Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Lange war Hifumis letzter Besuch im Kiyoshi-Dojo her. Dieses Mal hatte sie sich für vormittags um 10 Uhr angemeldet - spät genug nach dem Frühstück und zu früh vor dem Mittagessen, um Masamunes Mutter nicht in erneute Verlegenheit zu bringen eine potentielle Schwiegertochter verköstigen zu müssen.
Takahashi-sans Begehr an diesem Vormittag: Sie wollte in das Tachi eingeführt werden. Einfach wie man es richtig und sicher trägt, zieht und führt.
Der von Hifumi zu diesem Anlass getragene navyblauer Rock reichte ihr bis zu den Knien. Der burgunderrote Pullover hätte ein hervorragender Schutz gegen die herbstliche Kälte sein können, würde er nicht konterkariert von einem blickfangenden Keyhole-Ausschnitt. Für die brave Betschwester, wie Masamune sie kannte, waren beides ungewöhnliche Wahlen. Nur die pinke Plastik-Gebetsperlenkette klapperte wie gewohnt an ihrem Handgelenk.
Neben einer Sporttasche führte sie dieses mal eine Hutschachtel mit sich. Es gab nur eine Art von Frauen, die diese altertümliche Schwertform mit einem besonderen Hut kombinierten - die Shirabyōshi, Tänzerinnen zu Lebzeiten Nichirens. Einerseits gebildet und ausdrucksstark, andererseits verrucht und oftmals käuflich.
Takahashi-sans Begehr an diesem Vormittag: Sie wollte in das Tachi eingeführt werden. Einfach wie man es richtig und sicher trägt, zieht und führt.
Der von Hifumi zu diesem Anlass getragene navyblauer Rock reichte ihr bis zu den Knien. Der burgunderrote Pullover hätte ein hervorragender Schutz gegen die herbstliche Kälte sein können, würde er nicht konterkariert von einem blickfangenden Keyhole-Ausschnitt. Für die brave Betschwester, wie Masamune sie kannte, waren beides ungewöhnliche Wahlen. Nur die pinke Plastik-Gebetsperlenkette klapperte wie gewohnt an ihrem Handgelenk.
Neben einer Sporttasche führte sie dieses mal eine Hutschachtel mit sich. Es gab nur eine Art von Frauen, die diese altertümliche Schwertform mit einem besonderen Hut kombinierten - die Shirabyōshi, Tänzerinnen zu Lebzeiten Nichirens. Einerseits gebildet und ausdrucksstark, andererseits verrucht und oftmals käuflich.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
- Nichiren
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Dieses Mal waren sie alleine im Dojo. Was sofort auffiel: Die Flyer für die Nichiren-Sekte waren auf dem Tresen ausgelegt. Offensichtlich vollzählig. Nicht eins schien zu fehlen. Sie zu entsorgen war also scheinbar unhöflich genug, um es nicht zu tun.
Der Samurai begrüßte Hifumi. Weder ihr Outfit, der Ausschnitt, noch der Hut schienen auf irgendeine Art und Weise seine Aufmerksamkeit besonders zu erregen.
"Guten Morgen, Takahashi-san. Schön, dass sie wieder hergefunden haben."
Er deutete auf die Umkleide.
"Wollen Sie etwas trinken, nachdem sie sich umgezogen haben?"
Der Samurai begrüßte Hifumi. Weder ihr Outfit, der Ausschnitt, noch der Hut schienen auf irgendeine Art und Weise seine Aufmerksamkeit besonders zu erregen.
"Guten Morgen, Takahashi-san. Schön, dass sie wieder hergefunden haben."
Er deutete auf die Umkleide.
"Wollen Sie etwas trinken, nachdem sie sich umgezogen haben?"
Täuschung und Schein gleichen dem Traum und die Erleuchtung dem Erwachen daraus. Wer träumt, weiß nicht, dass er träumt. Nur der Erwachte weiß, dass er geträumt hat.
Pu’an
Pu’an
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Hifumi verbeugte sich leicht, wie man das vor einem Ranggleichen tat.
"Guten Morgen, Kiyoshi-san. Schön, dass Sie sich Zeit für mich nehmen konnten. Bei den Getränken richte ich mich ganz nach Ihnen."
Ihr Blick fiel auf die Flyer auf dem Tresen, ein wenig ungläubig. Sie hatte einiges dazu zu sagen, aber das wäre eher ein Thema später, beim Teetrinken. Nicht jetzt zwischen Tür und Angel, während sie so schwer beladen war.
Die Hifumi, die aus der Umkleide zurückkehrte, wirkte sehr viel traditioneller. Roter Hakama-Hosenrock, hellrosa Suikan-Obergewand, schwarzer Eboshi-Vogelhut, und ein traditioneller Kowahori-Fächer.
Nur noch das weiße Gesichts-Make-Up und das traditionelle Tachi-Schwert fehlten, und sie wäre das direkte Ebenbild einer Shirabyōshi gewesen - der Tänzerinnen der Kamakura-Periode, die oft auch zugleich Mätressen und Prostituierte waren, und unter denen sich viele der ursprünglichen und zeitgenössischen Anhängerinnen Nichirens fanden.
Die Bushi fanden damals erst ihre zarten Anfänge, unter den Zeltregierungen der MInamoto und Hōjō. Später übernahmen Geishas die Rolle der Shirabyōshi, aber das war nicht wie Hifumi sich gewandet hatte. Ihre Gewandung hatte seine Wurzeln in der Zeit des Mongolensturms und früher, die Lebzeiten ihres religiösen Idols.
"Guten Morgen, Kiyoshi-san. Schön, dass Sie sich Zeit für mich nehmen konnten. Bei den Getränken richte ich mich ganz nach Ihnen."
Ihr Blick fiel auf die Flyer auf dem Tresen, ein wenig ungläubig. Sie hatte einiges dazu zu sagen, aber das wäre eher ein Thema später, beim Teetrinken. Nicht jetzt zwischen Tür und Angel, während sie so schwer beladen war.
Die Hifumi, die aus der Umkleide zurückkehrte, wirkte sehr viel traditioneller. Roter Hakama-Hosenrock, hellrosa Suikan-Obergewand, schwarzer Eboshi-Vogelhut, und ein traditioneller Kowahori-Fächer.
Nur noch das weiße Gesichts-Make-Up und das traditionelle Tachi-Schwert fehlten, und sie wäre das direkte Ebenbild einer Shirabyōshi gewesen - der Tänzerinnen der Kamakura-Periode, die oft auch zugleich Mätressen und Prostituierte waren, und unter denen sich viele der ursprünglichen und zeitgenössischen Anhängerinnen Nichirens fanden.
Die Bushi fanden damals erst ihre zarten Anfänge, unter den Zeltregierungen der MInamoto und Hōjō. Später übernahmen Geishas die Rolle der Shirabyōshi, aber das war nicht wie Hifumi sich gewandet hatte. Ihre Gewandung hatte seine Wurzeln in der Zeit des Mongolensturms und früher, die Lebzeiten ihres religiösen Idols.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
- Nichiren
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Tatsächlich stand Tee bereit, als Hifumi aus der Umkleidekabine kam. Masamune saß an dem flachen Tisch im Seiza und schaute auf. Seine Stirn legte sich in Falten. Sein Kopf etwas schief. Der Anblick der Asiatin schien ihn einen Moment aus dem Konzept zu bringen. Dann erhob er sich.
"Was genau ist das Ziel dieser Kostümierung, Takahashi-san?"
"Was genau ist das Ziel dieser Kostümierung, Takahashi-san?"
Täuschung und Schein gleichen dem Traum und die Erleuchtung dem Erwachen daraus. Wer träumt, weiß nicht, dass er träumt. Nur der Erwachte weiß, dass er geträumt hat.
Pu’an
Pu’an
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Hifumi verneigte sich erneut leicht, als der Bushi sich erhob.
"Sensei Kiyoshi-san... Das ist wie ich das Tachi zu nutzen gedenke. Ich sollte damit vertraut sein, wie diese Kleidung sie einschränkt."
Nach einer kurzen Pause machte sie weitere Ausführungen.
"Ich hatte vor kurzem eine Epiphanie über das Leben von Nichiren Daishonin. Die ersten Frauen die ihm folgten, das waren nicht brave Betschwestern wie ich - es waren Shirabyoshi, Tänzerinnen. Sehr gebildet und erfahren in der Dichtkunst, und zugleich geächtet - als Schaustellerinnen, als Dirnen, als Schlampen. Sie waren es, die intellektuell nachvollziehen konnten, was Nichiren Daishonin aus dem Lotus-Sutra zog, und zugleich auf emotionaler und spiritueller Ebene Hoffnung aus seiner Botschaft von Erleuchtung für alle schöpften - selbst für so verfemte Frauen wie sie.
Ich hoffe, mehr über meine Religion und über meine Magick zu lernen, indem ich ihrem Beispiel nacheifere und mehr über sie lerne. Indem ich lerne, wie sie zu sein, aufzutreten und wahrgenommen zu werden."
"Sensei Kiyoshi-san... Das ist wie ich das Tachi zu nutzen gedenke. Ich sollte damit vertraut sein, wie diese Kleidung sie einschränkt."
Nach einer kurzen Pause machte sie weitere Ausführungen.
"Ich hatte vor kurzem eine Epiphanie über das Leben von Nichiren Daishonin. Die ersten Frauen die ihm folgten, das waren nicht brave Betschwestern wie ich - es waren Shirabyoshi, Tänzerinnen. Sehr gebildet und erfahren in der Dichtkunst, und zugleich geächtet - als Schaustellerinnen, als Dirnen, als Schlampen. Sie waren es, die intellektuell nachvollziehen konnten, was Nichiren Daishonin aus dem Lotus-Sutra zog, und zugleich auf emotionaler und spiritueller Ebene Hoffnung aus seiner Botschaft von Erleuchtung für alle schöpften - selbst für so verfemte Frauen wie sie.
Ich hoffe, mehr über meine Religion und über meine Magick zu lernen, indem ich ihrem Beispiel nacheifere und mehr über sie lerne. Indem ich lerne, wie sie zu sein, aufzutreten und wahrgenommen zu werden."
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
- Nichiren
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Der Ärger zeichnete sich in Masamunes Gesicht ab, als Hifumi sprach.
"Ich will nicht ausschließen, dass jene, die sich Nichiren anschlossen als Dirnen geächtet waren. Aber soweit mir bekannt waren die meisten Shirabyoshi am Hofe und bei den Samurai angesehen als Künstlerinnen und Tänzerinnen. Sie waren Gelehrte und berühmt für ihre Darstellungen. Keine Verfehmten."
Er schauderte.
"Sie ziehen von dem einen Extrem ihres Glaubens ins Nächste, Takahashi-san. Und bei Allem Respekt: Sie sind dabei eine Tradition unserer Kultur mit sich zu reißen. Sind sie nur hier, um das Tachi zu erlernen... oder wollen sie sich auch gleich einem Samurai als Dirne anbiedern?"
Seine Augen funkelten die verkleidete Tänzerin an.
"Ich will nicht ausschließen, dass jene, die sich Nichiren anschlossen als Dirnen geächtet waren. Aber soweit mir bekannt waren die meisten Shirabyoshi am Hofe und bei den Samurai angesehen als Künstlerinnen und Tänzerinnen. Sie waren Gelehrte und berühmt für ihre Darstellungen. Keine Verfehmten."
Er schauderte.
"Sie ziehen von dem einen Extrem ihres Glaubens ins Nächste, Takahashi-san. Und bei Allem Respekt: Sie sind dabei eine Tradition unserer Kultur mit sich zu reißen. Sind sie nur hier, um das Tachi zu erlernen... oder wollen sie sich auch gleich einem Samurai als Dirne anbiedern?"
Seine Augen funkelten die verkleidete Tänzerin an.
Täuschung und Schein gleichen dem Traum und die Erleuchtung dem Erwachen daraus. Wer träumt, weiß nicht, dass er träumt. Nur der Erwachte weiß, dass er geträumt hat.
Pu’an
Pu’an
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Hifumi schüttelte den Kopf.
"Nein, Kiyoshi-san... Ich habe kein Interesse daran, mich Bushi anzubiedern. Allenfalls Onna-musha."
Sie machte eine längere Pause.
"Ich bin eine Lilie. Ein Mädchen, das andere Mädchen liebt.
Als Shirabyoshi dürfte man mich anschauen. Anschauen aber nicht anfassen. Angeschaut zu werden. Bewundert zu werden, ob eines ansprechenden Schwerttanzes. Phantasien auslösen. Damit käme ich zurecht. Aber mich einem Mann an den Hals werfen..."
Hifumi schüttelte vehement den Kopf.
"Mir würde schlecht darüber.
Ich will ja nur lernen, wie ich die Klinge sicher ziehe. Sicher führe. Sicher wieder einstecke. Den Rest - den bringe ich mir dann schon selbst bei. Falls ich Sie zu sehr abstoße."
In Hifumis bisheriger Sekte, Nichiren Shoshu, da kamen mädchenliebende Mädchen einfach nicht vor. Dirnenhafte Tänzerinnen auch nicht. Frauen wurden entweder brutal in die Tradwife-Rolle gepresst, oder kaltblütig rausgeworfen. Hatte sie zwischenzeitlich gebrochen, mit dem Tempel in dem sie hinein geboren worden war?
"Nein, Kiyoshi-san... Ich habe kein Interesse daran, mich Bushi anzubiedern. Allenfalls Onna-musha."
Sie machte eine längere Pause.
"Ich bin eine Lilie. Ein Mädchen, das andere Mädchen liebt.
Als Shirabyoshi dürfte man mich anschauen. Anschauen aber nicht anfassen. Angeschaut zu werden. Bewundert zu werden, ob eines ansprechenden Schwerttanzes. Phantasien auslösen. Damit käme ich zurecht. Aber mich einem Mann an den Hals werfen..."
Hifumi schüttelte vehement den Kopf.
"Mir würde schlecht darüber.
Ich will ja nur lernen, wie ich die Klinge sicher ziehe. Sicher führe. Sicher wieder einstecke. Den Rest - den bringe ich mir dann schon selbst bei. Falls ich Sie zu sehr abstoße."
In Hifumis bisheriger Sekte, Nichiren Shoshu, da kamen mädchenliebende Mädchen einfach nicht vor. Dirnenhafte Tänzerinnen auch nicht. Frauen wurden entweder brutal in die Tradwife-Rolle gepresst, oder kaltblütig rausgeworfen. Hatte sie zwischenzeitlich gebrochen, mit dem Tempel in dem sie hinein geboren worden war?
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
- Nichiren
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
"Gut." Masamunes Stimme war in diesem Moment hart und kantig. So wie Japaner eben sprachen.
Ihre Offenbarung nahm Masamune sehr gelassen hin. Es war ihre Sache und er schien keine Abneigung dagegen zu haben, dass Hifumi auf Frauen stand. Er atmete tief aus. Vielleicht auch, weil er sich jetzt keine Sorgen mehr machen musste, dass seine Mutter ihn mit Hifumi verkuppeln könnte.
"Abstoßen? Nein. Wenn Sie eine Shirabyoshi aufgrund ihrer Tradition darstellen würden, wäre es mir sogar eine Ehre Sie zu unterrichten. Aber wie ich schon sagte: Einige wenige Shirabyoshi waren sicher unter den Anhängern Nichirens... und ich unterstütze keinesfalls eine Darstellung mit dem Ziel, um Menschen in eine Sekte zu locken."
Ihre Offenbarung nahm Masamune sehr gelassen hin. Es war ihre Sache und er schien keine Abneigung dagegen zu haben, dass Hifumi auf Frauen stand. Er atmete tief aus. Vielleicht auch, weil er sich jetzt keine Sorgen mehr machen musste, dass seine Mutter ihn mit Hifumi verkuppeln könnte.
"Abstoßen? Nein. Wenn Sie eine Shirabyoshi aufgrund ihrer Tradition darstellen würden, wäre es mir sogar eine Ehre Sie zu unterrichten. Aber wie ich schon sagte: Einige wenige Shirabyoshi waren sicher unter den Anhängern Nichirens... und ich unterstütze keinesfalls eine Darstellung mit dem Ziel, um Menschen in eine Sekte zu locken."
Täuschung und Schein gleichen dem Traum und die Erleuchtung dem Erwachen daraus. Wer träumt, weiß nicht, dass er träumt. Nur der Erwachte weiß, dass er geträumt hat.
Pu’an
Pu’an
Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Hifumi senkte den Kopf ein wenig.
"Sensei KIyoshi-san, erstens war ich niemals in einer Sekte. Nichiren Shoshu war und ist ein anerkannter und respektierter Tempel."
Nach einer Pause fügte sie hinzu:
"Zweitens, ich bin kein Mitglied mehr bei Nichiren Shoshu. Mein Geständnis der Mädchenliebe, und meine Weigerung an einen vom Tempel ausgewählten Mann verheiratet zu werden, führten zu meinem Rauswurf."
Eine erneute Pause, nach der sie kurz aufsah.
"Meine Schwestern, sie haben die Treue zu mir über die Treue zum Tempel gewählt. Sie sind mir geschlossen ins Exil gefolgt."
Wieder ein gesenkter Blick.
"Von meiner Familie kann ich das gleiche nicht sagen. Sie haben mich nicht zur braven und anständigen Tempelgängerin erzogen, nur damit ich mich als widerspenstige und wollüstige Lilie erweise. Aus ihrer Sicht bin ich so tot, als hätte ich mir diesen blanken Stahl in die Kehle gerammt."
Hifumi spielte hier auf die Methode des Seppuku für weibliche Buke an. Anstatt sich den Bauch aufzuschneiden, gewährte man dem schwachen Geschlecht die kleine Gnade, sich nur die Pulsadern und den Hals aufzuschneiden.
"Sensei KIyoshi-san, erstens war ich niemals in einer Sekte. Nichiren Shoshu war und ist ein anerkannter und respektierter Tempel."
Nach einer Pause fügte sie hinzu:
"Zweitens, ich bin kein Mitglied mehr bei Nichiren Shoshu. Mein Geständnis der Mädchenliebe, und meine Weigerung an einen vom Tempel ausgewählten Mann verheiratet zu werden, führten zu meinem Rauswurf."
Eine erneute Pause, nach der sie kurz aufsah.
"Meine Schwestern, sie haben die Treue zu mir über die Treue zum Tempel gewählt. Sie sind mir geschlossen ins Exil gefolgt."
Wieder ein gesenkter Blick.
"Von meiner Familie kann ich das gleiche nicht sagen. Sie haben mich nicht zur braven und anständigen Tempelgängerin erzogen, nur damit ich mich als widerspenstige und wollüstige Lilie erweise. Aus ihrer Sicht bin ich so tot, als hätte ich mir diesen blanken Stahl in die Kehle gerammt."
Hifumi spielte hier auf die Methode des Seppuku für weibliche Buke an. Anstatt sich den Bauch aufzuschneiden, gewährte man dem schwachen Geschlecht die kleine Gnade, sich nur die Pulsadern und den Hals aufzuschneiden.
"Auf jeden Winter wird unweigerlich ein Frühling folgen."
- Nichiren
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Re: Weißer Takt der Lilie, schlichter Rhythmus des Lotus [Hifumi, Masamune]
Der Sensai lauschte und nickte. Nicht nur einmal. Er dachte anschließend eine Weile nach, ehe er antwortete.
"Scientology behauptet ebenfalls keine Sekte zu sein. Aber wahrscheinlich ist ihr Schritt den Tempel zu verlassen noch zu frisch, um das zu erkennen. Denn betrachtet man das ganze Nüchtern: strenge Hierachie, abgeschlossene Weltanschauung, Unterdrückung von kritischem Denken und Andersein, Isolation der Familie, Forderung von absoluter Loyaltät, Zwangsabgeben, Zwangsehen, Kontrolle des Privatlebens, Drohungen, das Spiel mit der Angst, der Rauswurf... das klingt alles nicht sehr... religiös, sondern dient nur dem Zweck der Kontrolle der Mitglieder unter dem Deckmantel, des eigenen inneren Buddha."
Masamune seufzte schwer.
"Es ehrt ihre Schwestern, dass sie zu ihnen stehen und mit ihnen gegangen sind. Ich hoffe sehr sie finden einen Weg, um außerhalb des Tempels bestehen zu können. Aber machen Sie bitte nicht den Fehler von einem Extrem ins Nächste zu rutschen."
Eine weitere Pause.
"Also... warum wollen sie wirklich als Shirabyoshi auftreten?"
"Scientology behauptet ebenfalls keine Sekte zu sein. Aber wahrscheinlich ist ihr Schritt den Tempel zu verlassen noch zu frisch, um das zu erkennen. Denn betrachtet man das ganze Nüchtern: strenge Hierachie, abgeschlossene Weltanschauung, Unterdrückung von kritischem Denken und Andersein, Isolation der Familie, Forderung von absoluter Loyaltät, Zwangsabgeben, Zwangsehen, Kontrolle des Privatlebens, Drohungen, das Spiel mit der Angst, der Rauswurf... das klingt alles nicht sehr... religiös, sondern dient nur dem Zweck der Kontrolle der Mitglieder unter dem Deckmantel, des eigenen inneren Buddha."
Masamune seufzte schwer.
"Es ehrt ihre Schwestern, dass sie zu ihnen stehen und mit ihnen gegangen sind. Ich hoffe sehr sie finden einen Weg, um außerhalb des Tempels bestehen zu können. Aber machen Sie bitte nicht den Fehler von einem Extrem ins Nächste zu rutschen."
Eine weitere Pause.
"Also... warum wollen sie wirklich als Shirabyoshi auftreten?"
Täuschung und Schein gleichen dem Traum und die Erleuchtung dem Erwachen daraus. Wer träumt, weiß nicht, dass er träumt. Nur der Erwachte weiß, dass er geträumt hat.
Pu’an
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