gutschrieb. Also brauchte Adrian das nur noch abzunicken.

Als nächstes schlug er sich die Hand vor den Kopf. "Oh Gott, ich bin ja so durch. Hast du schon erzählt, nicht? Dein Dad auch... Ihr macht aber alle was für andere Menschen." er zuckte mit den Schultern.

Sie erreichten die letzte Straßenkreuzung. Mittlerweile war es ruhig geworden um sie herum. Der Geruch von Abendessen wehte aus offenstehenden Fenstern in die kühle Nachtluft hinaus.
Adrian blieb stehen und lächelte wieder etwas unschlüssig. Mit einem Kopfzeig wies er zu den Häusern hinüber. "Da ist es schon. Danke fürs Bringen... Ich glaub, mir kann nichts mehr passieren."
Er schaute zu Mateo hinüber, wollte ihm Zeit lassen zu reagieren. Es war klar, dass er den Abend nicht enden lassen wollte.

Mateo grinste leicht und winkte ab. Er hatte Verständnis, nahm es nicht krum.
„Mach dir keinen Stress. Manchmal ist der Kopf einfach voll. Passiert.“

Er ließ den Blick kurz über die Häuserfront schweifen, die sich ruhig und vertraut in die Nacht duckte. Die Straßen waren leer, das Licht warm. Es fühlte sich an wie ein Moment, den man nicht festhalten muss, weil er sich von selbst einprägt.

„Sieht ruhig aus. Ich glaub auch, hier passiert heute nichts mehr.“

Er trat einen halben Schritt zur Seite, als wolle er Adrian Raum geben, aber blieb nah genug, dass die Nähe nicht verloren ging.
„Danke für den Abend. Und dass du dir Zeit genommen hast.“

Er schaut Adrian an. Ein Lächeln auf den Lippen, das die Augen spiegelten. Mateo schien mit sich selbst im reinen und glücklich.
„Also… gute Nacht, Adrian. Und danke. Für alles.“

"Ja, aber... ist trotzdem Scheiße." er sah ziemlich zerknirscht aus. Es war einer dieser Momente, in denen er an sich selbst und seinem mentalen Zustand zweifelte. Er würde mal wieder einige lange Gedankengänge und vielleicht die eine oder andere WhatsApp-Konversation mit Vance brauchen um aus diesem Loch wieder rauszukommen.

Mateos Einschätzung der Lage kam mit komödiantischer Coolness daher. Als würde er wieder den Cousin von Spiderman hervorholen. Das brachte Adrian zum Grinsen. Dann neigte er etwas länger den Kopf vor seinem Begleiter um dessen Dank anzuerkennen und respektvoll zu erwidern.
"Danke, dass du's gemacht hast. Das war echt süß. Und..." er reckte eine locker geballte Faust empor. "Kudos für die Aussprache. Das war stark. Plus 500 Aura." er zwinkerte ihm zu.

"Bis Pizza Tuesday auf jeden Fall. Pass auf dich auf, Mateo!" er hob die Hand um ihn zu verabschieden, zögerte dann einen Moment und schenkte ihm dann doch noch eine Umarmung. Es nicht zu tun wäre fast schon herzlos gewesen.