Stimmen von Innen [Masmune, Kitsune, SL]

[Mystiker]

Es war einige Zeit nach den Geschehnissen auf der Insel mit dem Werwolf. Masmune hatte den letzten Schüler verabschiedet und die Tür zum Dojo abgeschlossen. Als er sich umdrehte saß auf der Trainingsmatte wieder die weiße Füchsin mit den zwei Schwänzen und betrachtete ihn. Ihre Nase kräuselte sich leicht. Es war das erste Mal, seit dem Vorfall auf der Insel, dass sie sich ihm wieder zeigte. Auch gesprochen hatte sie seitdem nicht mit ihm. "Das. Machen wir nie wieder!" stellte sie mit ihrer Stimme in seinem Kopf fest. Dabei bewegte sich ihre Schnauze nicht. Genausowenig wie sich die Lippen bewegt hatten, als sie in Menschengestalt zu ihm gesprochen hatte. "Du hättest sterben können!" warf sie ihm vor. Die Angst des Avatars überflutete Masamune kurz. War es seine eigene Empfindung? War es ein e Fremde? In diesem kurzen Augenblick war von dem mutigen Samurai nichts übrig. Nur die Angst zu sterben. Das Gefühl verschwand nach wenigen Sekunden genauso schnell wie es gekommen war.

[Masamune]

Der Kontakt mit dem Werwolf hatte einen Eindruck hinterlassen. Wenn auch nicht auf der Haut, dann auf der Seele. Masamune zuckte zusammen, als er die Kitsune da sitzen sah. Es war einfach die Überraschung des Fremden - die Angst, dass da plötzlich ein großer Wolf stand. Und die Tatsache, dass der Avatar recht dunkel und trüb erschien tat seinen Teil dazu. Masamune hatte noch nicht gelernt seine Quittessenz zu regenerieren.

'Das machen wir nie wieder!' Ihre Stimme leitete das verstärkte Gefühl von Angst ein. Er öffnete den Mund und raunte, während er auf die Knie sank. Das Gefühl kroch mit einer Gänsehaut über seinen gesamten Körper. Die Furcht presste sich mit einem Keuchen aus den Lungen und es dauerte einen Moment, bis er den Kloß im Hals wegdrücken und wieder atmen konnte.

Es war nicht nur die Angst, die der Avatar empfand. Sie hatte sich auch ganz tief in ihm versteckt. Und doch war da eine tiefgehende Erkenntnis: 'Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass etwas Anderes wichtiger ist als Angst.'

"Hätte ich es nicht getan, hätten Andere sterben können." Mut, Mitgefühl, Ehre... nur drei der Aspekte, die den Kern von Masamune ausmachten. Eigenschaften, die er verraten hätte, wäre er fort gelaufen oder hätte nicht eingegriffen.

Die Worte des Samurai waren geflüstert. Seine Mutter lag bereits im Bett und er wollte sie nicht wecken.

[Mystiker]

"Und was hätte es dir gebracht, wenn du dabei gestorben wärst?" fragte die Füchsin deren rein weißes Fell nun eher gräulich und durchscheinend wirkte. "Meinst du nicht die Anderen Magier wären auch ohne dich klar gekommen?" Sie kniff kurz die Augen zusammen, während sie den zusammengesunkenen Magus betrachtete, dann streckte sie ihre Hand zu ihm aus. Auch, wenn diese durchsichtig und gräulich war, so war doch ein Angebot zu erkennen.

Masamune konnte die Hand nicht berühren, aber die Stimme der Kitsune erneut hören. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht...um uns."

[Masamune]

"Was wäre mein leben noch wert, wenn ich meine Ehre verloren hätte? Mir wäre nur Seppuku geblieben. Der Tod war gewiss... aber bei diesem Wolf gab es die Chance zu überleben. Auch... wenn ich in meinem Leben noch nie größere Furch erlebt habe."

Und das wollte etwas heißen, wenn man bedachte, was Masamune schon in der Kindheit durchgemacht hat. Und wich der Samurai auch der Hand der Fuchsfrau aus, um dieser mit einer ehrfürchtigen Verneigung zu begegnen.

"Es... tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast... ... ... ... aber... das ist der Weg der Samurai. Mein Weg. Vielleicht wären die anderen ohne mich klar gekommen... vielleicht wären aber auch Einige gestorben."

Er entschied sich im Sitz zu verweilen und die Atmung zu nutzen, um das Zittern zu unterdrücken.

"Du... bist also mein Avatar. Hast du einen Namen? Hast... du mich ausgesucht?"

[Mystiker]

Die Fuchsfrau lies sich ihm gegenüber in einer flüssigen Bewegung nieder, und kopierte seinen Sitz und seine Haltung ziemlich, auch wenn sie nicht zusammengesunken wirkte. "Ich verstehe dich. Immerhin bin ich du. Wir sind eins. Auch, wenn du mich als Fremdkörper ansehen solltest." begann sie wieder mit sanfter, aber hallender Stimme, in seinem Kopf zu sprechen. Immer noch bewegten sich ihre Lippen dabei nicht.

"So ein Wesen habe ich auch noch nie zuvor gesehen...aber...aber...ich erinnere mich auch an niemanden vor dir." kurz pausierte sie. "Ich habe deine Seele auserkoren, weil du der Richtige für mich warst. Ich weiß nicht wie lange ich gewartet habe, bis du kamst. Dein ganzes Leben habe ich geschlafen...bis vor wenigen Wochen." Im Anschluss legte sie den Kopf schief. "Einen Namen? Ich glaube...ich hatte noch nie einen Namen...brauche ich für dich einen Namen?"

[Masamune]

"Fremdkörper? Nein... deine... Anwesenheit fühlt sich... vertraut an. Es ist nur... ungewohnt. Mein Verstand beginnt nur langsam dieses neue Leben zu begreifen. Und im selben Moment erscheint alles so klar..."

Das Zittern ließ etwas nach. "Vor mir? Das bedeutet du hast schon Andere begleitet? Auch, wenn du dich nicht an sie erinnern kannst."

Ihre Rückfrage wegen des Namens zauberte dem sonst ernsten Japaner ein Lächeln auf das Gesicht. "Wenn du ich bist... wahrscheinlich nicht. Aber auf der anderen Seite bist du doch ein eigenes Wesen. Die wichtigere Frage ist doch: Willst du einen Namen?"

Er dachte einen Moment nach. Es brannten so viele Fragen in seinem Verstand. "Was genau ist ein Avatar? Warum wirkst du dieses Mal so blass? Und... weißt du, warum die Technokraten mich gesucht haben, bevor ich erwacht bin?"

[Mystiker]

Ein leichtes Nicken des Avatars folgte auf Masamunes erste Frage. "Es fühlt sich so an. Da ist mehr, aber ich kann mich an nichts davon erinnern. Du bist nicht der erste Magus den ich begleite...vermutlich wirst du auch nicht der Letzte sein. Meine Reise endet erst mit der Erleuchtung. Dem Einswerden mit den anderen Splittern."

Schließlich breitete sich ein sachtes Lächeln auf ihren Lippen aus. "Du hast mir doch längst einen Namen gegeben und ich finde ihn gut. Nenn mich Kitsune." Sie faltete die Hände in ihrem Schoß, bevor sie fortfuhr. Ich bin ein Seelensplitter, der deine Seele noch vor deiner Geburt erwählt hat, weil es die richtige Seele war. Es gibt so viele Splitter von uns wie es Menschen gibt. Aber nicht alle sind stark genug zu erwachen...eigentlich nur die Wenigsten." Ihr Blick fiel wohl nun zum ersten Mal auf ihre eigene Hand. "Wir haben beim Kampf mit dem Wolf alle Quintessenz verbraucht. Du brauchst neue. Aber ich weiß nicht, ob wir hier in der Nähe einen Kraftort haben an dem wir welche bekommen können." Schließlich schüttelte sie den Kopf. "Ich weiß auch nicht warum sie dich wollten. Ich weiß nur das mich dieser Schock hat erwachen lassen. Das erste was ich wahrnahm, war der Kampf und deine Angst. Deine Wut, deine Verzweiflung."

[Masamune]

'Kitsune ist ein Wesen, keine Person', wollte er protestieren, aber es war ihre Entscheidung. Also würde es Kitsune sein.

"Also bin ich dein Werkzeug, um diese Erleuchtung zu finden? Oder... finden wir sie gemeinsam? Was ist die Erleuchtung genau? Wenn ihr Seelensplitter seid... wie fügt man euch zusammen?"

Die Antworten gaben nur noch mehr Fragen auf. "Was ist ein Kraftort? Wie finde ich ihn? Kann Meron uns hier helfen? Gibt es Andere Wege die Quitessez wieder her zu stellen? Und was ist Quitessenz?"

Er schloss die Augen und atmete durch.

"Bist du wirklich die ganze Zeit da? Kann ich dich rufen, wenn ich deine Hilfe brauche, Kitsune?"

[Mystiker]

"Werkzeug klingt...falsch. Wir finden sie gemeinsam, oder du stirbst irgendwann und wir werden widergeboren. Vielleicht zusammen. Vielleicht nicht. Das weiß ich nicht. Wenn ich dir die Erleuchtung zeigen und Erklären könnte, wäre ich nicht hier...oder besser...dann wüsstest du es und würdest nicht fragen müssen." sie zuckte mit den Schultern.

"Für diese Fragen solltest du Meron fragen. Sie kann dies vermutlich besser erklären als ich. Ist sie doch...hm...näher an der Realität als ich. Aber Quintessenz ist die Energie, die durch uns fließt. Die uns hilft unsere Macht zu lenken, die uns am Leben hält."

Dann legte sie kurz den Kopf schief. "Wo sollte ich denn hin? Ich bin ein Teil deiner Seele. Ich bin immer hier und du kannst jederzeit mit mir sprechen. Wir können uns auch in deinem Verstand treffen, wenn du willst. Diesen Ort, den dir Meron gezeigt hat." sie breitete die Arme aus. "Diese Erscheinung...habe ich übrigens auch dir zu verdanken." sie lachte leise dabei.

[Masamune]

Gut. Masamune würde Meron fragen. Er sagte es nicht, aber Kitsune würde seine Zustimmung wahrnehmen.

"Also ist Quitessenz Ki?" Eine ganz simple Frage, die doch so vieles erklären würde... oder es einfacher machen. Zumindest würde es erklären, warum sich Masamune so ausgelaugt fühlte seit jener Nacht. "Und ein Kraftort ist ein Ort an dem diese Energie ihre Quelle hat?"

Masamune lächelte ebenfalls. "Deine Erscheinung passt jedenfalls zu mir. Eine Kami aus dem Shintō-Glauben."

"In meinem Geist treffen. Das ist eine gute Übung, um die Lektion von Meron zu vertiefen."