Es fiel ihm nicht schwer den Rest ihres Satzes in Gedanken zu ergänzen und die Antwort ließ ihn mit einem zwiespältigen Gefühl zurück. Auf der einen Seite war er froh, dass die geplante Täuschung ihr den Mut gegeben hatte herzukommen. Auf der anderen Seite fand er es schrecklich, dass es überhaupt nötig war, dass sie sich einen „Fluchtplan“ zurechtlegen musste. Er entschied sich das Positive daran zu sehen. Sie war hergekommen. Das musste ein riesiger Schritt für sie gewesen sein.
„Dass du dich so für das Thema engagierst finde ich sehr bewundernswert. Das Zustand unseres Rechtssystem insgesamt ist eines von vielen Problemen das eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Aber solange sich das ganze finanziell ausschlachten lässt wird sich ohne massiven Druck nichts bewegen. Unregulierter Kapitalismus ist ein wahnsinnig zerstörerisches System. Für unsere Umwelt. für Minderheiten. Für von Armut Betroffene.“
Er schüttelte den Kopf. Es war wirklich beängstigend was manche Menschen einander für ihren eigenen Vorteil bereit waren anzutun. Aber leider nicht überraschend. Warum sollten diese Leute miteinander und mit anderen respektvoll umgehen, wenn sie sonst vor nichts Respekt hatten.
„Wie bist du eigentlich dazu gekommen? Gefängnisseelsorge ist ja wirklich kein sehr verbreitetes Ehrenamt.“
Wobei religiöse Organisationen natürlich häufig in der Seelsorge aktiv waren. Aber er dachte dabei nicht als erstes an Häftlinge.
Community Arbeit [Hifumi, Liam]
- Liam Carpenter
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Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
"Danke. Wobei ich nicht glaube, dass es eine Frage des Wirtschaftssystems ist. Es ist eine Frage des Karmas."
Hinter ihren Sonnenbrillengläsern leuchteten ihre Augen auf, und ihre Stimme bekam einen etwas begeisterten Beiklang.
"Ich glaube, dass jeder Mensch seine Buddhanatur verwirklichen kann, und dass er ihr näher kommen kann. Dieser Wandel kommt von innen heraus, durch die Bekämpfung der eigenen negativen und zerstörerischen Tendenzen, und damit zu einem Beitrag zu einer harmonischeren und friedfertigeren Gesellschaft."
Sie schwenkte ihren Müllgreifer über die Menge der Freiwilligen.
"Hier zum Beispiel ist die Gegend sehr vermüllt, eine Widerspiegelung und ein Symptom von schlechtem Karma. Diese Leute hier könnten auch einfach resignieren, sich sagen dass sie nichts daran ändern können, und sich einfach durch ihr Verlangen festketten lassen an eine immer vermülltere dreifache Welt. Aber sie tun das eben nicht, sondern schaffen von innen heraus Wandel, und werden heute nachmittag eine Welt hinterlassen, die ein Stück weit besser ist, als sie heute morgen noch aussieht."
Die junge Japanerin schaffte es, einen Bezug zu ihrer Religion zu finden, und zog daraus die Motivation etwas besseres zu schaffen. Die gleiche Religion, die viele dieser Menschen (einschließlich Hifumi) für ihre Neigungen verdammen würde, da sie nicht in die Vision des Tempels von einer 'harmonischen und friedfertigen Gesellschaft' reinpassten. Gut und Böse lag eng beieinander.
"Ich hoffe, ich kann so eine Aktion auch in Tukwila aufziehen. Zumindest ein paar Menschen dazu bringen, achtsamer gegenüber ihrer Umgebung zu sein, und damit einen Beitrag zur menschlichen Revolution leisten - zum Wandel von Innen und dem Näherkommen an die Buddhanatur.
Und ich hoffe, ich kann zumindest ein bißchen davon auch im Gefängnissystem erreichen."
Ihre Begeisterung ebbte langsam wieder ab.
"Was die Gefängnisseelsorge angeht... Ich muss Ergebnisse vorzeigen können, damit der Tempel mit mir zufrieden bleibt und meine Missionsreise weiterhin fördert. Ein paar Konvertitinnen würden mir da sehr helfen - oder auch eine einzelne Konvertitin, die ein besonders großes Profil hat. Von drogensüchtiger und nihilistischer Mörderin zu treusorgendem und devotem Eheweib oder so was, etwas das Aufmerksamkeit erregt und Wohlwollen gegenüber und Interesse an meinen Glauben weckt.
Außerdem ist da noch eine Insassin, an der ich besonderes Interesse habe."
Hinter ihren Sonnenbrillengläsern leuchteten ihre Augen auf, und ihre Stimme bekam einen etwas begeisterten Beiklang.
"Ich glaube, dass jeder Mensch seine Buddhanatur verwirklichen kann, und dass er ihr näher kommen kann. Dieser Wandel kommt von innen heraus, durch die Bekämpfung der eigenen negativen und zerstörerischen Tendenzen, und damit zu einem Beitrag zu einer harmonischeren und friedfertigeren Gesellschaft."
Sie schwenkte ihren Müllgreifer über die Menge der Freiwilligen.
"Hier zum Beispiel ist die Gegend sehr vermüllt, eine Widerspiegelung und ein Symptom von schlechtem Karma. Diese Leute hier könnten auch einfach resignieren, sich sagen dass sie nichts daran ändern können, und sich einfach durch ihr Verlangen festketten lassen an eine immer vermülltere dreifache Welt. Aber sie tun das eben nicht, sondern schaffen von innen heraus Wandel, und werden heute nachmittag eine Welt hinterlassen, die ein Stück weit besser ist, als sie heute morgen noch aussieht."
Die junge Japanerin schaffte es, einen Bezug zu ihrer Religion zu finden, und zog daraus die Motivation etwas besseres zu schaffen. Die gleiche Religion, die viele dieser Menschen (einschließlich Hifumi) für ihre Neigungen verdammen würde, da sie nicht in die Vision des Tempels von einer 'harmonischen und friedfertigen Gesellschaft' reinpassten. Gut und Böse lag eng beieinander.
"Ich hoffe, ich kann so eine Aktion auch in Tukwila aufziehen. Zumindest ein paar Menschen dazu bringen, achtsamer gegenüber ihrer Umgebung zu sein, und damit einen Beitrag zur menschlichen Revolution leisten - zum Wandel von Innen und dem Näherkommen an die Buddhanatur.
Und ich hoffe, ich kann zumindest ein bißchen davon auch im Gefängnissystem erreichen."
Ihre Begeisterung ebbte langsam wieder ab.
"Was die Gefängnisseelsorge angeht... Ich muss Ergebnisse vorzeigen können, damit der Tempel mit mir zufrieden bleibt und meine Missionsreise weiterhin fördert. Ein paar Konvertitinnen würden mir da sehr helfen - oder auch eine einzelne Konvertitin, die ein besonders großes Profil hat. Von drogensüchtiger und nihilistischer Mörderin zu treusorgendem und devotem Eheweib oder so was, etwas das Aufmerksamkeit erregt und Wohlwollen gegenüber und Interesse an meinen Glauben weckt.
Außerdem ist da noch eine Insassin, an der ich besonderes Interesse habe."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
Liam lauschte ihr mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite konnte er die Überzeugung mit der Hifumi ihren Glauben vertrat respektieren. Die echte Begeisterung die in ihrem Gesicht geschrieben stand, wenn sie über die Lehren ihrer Religionsgemeinschaft sprach. Auf der anderen Seite aber…
Er zögerte einen Moment entschied sich dann jedoch den Gedanken auszusprechen. Auch wenn er Zweifel hatte, dass es eine gute Idee war. Er wollte Hifumi wirklich nicht in die Ecke drängen. Aber es gab einfach Dinge zu denen zu schweigen er nicht über sich bringen konnte.
„Hältst du er wirklich für richtig Jemanden in deine Gemeinschaft einzuladen? Versteh mich bitte nicht falsch. Es sollte jedem frei stehen Religion und Lebensentwurf selbst zu wählen. Sei es Karriere, ein Leben als Single oder als Hausfrau und Mutter als Buddhistin oder Christin. Aber du erfährst gerade am eigenen Leib wie kontrollierend diese Gemeinschaft ist und welchen Druck sie auf Mitglieder ausübt die sich nicht innerhalb der vorgegebenen Grenzen bewegen und verhalten. Wäre dem nicht so müsstest du dich nicht hinter einer Sonnenbrille und einem erfundenen Namen verstecken.“
Hifumi müsste sich sonst nicht ins Schwimmbad schleichen. Keine Angst haben welche Bücher sie mit nach Hause brachte.
„Möglicherweise bringst du eine andere Frau in eine ähnliche Situation in der du gerade bist. Außerdem… Diese Frauen dort im Gefängnis sind ohnehin schon in einer vulnerablen Position. Ich hätte das Gefühl das mit allem was über tatsächliche Seelsorge hinaus geht, unangemessen auszunutzen.“
Er zögerte einen Moment entschied sich dann jedoch den Gedanken auszusprechen. Auch wenn er Zweifel hatte, dass es eine gute Idee war. Er wollte Hifumi wirklich nicht in die Ecke drängen. Aber es gab einfach Dinge zu denen zu schweigen er nicht über sich bringen konnte.
„Hältst du er wirklich für richtig Jemanden in deine Gemeinschaft einzuladen? Versteh mich bitte nicht falsch. Es sollte jedem frei stehen Religion und Lebensentwurf selbst zu wählen. Sei es Karriere, ein Leben als Single oder als Hausfrau und Mutter als Buddhistin oder Christin. Aber du erfährst gerade am eigenen Leib wie kontrollierend diese Gemeinschaft ist und welchen Druck sie auf Mitglieder ausübt die sich nicht innerhalb der vorgegebenen Grenzen bewegen und verhalten. Wäre dem nicht so müsstest du dich nicht hinter einer Sonnenbrille und einem erfundenen Namen verstecken.“
Hifumi müsste sich sonst nicht ins Schwimmbad schleichen. Keine Angst haben welche Bücher sie mit nach Hause brachte.
„Möglicherweise bringst du eine andere Frau in eine ähnliche Situation in der du gerade bist. Außerdem… Diese Frauen dort im Gefängnis sind ohnehin schon in einer vulnerablen Position. Ich hätte das Gefühl das mit allem was über tatsächliche Seelsorge hinaus geht, unangemessen auszunutzen.“
Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
Hifumi verfällt sofort in die Defensive.
"Ich bin auf Missionsreise. Ich sehe natürlich kein Hindernis dafür, jemanden in meine Gemeinschaft einzuladen.
Vielen jungen Frauen, die auf die schiefe Bahn geraten, fehlt es an den Grundlagen der ersten weiblichen Gehorsamkeit, einem Vater und Haushaltsvorstand. Sie sind wie zarte Rankengewächse, denen der starke Baum fehlt an dem sie anwachsen können, und stattdessen als Spielball zufälliger Winde ziellos durchs Leben getrieben werden.
Oft würde es ihnen gut tun, wenn sie einen Mann hätten nach dem sie ihr Leben ausrichten können, und der ihnen Stabilität und Anleitung schenkt. Ich denke einige von ihnen wären so besser dran und glücklicher."
Die Anspielungen darauf, wie diese 'Stabilität' und 'Anleitung' Hifumis eigenes Leben erschwert und verschlechtert, übergeht sie komplett. Sie ist immer noch im Abnabelungsprozess, und kann sich gegenüber nicht zugeben dass ihre Sekte irgendwo falsch liegt. Oder dass Hifumi den Standards für ein 'anständiges Mädchen' nicht genügt - wenn dieser Pfeiler ihres Selbstbildes wegbrechen würde, hätte sie nur noch die Wahl zwischen ständiger hochnotpeinlicher Selbstkasteiung und dem Umsturz von braver Betschwester zur verruchter und bekennender Schlampe. Und in Hifumi steckte mehr Schlampe als sie offen zugeben würde, wenn man ihren Aufzug ansah, in diesem Umfeld wo sie nicht befürchten musste ständig ungebetene männliche Aufmerksamkeit abzuwehren, aber auf weibliche Aufmerksamkeit hoffen durfte.
"Das bringt mich zu einem Problem, mit dem ich aus den Büchern nicht schlau geworden bin. Bei einer klassischen Ehe zwischen Mann und Frau sind die Rollen klar - der Mann ist der Haushaltsvorstand und führt, die Frau unterstützt ihn gehorsam und geflissentlich. Aber wie ist es mit einem Mädchen, das mit einem anderen Mädchen zusammen ist?"
Die junge Japanerin hatte ein sehr traditionelles und konservatives Familienbild, und es war ihr auch nie anders vorgelebt worden. Dass es so etwas wie Partnerschaften auf Augenhöhe gab, oder dass eine Frau in einer Beziehung mehr sein durfte als ein submissives Tradwife - das war ihr mindestens so fremd wie Liam die Gleichnisse und Anspielungen des Lotus-Sutras.
"Ich bin auf Missionsreise. Ich sehe natürlich kein Hindernis dafür, jemanden in meine Gemeinschaft einzuladen.
Vielen jungen Frauen, die auf die schiefe Bahn geraten, fehlt es an den Grundlagen der ersten weiblichen Gehorsamkeit, einem Vater und Haushaltsvorstand. Sie sind wie zarte Rankengewächse, denen der starke Baum fehlt an dem sie anwachsen können, und stattdessen als Spielball zufälliger Winde ziellos durchs Leben getrieben werden.
Oft würde es ihnen gut tun, wenn sie einen Mann hätten nach dem sie ihr Leben ausrichten können, und der ihnen Stabilität und Anleitung schenkt. Ich denke einige von ihnen wären so besser dran und glücklicher."
Die Anspielungen darauf, wie diese 'Stabilität' und 'Anleitung' Hifumis eigenes Leben erschwert und verschlechtert, übergeht sie komplett. Sie ist immer noch im Abnabelungsprozess, und kann sich gegenüber nicht zugeben dass ihre Sekte irgendwo falsch liegt. Oder dass Hifumi den Standards für ein 'anständiges Mädchen' nicht genügt - wenn dieser Pfeiler ihres Selbstbildes wegbrechen würde, hätte sie nur noch die Wahl zwischen ständiger hochnotpeinlicher Selbstkasteiung und dem Umsturz von braver Betschwester zur verruchter und bekennender Schlampe. Und in Hifumi steckte mehr Schlampe als sie offen zugeben würde, wenn man ihren Aufzug ansah, in diesem Umfeld wo sie nicht befürchten musste ständig ungebetene männliche Aufmerksamkeit abzuwehren, aber auf weibliche Aufmerksamkeit hoffen durfte.
"Das bringt mich zu einem Problem, mit dem ich aus den Büchern nicht schlau geworden bin. Bei einer klassischen Ehe zwischen Mann und Frau sind die Rollen klar - der Mann ist der Haushaltsvorstand und führt, die Frau unterstützt ihn gehorsam und geflissentlich. Aber wie ist es mit einem Mädchen, das mit einem anderen Mädchen zusammen ist?"
Die junge Japanerin hatte ein sehr traditionelles und konservatives Familienbild, und es war ihr auch nie anders vorgelebt worden. Dass es so etwas wie Partnerschaften auf Augenhöhe gab, oder dass eine Frau in einer Beziehung mehr sein durfte als ein submissives Tradwife - das war ihr mindestens so fremd wie Liam die Gleichnisse und Anspielungen des Lotus-Sutras.
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Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
Hifumi reagierte weniger ablehnend als er erwartet hatte. Sie mauerte zwar und wies seine Worte von sich. Aber immerhin brach sie das Gespräch nicht ab. Er entschied sich nicht weiter Druck aufzubauen und ließ das Thema fallen. Er konnte nicht darauf hoffen etwas zu erreichen, wenn er sie in die Ecke drängte. Auch wenn es ihm ehrlicherweise widerstrebte ihre Antwort unangefochten stehen zu lassen.
Er gab der Vernunft den Vorzug vor dem Gefühl und griff stattdessen ihre Frage auf.
„Das ist gar nicht so klar wie es dir vorkommt. Wenn man einen Blick in die Geschichte wirft dann gab es immer wieder Gesellschaften in denen die Frauen eine zentrale Rolle in Familial- und Gemeinschaftsentscheidungen eingenommen haben und in denen Land, Eigentum und Titel entlang der mütterlichen Linie vererbt wurden. Viele davon in Asien. Und auch unter den Native Americans gab es Stämme mit matriarchalen Strukturen oder Geschlechtergleichberechtigung ohne eine klare Trennung zwischen typisch männlichen und weiblichen Rollen.“, begann er mit einem kleinen Abstecher in die Vergangenheit. Er tat das ganz bewusst, weil Dinge wie Gleichberechtigung und das Aufbrechen von Genderrollen gerne als ein Auswuchs „der verdorbenen, modernen Gesellschaft“ präsentiert wurden. Dabei waren das längst keine so modernen Ideen wie konservative Brandstifter es gerne glauben machen wollten.
„Letztendlich ist das eine ganz individuelle Entscheidung. Nicht nur für gleichgeschlechtliche, sondern für alle Paare. Bei uns zu Hause kocht mein Vater. Einfach weil er gerne kocht. Und weil er ehrlicherweise besser kocht als meine Mutter. Beide verdienen ihr eigenes Geld und größere finanzielle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Generell treffen wir größere Entscheidung als Familie gemeinsam. Es liegt ganz allein an dir und deiner Partnerin in wie weit ihr welche Rolle ausfüllen wollt. Ich persönlich lege großen Wert auf eine Beziehung auf Augenhöhe in der mein Partner und ich uns die Entscheidungen und Verantwortlichkeiten teilen. Ich möchte genau so wenig abhängig von meinem Partner sein wie ich möchte, dass Jemand abhängig von mir ist. Denn das ist in meinen Augen keine Partnerschaft, sondern eine Hierarchie. Und ich würde niemals wollen, dass der Mensch den ich Liebe sich als weniger wichtig oder wertvoll sieht als ich mich selbst.“
Er gab der Vernunft den Vorzug vor dem Gefühl und griff stattdessen ihre Frage auf.
„Das ist gar nicht so klar wie es dir vorkommt. Wenn man einen Blick in die Geschichte wirft dann gab es immer wieder Gesellschaften in denen die Frauen eine zentrale Rolle in Familial- und Gemeinschaftsentscheidungen eingenommen haben und in denen Land, Eigentum und Titel entlang der mütterlichen Linie vererbt wurden. Viele davon in Asien. Und auch unter den Native Americans gab es Stämme mit matriarchalen Strukturen oder Geschlechtergleichberechtigung ohne eine klare Trennung zwischen typisch männlichen und weiblichen Rollen.“, begann er mit einem kleinen Abstecher in die Vergangenheit. Er tat das ganz bewusst, weil Dinge wie Gleichberechtigung und das Aufbrechen von Genderrollen gerne als ein Auswuchs „der verdorbenen, modernen Gesellschaft“ präsentiert wurden. Dabei waren das längst keine so modernen Ideen wie konservative Brandstifter es gerne glauben machen wollten.
„Letztendlich ist das eine ganz individuelle Entscheidung. Nicht nur für gleichgeschlechtliche, sondern für alle Paare. Bei uns zu Hause kocht mein Vater. Einfach weil er gerne kocht. Und weil er ehrlicherweise besser kocht als meine Mutter. Beide verdienen ihr eigenes Geld und größere finanzielle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Generell treffen wir größere Entscheidung als Familie gemeinsam. Es liegt ganz allein an dir und deiner Partnerin in wie weit ihr welche Rolle ausfüllen wollt. Ich persönlich lege großen Wert auf eine Beziehung auf Augenhöhe in der mein Partner und ich uns die Entscheidungen und Verantwortlichkeiten teilen. Ich möchte genau so wenig abhängig von meinem Partner sein wie ich möchte, dass Jemand abhängig von mir ist. Denn das ist in meinen Augen keine Partnerschaft, sondern eine Hierarchie. Und ich würde niemals wollen, dass der Mensch den ich Liebe sich als weniger wichtig oder wertvoll sieht als ich mich selbst.“
Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
Die junge Japanerin blickt skeptisch und etwas ablehnend bei Liams Ausführungen zu den Praktiken der Stämme. Die Vorstellung, das Frauen irgendwo das Sagen hatten, war ihr fremd und erschien ihr als unschicklich. Aber sie beschließt nicht darauf herumzureiten - nicht hier und nicht gegenüber Liam, der das als Angriff gegen die indianische Kultur mißverstehen könnte.
Sie hält sich darum eher an lebenspraktische Probleme.
"Ich war einfach noch nie in einer Beziehung. Vielleicht sollte ich mir auch nicht so den Kopf darüber zerbrechen, sondern schauen wen ich kennenlerne und was sich daraus entwickelt."
Hifumi reckt sich.
"Und dafür bin ich ja da. Um andere aufgeschlossene Mädchen kennen zu lernen. Sollen wir uns bereit machen?"
Sie hält sich darum eher an lebenspraktische Probleme.
"Ich war einfach noch nie in einer Beziehung. Vielleicht sollte ich mir auch nicht so den Kopf darüber zerbrechen, sondern schauen wen ich kennenlerne und was sich daraus entwickelt."
Hifumi reckt sich.
"Und dafür bin ich ja da. Um andere aufgeschlossene Mädchen kennen zu lernen. Sollen wir uns bereit machen?"
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
Um sie herum kam langsam aber sicher Bewegung in die Menge. Verstreute Grüppchen fanden sich wieder zusammen und die quietschende Rückkopplung eines Megaphons übertönte für einen Moment die Gespräche um sie herum. Als Liam sich in die Richtung des Geräusches umdrehte konnte er einen jungen Mann ausmachen der sie alle gerade so eben um einen Kopf überragte. Vermutlich, weil er auf einer umgedrehten Getränkekiste stand.
„Herzlich willkommen zum diesjährigen Taking Pride in Capitol Hill. Wie immer seid ihr unfassbar viele und schafft es damit all unsere Erwartungen zu übertreffen. Vielen, vielen Dank an alle die heute gekommen sind.“
Applaus brandete einige Sekunden durch die versammelte Menge.
„Ihr seid ja alles alte Hasen und wisst wie es läuft. Wer´s nicht weiß fragt einfach seinen Nebenmann. Die Sammelpunkte für volle Müllbeutel sind wie immer mit blauen Rechtecken und Fähnchen gekennzeichnet. Also sammelt was das Zeug hält! Wir sehen uns um zwölf hier wieder.“
Wieder wurde applaudiert. Dann begannen die Leute sich in kleineren und größeren Gruppen in verschiedene Richtungen zu zerstreuen. Liam sah sich einen Moment um uns deutete dann nach links den Denny Way hinunter.
„Wollen wir dort in der Straße anfangen?“
Auf der rechten Straßenseite war ein Trupp aus drei Teilnehmern dabei verstreute Werbeflyer einzutüten während die linken Seite bisher frei war.
„Ich befürchte ich bin kein guter Dating- oder Beziehungscoach.“, nahm Liam schließlich den Faden des Gespräches wieder auf.
„Ich hatte erst eine ernsthafte Beziehung und hab seit über einem Jahr nicht mehr gedatet.“
Die Auswahl an Menschen im Allgemeinen war in der Arktis wirklich überschaubar. Zudem war seine erste Liebe am Ende ziemlich hässlich in die Brüche gegangen, was seinem Bedarf an Beziehungsdramen für Jahre im Voraus gedeckt hatte. Zumindest hatte es sich damals so angefühlt. Mittlerweile war der Schmerz deutlich blasser geworden. Jetzt und Hier fehlten ihm schlicht die Kapazitäten um sich ernsthaft mit der Suche nach einem Partner auseinanderzusetzen.
„Herzlich willkommen zum diesjährigen Taking Pride in Capitol Hill. Wie immer seid ihr unfassbar viele und schafft es damit all unsere Erwartungen zu übertreffen. Vielen, vielen Dank an alle die heute gekommen sind.“
Applaus brandete einige Sekunden durch die versammelte Menge.
„Ihr seid ja alles alte Hasen und wisst wie es läuft. Wer´s nicht weiß fragt einfach seinen Nebenmann. Die Sammelpunkte für volle Müllbeutel sind wie immer mit blauen Rechtecken und Fähnchen gekennzeichnet. Also sammelt was das Zeug hält! Wir sehen uns um zwölf hier wieder.“
Wieder wurde applaudiert. Dann begannen die Leute sich in kleineren und größeren Gruppen in verschiedene Richtungen zu zerstreuen. Liam sah sich einen Moment um uns deutete dann nach links den Denny Way hinunter.
„Wollen wir dort in der Straße anfangen?“
Auf der rechten Straßenseite war ein Trupp aus drei Teilnehmern dabei verstreute Werbeflyer einzutüten während die linken Seite bisher frei war.
„Ich befürchte ich bin kein guter Dating- oder Beziehungscoach.“, nahm Liam schließlich den Faden des Gespräches wieder auf.
„Ich hatte erst eine ernsthafte Beziehung und hab seit über einem Jahr nicht mehr gedatet.“
Die Auswahl an Menschen im Allgemeinen war in der Arktis wirklich überschaubar. Zudem war seine erste Liebe am Ende ziemlich hässlich in die Brüche gegangen, was seinem Bedarf an Beziehungsdramen für Jahre im Voraus gedeckt hatte. Zumindest hatte es sich damals so angefühlt. Mittlerweile war der Schmerz deutlich blasser geworden. Jetzt und Hier fehlten ihm schlicht die Kapazitäten um sich ernsthaft mit der Suche nach einem Partner auseinanderzusetzen.
Re: Community Arbeit [Hifumi, Liam]
Hifumi folgte einfach dem Strom und Liams Führung - sie war mit den Abläufen nicht vertraut.
Die am Anfang der Veranstaltung noch nervöse Japanerin wurde entspannter, als sie sich in der eigentlichen Arbeit einfindet.
Es war eine angenehme Abwechslung, dass sie sich hübsch machen konnte ohne dass Männer es als Einladung mißverstanden sie anzuflirten - und irgendwie sehr aufregend, von anderen Frauen als attraktiv wahrgenommen zu werden. Dazu war da noch die Anonymität durch die Sonnenbrille und den falschen Namen, durch die Hifumi sich ausprobieren konnte, ohne dass es auf sie und ihren Ruf zurückfiel. Sie bückte sich mit ihrem Räckchen einige Male etwas tiefer, als sie musste, und genoss die Wirkung die sie damit auf andere gleichgesinnte Frauen hatte.
Aufkommende Scham verdrängte sie damit, dass sie immer noch ein anständiges Mädchen war, keine Schlampe oder Dirne - eine Schlampe und Dirne würde Männern den Kopf verdrehen und Verlangen in ihnen wecken! Was Hifumi tat war etwas ganz anderes!
"Naja, ich will dich auch nicht belasten oder alte Wunden aufbohren oder so etwas. Wenn es sich ergibt, dann ergibt es sich halt, und ich werde den Rest selbst heraus finden müssen."
Weiter als bis zum heutigen Tag konnte Hifumi ohnehin noch nicht denken. Was wenn sich daraus mehr entwickelte, was wenn sie ihre echte Identität offenbaren müsste, was wenn sie heimlich ihre Freundin traf und das irgendwie heraus kam bei den anderen Betschwestern... Hifumis zartes aufblühendes Liebesleben drohte von Anfang an brutal erstickt zu werden, in den Zwängen und Abhängigkeiten in denen sie verstrickt war, die kein anderes Lebensmodell für sie vorsahen als das der unterwürfigen, abhängigen und natürlich streng heterosexuellen Hausfrau und Mutter.
Die am Anfang der Veranstaltung noch nervöse Japanerin wurde entspannter, als sie sich in der eigentlichen Arbeit einfindet.
Es war eine angenehme Abwechslung, dass sie sich hübsch machen konnte ohne dass Männer es als Einladung mißverstanden sie anzuflirten - und irgendwie sehr aufregend, von anderen Frauen als attraktiv wahrgenommen zu werden. Dazu war da noch die Anonymität durch die Sonnenbrille und den falschen Namen, durch die Hifumi sich ausprobieren konnte, ohne dass es auf sie und ihren Ruf zurückfiel. Sie bückte sich mit ihrem Räckchen einige Male etwas tiefer, als sie musste, und genoss die Wirkung die sie damit auf andere gleichgesinnte Frauen hatte.
Aufkommende Scham verdrängte sie damit, dass sie immer noch ein anständiges Mädchen war, keine Schlampe oder Dirne - eine Schlampe und Dirne würde Männern den Kopf verdrehen und Verlangen in ihnen wecken! Was Hifumi tat war etwas ganz anderes!
"Naja, ich will dich auch nicht belasten oder alte Wunden aufbohren oder so etwas. Wenn es sich ergibt, dann ergibt es sich halt, und ich werde den Rest selbst heraus finden müssen."
Weiter als bis zum heutigen Tag konnte Hifumi ohnehin noch nicht denken. Was wenn sich daraus mehr entwickelte, was wenn sie ihre echte Identität offenbaren müsste, was wenn sie heimlich ihre Freundin traf und das irgendwie heraus kam bei den anderen Betschwestern... Hifumis zartes aufblühendes Liebesleben drohte von Anfang an brutal erstickt zu werden, in den Zwängen und Abhängigkeiten in denen sie verstrickt war, die kein anderes Lebensmodell für sie vorsahen als das der unterwürfigen, abhängigen und natürlich streng heterosexuellen Hausfrau und Mutter.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
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