Mateo sitzt auf seinem Bett in Maple Hall, das Licht der untergehenden Sonne fällt schräg durch das Fenster. Die Space Needle leuchtet in der Ferne, ein stilles Wahrzeichen seiner neuen Heimat. Doch heute spielt er ein anderes Spiel.
Er nimmt sein Handy, scrollt kurz durch die Kontakte, tippt auf „Mama“.
Das Freizeichen klingt vertraut.
Dann klickt es.
Er lächelt.
„Hi Ma… ja, geht mir gut. Alles okay hier.“
Sein Blick wandert zum Fenster.
„Das Wetter ist schön, aber es wird hier auch kalt. Und… wenn ich das Gesicht gegen die Scheibe drücke, dann kann ich die Golden Gate Bridge sehen.“
Die Lüge schmeckt bitter.
Sein Blick bleibt auf der Space Needle hängen.
Er weiß, dass sie es nicht merkt. Dass sie sich freut. Und genau deshalb tut es weh. Wenn sie ihn sehen würde, sie hätte es direkt gemerkt. Er hatte seine Eltern nie anlügen können, so wie andere Kinder.
„Ja, ich esse genug. Ich habe Reis gekauft, auch etwas selbst gekocht. Nicht so gut wie dein Sinigang, aber… es geht.“
Ein kurzes Lachen, das die Augen nicht reicht.
„Die Uni ist anstrengend, aber spannend. Ich hab ein paar nette Leute kennengelernt. Und mein Uni-Pate hilft mir viel.“
Er streicht sich über die Stirn, als wolle er Gedanken glätten.
„Nein, ich hab keine Freundin. Ich weiß, erst das Studium. Ich bin brav, versprochen.“
Eine weitere Lüge. Wie viele Lügen würden es noch werden?
„Und ich bete. Jeden Tag. Für euch. Für Lola. Für uns alle.“
Sein Blick senkt sich.
„Ich muß gehen. Die Lerngruppe beginnt bald. Ich vermisse euch.“
Die Stille auf der anderen Seite ist voller Liebe.
Und voller Vertrauen.
„Mag-ingat din po kayo…“
Eine einzelne Träne läuft ihm über die Wange.
Er legt das Handy langsam zur Seite.
Sein Blick fällt auf das große Poster über dem Bett – K-Pop Demon Hunters, goldenes Licht, entschlossene Gesichter.
Er betrachtet es einen Moment, als würde es ihm Kraft geben.
Dann greift er wieder zum Handy.
Öffnet die Musik-App.
Tippt auf „KPop Demon Hunters - Takedown“.
Die Melodie beginnt. Mateo singt leise mit, während ihm mehr Tränen über die Wange laufen.
„So sweet, so easy on the eyes, but hideous on the inside
Whole life spreadin' lies, but you can't hide, baby, nice try
I'm 'bout to switch up these vibes, I finally opened my eyes
It's time to kick you straight back into the night...“
