Mic Check (Kitty, Press, Mateo)

[Mateo]

Die Dämmerung legte sich wie ein weicher Schal über das Hafenviertel von Seattle. Die Luft roch nach Salz, nach altem Holz und nach Geschichten, die sich zwischen den Lagerhallen und rostigen Kränen festgesetzt hatten. Mateo war unterwegs – nicht gehetzt, sondern mit der ruhigen Entschlossenheit eines Mannes, der wusste, dass dieser Abend ihm gehören würde.

Press hatte ihm vorgeschlagen, gemeinsam zu einem Karaokeabend in einer Bar zu gehen. Wo auch immer er die Info herhatte. Alt genug für eine Bar war er nicht, ebensowenig wie Mateo.

Die Gegend war ihm fremd, ein Teil der Stadt, den er bisher nicht besucht hatte. Aber vielmehr als das, würde sich Mateo niemals eine Chance für Karaoke entgehen lassen. Karaoke war Teil seiner philippinischen Kultur. Keine Feier war komplett, wenn es kein Karaoke gab. Und ehrlich gesagt, gab es Karaoke als Singalong bereits in den Philippinen, bevor die Japaner es entdeckten und global exportierten.

Er trug ein locker fallendes Hemd mit floralen Stickereien – dunkelblau mit goldenen Akzenten, die im Licht der Straßenlaternen schimmerten. Darunter ein schlichtes weißes Shirt, schwarze Baumwollhose, weiße Sneaker, und am Handgelenk das geflochtene Band seiner Lola.

Als er die Gasse erreichte, blieb er kurz stehen. Vor ihm: die Black Dahlia.

Die Bar wirkte wie ein vergessenes Kapitel in einem Buch, das man zufällig wieder aufschlägt. Das Schild über der Tür – eine schwarze Dahlie aus Eisen und Holz – schwang leicht im Wind. Es quietschte leise, obwohl man hörte, dass jemand sich Mühe gegeben hatte, es zu pflegen.

Mateo lächelte.
Dann hob er die Hand.
Und öffnete die Tür.

[Kitty Turner]

Die Black Dahlia war vielleicht nicht der klassische Ort für eine Karaoke-Party, doch Kitty und Tiang hatten sich verbündet und der alten Dame - wie sie die Bar nannten - ein wenig Spaß verordnet und ihr Eifer war so ansteckend gewesen, dass nicht einmal Jiang etwas gegen diesen einen Abend als Test gehabt hatte.
So wurden die dunklen Möbel immer noch in den warmen Schein der schmiedeeisernen Diskokugeln getaucht, doch auf der blankpolierten Bar und den gemütlichen Ledersesseln tanzten die Reflexe einer Diskokugel. Eine der zentraleren Nischen war ihrer Sessel beraubt worden und beherbergte nun eine kleine Bühne mit einer gar nicht mal so laienhaften Karaoke Ausstattung vor einem überraschend edlem Vorhang. Als sie hereingetragen worden war, hatte Kitty im Stillen gedacht, dass es wirklich faszinierend war, was man auftreiben konnte, wenn man nur die richtigen Leute fragte, - und sich dann weiter daran gemacht, die glitzernden Girlanden überall zu verteilen und bunte Sterne an der Decke aufzuhängen. Tiang hatte sogar ein leuchtendendes Neonschild mitgebracht, das nun über der Bar grell die Parole "Love, Music and Glitter" ausgab. Ein paar der teureren Flaschen hatten dafür ihren Platz räumen müssen, aber die würden heute ohnehin nicht benötigt werden.
Kitty fand, es roch sogar anders, weniger nach dem Rauch von Zigarren und mehr nach ... Lebensfreude. Na gut, und nach süßen, billigen Drinks.

Und tatsächlich schien der Abend bisher ganz gut zu laufen. Zu ihrem üblichen Publikum, das ein wenig irritiert wirkte und sich um den gegebenen Ernst bemühte, gesellten sich heute jüngere Leute, Abenteurer und andere, die das Schild der Dahlie immer schon ansprechend gefunden hatten, sich aber nie so richtig getraut hatten, in die halbdunkle Welt der Bar einzutauchen.
Gerade trällerte jemand "Lass jetzt los" und erntete trotz der hin und wieder falschen Töne Applaus.

[Mateo]

Mateo trat ein – und sein Grinsen war sofort da.
Das Neonschild über der Bar, die glitzernden Sterne an der Decke, die schmiedeeiserne Discokugel, die Lichtflecken über die dunklen Möbel warf – all das traf ihn direkt ins Herz.

*Love, Music and Glitter.*
Ja. Das war sein Abend.

Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, nahm die Stimmung auf wie ein Schwamm. Die Mischung aus süßen Drinks, warmem Licht und schrägen Tönen von „Lass jetzt los“ war genau richtig.

Langsam bewegte er sich durch die Bar, zwischen den Tischen hindurch, immer mit einem halben Lächeln auf den Lippen. Die Leute waren bunt gemischt – neugierig, ein bisschen nervös, aber offen.

Dann entdeckte er ihn: einen freien Tisch.
Etwas abseits, aber mit guter Sicht auf die Bühne. Und das Wichtigste – man konnte alles hören. Ob man wollte oder nicht.

Mateo steuerte direkt darauf zu, legte die Hand auf die Rückenlehne eines der Stühle und ließ sich kurz nieder.
Er war da. Und bereit. Mehr als bereit sogar.

[Masamune]

The cold never bothered me anyway

Applaus. Jubel. Die Sängerin verbeugte sich und neben der Karaokebox machte sich der nächste Sänger bereit. Im Halbdunkel nahm er das Mikro entgegen.

Schlagzeug setzte ein. Dazu ein Riff.

"Try to be the Best, 'cause you're Only a man.
And a man's gotta lern to Take it."

Masamune trat aus dem Schatten und verfolgte den Text auf dem Bildschirm. Er tat sich schwer damit ihm zu folgen, den Takt zu treffen oder gar die Töne. SIngen war nicht seine Stärke - das war ganz offensichtlich. Aber darum ging es weder beim Karaoke, noch bei ihm in Person.

"You're the best around!
Nothing's gonna ever keep you down!"

Der erste Refrain wurde mit Inbrunst ins Mikro gescheppert. Karaoke war so sehr in Japan kultiviert worden, dass selbst der traditionsreiche Samurai nicht umher kam ab und an dieser Unterhaltung zu frönen. Es war eben etwas für Jedermann, gleich welche Schicht, Altersklasse oder Geschlecht.

Es ging beim Singen hier in dieser Bar einzig alleine darum Spaß zu haben und einmal auszubrechen. Ein Ausbruch aus starren Regeln und Lebensweisen, um danach mit klarem Verstand zurück zu kehren. Und dieser Spaß zeigte sich in der Präsenz des Japaners auf der Bühne*

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* Charisma:
https://discord.com/channels/1219681758 ... 5873314947
=> 2 Erfolge

You're the best
https://youtu.be/p44G0U4sLCE?si=acGF8PZPnetr2_Fs

[Presston Caldwell]

Auf den Kopfhörern schallte Ghost.
Press schritt gut gelaunt Richtung Dahlia.
Keine typische Studikneipe — aber ein Ort, an dem gute Musik regierte.

‘The dawn of prosperity, a faded scar
An ended calamity
A slaughtered tsar’

Der Text resonierte. Er traf die letzten Monate.
Mum und Dad tot — über ihnen ein Todesengel.
Die Wut. Das brennende Haus. Das Echo, das nicht schwieg.

‘We all need something to believe in
Until it's over, anything, anyone, anytime
But it's not over yet’

Es war eben nicht vorbei.
Das Leben ging weiter.
Inmitten der Dunkelheit schimmerte Hoffnung.

‘This is what dreams are made of
This is what they're afraid of
A rhyme with no reason
When they finally reach you
You will have seen through
That dark is the season’

Er hatte begonnen zu hören.
Die Realität knackte unsichtbar, doch das Rauschen verriet sie.
Der Geist konnte sie durchschauen.
Und er war nicht allein.
Er hatte Matteo gefunden.
Er würde das Dunkel durchschauen.

‘Your love, bright as the starlight
Oh, child, still we can see
A black moon, over the peacefield
Oh, child, stay close to me’

Unverzüglich waren seine Gedanken bei Maddy.
Er wollte nicht nur in der Vergangenheit leben.
Nicht nur traurig sein.
Er wollte fortschreiten, tanzen, lachen.

‘We are legion, join us
One day, fate will find a way
Through the marches of death
And right back to the bearer of light’

Zusammen würden sie es schaffen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete er die Tür
und stürzte sich in das dunkle, reich verrauchte Ambiente.
Wie zur Hölle waren sie auf die Idee mit der Karaokeparty gekommen?
Es stand dem Dahlia erstaunlich gut.

Im Angesicht der Eiskönigin drehte er das Radio leiser.
Mit Eis hatte das gerade am allerwenigsten zu tun.
Ihm war heiß. Der Puls schon wieder über hundert.

Wie so oft war ihm die Idee, mit Matteo Karaoke zu singen,
gestern irgendwie besser vorgekommen.
Ja, klar — die meisten würden hier nicht die beste Performance abliefern.
Aber würde er sich überhaupt trauen?

Während er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, suchte er nach Matteo.
Fand ihn hinten an einem Tisch.
Grinste ihn schief an und steuerte herüber.
Begann den Abend gewohnt kompetent.

"Hey …”

Der Blick war inzwischen eher Verzweiflung.
Er sah hinüber zur Bühne, fand den singenden Samurai.
Wirkte unsicher.

"Boar scheisse, das trau ich mich nie...”

[Mateo]

Mateo hatte gerade noch an seiner Cola genippt, als die Stimme ihn traf.
Kraftvoll und irgendwie bekannt.

Er drehte sich zur Bühne – und da stand Masamune.
Mit Mikro in der Hand, die Haltung ruhig, fast gelassen.
Die Stimme trug durch den Raum, schnitt durch das Licht der Discokugel wie ein klarer Ton durch Nebel.

Mateo blinzelte, überrascht.
Dann schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

Er richtete sich etwas auf, versuchte Masamunes Blick zu fangen.
Ein kurzer, einladender Nicken in Richtung seines Tisches.
Nicht aufdringlich. Nur offen.

Die Musik vibrierte noch in der Luft, als Press auftauchte.
Mateo drehte sich zu ihm, das Grinsen breit und warm.

„Hey! Keine Sorge, Press. Hier geht’s um Spaß. Nicht um Punkte oder Preise.“

Er deutete zur Bühne.
„Karaoke ist kein Wettbewerb. Es ist ein Moment. Und der gehört jedem, der sich traut.“

Dann lehnte er sich zurück, ließ den Blick zwischen Bühne und Tisch wandern.
Die Nacht war jung.
Und die Stimmen klangen nach Aufbruch.

[Liam Carpenter]

Karaoke gehörte eindeutig nicht zu den Freizeitbeschäftigungen die Liam sich selbst ausgesucht hätte, aber es war nett von Mateo gewesen ihn zu fragen. Und letztendlich… er musste sich ja auch nicht auf die Bühne stellen. Er konnte auch einfach zuhören, zusehen und zwischen den Songs eine nette Unterhaltung führen.
Wie üblich blieb er modisch unauffällig. Sich herauszuputzen war einfach nicht so richtig sein Ding und ehrlicherweise gab das sein Kleiderschrank auch gar nicht her. Also musste es das übliche tun. Jeans. Shirt. Diesmal blau. Jetzt wo langsam der Herbst Einzug hielt wurden die Nächte kühler dazu ein Hoodie.
Soweit so gut. Dann kollidierten Plan und Realität miteinander und die Dinge begannen hektisch zu werden. Die letzte Vorlesung ging länger als angekündigt. Der Bus fuhr ihm vor der Nase weg, weshalb er die Bar erst eine gute Viertelstunde nach der ausgemachten Zeit erreichte.
Drinnen ging es bereits lebhaft zu und er schob sich auf der Suche nach Mateo an einem schwatzenden Grüppchen vorbei und entdeckte ihn schließlich an einem der hinteren Tische nahe der Bühne, zusammen mit einem ihm ebenfalls bekannten Gesicht.
„Hey. Sorry dass ich zu spät bin. Der Prof. konnte sich nicht kurzfassen und ich hab den Bus verpasst.“, wand er sich als erstes entschuldigend an Mateo, lächelte schief und sichtlich zerknirscht, bevor er sich an Press wand.
„Hi Press. Schön, dass du auch da bist.“
Masamune auf der Bühne hatte er noch nicht registriert. Seine Gedanken kreisten noch viel zu sehr um den Tag und seine Verspätung. Waren zwischen Hektik und verlegenem Schuldgefühl zu abgelenkt.

[Presston Caldwell]

Press brauchte kurz um Liam zuzuordnen, grinste dann aber, schenkte ihm ein schiefes Lächeln.
Er hatte gar nicht damit gerechnet, das Mateo und er gemeinsame Bekannte hatten.
Aber Seattle war halt irgendwie ein Dorf, vor allem an der Uni.

[Kitty Turner]

Als Kitty sich auf den Weg zu ihrer Runde machte, war Massume gerade dabei, sein Solo zu beenden, jubelte sie kräftig mit. Sie genoss die gute Stimmung und Leichtigkeit. Das war ansteckend.

Beschwingt schlängelte sich die Blondine also durch die Menge, nahm da eine Bestellung auf, hielt hier ein Schwätzchen und strahlte ein so strahlendes Lächeln, dass man gar nicht anders konnte, als eine gewisse Euphorie zu empfinden.

Dieses Strahlen traf auch die Neuankömmlinge, als sie zu ihrem Tisch kam. "Hi Jungs", begrüßte sie sie fröhlich. Hier und in diesem Kontext fiel es ihr gar nicht schwer, sich auf Menschen einzulassen. Alles in ihr, von den großen braunen Augen bis zur Körpersprache, war offen und fröhlich. Ja, man hätte sie sogar als quirlig beschreiben können "Wollt ihr heute auch singen?" Ihre Stimme war angenehm und keinem der Anwesenden konnte ignorieren, dass die junge Frau, die sich ein geflochtenes Flitterband in die langen, blonden Haare gebunden hatte, sehr schön war. Nicht auf eine überkandidelte Art und Weise, sondern ganz auf dem Boden geblieben.

Lässig lehnte sie sich an den Tisch und sah sie dann mit einem verschwörerischen Grinsen an. "Was darf ich euch denn bringen?", fragte sie. "Ihr seid doch schon alle 21, oder?"

[Liam Carpenter]

„Ist das wichtig, wenn ich eine Cola Zero möchte?“, fragte Liam mit einem schiefen Lächeln, als die junge Frau an ihren Tisch trat. Sie hatte etwas sehr Einnehmendes an sich und versprühte eine gute Laune die ansteckend war.
Die Frage nach seinem Alter weckte einen Moment ganz unvermittelt unangenehme Erinnerungen die er jedoch noch im selben Moment mit Nachdruck zurück in die dunkle Ecke stopfte aus der sie gekrochen kamen. Heute wollte er Spaß haben. Und daran würde auch das scheiß Albtraumcasinomonster nichts ändern. Trotzdem fühlte er sich instant ein bisschen schuldig… musste man hier heute 21 sein…
Noch offensichtlicher, dass dem nicht so war hätte er es vermutlich sowieso nicht machen können.