Er schloss für einen Moment die Augen, beruhigte seinen Atem und begann, sich auf den rituellen Akt der Vorbereitung einzustellen. Masamune griff nach der Unterbekleidung, dem Hakama, einem traditionellen und weiten Hosenrock, der durch die Bewegungen der Krieger eine gewisse Eleganz und Funktionalität ausstrahlte. Langsam und methodisch zog er die weichen Stoffstücke über seine Beine, bewahrte sich die Anmut und die Ehrerbietung während er den breiten Obi drum herum band. Der Samurai spürte die enorme Bedeutung des traditionellen, aber modischen Knotens, der die Ehre seiner Vorfahren verkörperte. Masamune wusste, dass dies nicht nur ein Kleidungsstück war – es war der erste Schritt in eine neue Dimension seiner Existenz, in die altehrwürdige Tradition des Bushido.
Die Kleidungsstücke fühlten sich weich und geschmeidig an gegen seine Haut, wie die Umarmung eines alten Freundes. Er erinnerte sich an die Geschichten, die sein Vater ihm einst erzählt hatte – Geschichten von Kriegern und Ehre, von den Farben und Symbolen, die die Samurais trugen, die ihnen den Weg wiesen. Masamune fühlte, wie die Tradition des Bushido erneut in ihm auflebte, während er sich auf das nächste Kleidungsstück vorbereitete: Den Kimono, den er einst bei dem Konvent trug. Silberne Fäden durchzogen den feinen Stoff, der ihm Stil verlieh, ohne den Schnitt zu verändern.
Mit jeder Schicht, die ihm inneren Frieden und äußeren Schutz suchte, wurde der Hauch des Kriegers lebendiger in ihm, gefestigt durch den morgendlichen Nebel der neonbeleuchteten Stadt. Sein Herz schlug ruhiger, während er nach vorne griff, um das erste Teil aus der Kiste zu holen: glänzend und erhaben – ein beeindruckendes „Do“, der Brustpanzer, der nicht nur als Schutz diente, sondern auch als Symbol für die Stärke und den Mut eines Samurai. Den Do umschlang er mit rechter Hand, während er in einer ehrfürchtigen Verbeugung verharrte. Dann schlüpfte er mit geschickten Bewegungen hinein. Die kalte Berührung des Metalls auf seiner Haut war ein kraftvoller Kontrast zum sanften Stoff der Unterbekleidung.
Wie in einem stillen Tanz vollführte Masamune jeden Handgriff mit Bedacht, als ob er mit den Geistern der Krieger wie mit seinen eigenen Bewegungen rang. Die Beinschienen umhüllten seine Schenkel.
Den „Sode“, die Schulterplatten, platzierte Masamune achtsam auf seinen Schultern. Er dachte an die Herausforderungen, die noch vor ihm lagen, und wie diese Rüstung ihn begleiten würde.
Mit überlegtem Tempo kam die „Kote“, der Armschutz. Er zog sie über seine Arme und ließ die schützenden Schalen sanft an ihrem Platz ruhen. Sie umhüllten ihn wie ein Versprechen von Stärke und Entschlossenheit. Während er die letzten Bewegungen machte, durchfuhr ihn eine Welle der Ehrfurcht vor dem, was seine Rüstung bedeutete – nicht nur für seinen Körper, sondern auch für seinen Verstand. Er vervollständigte sein Erbe.
Er wandte sich der „Jinbaori“ zu, einem langen Überwurf, der traditionell über der Rüstung getragen wurde und ihn sowohl vor den Elementen schützte als auch den Geist des Kriegers umhüllte. Masamune legte den Stoff über seine Schultern und schloss seine Augen für einen Moment, um die Kraft und Spirituelle Verbindung der Krieger vergangener Zeiten zu spüren, während seine Hände sanft über die glatten, kühlen Stoffe strichen. Er fühlte sich mit der Geschichte verbunden, als ob die Geister seiner Vorfahren seine Bewegungen leitete.
Bevor er sich erhob griff Masamune neben sich. Seine Hand schloss sich fest um die Scheide des Katanas seines Vaters. Langsam hob er diese an und hielt sie vor sich. Dann mit jahrelange geübter Bewegung steckte er die Klinge in den Gürtel. Es folgte das Wakizashi, ehe sich Masamune erhob.
Die letzten Teile der Rüstung wurden aus der Kiste genommen: Der Kabuto, ein Helm mit reichen Verzierungen, fand seinen Platz auf dem Schädel des Samurai. Zuletzt folgte die Maske, welche nicht nur den Helm weiter fixierte und das Gesicht schützte. Die Maske vollendete auch noch das Bild eines Oni - eines japanischen Dämonen, der die Furcht in die Herzen der Feinde bringen sollte.
Sein Blick wanderte in den Spiegel. Nun war er ein wahrer Samurai. Er ließ die Augen über die Rüstung wandern, richtete die Rüstung nochmals und prüfte ihren Sitz. Dann erst wendete sich Masamune dem Mann im Schrein des Dojo zu. Die Verbeugung konnte nicht von tieferem Respekt zollen.
"Ich wünschte du wärst hier, Vater."
Hinter ihm erklang die Stimme seiner Mutter. "Er ist immer bei dir... und er wäre sehr stolz auf dich, mein Sohn."