Es war Sommer geworden, was in dieser Stadt nicht sonderlich viel Unterschied zu sonst machte. Nur die Temperaturen waren endlich deutlich über den Gefrierpunkt geklettert, überschritten aber selten die 20 Grad Marke, insbesondere nicht Nachts, wenn jemand allein von der Haltestelle der Tram nach Hause ging. Dafür waren die Straßen hier größtenteils leer und nur gelegentlich fuhr ein Auto an Kitty vorbei und tauchte ihre Umgebung in hellweißes Scheinwerferlicht.
Nur noch wenige hundert Meter trennten sie von der Tür ihres Apartmentgebäudes, als etwas sehr nah über ihren Kopf hinweg flog und dann in einer weiten Schleife wieder zu ihr zurück, nur um kurz darauf vor ihr mit einem leisen Klicken auf dem Asphalt des Fußwegs zu landen. Sah man genauer hin, war es ein Vogel, auch wenn dieser nicht aussah, wie ein Vogel den Kitty jemals gesehen hatte. Er schien nicht mal aus Federn und Fleisch zu bestehen, sondern aus einer dunkelweißen Masse, die zwar äußerst detailliert einen Vogel nachbildete, und die Anatomie traf, aber die Federn waren nicht wirklich Federn, sondern nur angedeutete und doch war dieses Ding geflogen. Als Kitty genauer hinsah, konnte sie erkennen, dass es sich bei dieser Masse vielleicht um Lehm, oder Ton oder etwas ähnlichem handelte, aber es war doch zu dunkel um genaues zu erkennen.
Was wiederum klar zu erkennen war, war ein Briefumschlag den das Vogelwesen vor ihren Füßen aus dem Schnabel fallen lies.
Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
- Kitty Turner
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- Registriert: Di 2. Apr 2024, 20:36
Re: Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
Es war ein langer Abend gewesen und auch wenn Kitty sich gefreut hatte, als der letzte Gast gegangen war, erfüllte sie das Beißen der Kälte in der dunklen Nacht immer mit neuer Energie. Auch wenn ihr die Besitzer der Bar, ihr stets eine Fahrt nach Hause anboten, schlug sie dieses Angebot stets mit einem Lächeln.
Selten fühlte sie sich so lebendig wie wenn sie in der eisigen Nacht Seattles nach Hause ging. Während alle schliefen, hallten ihre Schritte auf dem Pflaster und es schien, als gehörte die Stadt ganz ihr. Städte waren voller Gefahr, doch in diesen wenigen Stunden fühlte sie sich sicher wie sie.
So schlenderte sie mit in den Taschen ihres fellbesetzten Ledermantels ihre Straße entlang und summte leise vor sich hin. Die junge Magierin malte sich gerade aus, dass sie noch eine heiße Dusche nehmen würde, ehe sie ins Bett fiel, als etwas über ihren Kopf flog und dann auf der Straße vor ihr landete.
Kitty blieb stehen und sah sich um. War hier jemand? Hatte jemand dieses Ding nach ihr geworfen? Doch in der Straße vor ihrer Wohnung war nichts und die einzige Bewegung, die ihr auffiel war das Flackern ihres Schattens.
Da hier - zumindest augenscheinlich - keine Gefahr drohte, wandte sie sich also dem Ding vor ihr zu und ging vor ihm in die Hocke. Einen Moment lang betrachtete sie dieses Wesen mit geneigtem Kopf, ehe sie vorsichtig die Hand nach ihm ausstreckte.
Selten fühlte sie sich so lebendig wie wenn sie in der eisigen Nacht Seattles nach Hause ging. Während alle schliefen, hallten ihre Schritte auf dem Pflaster und es schien, als gehörte die Stadt ganz ihr. Städte waren voller Gefahr, doch in diesen wenigen Stunden fühlte sie sich sicher wie sie.
So schlenderte sie mit in den Taschen ihres fellbesetzten Ledermantels ihre Straße entlang und summte leise vor sich hin. Die junge Magierin malte sich gerade aus, dass sie noch eine heiße Dusche nehmen würde, ehe sie ins Bett fiel, als etwas über ihren Kopf flog und dann auf der Straße vor ihr landete.
Kitty blieb stehen und sah sich um. War hier jemand? Hatte jemand dieses Ding nach ihr geworfen? Doch in der Straße vor ihrer Wohnung war nichts und die einzige Bewegung, die ihr auffiel war das Flackern ihres Schattens.
Da hier - zumindest augenscheinlich - keine Gefahr drohte, wandte sie sich also dem Ding vor ihr zu und ging vor ihm in die Hocke. Einen Moment lang betrachtete sie dieses Wesen mit geneigtem Kopf, ehe sie vorsichtig die Hand nach ihm ausstreckte.
Re: Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
Der seltsame Vogel tippte noch einmal mit seinem abgerundeten Schnabel auf den Brief und blieb dann still sitzen, so dass Kitty ihn berühren konnte. Die Struktur seiner Oberfläche war wirklich die von getrockneten Ton. Nicht gebrannt. Eher in Form gebracht und dann getrocknet. Dafür waren die Details aber unglaublich.
Dann duckte der Vogel sich und entwich der Hand der Maga, bevor er sich mit den Flügeln schlagend in den Himmel erhob und schnell über einem der Dächer verschwand. Zurück blieb nur der Briefumschlag, ohne Marke oder Absender. Nicht einmal eine Adresse oder Empfänger stand darauf. Es war ein rein weißer Umschlag ohne irgendwelche Besonderheiten.
Dann duckte der Vogel sich und entwich der Hand der Maga, bevor er sich mit den Flügeln schlagend in den Himmel erhob und schnell über einem der Dächer verschwand. Zurück blieb nur der Briefumschlag, ohne Marke oder Absender. Nicht einmal eine Adresse oder Empfänger stand darauf. Es war ein rein weißer Umschlag ohne irgendwelche Besonderheiten.
- Kitty Turner
- Beiträge: 25
- Registriert: Di 2. Apr 2024, 20:36
Re: Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
Sie hatte den Vogel gerade fassen wollen, als er noch einmal gegen den Briefumschlag tippte und ihr dann entfloh. Sie murmelte einen leisen Fluch und sah dem wunderlichen Wesen noch einmal nach.
Dann aber ergab sie sich ihrem Schicksal und würde nach dem glatten, weißen Umschlag greifen. Als sie erkannte, dass er keine Beschriftung hatte, seufzte sie leise und würde sich gemeinsam mit dem Brief erheben. Derlei Nachrichten las man am besten in der Sicherheit der eigenen vier Wände, fand sie.
Und so öffnete sie die seltsame Nachricht erst an ihrem Küchentisch.
Dann aber ergab sie sich ihrem Schicksal und würde nach dem glatten, weißen Umschlag greifen. Als sie erkannte, dass er keine Beschriftung hatte, seufzte sie leise und würde sich gemeinsam mit dem Brief erheben. Derlei Nachrichten las man am besten in der Sicherheit der eigenen vier Wände, fand sie.
Und so öffnete sie die seltsame Nachricht erst an ihrem Küchentisch.
Re: Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
Die Nachricht war in formschöner Schrift mit Tinte geschrieben. Kein Computerausdruck, oder Schreibmaschine. Vermutlich mit Füller oder tatsächlich einer Feder.
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Ich grüße Sie Miss Turner,
mein Name ist Jasmin. Sie haben auf dem Konzil bereits Verena kennen gelernt, die Führerin des örtlichen Verbena Covens.
Leider ist sie im Moment nicht in der Lage dich direkt zu treffen. Aber sie hat mich gebeten dich zu kontaktieren.
Vielleicht können wir einen Kaffee trinken gehen.
Wie wäre es, wenn wir uns Samstag in der Cake Factory am Hafen treffen?
Die haben wirklich fantastischen Cheesecake und den Capuccino der Stadt.
Ich werde ab 2 Uhr Nachtmittags dort sein. Wenn du Interesse hast triff mich dort. Du erkennst mich an dem kleinen Vogel,
der dir diesen Brief gebracht hat.
LG Jasmin
- Kitty Turner
- Beiträge: 25
- Registriert: Di 2. Apr 2024, 20:36
Re: Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
Irritiert starrte Kitty auf den Text. Strich mit den Fingern über die Schrift, spürte die sachten Erhebungen der Tinte, wo die Feder ein wenig verweilt hatte, und fragte sich, wer wohl eine Einladung zum Käsekuchenessen mit einem derartigen Aufwand verband. Und zugleich dachte sie an Verena. An das schrecklich schief gelaufene Konzil und die Mächte, die sie dort gespürt hatte.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Unwillkürlich versicherte sie sich mit raschen Blicken, dass Tür und Fenster fest verschlossen waren. Dann seufzte sie und fuhr sich durchs Haar. Heute war sie zu müde, um derlei zu entscheiden. Morgen vielleicht... Oder Samstag.
------------------------
An diesem Samstag Nachmittag drang die Sonne in dünnen Strahlen zwischen den Häusern hervor und brachte Kittys Haar zum Leuchten. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie dieses Treffen wirklich wollte. Nach allem, was sie bei ihrem letzten Zusammentreffen mit Magiern erlebt hatte. Nervös zog sie an ihrer Zigarrette und inhalierte den Rauch tief.
Dann gab sie sich einen Ruck, stieß den Rauch heftig aus und betrat die Cake Faktory.
Ohne besondere Mühe zog sie den einen oder anderen Blick auf sich, während der ihre durch das Lokal schweifte. Wer sie sah, dachte wohl, dass die junge, schlanke Frau irgendwo zwischen dem Wilden Westen oder den wilden Sechziger Jahren in diese Welt geschlüpft sein musste. Und wer besonders gut hinsah, sah ihren Schatten auf Boden und Möbeln tanzen, obwohl sie selbst still stand.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Unwillkürlich versicherte sie sich mit raschen Blicken, dass Tür und Fenster fest verschlossen waren. Dann seufzte sie und fuhr sich durchs Haar. Heute war sie zu müde, um derlei zu entscheiden. Morgen vielleicht... Oder Samstag.
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An diesem Samstag Nachmittag drang die Sonne in dünnen Strahlen zwischen den Häusern hervor und brachte Kittys Haar zum Leuchten. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie dieses Treffen wirklich wollte. Nach allem, was sie bei ihrem letzten Zusammentreffen mit Magiern erlebt hatte. Nervös zog sie an ihrer Zigarrette und inhalierte den Rauch tief.
Dann gab sie sich einen Ruck, stieß den Rauch heftig aus und betrat die Cake Faktory.
Ohne besondere Mühe zog sie den einen oder anderen Blick auf sich, während der ihre durch das Lokal schweifte. Wer sie sah, dachte wohl, dass die junge, schlanke Frau irgendwo zwischen dem Wilden Westen oder den wilden Sechziger Jahren in diese Welt geschlüpft sein musste. Und wer besonders gut hinsah, sah ihren Schatten auf Boden und Möbeln tanzen, obwohl sie selbst still stand.
Re: Ton, Jasmin und eine Katze [Kitty, SL]
Die Cake Factory war ein typisches Amerikanisches Café. Es gab viele kleine Tische und einen Tresen mit einer Vitrine voller Kuchen. Es gab Kaffee und Tee. Das Café war auch nicht so sonderlich gefüllt. Würde sich aber vielleicht noch füllen. Wahrscheinlich gen späterer Zeit. Als Kitty den Blick schweifen lies, konnte sie in einer Ecke eine junge Frau entdecken, vor der eine Tasse mit dampfender Flüssigkeit und eine weiße Porzellankanne stand. Der mit einer roten kleinen Tischdecke gedeckte Tisch, bot noch einer weiteren Person Platz. Neben den Blumen, die auf allen Tischen hier platziert waren, stach ihr der tönerne, sehr detaillierte Vogel ins Auge, welcher neben der Vase stand, in der die blauen Narzissen standen. Als Kitty näher kam, konnte sie eine Umhängetasche sehen, die über dem Stuhl der jungen Frau gehängt war und die nicht sonderlich leicht erschien.
Der Blick der jungen Frau war nicht auf Kitty gerichtet, sondern schien einfach ins Leere zu gehen, während sie gedankenverloren einen Schluck des heißen Getränks nahm.
Der Blick der jungen Frau war nicht auf Kitty gerichtet, sondern schien einfach ins Leere zu gehen, während sie gedankenverloren einen Schluck des heißen Getränks nahm.