Private Stunden [Masamune, Reiko (SL)]

[Masamune]

"Und du glaubst, ich habe diese Fähigkeit nicht?"

Masamune schaute sie ernst an.

"Warum bist du dann hier, wenn du nicht glaubst, dass ich dir nicht dabei helfen kann dich zu verteidigen? Denn wie soll ich es dir beibringen, wenn ich selbst in deinen Augen nicht in der Lage bin mich gegen ihn zu wehr zu setzen?"

Er legte den Kopf schief.

"Oder aber... du glaubst doch, dass ich dir helfen kann. Dann wiederum brauchst du keine Angst zu haben, dass er mich verletzt, oder?"

Masamune nahm etwas vor ihr Position ein. Die Hände hinter dem Rücken.

"Versuche mich zu treffen. Wenn es dir gelingt, verzichte ich auf das Gespräch mit ihm."

[Mystiker]

Warum bist du hier?...bist du hier?...hier... Die Worte hingen in der Luft wie Blei. Reiko schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. "Ich bin hier, weil ich mich gegen ihn verteidigen will. Weil..."

Keine Angst haben, dass er mich verletzt...mich verletzt....verletzt... "Weil...weil...weil er...mich..." Ihr blieben die Worte auf der Zunge liegen. Im Hals stecken.

Versuch mich zu treffen...zu treffen....treffen... ihr Körper reagierte wie von selbst. Sie fuhr nach vorne. Legte jede Kraft in den Schlag. Sie spürte, wie ihr Schwerpunkt sich verlagerte, als sie über den Körper ihres Senseis glitt und mit dem Rücken auf dem Boden landete. Sanft. Als würde ihr Sensei sie schonen. Wut brandete in ihr auf. Wieso schonte er sie? Ein Aufschrei der Frustration ausstoßend zog sie die Beine an und versuchte ihren Sensei erneut überraschend zu erwischen, aber er war nicht dort, wo er hätte sein sollen. Sie nutzte den Schwung, um auf die Füße zu kommen. Drehte sich weiter. Wieder nicht, nochmal. Knapp. Wieder vorbei.

Noch einmal reagierte sie instinktiv. Sie musste ihm den Weg abschneiden. Sie war diesen Salto so oft auf der Matte gesprungen, dass er ihr in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie landete, eine Faust vor ihrem Gesicht. Ein leichter Stüver auf der Nase. Panik! Rückwärtssalto. Nein. Schritt zurück. Nein zur Seite ausweichen. Gleichgewicht? Sie verlor es und stolperte einen Schritt zurück. Fiel nach hinten und blieb mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken liegen. Schwer atmend. "Ich...weil...ich...kann euch nicht...treffen...Sensei..." keuchte sie.

[Masamune]

Das nächste Mal, als Reiko seine Hand sah, war sie nicht zum Angriff geballt. Er reichte sie ihr, um ihr hoch zu helfen.

"Du bist hier, weil du denkst, dass ich dir helfen kann. Deswegen hast du dich mir offenbart. Du musst... nur noch vertrauen, dass ich dich vor ihm beschützen kann."

Egal, ob sie sich aufhelfen ließ oder selber auf stand. Masamune wartete, bis sie nicht mehr auf dem Boden lag.

"Der Platz unter dem Bodhi-Baum, wo der Buddha saß und die Erleuchtung erreichte, heißt im Sanskrit bodhimaṇḍa „Platz der Erleuchtung“. Dem entspricht im Japanischen Dōjō. Sowohl in der Kampfkunst als auch im Zen-Buddhismus ist das Dojo ein Ort der Erleuchtung, des Lernens und des inneren Friedens."

"Wusstest du, dass die Verbeugung in Richtung Shōmen..." Masamune deutete auf die Front mit den Bildern der Sensai. "... nicht nur Respekt gegenüber dem Meister und seinen Lehrern ausdrückt, sondern auch eine Anerkennung der Regeln im Dojo ist?"

Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken.

"Mein Versprechen an meine Schüler ist, dass sie hier in Frieden trainieren können... dass sie hier in Sicherheit sind. Wenn du also mein Angebot annimmst, werde ich dieses Versprechen halten... und ich bin in der Lage es durch zu setzen."

[Mystiker]

Sie ergriff seine Hand und lies sich von Masamune auf die Füße helfen. Dann verbeugte sie sich noch einmal, bevor sie seinen Worten zuhörte. "Ich bin her gekommen, um mich selbst vor ihm schützen können. Ich weiß das er mich niemals töten oder ernsthaft verletzen würde. Bei Anderen bin ich mir da nicht sicher." sie seufzte und blickte zu Boden.

"Deswegen habe ich ja euch ausgewählt. Weil ihr das vielleicht verstehen würdet." Sie sah ihn nun wieder an. "Ich denke ein Gespräch würde nicht eskalieren. Er kann nur sehr uneinsichtig sein." Schließlich verneigte sie sich noch einmal tief vor Masamune und den Bildern der Sensei. "Ich vertraue euch."

[Masamune]

"Er wird dich nicht töten oder ernsthaft verletzten. Aber er wird dich auch nicht in Frieden lassen. Es wird nicht aufhören, bis du eine Grenze setzt. Auszug... oder Kampf. Solange er glaubt, dass er die Kontrolle hat, wirst du sein Opfer sein."

Er seufzt und nickt dann.

"Gut. Dann werden wir gemeinsam mit ihm sprechen. Und falls er nicht aufhört... steht dir hier ein Platz zur Verfügung an dem du in Sicherheit bist."

[Mystiker]

"Ich würde es nicht als Opfer bezeichnen...ich bin immer noch seine Schwester." Sie seufzte und dabei verlies auch jegliche Spannung ihren Körper. "Ich...ich werde mit ihm sprechen, wann wir das Treffen machen können." Ein sachtes Lächeln überzog ihr Gesicht. "Danke Sensei." noch einmal verneige sie sich.

[Masamune]

"Und genau das war auch mein Problem über viele Jahre: Sie waren doch Familie. Aber am Ende... haben sie mich vergewaltigt und missbraucht. Ich war ihr Opfer, aber es wollte nicht in meinen Kopf."

Diesen schüttelte Masamune dann. Er deutete auf die Matte.

"Genug geredet für heute. Lass uns weiter trainieren."