Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

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Hifumi
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Re: Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

Beitrag von Hifumi »

"Heilen... Also ja, ich kann heilen. Wenn es um mich selbst geht. Das mit dem Heilen anderer, das habe ich nicht mehr replizieren können, seit meinem Durchbruch bei meinem ersten Erwachen."

Nachdenklich nestelte Hifumi an ihrer Gebetsperlenkette.

"Das erste Erwachen, das ist wohl eine einzigartige Epiphanie. Erlaubt uns einen Energieschub, erlaubt uns einmalig Dinge zu vollbringen, die danach unerreichbar scheinen.

Was meinen Avatar angeht - mein Avatar ist Subhuti. Ein direkter Schüler Buddhas und ein Arhant, einer der der bereits das Nirvana erreicht hat. Im Lotus-Sutra wird er nur beiläufig erwähnt."


Hifumis Fäustchen ballten sich.

"Für die Anhänger des Zen-Buddhismus ist er eine zentrale Figur. Der, der kommt und nicht kommt. Der, der geht und zugleich nicht geht. Derjenige, der mu, die Leere, am besten von allen von Buddhas Schülern verstanden hat, eher er die dreifache Welt hinter sich ließ. Oder gerade hinter sich lässt, oder lassen wird.
Subhuti ist ein wenig wie Schrödingers Katze, sobald man beginnt zu scharf über ihn nachzudenken ist seine Position in Raum und Zeit nicht mehr greifbar."


Die Fäustchen ballten sich enger.

"Jedenfalls, wann immer Subhuti sich bemerkbar macht, ist er frech zu mir. Fordert meine Glaubensfesten heraus. Ich würde ihn am liebsten einfach ignorieren, aber Elena denkt dass mein Unterbewußtsein mir damit etwas sagen will. Dass ich aus den starren Vorgaben und der starren Form meines Tempels ausbrechen muss, wenn ich mich weiterentwickeln anstatt nur stagnieren will."

Sie schnaubte, zumindest bis sie Mateos Beschämnis über ihre Frage nach Partnersuche und Priesterschaft bemerkte. Vorsichtig legte Hifumi ihm die Hand auf die Schulter, falls er das zuließ. Drückte dann fester, falls er es erlaubte.

"Ich... naja, ich selbst kenne auch Zwänge."

Sie ließ die Worte einen Moment wirken, ehe sie fortfuhr.

"Aber bei mir, da war es umgekehrt. Meine Eltern, sie hätten es am liebsten gesehen, wenn ich schon bei Annahme meines High-School-Zeugnisses einen dicken Babybauch gehabt hätte, und Tage später verheiratet gewesen wäre.
In Japan erwartet man, dass Frauen möglichst jung heiraten. Besonders in konservativen Familien, die Nichiren-Buddhismus anhängen. Es war ein ziemlicher Kampf, meine Familie davon zu überzeugen dass ich überhaupt studieren gehen konnte. Und dann noch ein Auslandsjahr dran zu hängen. Und dann auch noch eine Missionsreise in leitender Funktion."


Hifumi blickte einen Moment auf die Tischplatte, und wich Mateos Blick aus.

"Allerallerspätetestens mit 24 Jahren muss ein anständiges Mädchen wie ich vergeben sein. Frauen, die mit 25 immer noch ledig und ungeschwängert sind, die nennt man bei uns unverkäufliche Weihnachtskuchen. Weil ab dem 25ten Dezember niemand bei klarem Verstand mehr einen Weihnachtskuchen kaufen würde. Wenn so ein Weihnachtskuchen immer noch unverkauft ist, dann stimmt mit dem Kuchen irgendwas nicht."

Die junge Japanerin lachte nervös auf.

"Ich selbst bin inzwischen 25 Jahre alt, Mateo. Die Teenagerinnen die ich auf dieser Missionsreise anleite, sind teilweise schon verlobt, und in romantischer Hinsicht erfahrener und reifer als ich selbst. Ich, der unverkäufliche Weihnachtskuchen, mit dem irgendwas nicht stimmen kann.

Und immer noch stürze ich mich lieber in Gefängnisseelsorge und Müllsammelaktionen und zig andere Nebenkriegsschauplätze, anstatt mir Tinder zu installieren, den erstbesten reinblütigen Japaner zu matchen und ihn zu fragen, wann er vorbeikommen und es mir... hnghh... ob er sich mich als Mutter seiner Kinder vorstellen könnte."


Ihre Mundwinkel senkten sich, und ihr nervöses Lachen war eher bitter.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

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Mateo
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Re: Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Seine Stimme war leise, fast ehrfürchtig.
„Bei meinem ersten Erwachen… da war es auch so. Ich war verletzt. Schwer. Ich glaube ich lag im Sterben.“

Er sah kurz zur Seite, als würde er sich erinnern.
„Aber irgendetwas hat mich gerettet. Ich habe mich selbst geheilt. Einfach so. Ich konnte das auch nie wieder replizieren.“

Sein Blick wurde nachdenklich.
„Mein Avatar spricht nicht oft mit mir. Aber wenn… dann hat er etwas zu sagen.“

Er sah Hifumi wieder an, seine Stimme ruhig, aber voller Bedeutung.
„Er ist Teil der himmlischen Heerscharen. Ein Engel aus Gottes Ewigkeit.“

Ein kurzer Moment der Stille.
„Er fordert mich heraus. Versucht mich zu unterstützen. Sagt mir, ich soll ehrlich zu mir sein. Dass ich mit mir selbst im Reinen sein muss, um in meiner Magie weiterzukommen.“

Mateo senkte den Blick, fast wie in ein stilles Gebet.
„Ich hab noch nicht wirklich herausgefunden, wann oder warum er auftaucht. Aber wenn ich sehr mit mir im Reinen bin… oder sehr strauchle… dann ist er da.“

Als Hifumi ihm die Hand auf die Schulter legte, ließ Mateo es zu.
Er spürte die Wärme, das Gewicht, das stille Angebot.
Und er genoss es.

Das Gefühl, dass jemand da war.
Dass er nicht allein war.

Er hörte ihren Worten zu, ließ sie in sich wirken.
Dann sprach er leise:
„Das… hört sich irgendwie schrecklich an.“

Er sah sie an, sein Blick sanft, aber fragend.
„Aber wie passt das zusammen mit dem, was du über Nichiren Daishonin hast? Dass er ein Vorkämpfer für die Gleichberechtigung von Frauen war? Dass Frauen gleichberechtigt die Erleuchtung erreichen können?“

Ein kurzer Moment der Stille. Mateo schaute Hifumi an, legte seine Hand auf ihre. Nicht fordernd, sondern nur tröstend. Seine Stimme war ruhig, aber voller Anteilnahme.
„Was willst du denn, Hifumi-chan?“

Dann wurde sein Blick wieder etwas schwerer.
„Bei mir ist es auch nicht einfach.“

Er sah auf seine Hände, dann wieder zu ihr.
„Meine Familie ist sehr konservativ. Und katholisch.“

Ein leises Lächeln, traurig und zärtlich zugleich.
„Meine Lola wollte immer einen Priester in der Familie. Aber niemand hat ihr diesen Wunsch erfüllt, bevor sie gestorben ist.“

Er atmete tief durch.
„Alle haben was anderes gemacht. Meine beiden Brüder studieren medizinische Fächer. Mein ältester Bruder ist sehr schlau – wird bestimmt ein Doktor.“

Ein kurzer Blick zur Seite.
„Und irgendwie… wollte ich ihr diesen Wunsch erfüllen.“

Sein Blick wurde fester.
„Ich hab meinen Eltern versprochen, dass ich vor dem Abschluss meines Studiums keine Dates oder Freundinnen habe.“

Ein bitteres Lächeln.
„In der Familie gab’s genug Beispiele. Cousinen, die zu früh schwanger wurden und das Studium abbrechen mussten. Cousins, die plötzlich ihre Freundin geschwängert hatten und dann arbeiten mussten, um Geld fürs Kind zu verdienen.“

Er sah Hifumi wieder an.
„Bisher hab ich mich immer daran gehalten. Und ich dachte auch, dass ich das weiter tun würde.“

Ein leiser Seufzer.
„Aber irgendwie… weiß ich nicht, ob ich das kann.“

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Hifumi
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Re: Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

Beitrag von Hifumi »

Ruhig und ohne Widerspruch hörte sie Mateos Bericht zu seinem Avatar an.

"Die höchste Welt unterhalb der formlosen Leere des Nirvana kennen wir als Welt der himmlischen Wesen, bevölkert von den Deva, im japanischen auch Tennin. Die meisten von ihnen stehen über menschlichen Gedanken und Bedürfnissen, und greifen nicht mehr in die dreifache Welt ein. Ihr Wesen, ihr Denken, die Welt in der sie leben wären für jeden außer für die Erleuchtetsten und Reinsten unter uns Menschen völlig fremdartig und unbegreiflich. Die höchsten von ihnen, die dem Nirvana so nahe kommen wie man es auf den sechs Pfaden überhaupt kann, haben noch nicht einmal mehr Form."

Sie machte eine kurze Pause, um dem Filipino zu erlauben diese Informationen zu verarbeiten.

"Die einzigen Devas, die sich mit den Menschen der dreifachen Welt abgeben, leben im Abhasvaras, der Wortbedeutung im Sanskrit nach in etwa Himmel-der-dem-Licht-nahe-kommt. Sie sind diejenigen Devas, die uns Menschen noch am ähnlichsten sehen, die unsere Bedürfnisse und Nöte nachvollziehen und nachempfinden können. Wenn ein Deva in unserer dreifachen Welt gesichtet wird und die Zeugen über den Anblick nicht den Verstand verlieren, kommt er praktisch immer aus dem Abhasvaras.
Oft sind sie einfach da, ihr menschlicher Leib von innen heraus leuchtend. Manchmal geben sie Rat, in Zungen die menschliche Ohren verstehen können. Ganz selten sollen sie auch eingreifen."


Hifumi machte noch eine Pause.

"Das Sanskrit-Wort 'Deva' wurde über die gemeinsamen indo-germanischen Wurzeln in der grauen Vorzeit in vielen anderen Sprachen aufgegriffen. Im Lateinischen wurde daraus 'Deus', im Alt-Griechischen durch Lautverschiebungen zu 'Zeus'. Selbst im modernen Englischen lebt es noch fort, als Wurzel des Adjektivs 'divine'."

Tief blickte sie ihrem Gegenüber in die Augen.

"Vielleicht hatte Campbell recht, mit seiner Hypothese vom Meer der Mythen, die auf einen gemeinsamen wahren Kern in prähistorischer Vergangenheit hindeuten. Wie sich die Einzelheiten in den Erzählungen der Menschen ebenso auseinanderentwickelt haben wie ihre Zungen.
Besonders wenn es um einen höchsten divinen Kern geht, den menschliche Sprache nur unzureichend beschreiben, ja den der menschliche Geist in seiner reinsten Form der Formlosigkeit kaum erfassen und begreifen kann."


Als sie auf die Widersprüche angesprochen wird, zwischen dem was von Nichiren Daishonin vor über 700 Jahren über die Rolle der Frau gelehrt wurde, und in der Rolle der Frau unter seinen heutigen Anhängern, verschwindet die Nähe und Wärme einen Moment. Hifumi zieht ihre Hand zurück, gewinnt Abstand, verschränkt die Arme. Mateo muss da einen sehr wunden Punkt bei der jungen Japanerin gefunden haben. Einen, mit dem sie selbst ringt, aber zugleich muss sie nach außen die gute und folgsame Betschwester spielen, die keine Schwächen in den Lehren und der Kultur ihrer Sekte sieht.

"Was ich will... ist nicht so wichtig. Nicht in Nichiren Shoshu. Da wird meine Leine einfach immer kürzer. Und irgendwann trete ich in den nächsten Lebensabschnitt ein und gelobe, die zweite weibliche Gehorsamkeit zu ehren."

Hifumi konnte Mateos Probleme gut nachempfinden. Gerne würde sie ihm davon erzählen, wie es ihr als insgeheimer Lesbe mit den sehr konservativen Geschlechterrollen in ihrem Tempel erging. Wie sie schon seit Monaten darauf hin arbeitete, den Absprung zu einem liberaleren Tempel zu schaffen. Die tausend Ängste die sie darüber ausstand, über ihr Visum, die Reaktion ihrer Schwestern, die Reaktion ihrer Familie.
Aber so gut, dass sie so höchstpersönliche Dinge ausbreiten würde, so gut kannten sie sich einfach noch nicht.

Das Mobiltelefon der Japanerin vibrierte, und sie blickte darauf.

"Meine Schwester hat die Nachricht jetzt gesehen, aber es ist ihr zu spät um über eine Stunde rauszufahren für mich. Aber ich denke, es ist jetzt sicher für mich wenn ich alleine gehe."

Zum Abschluss lächelte Hifumi dann doch noch einmal warm und versöhnlich.

"Danke nochmal dafür, dass du mich hinausbegleitet hast, Mateo. Lass uns beide bitte über diesen Abend hinaus in Kontakt bleiben."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

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Mateo
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Re: Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

Beitrag von Mateo »

Mateo saß da, die Stirn leicht gerunzelt, die Augen weit offen.
Man konnte ihm ansehen, wie sehr er versuchte, all das zu verarbeiten.
Die himmlischen Welten, die Deva, das Abhasvaras, die sprachgeschichtlichen Wurzeln – es war viel.
Viel mehr, als er in dem Proseminar über Buddhismus je gehört hätte.

*Vielleicht kann ich das Seminar skippen,* dachte er halb scherzend, halb ehrfürchtig.
Aber in seinem Gesicht lag keine Überforderung – sondern echtes Staunen.
Er wollte sich das merken.
Wollte es verstehen.
Wollte es würdigen.

Doch dann, wie vor den Kopf geschlagen, spürte er, wie Hifumi sich zurückzog.
Die Wärme wich aus ihrem Blick, ihre Arme verschränkten sich.
Mateo wollte sich gerade entschuldigen – für seine Frage, für seinen Ton, für das, was er vielleicht berührt hatte, ohne es zu merken.

Aber da sprach sie schon weiter.
Und er ließ sie.

Er hörte zu.
Mit Respekt.
Mit Mitgefühl.

Als sie geendet hatte, war er einen Moment still.
Dann nickte er langsam.
„Äh… ja, Hifumi-chan. Lass uns gerne weiter in Kontakt bleiben.“

Er griff in seine Tasche, holte eine seiner einfachen Visitenkarten hervor.
Ein schlichtes Design, sein Name, seine Nummer.

Er reichte sie ihr mit beiden Händen.
„Da ist meine Nummer. Schreib mir gerne, dann speichere ich deine.“

Ein sanftes Lächeln.
„Danke für deine Zeit. Und für all die Gedanken, die du mit mir geteilt hast. Sie waren sehr wertvoll für mich.“

Er sah ihr nach, wie sie mit schnellen Schritten das Café verließ.
Mateo saß noch einen Moment da, den Blick auf die Tür gerichtet.
Dann atmete er tief durch. Und lächelte.

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Hifumi
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Re: Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

Beitrag von Hifumi »

Gerne gab Hifumi ihre persönliche Nummer weiter.

Wer weiß, vielleicht wäre sie beim nächsten Mal bereit sich weiter zu öffnen.

"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren

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Mateo
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Re: Engage, Learn, Grow and Lead (Hifumi, Mateo)

Beitrag von Mateo »



Mateo besucht eine Veranstaltung, bei der Hifumi über ihren Glauben und ihre religiöse Gemeinschaft referiert. In der abschließenden Fragerunde eskaliert die Situation durch provokante Fragen des lokalen Anime-Clubs, woraufhin Hifumi die Veranstaltung abrupt verlässt. Mateo folgt ihr, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut geht. Bei einem gemeinsamen Kaffee kommen sie ins Gespräch über Spiritualität und entdecken, dass sie beide Magi sind. Als Mateo behutsam Widersprüche in Hifumis Aussagen anspricht, zieht sie sich erneut zurück.

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