Donna, die blonde amerikanische Studentin, die sich dem Kult angeschlossen hatte, dimmte das Licht im Gemeinschaftsraum der WG herunter. Hierdurch kam das von hinten beleuchtete papierene Gohonzon noch mehr zur Geltung - das kalligraphische Mandala, das Nichiren selbst im 13. Jahrhundert angefertigt hatte, als malerische Essenz des Lotus-Sutra, und das seither unverändert von Generation zu Generation überliefert worden war.
Die Frauen nahmen ihre knieenden Positionen auf den traditionellen Tatami-Matten ein, mit Hifumi zuvorderst (die es höllisch schmerzte, als sie den Knöchel belastete, nach ihrer jüngsten Verletzung). Sie war heute nicht nur Vorbeterin - Hifumi war auch das Ziel des heutigen Chants, ihr geute Karma zuzuführen, um durch seelische Heilung innen auch die körperliche Heilung außen einzuleiten.
"Nam Myoho Renge Kyo!" - Gepriesen sei das Lotus-Sutra!
Die anderen Frauen stimmten ein, und schon bald dröhnte der Raum von dem vielstimmigen und doch im Einklang wieder und wieder gesprochenen Mantra.
Nam Myoho Renge Kyo, Nam Myoho Renge Kyo, Nam Myoho Renge Kyo...
Die Gedanken der einfachen Kultistinnen waren eher schlicht, aber von dem hypnotisierenden Chant auf Bahn gehalten: Das gute Karma generieren, Hifumi zuführen und visualisieren, wie ihre Verletzung am Knöchel besser und besser wurde.
Hifumi hingegen nutzte die ordnende Wirkung des Chants, um sich in Introspektion zu üben und über ihre Probleme zu meditieren.[1] Körperliche Schäden waren immer auf seelische Schäden zurückzuführen, und so ein Unfall, wie er Hifumi beim Sturz vom Laufsteg geschehen war nicht einfach nur Zufall. Die tiefgläubige Buddhistin wußte, dass es immer eine Ursache für die Wirkung gab, dass schlechtes Karma sie plagte und bestrafte. Nur wenn sie die Ursache für das schlechte Karma abstellen könnte, würden auch die Folgen verschwinden.
Ich habe mich meinem Verlangen hingegeben, und im Verlangen ist die Wurzel allen Leidens in dieser dreifachen Welt. Ich habe mich von LeGuin dazu verleiten lassen, die Bilder schöner Mädchen anzuschauen. Ich habe mich von Liam dazu verleiten lassen, dieses Verlangen in mir zu akzeptieren. Ich habe angefangen, mich so zu kleiden dass ich in gleichgesinnten Mädchen das gleiche Verlangen stimuliere, und Maddy schamlos angeflrtet.
Hifumi nahm einen tiefen Atemzug zwischen den Chants, ehe sie ihre Schlüsse zog.
Du bist eine Schlampe geworden, Hifumi. Eine lüsterne, entartete und schamlose Schlampe, die Schimpf, Schande und schlechtes Karma auf sich lädt. Sei nicht so schwach! Sei ein anständiges Mädchen!
Es war, als ob ein Stein von ihrem Herzen fiel. Sie fühlte das von den anderen Kultistinnen generierte gute Karma sich in ihrer Seele sammeln und die dunklen Flecken verdrängen. Mit ihrer Aura reinigte sich auch ihr fleischliches Gefängnis, als die Bänder sich wieder zusammenfügten und der Schmerz in ihrem Knächel abebbte. Vorsichtig wippte sie mit dem verletzten Fuß - und konnte ihn wieder so gut wie eh und jeh bewegen.
Aber ob sie die Quelle des schlechten Karmas je überwinden konnte?
Die Gedanken, die Hifumi kamen, als sie Seitenblicke auf die anderen jungen Frauen warf, ließen Zweifel aufkommen - und beschämten und verunsicherten Hifumi zutiefst.
[1] Intelligenz + Meditation (SG 6): 4 Erfolge Link
[2] Life 2 für Selbstheilung (Vulgär ohne Zeugen, -4 für unterstützende Fertigkeit): 3 Erfolge Link
Ganzheitliche Heilung [Hifumi]
Ganzheitliche Heilung [Hifumi]
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
- Nichiren