Emerald City

Liam nickte.
„Das tut sie. Ihr Name ist Lontra.“
Vielleicht hatte Kitsap einfach seine Körperhaltung interpretiert. Wie sein Blick immer wieder zu der Sessellehne hinübergewandert war. Aber vielleicht spürte er auch tatsächlich Lontras Anwesenheit. Schamanen nahmen die Welt anders wahr. Hatten einen Sinn für die Dinge die den menschlichen Augen und Ohren entgingen.

„Ich glaube nicht, dass er dich sehen kann. Aber vielleicht spürt er, dass du da bist.“, antwortete er an Lontra gewandt, die in Ottermanier vor Kitsap auf und absprang. Nahm dann den Faden des Gespräches wieder auf.
„Neue Dinge sind oft ein bisschen beängstigend.“, gestand er.
„Aber ich versuche es als Chance zu betrachten. Etwas über mich zu lernen. Und über den Stamm.“
Über John und darüber ob die zeitliche Überschneidung von Johns Tod und seinem Erwachen vielleicht wirklich mehr war als ein Zufall war. Über seine Rolle in diesem Konflikt.
Er nippte an seinem Tee.
„Darf ich dich zukünftig öfter besuchen? Es hilft mir sehr mit Jemandem zu sprechen der mich nicht für verrückt hält.“
Er lächelte schief als er das sagte. Tatsächlich half ihm vor allem dass Kitsap zum Stamm gehörte. Dass er mit Jemandem sprechen konnte der seine Perspektive verstand. Und dass der alte Schamane Verständnis für ihn aufbringen konnte.

"Ich grüße dich Lontra." Der alte Schamane neigte den Kopf gen der Otterdame, die so auch aufhörte herumzuhüpfen, sondern Kitsap nun mit schief gelegtem Kopf zu mustern. "Ich mag ihn...aber...er ist...komisch..." sie wandte sich wieder in Liams Richtung. "Vielleicht müssen wir ihn Opfern um mächtig...nicht?...naaaa guuut." Sie schmunzelte und setzte sich wieder auf ihren Hintern.

"Auch, wenn uns Neues Angst macht, sind wir es die diese Angst überkommen müssen, um uns weiter zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass du deine Schale brechen und deine Flügel ausbreiten wirst." Wieder betrachtete der alte Mann den jungen Duwamisch mit großväterlichen Stolz an. "Meine Tür steht jedem zu jederzeit offen, der Rat und Anleitung in dieser schnelllebigen Welt sucht."

Liam warf dem alten Mann ein dankbares Lächeln zu. Er fühlte sich deutlich leichter, jetzt wo er sich viele der drängenden Sorgen von der Seele geredet hatte. Jetzt wo die unbestimmte Angst die er mit sich herumgetragen hatte einen Namen besaß und er sich ihr stellen konnte.
Langsam aber sicher driftete das Gespräch zwischen ihnen in weniger bedrückende Themen ab, als er begann Kitsap von seinem Erwachen und seiner Reise zu berichten. Von all den Eindrücken die er im letzten Jahr gesammelt hatte. Der Tee in ihren Tassen wurde langsam kalt und als die Momente der Stille zwischen ihnen länger wurden war der Tag an ihnen vorbeigezogen und Dunkelheit hatte sich über die kleine Ansiedlung ausgebreitet.
Liam war dankbar dafür, dass er die Nacht hier verbringen konnte. Er traute sich durchaus zu auch jetzt den Weg zurück zu finden. Aber er spürte die Müdigkeit die den Raum einnahm aus dem die Anspannung sich zurückgezogen hatte. Schnell glitt er in einen tiefen und traumlosen Schlaf.