Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

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Mateo
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Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Die Tür zum *Black Dahlia* öffnete sich mit einem leisen Knarren, als Mateo eintrat.
Der Geruch von dunklem Holz, abgestandenem Rauch und süßlichem Alkohol schlug ihm entgegen wie eine vertraute Umarmung.

Er zog die Kapuze seines Pullovers zurück, ließ den Blick durch den Raum gleiten.
Gedämpftes Licht, Stimmen, die ineinanderflossen, Musik, die nicht zu laut war, um zu stören – aber laut genug, um Gedanken zu übertönen.

Er war noch nicht 21.
Aber Kitty hatte beim letzten Mal ein Auge zugedrückt.
Vielleicht würde sie es wieder tun.

Er wollte nicht reden.
Nicht lachen.
Nicht erklären.

Er wollte einfach nur sitzen.
Ein Glas.
Etwas Starkes.
Etwas, das die Gedanken für eine Weile ausknipst.

Es war viel passiert.
Zu viel.

Die Magie.
Der Wahnsinn.
Ein Fremder, der ihn töten will.
Eine Stadt, die sich noch nicht wie Zuhause anfühlt.
Und dieser Typ… Nein, Typ hörte sich abwertend an. Dieser Junge...

Goldig.
Verdammt.
Er sollte ihn nicht goldig finden. Es sollte irgendein Typ sein.

Mateo setzte an einen Tisch am Rand. Dunkel, so dass ihn nicht jeder sehen würde. Die Hände ruhig auf dem Tisch.
Er versuchte, die Schultern locker zu halten, das Gesicht neutral.
Stärke zeigen. Für andere Da sein. Ihnen helfen
Wie immer.

Aber innerlich…
Innerlich war er müde.
Innerlich hoffte er, dass jemand für ihn stark wäre. Für ihn da ist. Ihm hilft.

Er haßte es unehrlich zu sein. Doch sein Leben war alles andere als ehrlich.
Er wünschte sich, er könnte über all die Dinge mit seiner Familie reden könnte.

Als Kitty sich näherte, hob er den Blick.
Ein stilles Lächeln, das mehr Flehen war als Freude.

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Kitty Turner
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Kitty Turner »

Es war bisher ein ruhiger Abend. Die paar Leute, die da waren, waren wohl vor allem Geschäftsleute nach einer Messe, die die ruhige und gedämpfte Atmosphäre in der Dahlia zu schätzen wussten. So sehr sie Dinge wie den Karaokeabend schätzte, so sehr genoss auch sie es, wenn die Bar vom leisen Gemurmel und der sanften Musik erfüllt war. Sie fand, das klang immer ein wenig wie Meeresrauschen.

Kitty war gerade dabei, an einer der hinteren Nischen einen Tisch abzukassieren, als ein leises Knarren einen neuen Gast ankündigte. Schön, ein kleiner, aber steter Fluss an Gästen war immer gut.
Sie verabschiedete die drei Geschäftsleute mit einem letzten, warmen Lächeln, steckte ihr sattes Trinkgeld ein und ließ den Blick dann über den Gastraum schweifen. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen als sie erkannte, wer da gekommen war, doch als sie näher kam, verblasste es ein klein wenig. So sah ein Mensch aus, den etwas bedrückte. Kein seltener Anblick in einer Bar.

"Hi Mateo", sprach sie ihn mit einem leicht mitfühlenden Blick in den Augen an. Heute hatte sie auf den Glitzer verzichtet. Schlichte schwarze Kleidung betonte ihre fast perfekte Figur und ließ ihr langes, blondes Haar heller erscheinen, als es war. Nur der rote Lippenstift bildete einen Farbtupfer an ihrer Erscheinung. Sie legte den Kopf schief und musterte ihn noch einmal. "Du siehst aus als hättest du einen harten Tag gehabt.", konstatierte sie und bot dann an: "Soll ich dir was bringen, was ihn ein bisschen besser macht?"

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Mateo
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo hob den Blick, als Kitty sich ihm näherte, und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Nicht das übliche, charmante – sondern eines, das sich langsam aus der Müdigkeit herausarbeitete.

„Schön, dich zu sehen.“
Seine Stimme war ruhig, fast ein wenig rau.
„Und du siehst heute wieder klasse aus.“

Er ließ den Blick kurz über ihr schlichtes Outfit gleiten, dann wieder in ihre Augen.
Das Lächeln wurde ehrlicher, weicher.
Aber man konnte es sehen – die Schatten unter den Augen, die feine Spannung in den Schultern.

Nicht erschöpft vom Tag.
Erschöpft vom Leben. Zumindest heute.

„Ich würd sagen, ich hab ein anstrengendes Leben… aber dafür bin ich eigentlich ein bisschen zu jung, oder?“

Ein kurzer, selbstironischer Zug um die Mundwinkel.
Dann ein leichtes Schulterzucken.

„Wenn du was hast, das es besser macht… ich sag nicht nein.“

Er lehnte sich ein wenig zurück, ließ die Hände locker auf dem Tresen liegen.
Die Musik im Hintergrund war weich, fast wie ein Fluss, der ihn mitnehmen wollte. Und er war bereit, sich ein wenig treiben zu lassen. Jemand, der für einen Moment weniger Realität wollte. Und vielleicht ein bisschen Wärme.

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Kitty Turner
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Kitty Turner »

Ein mitleidiges Lächeln verzog ihr Gesicht, als er meinte er hätte ein anstrengendes Leben. "Naja", meinte sie und bemühte sich dann um ein schiefes Grinsen. "Ich persönlich glaube ja, dass man nie zu jung ist, um zu erkennen, dass das Leben schrecklich anstrengend ist." Kitty seufzte. Zumindest sie hatte es immer so empfunden. Trotzdem bemühte sie sich um etwas Positivität. "Aber irgendwann muss es besser werden. Muss es immer."

Sie klopft ihm dann aufmunternd auf die Schulter. "Ich hab nichts, was alles weniger anstrengend macht, aber für dich find ich was, was die Anstrengung leichter zu ertragen macht."
Damit machte sie sich auf den Weg zur Bar um Mateo einen Spezialdrink zu mixen.

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Mateo
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo lachte – nicht laut, nicht überdreht, aber ehrlich.
Ein Lachen, das sich aus der Müdigkeit herauslöste und für einen Moment heller war als alles, was ihn gerade belastete.

„Ja… wahrscheinlich ist man dafür nie zu jung.“
Er lehnte sich etwas zurück, ließ den Blick durch die Bar schweifen, als würde er sich selbst in der Ruhe des Raumes verankern.

„Und irgendwann wird alles besser. Das hat meine Lola auch immer gesagt.“
Seine Stimme wurde weicher, fast zärtlich bei der Erinnerung.
„Sie hat viel durchgemacht. Aber sie hat nie aufgehört, daran zu glauben.“

Er sah Kitty nach, wie sie zur Bar ging, und ein kleines Lächeln blieb auf seinem Gesicht zurück.
„Danke“, sagte er leise, mehr zu sich selbst als zu ihr.
„Ich kann wirklich was gebrauchen, das es leichter macht.“

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Kitty Turner
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Kitty Turner »

Eine ganze Weile machte Kitty sich an der Theke zu schaffen und lächelte über seine letzten Worte in sich hinein. Guter Gott, sie kannte dieses Gefühl viel zu gut... Und sie kannte die Medizin dafür.

Als sie schließlich zurückkehrte, hatte sie einfach zwei Gläser mitgebracht - beide mit glitzernden Schirmchen dekoriert, die sie noch von der Karaoke-Party dagehabt hatte. Auch den Drink hatte sie diesem Abend angelehnt, wenn auch ein bisschen stärker und bitterer als damals.
Eines davon schob sie ihm zu und nahm dann einfach neben ihm Platz. Sie hob ihr eigenes Glas zum Anstoßen und würde dann auffordern: "Erzähl mir ein bisschen von deiner Lola."
Manchmal half es, trotz der Traurigkeit von etwas zu erzählen, das man gern hatte. Zumindest linderte es das Gefühl, ganz allein und ohne jeden Grund zur Freude zu sein.

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Mateo
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo war kurz irritiert, als Kitty sich neben ihn setzte.
Er hatte gedacht, er wolle allein sein.
Aber als sie da war – mit ihrem Drink, ihrem Lächeln, ihrer ruhigen Präsenz – merkte er, wie gut es tat, nicht allein zu sein.

Er nahm das Glas, betrachtete das glitzernde Schirmchen, das wie ein kleiner Gruß aus einer besseren Welt wirkte.
„Cheers,“ sagte er leise und stieß mit ihr an.

Ein Schluck.
Der Geschmack war stärker als erwartet, bitterer – aber ehrlich.

Er lehnte sich leicht zurück, ließ den Blick für einen Moment auf dem Tresen ruhen, bevor er zu sprechen begann.
„Meine Lola war… eine toughe Frau.“

Ein leises Lächeln huschte über seine Lippen, getragen von Erinnerung.
„Mein Lolo ist im Krieg gestorben. Sie hat zwölf Kinder allein großgezogen. Zwölf.“

Er schüttelte leicht den Kopf, immer noch beeindruckt von dieser Zahl.
„Reich waren wir nie. Aber irgendwie hat sie’s geschafft. Jeden Tag. Jeden verdammten Tag.“

Sein Blick wurde weicher.
„Sie war streng. Auch zu uns Enkeln. Aber sie war auch herzlich. Das ist wohl, was man ‚tough love‘ nennt.“

Er sah Kitty an, sein Blick offen, verletzlich.
„Bis ins hohe Alter war sie jeden Morgen bei Sonnenaufgang wach. Hat den Hof gekehrt. Und als sie nicht mehr konnte… hat sie dafür gesorgt, dass es jemand anderes tat.“

Ein kurzer Atemzug.
„Sie selbst ging trotzdem jeden Morgen über den Hof. Mit einem großen Stock. Und manchmal… hör ich das Klacken noch. Als wär’s gestern.“

Er schwieg einen Moment, ließ die Erinnerung sich setzen.
Dann sah er Kitty wieder an.

„Und du? Wie war’s bei dir?“

Seine Stimme war ruhig, aber voller Interesse.

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Kitty Turner
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Kitty Turner »

Kitty war gut im Zuhören - wie so manche Barkeeper. Doch bei ihr wirkte es nicht nur wie ein Job. Es schien, als hätte sie ein wirkliches, ehrliches Interesse an allem, was er ihr zu sagen hatte.
So unterbrach sie ihn nicht, doch ihre Miene zeigte ehrliche Anteilnahme an seinen Worten.

"Das klingt, als wär sie eine tolle Frau gewesen.", lächelte sie dann und vielleicht lag ein bisschen Wehmut in ihrer warmen Stimme. "Ich glaub es ist gut, mit so jemandem aufzuwachsen. Das macht stark." Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter, als sie ihr Glas erneut hob und ihm fast schon feierlich zuprostete: "Auf deine Lola."

Auf seine Frage hin, verschluckte sie sich ein klein wenig. Sie sprach nicht gern von ihrer Familie. Das hatte sie sich früh abgewohnt. Irgendwer hatte immer gelacht - wenn nicht sofort, dann später auf dem Schulhof.
Am liebsten hätte sie das Gespräch abgeblockt und sich hinter den sicheren Tresen verkrochen. Aber das fühlte sich auch falsch an. Immerhin war er so offen gewesen.

Also seufzte sie und fuhr nachdenklich mit den Fingern über den Rand ihres Glases. "Ich ... hab nicht viel Kontakt zu meinen Großeltern gehabt.", gab sie zu und mied seinen Blick ungewöhnlicherweise. "Meine Eltern fanden, sie hätten nur schlechte Energien, wären Spießer und so..." Sie sah wieder zu Mateo hinüber. "Wenn ich sie gesehen hab, hab ich sie gemocht. Dann hab ich immer Bonbons bekommen. Mit echtem Zucker und Farbstoff." Bei dem Gedanken daran musste sie grinsen.

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Mateo
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo hob sein Glas, leicht und mit einem stillen Lächeln.
„Auf meine Lola,“ sagte er leise, und der Klang des Glases, das sich gegen Kittys hob, war wie ein kleiner Segen.

Er trank einen Schluck, ließ die Wärme sich ausbreiten, bevor er sie wieder ansah.
Als er bemerkte, wie sie sich bei seiner Frage verschluckte, wurde sein Blick sanfter.

„Tut mir leid,“ sagte er ehrlich. „Ich wollte kein Thema anschneiden, das dir die Stimmung vermiest.“

Er ließ den Blick kurz sinken, dann wieder zu ihr zurück.
„Manchmal ist es komisch, oder? Dass wir Menschen nie richtig kennenlernen, weil andere uns sagen, sie wären schlecht für uns.“

Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, melancholisch und warm zugleich.
„Und dann leben wir mit dieser Lücke. Mit dem Nichtwissen. Mit dem Vielleicht.“

Er sah sie an, offen und ruhig.
„Ich versuch, jedem Menschen eine Chance zu geben. Ihn kennenzulernen. Es ist nicht immer einfach… aber oft wird man überrascht.“

Ein kurzer Moment der Stille, in dem die Musik aus den Lautsprechern wie ein ferner Gedanke wirkte.

Dann lehnte er sich leicht vor, sein Ton wurde neugierig, aber nicht drängend.
„Wie kam’s eigentlich, dass du hier gelandet bist? Hast du die Bar aufgemacht? Oder arbeitest du nur hier?“

Sein Blick war wach, aber voller Respekt.
Er wollte nicht graben.
Nur verstehen.
Nur teilen.

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H.-H. Skolem
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Re: Auf ein Glas... zuviel (Kitty, H.-H., Mateo)

Beitrag von H.-H. Skolem »

Der Tag war lang - die Schatten sogar noch länger. Doch am längsten waren die 12 Jahre, die der Whiskey in Skolems Glas reifen musste. Was für ein seltsamer Tag - zum Glück hatte Bob bereits den Leichnam, den die beiden abgeholt hatten, in die Kühlkammer gebracht. "Mach´s gut, mein Lieber - und hab einen schönen Abend" verabschiedet Skolem seinen Mitarbeiter. Daraufhin prostet er Bob zu und kippt die herrliche, bernsteinfarbene Flüssigkeit hinunter.

Kurz blickt er auf sein Smartphone, sucht eine Bar in der Nähe. <<hmm - der Central Saloon war letzte Woche ein ziemlicher Reinfall. Whiskey mit Eis servieren? Das machen doch nur Banausen. Im Yard House hatten sie leider nur diverse Bier-Sorten. Vielleicht teste ich heute mal das Black Dahlia. Zumindest der Name klingt vielversprechend.>>

Und so macht sich Skolem auf den Weg in die Bar. Oder besser: er lässt sich auf den Weg machen - wofür gibt es schließlich Uber. Verträumt schaut er aus dem Fenster, als der Wagen nach einer kurzen Fahrt von ca. 10 Minuten anhält. "Hey, Meister, wir sind da!" sagt der Fahrer und beugt sich zu H.-H. nach hinten. Skolem schaut ihn zunächst verwundert an, greift dann in seine Gesäßtasche und holt seine Geldbörse hervor. "ahh - ja, haben Sie vielen Dank. Was schulde ich Ihnen?" "14 Dollar" meint sein Fahrer.

Skolem reicht ihm einen 20-Dollar Schein. "Stimmt so". Und mit einem leisen Lächeln steigt er aus dem Wagen aus und wünscht seinem Fahrer noch eine "Gute Nacht". Vor ihm das Black Dahlia, wie ein Schild verkündet.

<<na, dann schauen wir mal, ob die hier einen vernünftigen Whiskey haben>> - und mit diesen Gedanken betritt Skolem die Bar

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