Totgesagte laufen länger [Hifumi, Elena, SL]

[Mystiker]

An diesem Nachmittag war die Mall von Tukwila scheinbar besonders voll. Die Menschen schienen wie von einem Fieber besessen und die schlechte Luft in der Mall machte es an diesem Tag irgendwie nicht besser, denn die Lüftung war ausgefallen. Man konnte beinahe spüren, wie die Aggressivität der Menge minütlich stieg, während sich die Massen durch die Mall wälzten. Wieso überhaupt so viel hier waren konnte man sich fragen. Gefühlt war ganz Tukwila heute hier um...ja um was eigentlich zu tun? Einzukaufen? Es schien absurd und doch war es so.

Im oberen Stockwerk, welches bei weitem nicht so frequentiert war wie das untere und wo die Läden kleiner und billiger waren, hatte eine Frau ihre Unterarme auf der Geländerbrüstung abgelegt. Sie trug einen Knöchellangen schwarzen Rock, der sich um ihre Taille schmiegte und eine dazu passende schwarze, langärmelige Bluse. Auf dem Kopf hatte sie einen schwarzen, breitkrempigen Hut, der mit einer ebenso schwarzen Feder geschmückt war, die aber offenbar zu keinem Tier gehörte, denn dafür war die Feder zu groß. Ihre Hände steckten in schwarzen, transparenten Spitzenhandschuhen. Sie schien das Treiben unter sich zu beobachten und taxierte wohl immer wieder einzelne Menschen. Zwischen ihren Beinen stand indessen ein schmaler, schwarzer Aktenkoffer, der mit einem Zahlenschloss versehen war.

So wartete Elena darauf von Hifumi gefunden zu werden. Sie war sich sicher, dass die junge Japanerin es schaffen würde...denn falls nicht...

[Hifumi]

Schwitzend drängt sich Hifumi durch die Menge. Selbst im Sommer verzichetete sie nicht auf langärmelige Oberteile, lange Röcke und Strumpfhosen, alles andere wäre... unanständig.
Mit ihrer Kleinwüchsigkeit konnte sie nicht einmal über die meisten anderen Frauen hinwegsehen, geschweige denn über die vielen Männer - und in der Breite war der Durchschnittsamerikaner auch ein veritables Sichthindernis.
Zuerst schaut Hifumi da auf dem Parkplatz nach wo ihr Werbestand war. Dann beim Café wo sie sich schon mal getroffen hatten. Beides Fehlanzeige.

Elena ist hoffentlich nicht Hifumis Größe entgangen, die es ihr schwer machen würde in der Menge den Überblick zu behalten. Wenn sie sich nicht an einem bekannten Ort aufhielt, dann hoffentlich an einem, an dem der Überblick besser war.
Hifumis nächster Weg führt zum Sears-Store, der mit seiner Leere wie aus einem Zombiefilm entsprungen war, und von da aus immer weiter.

Sie hätte sich leicht ihre eigene Blase der Menschenleere erzeugen können, indem sie mit religiösen Pamphleten unterm Arm angefangen hätte herumzumissionieren - aber diese Idee kam ihr nicht nur, die Betschwester hätte empört zurückgeweisen und geleugnet, dass ihre religiöse Missionsarbeit diesen Effekt auf die meisten anderen Menschen hatte.

[Mystiker]

Tatsächlich lies sich Elena nicht davon abbringen Hifumi suchen zu lassen. War sie doch eigentlich gut sichtbar, wenn man den einmal nach oben sah und die obere Balustrade betrachtete. Sie selbst hatte Hifumi bereits erspäht, aber es die Lehrstunde hatte begonnen und die Chakravanti hatte beschlossen die junge Japanerin zu testen.

Schließlich holte sie ihr Handy hervor und tippte eine Nachricht, die sie Hifumi schließlich schickte.

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Ich freue mich das sie kommen konnten.
Die Aufgabe die sie heute erwartet ist möglicherweise ein wenig außerhalb ihrer Komfortzone.
Heute treibt ein Mörder in dieser Mall sein Unwesen und er wird ein Opfer aussuchen.
Er wird es im Laufe des Nachmittags töten.
Ihre Aufgabe ist es den Mörder ausfindig zu machen.
Entscheiden sie selbst, ob sie den Mord verhindern.
Alles für das Rad.
Elena.

[Hifumi]

Wenn es ihr ohnehin nicht schon heiß wäre, wäre Hifumi der Schweiß ausgebrochen.

Ein Mörder war hier unterwegs! Die behütete Betschwester hatte bisher nur sehr wenig Erfahrung mit Gewalt gemacht, weder persönlich noch in den Medien, die sie anschauen, anhören oder lesen durfte.

Immerhin schrieb Elena nur von einem Ziel, es war also wohl kein Amokläufer der wahllos in die Menge schoß und vielleicht auch Hifumi töten würde. Das war schon einmal beruhigend.
Dennoch war das wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Oder besser, gesagt, wie die Suche nach einer gelb angemalten strohigen Nadel im Heuhaufen, denn selbst wenn sie den Mörder oder sein Ziel fand, wie konnte sie ihn erkennen?

Hifumi besieht aufmerksam die Menschenmenge, die um sie herumströmt. War da jemand, der ihr ein ungutes Gefühl gab?[1]
Sie ergreift ihre Gebetskette und beginnt zu chanten, um ihre Gedanken zu ordnen, ihre außersinnlichen Taster danach auszustrecken, ob ihnen Gefahr für die Gesundheit drohte oder von ihnen ausging, und unauffällig gegen Leute zu streifen, die ihr aussichtsreich erschienen.[2]
Leider nicht mit großem Erfolg - vielleicht war der Kontakt durch beiläufiges Streifen zu schwach, vielleicht gelang es ihr auch einfach nicht, sich in dem Gedränge ausreichend zu konzentrieren.

[1] Wahrnehmung + Empathie SG4 zur Unterstützung der Magie: 2 6 9 7 9 5 Link

[2] Entropy 1/Life 1 SG2 (durch unterstützende Fertigkeit gesenkt): 2 1 (Mißerfolg) Link

[Mystiker]

Die Erfahrung sich einfach durch seine Gefühle leiten zu lassen, war eine andere, als die Augen zu nutzen. Es fehlte vielleicht nicht einmal an Konzentration, sondern an Übung, die schnell wechselnden Gefühlswelten zu unterscheiden, die sie streifte. Doch ihre innere Gefühlswelt wurde plötzlich aufgewirbelt. als eine recht dichte Traube an Menschen sich an der chantenden Hifumi vorbei drängte.

Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, aber dieser reichte um absolute Kälte durch Hifumi fahren zu lassen. Es war keine wahnsinnige Mordlust, oder heißer Zorn. Es war eiskaltes verlangen zu töten. Berechnend, wartend und doch nicht böse.

Wenn die Betschwester sich umwandte fiel ihr eine Gestalt in einem grauen Kapuzenpulli auf, die mit gesenktem Haupt durch die Menge streifte. Irgendetwas zog sie zu dieser Person hin.

[Hifumi]

Hifumi erschaudert kurz, als sie dieses Verlangen verspürt. Immerhin, es wirkte zielgerichtet - keine direkte Gefahr für die junge Japanerin.

Unauffällig nähert sie sich der Person im Hoodie, freundlich lächelnd und ihre einfühlsamste Sozialarbeiterinnenseite zeigend - für irgendwas mussten diese zwei Semester ja gut sein außer als Jodeldiplom. [1]

"Guten Tag. Mir ist aufgefallen, dass sie sehr bedrückt wirken. Darf ich Ihnen anbieten, mir Ihre Probleme anzuhören?"

[1] Charisma + Empathie: 3 2 8 2 5 5 => 1 Erfolg Link

[Mystiker]

Die Gestalt entpuppte sich als junge Frau, die in dem Moment in dem Hifumi sie ansah panisch zurück zurück zuckte und sich vollkommen anspannte. Der Blick aus den blauen Augen war gehetzt und die Augenringe taten ihr übriges dazu. Was...was wollen sie?" ihre Stimme zitterte nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor Müdigkeit. Das braune Haar hing ihr in fettigen Strähnen ins Gesicht. "Gehen...gehen sie weg!" zischte sie zwischen zusammengekniffenen Mundwinkeln hervor.

[Hifumi]

Hifumi war es gewohnt, dass Menschen ihre Hilfsangebote zurückwiesen, und ließ sich nicht von der unfreundlichen Schroffheit abschrecken. Sie wechselt aber von ihrer empathischen zu ihrer bestimmten Seite.

"Mein Name ist Hifumi, Hifumi Takahashi. Ich selbst könnte weg gehen, aber Ihre Probleme würden es nicht tun. Sie würden sie weiter verfolgen und quälen. Davonlaufen ist keine Lösung."

Sie wechselt wieder in ihr zuckersüßestes Schulmädchenlächeln.

"Manchmal hilft einfach ein offenes Ohr, von einer Fremden, die sie nie wieder sehen müssen. Nöhlen sie mich ruhig voll, ich nehme mir gerne die Zeit, falls es Ihnen danach besser geht."

Normalerweise war Hifumi sehr gut darin, andere Menschen auf ihre Seite zu ziehen und ihr Vertrauen zu gewinnen, aber heute wollte es nicht so recht klappen.[1] Vielleicht kam ihre Vertraulichkeit als unecht rüber, oder vielleicht erkannte die Brünette sie als eine der Sektiererinnen wieder, die mit honigbenetzter Zunge die Sorgen der Menschen um die Southcenter Mall ausnutzte?

[1] Charisma + Führungsqualitäten (+WK): 2 9 1 2 5 1

[Mystiker]

Der fiebrige Blick war weit entfernt von der Klarheit, die im Geist der Frau zu herrschen schien. "Ich...ich laufe nicht davon...heute...löse ich meine Probleme und sie...sie stehen mir im Weg!" die Unnachgiebigkeit der Frau war gespielt, dass konnte man wahrnehmen. Sie war entschlossen, aber vollkommen ausgelaugt und entkräftet. Was auch immer sie zu diesem Punkt gebracht hatte schien in den letzten Tagen oder Wochen passiert zu sein.

Manche Menschen erreichten eben irgendwann einen Punkt an dem sie brachen.

[Hifumi]

"Ich für meinen Teil stehe Ihnen nirgendwo im Weg. Wenn Sie wollen, können Sie mich jederzeit stehen lassen und davon gehen."

Hifumi streckt ihre Arme von sich und dreht die Hände, demonstrierend dass sie die Frau im Kapuzenpullover von nichts abhielt.

"Aber Sie erzählen von Problemen, die Sie plagen. Um die sich niemand kümmert außer Sie selbst, die sonst niemanden interessieren, mit denen Sie allein gelassen sind. Diese Welt ist ein harscher und grausamer Ort für Sie, in dem sich niemand um sie kümmert, in dem sich niemand für Sie interessiert.

Aber Sie sind nicht alleine. Wenn Sie sonst niemanden kennen der sich für ihre Probleme interessiert, sich ihre Version in Ruhe anhört ohne sie zu verurteilen - dann erzählen Sie mir davon, so lange Sie wollen, in so großem Detail wie Sie wollen. Ich nehme mir gerne die Zeit dafür."

Hifumi deutet in Richtung des Food Court.

"Vielleicht hilft es Ihnen schon, sich einen Moment hinzusetzen, eine Erfrischung zu erhalten und Ihre Gedanken zu sortieren? Ich lade Sie gerne ein."