Private Stunden [Masamune, Reiko (SL)]

[Masamune]

Sie hatte um privaten Unterricht gebeten. Trotz der steigenden Mitgliederzahlen war eine Lücke im Terminplan zu finden, die für beide passte.

An diesem Dienstag Abend saß Masamune wartend im Dojo. Er verharrte vor dem Altar an der Front des Dojo, dort wo neben den Familienkatanas auch das Bild seines Vaters stand. Heute waren Räucherkerzen angezündet worden.

Auch als die Türe aufging, bleib der Sensai in seinem Seiza sitzen und hielt die Augen geschlossen. Offenbar erwartete er, dass Reiko schon wusste, dass sie sich umziehen musste, bevor sie auf die Matte kommen durfte. Oder er war einfach noch nicht fertig mit dem, was er da tat.

[Mystiker]

Die Tür wurde leise wieder geschlossen und ebenso leise, wie andächtige Schritte deuteten daraufhin, dass sich die Schülerin, oder wer auch immer das Dojo betreten hatte, sich in einen der Nebenräume zurück zog. Es dauerte einen kurzen Moment, bevor wieder die Geräusche der öffnenden Türen zu hören waren. Nur waren die Schritte nun deutlich gedämpfter, wie von jemandem der Barfuß lief. Das Rascheln der Kleidung verriet das sich die Person hinter Masamune niederlies. Es wurde dabei nicht gesprochen. Offenbar wartete der- oder diejenige darauf, dass er fertig war.

[Masamune]

Er hatte absolut keine Eile. Auch nicht, als seine Schülerin sich hinter ihn setzte. Aber Masamune ließ sich auch nicht unendlich viel Zeit. Immerhin hatten die beiden einen Termin und er war unheimlich froh eine so talentierte Schülerin gefunden zu haben, die - wie sie hier eindrucksvoll zeigte - auch den notwendigen Respekt mitbrachte.

"Moukuso Jamei"

Zweimal tief einatmen.

"Shōmen ni rei"

Und dann drei Verbeugungen vor der Frontseite des Dojo - zu Ehren von Buddha, Budo und Masamunes Vater.

Dann erhob sich der Sensei und drehte sich um, um sich abermals zu verbeugen - dieses Mal vor der Schülerin.

"Ich freue mich, dass du da bist. Hast du spezielle Wünsche für dein Training?"

[Mystiker]

Reiko saß im traditionellen Sitz hinter Masamune und verneigte sich zum Boden, während sich ihr Sensei umdrehte. "Ich danke euch für eure Zeit Sensei." begrüßte sie ihn, bevor sie sich auch erhob. Ihre Bewegungen waren flüssig, wie Wasser, dass musste Masamune ihr lassen. Auch, wenn sie nicht an Merons Bewegung heran kam. Erst im nachhinein fiel Masamune auf, dass sie ihn in flüssigen Japanisch angesprochen hatte. Ihr weißer Gi schmiegte sich an den drahtigen Körper und ihr langes schwarzes Haar hatte sie mit einem Haarband zu einem Zopf gebunden.

"Ich würde gerne lernen wie ich mich aus Umklammerungen befreie und...wie ich Faustschläge eine stärkeren Mannes kontern kann. Nicht nur ausweichen." Sie stockte."Oder...ist das...nicht das Richtige für eine Einzelstunde?" Sie blieb weiter im japanischen.

[Masamune]

Sein Blick glitt über sie. Aber statt ihres Körpers musterte er vielmehr die Bewegungen der jungen Frau. Anerkennung war in seinem Gesicht zu sehen, aber es erreichte weder die Lippen noch reichte es für ein Nicken aus.

Dann kam das Nicken doch noch, nachdem er über ihre Bitte nachgedacht hat.

"Es sind keine Techniken für Beginner. Trotzdem glaube ich, dass sie dir liegen werden. Wir beginnen dennoch mit Aufwärmen und Fallen."

Bewegen, Dehnen. Die Fallschule bestand daraus, dass er seine Schülerin in weiteren Bewegungen warf, damit sie genug Schwung bekam und fast schon automatisch richtig fiel. Dann durfte sie alleine fallen. Kurz, lang, seitlich, rückwärts.

"Du kommst aus Osaka?" Er benutzt eine sehr formelle Anrede - eben, es angemessen zwischen Sensai und Schüler ist.

Masamune verneigte sich nach dem Aufwärmen abermals und drehte ihr den Rücken zu. "Aus welchem Griff möchtest du dich befreien? Packe mich genau so, wie du es als Angreifer tuen würdest."

[Mystiker]

Während des Dehnens konnte Masamune klar erkennen, dass sie das schon sehr oft getan hatte. Sie dehnte und streckte sich routiniert und schien grundsätzlich eine hohe Flexibilität mitzubringen. Sie hielt hierbei ohne Probleme die Dehnposen. Was ihr aber nicht so leicht fiel war das fallen. Selbst, als er sie warf, kam es öfter als einmal vor, dass sie auf den Füßen landete und nicht wie geplant auf dem Rücken oder der Schulter, um sich abzurollen.

Sie schien schlicht einige der Wurfbewegungen intuitiv auszukontern und den Schwung zu nutzen, um wieder auf den Füßen zu landen, oder aber über ein Rad abzurollen. Schließlich aber verbeugte auch sie sich, bevor sie nickte. "Hai. Meine Familie hat dort gelebt, bevor wir vor etwa zehn Jahren hier her gezogen sind." Auch sie blieb förmlich, höflich. Sie schlug die Augen nieder und nickte erst, als Masamune sich umwandte. "Hm....ich würde..." sie trat direkt hinter ihm, wobei ihm ihr leichtes Parfum in die Nase stieg. Dann legte sich ihr ihr linker Arm um seinen Hals, während der rechte Arm seinen rechten Arm hinter seinem Rücken einklemmte.

Sie war etwas zu klein, um ihn effektiv in so einem Griff zu halten, aber wenn ein größerer, massigerer Gegner, dass bei einer kleineren schmächtigeren Person machte, erschien das sehr effektiv."Daraus würde ich mich gerne befreien können." sagte sie leise, nah an seinem Ohr.

[Masamune]

"Ich stamme aus Kyōto. Meine Mutter und ich sind seit einigen Jahren hier, um dieses Dojo aufzubauen."

Und Heilung zu finden. Aber das ließ Masamune genau so weg, wie der Wunsch nach größeren Räumlichkeiten. Die Zeit dafür würde kommen.

"Was hast du hier vor gemacht? Leichtathletik und Akrobratik, nehme ich an?"

Dann kam sie näher. Er atmete den Geruch ein. Die leise Stimme an seinem Ohr. Für einige Sekunden verharrte er - fast schon angespannt. Dann atmete Masamune tief durch. Die Tatsache, dass sie hier zum Training war machte die Situation erträglich.

"Gut. Ich werde dir einige leichte Techniken zeigen. Und dann steigern wir uns die nächsten Male zu den wirklich effektiven Methoden. Wenn wir dort sind wird dich nie wieder jemand so packen." Zumindest hatte Masamune die Vermutung, dass Reiko die Erfahrung gemacht hat. Selten hatte ein Schüler so konkrete Vorstellung von dem Griff, aus dem er sich befreien wollte.

"Folge meinen Bewegungen und reagiere darauf. Ich mache das jetzt einmal langsam vor."

Kräftig trat er neben ihrem Fuß auf den Boden, um einen Tritt darauf zu simulieren. Zeitgleich bewegte er den Kopf in Richtung ihrer Nase - ohne Reiku treffen zu wollen. Dann folgte eine Bewegung der Hüfte nach Links, um den Arm etwas frei zu bekommen und ein angedeuteter Schlag in die Weichteile mit eben jener befreiten Hand. Am Ende griff Masamune dann durch seine Beine durch, um ihr Hosenbein zu greifen und nach vorne zu ziehen. Sollte sie der Bewegung wirklich folgen und fallen, endete das Ganze damit, dass sie auf dem Rücken liegend einen Fuß vor der Nase hatte.

[Mystiker]

"Ah Kyōto. Da war ich einmal in den Schreinen, als ich noch ganz klein war." erinnerte sie sich. Ihre Stimme war immer noch leise, dann folgte sie aber erst einmal seinen Anweisungen. Sie zog refxartig den Fuß zurück, als er neben ihr aufstampfte und folgte dann langsam den Bewegungen ihres Senseis. Als Masamune an ihrem Bein zog ging sie die Bewegung langsam mit, fiel aber nicht direkt, sondern lies den anderen Fuß auf der Matte und überstreckte den Rücken, fing ihren "Fall" mit beiden Händen so ab, dass sie nun eine Brücke bildete. "Ich habe mein ganzes Leben lang Gymnastik und Bodenturnen gemacht." erklärte sie und hob dann beide Füße mit Schwung von der Matte, um über einen Handstand wieder auf die Füße zu kommen, nachdem er sie losgelassen hatte. Treffen wollte sie ihn offenbar nicht. "Das wirkt einfacher, als ich vermutet habe...aber...brauche ich dafür nicht Kraft?" Sie legte den Kopf schief und strich sich ihr langes Haar wieder hinter die Ohren, welches ihr ins Gesicht gefallen war.

[Masamune]

"Ich vermisse die Schreine. Selbst heute noch ist Bushido dort... atembar." Es war etwas melancholisches, dass seine Stimme begleitete. "Eines Tages werde ich zurück kehren oder versuchen einen Teil davon hier her zu holen."

Er nickte bei der Ausführung der Übung, auch, wenn sein Tritt nicht vor ihrem Gesicht endete. Dann schüttelte er den Kopf. "Ein Angreifer fühlt sich meistens sicher. Er ist der aktive... denkt er hat dich unter Kontrolle, nur weil er dich in seinem Griff hat. Lass ihm in den Glauben... er wird sich noch sicherer fühlen... und dann, wenn er glaubt du seist am Ende, schlage zu."

Masamune ging nochmal vor ihr stehend die Bewegung durch.

"Du bist kleiner? Dann ist dein Schwerpunkt tiefer. Er ist stärker? Dann sei schneller, als er. Er hat dich feste im Griff? Dann greife da an, wo er sich sicher glaubt. Du bist flexibel... damit wird er kaum rechnen. Nase... Augen... Genitalien... Kehlkopf. Alles weiche Ziele. Sehr schmerzhaft, selbst ohne Kraft."

Masamune lächelte.

"Und, wenn er liegt: Entferne dich. Sei nicht mehr da, wenn er sich gefangen hat."

Dann jedoch stellte er sich hinter sie, offensichtlich wollte er nun in die Praxis gehen. Doch eine Frage blieb offen: "Wer ist er?"

[Mystiker]

Ein leichtes Lächeln überzieht Reikos Gesicht, als sie Masamune sprechen hört. "Das verstehe ich. Ich würde auch gerne noch einmal die berühmten Okonomiyaki und die Takoyaki essen, die meine Großmutter damals gemacht hat. Niemand konnte sie so machen, wie sie." sie seufzte, konzentrierte sich dann aber wieder auf Masamunes Worte und die Vorführung der Bewegungen.

"Ich verstehe...also in Sicherheit wiegen, dann überraschen, umwerfen, weglaufen." Sie nickte noch einmal bekräftigend, wobei von dieser Selbstbeherrschung nicht mehr ganz so viel übrig schien, als sich Masamune hinter sie stellte. Sie versteifte sich unmerklich, während sie wohl darauf wartete, dass Masamune sie in den Griff nahm. Sie hatte die Augen geschlossen. "Ist....ist das wichtig?" Sie schien sich ein wenig zu streuben mehr darüber zu reden.